Unding Episodenroman?

  • Entgegen, was in der Wiki steht, empfand ich einen Episodenroman zwar immer als mehrere in sich geschlossene Geschichten in einem Buch, die sich dennoch aber überschneiden. Ein gutes Bespiel wäre da der Film "L.A. Chrash" oder "Magnolia" oder "11:14" (letzterer ist echt Hammer)
    Diese und andere Filme in dieser Art haben mich so begeistert, dass ich unbedingt auch mal ein solches Format, sprich, Episodenroman zusammenstellen möchte. ;)
    Bin noch am Groben, aber auf jeden Fall werden es vier Handlungen, die ihre eigene Geschichte Erzählen und doch sich leicht überschneiden und am Ende ein gemeinsames Ereignis auslösen.


    Oder wäre das dann kein Episodenroman mehr? O.o*

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  • vier Handlungen, die ihre eigene Geschichte erzählen und doch sich leicht überschneiden und am Ende ein gemeinsames Ereignis auslösen.


    Oder wäre das dann kein Episodenroman mehr?

    Doch, wenn das fett Herausgehobene erfüllt wird durchaus.

  • hm, dann verstehe ich die "Warnleuchten" zu beginn des Themas nicht.


    Denn wie ich erkenne, handelt es sich bei einem Episodenroman doch eher um eine bewusst gewählt Erzählform. (?)

  • Doch, wenn das fett Herausgehobene erfüllt wird durchaus.


    Das "am Ende gemeinsam ausgelöste Ereignis" ist wünschenswert, aber nicht zwingend nötig für einen Episodenroman.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann



  • Das "am Ende gemeinsam ausgelöste Ereignis" ist wünschenswert, aber nicht zwingend nötig für einen Episodenroman.

    Stimmt genau. Damit es ein solcher wird - und keine Kurzgeschichtensammlung - bedarf es lediglich gewisser Überschneidungen. Sozusagen als Minimalanforderung an die Stilform des Episodenromans.

  • Stimmt genau. Damit es ein solcher wird - und keine Kurzgeschichtensammlung - bedarf es lediglich gewisser Überschneidungen. Sozusagen als Minimalanforderung an die Stilform des Episodenromans.


    Das Buch "Magnus Ridolph" (1966) von Jack Vance ist ein Beispiel dafür. Sämtliche Erzähungen im Buch haben den gleichen Protagonisten und in etwa die gleiche Handlung (Detektiv löst Fälle), von einem zusammenhängenden Episodenroman kann man aber nicht sprechen, weil die Bezüge zwischen den Erzählungen fehlen. Lesenswert ist das Buch jedoch trotzdem.
    [buch]B01N7JDS6D[/buch]
    "Der Planeteninspektor" (1957) von Murray Leinster besteht aus vier Erzählungen, die man durchaus als Episoden bezeichnen kann. In der ersten Erzählung ist der Protagonist ein junger Mann, in der letzten steht er kurz vor der Pensionierung. Die einzelnen Erzählungen haben jeweils einen eigenen Plot, aber sie hängen über den Lebensweg des Protagonisten zusammen und weil jede Erzählung das gleiche übergeordnete Thema hat: Unkonventionelle Lösung eines scheinbar unlösbaren Problems. Beschrieben wird auch, wie der Protagonist in den unterschiedlichen Lebensphasen anders an das Problem herangeht. Der Autor bezeichnet diese vier Erzählungen selbst als Roman.
    [buch]B0000BSBLI[/buch]

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  • Die meisten Episodenromane, die überwiegend überhaupt nichts mit Fortsetzungsromanen gemein oder zu tun haben, erzählen eben Episoden - entweder von einer Figur (dann mit zeitlichen Abständen) oder von mehreren Figuren (dann mehr oder weniger zeitlich parallel). Es gibt thematische Gemeinsamkeiten und ein gemeinsames Ende. Und es gibt auch wunderbare Filme, die so arbeiten.


    Mein Lieblingsroman, der dieses Stilmittel verwendet, ist dieser hier:


    [buch]3832180923[/buch]


    Im Forum auch hier besprochen.


