Pseudonym

  • Hallo!!


    Ich habe schon oft gehört, dass deutsche Autoren einen englischen Autorennamen wählen, weil sich angeblich Bücher mit englisch klingenden Autorennamen besser verkaufen lassen.
    Gibt es da Statistiken?
    Alles Quatsch?
    Ich persönlich würde nur unter Pseudonym veröffentlichen, wenn ich etwas schreibe, das ich nicht mit meiner Person in Verbindung bringen möchte. Eventuell Erotik, oder wenn man erfolgreich Horror schreibt und nebenbei Kinderbücher verfassen möchte.


    Was denkt ihr zu dem Thema?


    Lieben Gruß
    Birgit

  • Liebe Birgit,


    zu dem Thema hatte ich kürzlich ein interessantes Gespräch mit der Lektorin eines Publikumsverlags. Denn ich bin auch der Meinung (und habe das bis jetzt auch so gehalten), dass ich gern ausschließlich unter meinem Namen veröffentlichen möchte. Wogegen laut Verlag grundsätzlich trotz verschiedener Genres erstmal nichts spricht.


    Die Lektorin sagte mir aber auch, manchmal würden Verlage einem Autor auch ein Pseudonym empfehlen, wenn das erste Buch eines bestimmten Genres nicht funktioniert hat und sie aber der Meinung seien, es müsste eigentlich besser laufen. Dann hilft es gelegentlich, es unter einem anderen Namen - einem, der besser zu dem Genre passt - nochmal zu versuchen.


    Ein weiterer Grund kann einfach ein nicht gut klingender eigener Name sein. Oder - wie du schon sagtest - wenn man als Autor selbst nicht möchte, dass jeder weiß, was man schreibt.


    Lieber Gruß
    Diana

  • Hallo Birgit,


    Leider gibt es gewisse Genres, in denen die Verlage oft auf einem Pseudonym bestehen oder zumindest dazu raten. Dazu gehören Science-Fiction, weil das in Deutschland noch so männerlastig ist, dass du eigentlich nur unter männlichem Pseudonym veröffentlichen kannst. Und auch im Liebesroman wirst du oft zu einem Pseudonym gedrängt, das exotisch klingt.


    Andererseits hat mir auch eine Lektorin dazu geraten, auf jeden Fall dann ein Pseudonym zu verwenden, wenn du in zwei oder mehr sehr unterschiedlichen Sparten unterwegs bist. Da sollte man es tun, um die Leser nicht zu verwirren. Stell dir vor, dein Liebesroman Leser kauft deinen Horrorroman.


    Liebe Grüße
    Petra

  • Mir ist klar, dass Verlage viel davon schlicht behaupten. Nur kommt man als Autor an deren Behauptungen schwer vorbei. Zumindest wenn du bei einem Verlag veröffentlichen willst.
    Ich glaube auch, dass die meisten Leser viel intelligenter sind als die Verlage behaupten. Doch was willst du dagegen machen als Autor? Man kann ja schon von Glück sagen, wenn man ein Mitspracherecht beim Cover hat.
    Das sind gängige Vorstellungen bei den meisten Verlagen. Trotzdem - meine Liebesromane hätte ich definitiv nicht unter dem gleichen Namen veröffentlichen wollen wie meine Science-Fiction Romane. Fantasy und Science-Fiction dagegen schon.

  • Statistiken würden mich auch interessieren: Das gleiche Buch einmal unter Pseudonym und einmal unter dem richtigen Namen - welches hat sich besser verkauft? ;)


    Tatsächlich kommt der Vorschlag, ein Pseudonym zu wählen, überraschend oft von den Verlagen. Wenn die Verlage an einen glauben, aber zwei, drei Bücher nacheinander eher nicht so gut liefen. Dann reduzieren die Buchhändler nämlich ihre Vormerker, zuweilen in Richtung Null, und es beginnt eine Abwärtsspirale. Die man angeblich möglicherweise durchbrechen kann, wenn man sozusagen ein zweites Mal debütiert. Ob das stimmt oder nicht, lässt sich leider nicht belegen.


    Ich bin zu eitel für ein Pseudonym. Aber das ist es nicht alleine. Ich schreibe nicht nur, um mit Büchern Geld zu verdienen. Ich schreibe nicht einmal hauptsächlich deswegen. Es ist Kommunikation, Sendungs- und Mitteilungsdrang. Wenn ich meinen Namen wechseln würde, dann wäre das, als würde ich auf meiner Seite den Telefonstecker rausziehen. Nee. Geht gar nicht. Die Romane sind ein Teil von mir.

  • Statistiken würden mich auch interessieren: Das gleiche Buch einmal unter Pseudonym und einmal unter dem richtigen Namen - welches hat sich besser verkauft? ;)


    Ja eine gute Idee! :dhoch


    Ich bin zu eitel für ein Pseudonym. Aber das ist es nicht alleine. Ich schreibe nicht nur, um mit Büchern Geld zu verdienen. Ich schreibe nicht einmal hauptsächlich deswegen. Es ist Kommunikation, Sendungs- und Mitteilungsdrang. Wenn ich meinen Namen wechseln würde, dann wäre das, als würde ich auf meiner Seite den Telefonstecker rausziehen. Nee. Geht gar nicht. Die Romane sind ein Teil von mir.


    Ich glaube, dass auch ich etwas eitel in dieser Hinsicht bin. Ich überlege ein Manuskript unter Pseudonym zu veröffentlichen, da ich keinen Auflösungsvertrag für dieses Manuskript bekomme, aber rechtswirksam gekündigt habe. Aber das Thema war ja schon. Irgendwie finde ich es schade, diese tolle Geschichte nicht unter meinen Namen einreihen zu können.
    Naja und bei diesen Überlegungen kam mir der Gedanke, wenn schon Pseudonym, dann vielleicht ein englischer Name.

