Ein Gastbeitrag von Jürgen Block im Schaufenster des 42er Blogs
Sind Sie auch ein Fan von Wilhelm Raabe? Meine Frau Evi jedenfalls
nicht. Obwohl, sie ging auf die Wilhelm-Raabe-Schule, die einzige höhere
Schule unserer Stadt, die nicht zerbombt wurde, und machte dort ihr
Abitur. Aber der Raabe-Samen fiel bei ihr auf keinen fruchtbaren Boden.
Vielleicht lag das an den Lehrern, die damals noch aus dem Krieg kamen
und immer wieder ihre Heldengeschichten zum Besten gaben, wie sie zum
Beispiel als Hitlerjungen nur mit einer Handgranate bewaffnet auf einen
amerikanischen Tank sprangen, die Luke öffneten und die Granate
hineinwarfen. Gott. Kein Fan von Wilhelm Raabe zu sein, ist aber auch
nicht schlimm, finde ich. Rudi, der Lebensgefährte von Kusine Henriette
und ehemaliger BKA-Mann, ist zum Beispiel seit sechzig Jahren HSV-Fan
nur wegen Uwe Seeler. Das lassen wir ja auch gelten, ohne es bis ins
Letzte zu hinterfragen.
Wir machen gerade für ein paar Tage Stopp in Braunschweig, um besagte
Henriette und Rudi zu besuchen und es uns gut gehen zu lassen. Wussten
Sie schon, dass es in Braunschweig gleich fünf Marktplätze gibt?
Wollmarkt, Altstadtmarkt, Kohlmarkt, Ägidienmarkt und noch einen.
Daneben gibt es tausend Plätze: Bankplatz, Fritz-Bauer-Platz,
Lessingplatz, Herzogin-Anna-Amalia-Platz, Schloss-Platz; ich könnte sie
jetzt noch stundenlang weiter aufzählen. Aber ich wollte ja auf Wilhelm
Raabe kommen.
Denn in Braunschweig gibt es auch ein Wilhelm-Raabe-Haus, und für
mich stand von vornherein fest: Da muss ich hin. Wobei ich mit Raabes
bekanntestem Werk, der „Sperlingsgasse“, eigentlich gar nichts anfangen
kann, aber das bleibt unter uns. Nein, ich liebe das Raabesche Spätwerk.
Da bin ich wie Rudi, der nur wegen Uwe Seeler seine Liebe auf einen
ganzen Verein ausdehnt, obwohl er sonst nichts mit Hamburg zu tun hatte,
mit Ausnahme vielleicht seines Personenschutzeinsatzes in Helmut
Schmidts Partykeller, aber ich schweife ab. Ich bin ein Fan vom
„Stopfkuchen“, so heißt der Uwe Seeler unter den Raabe-Romanen. Um ihn
zu ehren, würde ich mich glatt auf dem „Platz der Deutschen Einheit“ mit
Dosenbier betrinken und Leute mit schmutzigen Liedern anpöbeln, die
Fans von, sagen wir mal: Hermann Hesses „Glasperlenspiel“ sind.
Das Raabe-Haus. Langer Rede kurzer Sinn: Ich laufe durch die halbe
Stadt und was muss ich feststellen, als ich vor der Tür des besagten
Hauses stehe: Es ist dicht. Sommerpause, den ganzen Juli durch, schöne
Scheiße.
Zuerst versuche ich mich noch zu trösten ...
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