müssen müssen

  • immer noch denke ich, ich muss. Obwohl so alt, aber wir sind ja die tüchtige Trümmergeneration.
    Aber manchmal und immer öfter weiß ich und fühle ich, ich muss nicht. Und das ist ein unendliches Gefühl des Himmels.

  • also in meinem Leben gibt es schon noch manchmal ein bissel MUSS...aber eigentlich nur deshalb weil ich es WILL :)
    Ich finde MUSS auch nicht weiter schlimm. Ein dringendes, essentielles, existentielles MUSS genau so wie ein freiwillig gewähltes. Ich nehme ein Muss an, wenn ich den Sinn dahinter sehe (also wenn ich nicht trinke verdurste ich nun mal...)
    Wenn ihr Erwartungshaltungen Anderer meint...das wird dann schon was komplizierter...


    Ganz wichtig von Muss zu Muss ist die Entspannung dazwischen. Ich mag das: etwas erledigt und fertig gebracht haben, mich dann für eine kurze Zeit zurücklehnen und dann erst mal einen Kaffee...oder Blümchen gucken...oh, die muss ich ja schon wieder gießen...

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Ich glaube, die Verbindung zu anderen Menschen ist vor allem mein Müssen. Ich denke sogar, das ist das Menschsein, dieses Spannungsfeld zwischen eigenen Bedürfnissen und denen anderer. Wer ganz allein ist, muss nur ganz wenig. Geld verdienen vermutlich. Aber wer Bindung zu anderen hat, Freundschaften, Liebesbeziehungen, Kinder usw., der muss auch manchmal was. Die Balance zu finden, zwischen den Bedürfnissen der Menschen, die ich liebe, und meinen eigenen, das gelingt mir immer besser. Deswegen ist Älterwerden ja auch so schön für mich...

  • "Müssen" wird festgelegt durch unsere gesellschaftlichen Normen. Denen "müssen" wir uns bis zu einem gewissen Punkt beugen, "müssen" heißt also erst einmal gesellschaftliche Spielregen zu befolgen, die wir gern auch in Gesetze gießen. Sie zu befolgen, ist in der Regel ein "Muss", weil es unser Zusammenleben erst ermöglicht.


    Gesellschaftliche Konventionen, dass Männer keine Röcke tragen, eine Krawatte für Seriösitat steht, ein großer Altersunterschied von "Lebensabschnittspartnern" kritisch beäugt wird, fleischlose Ernährung ein Synonym für Spaßbremse ist und Alkohol als legale Droge positiv bewertet wird, Cannabis als illegale böse, all das sind Regeln, die man nicht befolgen "muss". Wenn man mit den Folgen leben kann.


    Bis zu einem gewissen Punkt habe ich mich dem "Müssen" einiger gesellschaftlicher Konventionen entziehen können, auch im beruflichen Kontext. Dass ich auch bei Veranstaltungen im Duisburger Rathaus oder bei Podiumsdiskussionen keine Krawatte trage und meinen persönlichen Kleiderkodex befolge, sorgte zu Beginn für Irritation, zum Teil auch für Nichtbeachtung. Mittlerweile habe ich mich aber auch durch das, was ich sage und tue, so etabliert, dass es akzeptiert wird, wie ich bin.


    "Müssen" sehe ich eher als persönlichen Imperativ. Ich möchte jederzeit in den Spiegel schauen können und versuche, so zu leben und zu agieren, dass ich das kann. Möglichweise gelingt das nicht immer, aber daran zu arbeiten ist mein "Muss".


    Herzlichst


    Wolf P.

  • wer Bindung zu anderen hat, Freundschaften, Liebesbeziehungen, Kinder usw., der muss auch manchmal was. Die Balance zu finden, zwischen den Bedürfnissen der Menschen, die ich liebe, und meinen eigenen, das gelingt mir immer besser. Deswegen ist Älterwerden ja auch so schön für mich...

    das kann ich unterschreiben, Heike und mit Wolfs "persönlichem Imperativ" ebenso.
    Und was für ein seliges Glück, dass wir hier die Muße haben, uns darüber zu unterhalten, während es Länder, Zeiten, Umstände gab und gibt, die es Menschen eben nicht erlauben, Spielraum auszuloten, Nischen zu beanspruchen, sondern nur von jetzt auf gleich re-agieren können, weil ihr Leben akut bedroht ist.

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • stimmt, diese Balance zu finden, zu allen, die man liebt und mag, zu den eigenen Engagements, dass da eine Leichtigkeit und das Gefühl bleibt und nicht zum "Abarbeiten" wird. Ein gutes Müssen

  • Empfehlungen, die in "du solltest", "du könntest" enden bei mir in "du musst". Inzwischen schiebe ich das von mir, ich kann es. Dazu gehören auch Menschen, die hier eingefallen sind mit wichtigem Gehabe und ewig langem Erzählen, in dem sich alles nur um sie selbst dreht. Denn habe ich gesgat, dass ich keinen Kontakt mehr möchte, für mich Energieräuber und auch ein Punkt zum Thema: ich muss gar nix, ich muss dir nicht zuhören, wenn du mich nur zum Hören benutzt.
    Ich glaube, ich bin soweit, dass ich nur noch, dass, was ich müssen will und möchte, erfülle.
    Was Heike dazu sagt, dem stimme ich auch zu. Meinen Kindern höre ich zu, egal, wie lang das Gespräch dauert. Auch meinen Freunden. Das ist ein gerne gehabtes Muss.