  • Was macht man aber, wenn es schon einen Schriftsteller gibt,
    der Stefan Schulz heißt? Und was macht man, wenn der auch noch in Jena geboren
    ist, so wie ich (das ist so)? Soll ich mich jetzt deswegen Joan Schulz oder Stefan Liehr
    nennen? :chapeau

  • Andererseits hat mir auch eine Lektorin dazu geraten, auf jeden Fall dann ein Pseudonym zu verwenden, wenn du in zwei oder mehr sehr unterschiedlichen Sparten unterwegs bist. Da sollte man es tun, um die Leser nicht zu verwirren. Stell dir vor, dein Liebesroman Leser kauft deinen Horrorroman.


    :D Wenn der Leser dezidiert einen Liebesroman will und nur wegen des Autorennamens (in der Eile?!) einen Horrorroman erwirbt, dann ist das enttäuschte Erwartung. So als ob man den Geschmack von Mousse au Chocolat erwartet und den von Haschee bekommt. Was ja grundsätzlich nichts gegen Haschee sagt.


    Ansonsten sehe ich das bei Schriftstellern wie bei Schauspielern: Die meisten sind auf einen Rollentyp festgelegt. Ein paar Leuten gesteht man aber zu, mehrere Arten von Charakteren darzustellen. Häufig sind das Schauspieler, denen das Publikum solche Wechsel zugesteht, weil es meint, die könnten das (ausnahmsweise). Ich selbst fände es aber interessant, Erol Sander auch mal in der Rolle eines psychopathischen Serienkillers zu sehen. (Helene Fischer hat die Killerin im Tatort mit Til Schweiger gut hinbekommen, finde ich. Die ist zwar keine Schauspielerin, verkörpert aber sonst ein anderes Stereotyp - das mit ihr persönlich vielleicht auch nicht viel mehr zu tun hat als die Killerin. Roy Black war ja "eigentlich" Rock'n Roller.)


    Im Grunde geht es doch um Soll und Sein. Soll der Autor eine Marke sein, mit der man bestimmte Genres verknüpft? Dann führt am Pseudonym kein Weg vorbei, wenn man mehrere Genres schreibt. Wie bei Schauspielern gibt es aber Autoren wie Rowling, Nesbö und Fitzek, die sich auch verkaufen, wenn sie das Genre wechseln. Rowling hat einen Erwachsenen-Krimi geschrieben, Nesbö schreibt neben grausamen Thrillern auch die "Dr. Proctor"-Kinderbücher, und (der m. E. hier im Forum oft zu Unrecht gescholtene) Fitzek schreibt nicht nur für Leser ab 18 Jahren, sondern auch ab 18 Monaten . :)

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Ich selber habe schon einige Bücher unter Pseudonym geschrieben, primär waren das unterhaltsame Sachbücher, aber auch ein Roman (den ich übrigens nicht alleine geschrieben habe :) ). Ich habe mit so etwas kein Problem, vielleicht bin ich uneitel oder weniger sendungsbewusst (hallo Tom :) ).


    Ich bin das allerdings auch von den PR-Texten her nicht anders gewohnt, die ich ab und zu schreibe. Da scheint man als Autor ja nie mit Namen auf.


    Und dann gibts auch einige Bücher von mir unter Realnamen, auch damit habe ich kein Problem :).
    Ich vermute, sehr bekannte Autoren wie eben Nesbö können in verschiedenen Genres unter demselben Namen schreiben, da weckt das vielleicht sogar die Neugier der Leser. Ich habe meinem Sohn das erste Kinderbuch von ihm gekauft, weil ich mir dachte, wenn er für Erwachsene spannend schreibt, dann sollte er das, weniger grausam, für Kinder wohl auch hinbekommen. Was sich übrigens als richtig erwiesen hat: Er bricht sein Spannungshandwerk sehr gekonnt auf das Niveau von Kindern herunter, das heißt, er bleibt spannend, macht das aber kindgerecht.

  • … Rowling hat einen Erwachsenen-Krimi geschrieben,…


    Den sie aber unter Pseudonym veröffentlicht hat, angeblich, um noch nicht vom Harry Potter Erfolg zu profitieren und als Schriftstellerin auch in anderen Genres ernst genommen zu werden. Dass das Pseudonym aufgeflogen ist, war nicht im Sinne der Erfinderin.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Es gibt unterschiedliche Versionen der Geschichte. Tatsächlich hat meines Wissens der britische Verlag ein paar Wochen nach der Veröffentlichung das Pseudonym gelüftet bzw. lüften lassen, weil sich abzeichnete, dass der unter dem Namen "Robert Galbraith" publizierte Roman "Der Ruf des Kuckucks" eher schlecht bis überhaupt nicht lief - in den ersten Wochen verkauften sich ganze 1.500 Exemplare der Hardcover-Fassung, Blanvalet kaufte die deutschen Rechte zu diesem Zeitpunkt für einen lausigen Betrag (vierstellig). Zwischen dem Rechtekauf und der Veröffentlichung wurde bekannt, wer hinter dem (weltweit eher mäßig beurteilten) Roman stand, und Blanvalet konnte eine Erstauflage von 200.000 Exemplaren kalkulieren. Die sich dann auch verkauft hat.

  • Wie hätte sie denn vom Erfolg der Harry-Potter-Reihe profitieren sollen, wenn niemand ihr Pseudonym als solches erkannt hätte?


    Aber vielleicht habe ich Dich auch falsch verstanden.


    Sicher, hast du. War aber meine Schuld, weil ich das missverständlich geschrieben habe.

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