  • In mancher Hinsicht hat es Vorteile, älter zu werden. Ich muss zum Beispiel nicht mehr jedem Euro hinterherlaufen, jeden Auftrag annehmen, mich mit allen Autoren/Verlagsmenschen/Dienstleistern rumärgern, die mir auf den Zeiger gehen. Ich darf mir mehr Auszeiten nehmen, mich um mich selbst kümmern. Und dieses Dürfen wird immer mehr. Dafür muss ich mich mehr um meine Gesundheit kümmern, um Liebste und Freunde, denen es nicht so gut geht wie mir. Immer drauf schauen, dass das Leben in Balance ist, so gut (und so lang) es geht - dankbar und demütig sein für das, was man hat. Die Schüsse vor den Bug kommen früh genug.
    Zwei Banalitäten hängen an der Pinnwand in meinem Büro:
    Erstens: Bevor ich mich aufreg', ist es mir lieber egal.
    Zweitens: Jeden Tag wächst die Zahl derer, die mich mal können...

  • Ich habe mich mehr oder weniger freiwillig von vielem getrennt, was ich musste. Und vieles muss ich nach vielen Jahren des Müssens tatsächlich nicht mehr. Stattdessen kann ich mir ein selbstbestimmtes Leben leisten, könnte mich dem Schreiben widmen, ohne mir existenzielle Sorgen zu machen. Aber: Das "Müssen" ist ein Parasit, der immer in meinem Kopf sitzt, quasi Teil meiner Persönlichkeit ist. Irgendetwas muss ich immer. Ganz ausschalten werde ich das nie können, muss ")" halt nur versuchen, den Quälgeist ein wenig in Schach zu halten.

  • Vom "Muss" wegzukommen, fällt mir sehr schwer, weil der größte Teil meines Lebens unter diesem Joch stand. Jetzt habe ich alles, um mich zufrieden zurück lehnen zu können. Ich muss gar nichts mehr. Ich habe Zeit. Aber ich genieße sie nicht, weil das "Muss" mir droht. Selbst wenn es mir zuflüstert "du musst aber genießen", werde ich geknebelt. Da ich das alles weiß, kann ich diese Bedrohung auch bekämpfen. Aber Kampf ist Kampf, Entspannung ist anders. Fazit: man kann sich das Leben auch schwer machen.
    Anders verhält es sich im Umgang mit dem "Muss", das mir andere auferlegen. Das akzeptiere ich nur noch selten. Ich finde Geralds Spruch "Jeden Tag wächst die Zahl derer, die mich mal können..." ganz wunderbar (Freunde schließe ich aus). Es gelingt mir immer besser, diesen Spruch auch in mein Leben zu lassen. Mit dem Aufregen geht's noch nicht so einfach. Das tu ich noch, aber muss ich ja nicht. Das mache ich ganz aus freien Stücken.
    Das "Muss"Thema finde ich sehr spannend. Man könnte sicher viele Geschichten dazu schreiben.

  • Der Mussteufel ist tagtäglich hinter mir her, und er ist ziemlich fies zu mir.
    Mittlerweile habe ich beschlossen, dass ich nicht alles tun muss, was er mir sagt. Manches davon tut mir nicht gut. Nein, vieles von dem, was er von mir möchte und was auch viele andere tun, tut mir gar nicht gut.
    Ich muss nicht jeden Tag geschäftig durch die Gegend rennen. Ich muss nicht jeden Tag etwas unglaublich Wichtiges zu tun haben. Ich brauche keine 12 Freunde, nur damit ich genug habe (einer reicht auch schon). Ich muss mein Leben nicht danach ausrichten, was andere von einer Person meines Alters erwarten.
    Ich laufe häufig 5 km durchs Grüne. Abends. Langweilig, wie uncool, kann man sagen, aber ich glaube, wenn das mit dem Schul- und Arbeitsstress in Deutschland weiter zunimmt, ist das irgendwann der letzte Schrei.
    Das Gefühl, etwas zu verpassen, habe ich mittlerweile nicht mehr. Inzwischen glaube ich, dass ich das Gefühl hatte, ich müsste es so empfinden. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich frei.
    All das kann und wird Konsequenzen haben, aber ich suche sie mir aus. Wer daraufhin ein negatives Bild von mir hat, wäre die Zeit ohnehin nicht wert gewesen. Hier in Deutschland muss man meiner Meinung nach entschieden zu viel. Die Hektik greift zu schnell nach mir, als dass ich mich danach richten könnte.


    Eine frühere Bekannte von mir, die eine Hochbegabtenschule besuchte, meinte zu mir: "Ich muss gar nichts, außer sterben und aufs Klo gehen." Vielleicht komme ich irgendwann auch so weit.

  • All das kann und wird Konsequenzen haben, aber ich suche sie mir aus. Wer daraufhin ein negatives Bild von mir hat, wäre die Zeit ohnehin nicht wert gewesen

    Oder Du kannst Dich von den Konsequenzen auch einfach mal überraschen lassen - die sind nie nur negativ! Coole Einstellung Sabrina, Dein Post zaubert mir ein Lächeln aufs Gesicht. :roll


  • Oder Du kannst Dich von den Konsequenzen auch einfach mal überraschen lassen - die sind nie nur negativ! Coole Einstellung Sabrina, Dein Post zaubert mir ein Lächeln aufs Gesicht.

    Ich rechne immer mit dem Schlimmsten. Vielleicht sollte ich mir deine Einstellung angewöhnen. :D