    Das ist reizvoll und nicht unkompliziert, eröffnet aber viele Möglichkeiten und verbindet ein wenig Roman und Kurzgeschichte. Ich überlege schon eine ganze Weile, so etwas auch mal selbst zu versuchen. Ein Unding ist es jedenfalls nicht, aber aufgrund der fehlenden Kontinuität, was die Figuren und ihre Entwicklung(en) anbetrifft, fehlt meist auch das Identifikationspotential - oder es fällt eben geringer aus. Das ist die Schwierigkeit, die vermutlich auch von den Verlagen gesehen wird. Man muss es sehr gut hinkriegen, damit es funkt.

  • (...) aber aufgrund der fehlenden Kontinuität, was die Figuren und ihre Entwicklung(en) anbetrifft, fehlt meist auch das Identifikationspotential - oder es fällt eben geringer aus. Das ist die Schwierigkeit, die vermutlich auch von den Verlagen gesehen wird. Man muss es sehr gut hinkriegen, damit es funkt.

    Genau das ist das Problem. Ich trau mich da nicht ran, denn ich kenne zu viele Beispiele (eines noch kürzlich in meinem Verlag), bei denen das mehr oder weniger gründlich daneben gegangen ist. Grundsätzlich würde ich schriftstellerischen Newcomern eher abraten, mit solch einem Experiment eine Veröffentlichungskarriere starten zu wollen. Aber natürlich kann es durchaus auch glücken. Alles ist möglich - schon gar in unserem Metier.

  • Romane, egal, ob in Episoden oder nicht, sollte eh nicht Start eines Newcommers sein. An einem solchen Ding kann man gerade ohne jede Erfahrung schnell vergehen.

  • Hallo, Galax.


    Es gibt nicht wenige, die die Kurzgeschichte für die anspruchsvollere Form halten. Zu denen gehöre ich auch. Aber letztlich spielt keine Rolle, womit man scheitert - die Wahrscheinlichkeit, dass man zunächst scheitert, ist in allen Fällen recht hoch. ;)

  • Um nicht noch weiter vom Topic abzuweichen, schnell noch eingeworfen: niemand sollte behaupten, eine Kurzgeschichte sei weniger anspruchsvoll.
    Im Gegenteil, es ist verdammt schwer, präzise und knackig eine Situation zu beschreiben. (ich selbst kanns nicht, meine Kurzgeschichten wachsen immer zu Novellen aus)


    Aber ein Roman ist immer ein Mammutding, und bedarf viel Ausdauer, die gerade Anfänger nicht haben.

  • Ausdauer und damit einhergehend Kontinuität. Aber mit etwas Disziplin ist das zu schaffen. Diese Talentsache ist schon weit schwieriger. ;)

  • Talentsache? ^^


    Kenne einige (wenige) untalentierte Autoren, die auf biegen und brechen trotzdem schreiben wollen und sich teils an diverse Regelwerke von 200 "klugen" Ratgebern halten.
    Und ich kenne Talente, die nicht schreiben, weil sie keine Zeit haben :(

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  • Hat der Tag nicht für jeden 24 Stunden?
    Natürlich: der eine arbeitet (in einem sog. "Brotjob") mehr Stunden, der andere weniger. Der eine hat mehr Verpflichtungen, der andere weniger. Und so weiter.
    Trotzdem wird jedem irgendwo freie Zeit bleiben. Und wie die eingesetzt wird, hat auch etwas damit zu tun, wie weit man das Schreiben wertschätzt. Wer stattdessen vielleicht vorm Fernsehen versumpft, dem mangelt es also nicht an Zeit.


    Ratgeber verstehe ich nicht mehr als eben das: als Hinweisgeber. Viele Regeln sind vernünftig. Trotzdem aber nicht in Stein gemeißelt. Wer's kann, kann auch mit Elan dagegen verstoßen - und trotzdem etwas Gutes schaffen. Wer sich sklavisch an Ratgeber hält, bringt wahrscheinlich selten etwas Innovatives hervor, das liegt in der Natur der Sache.


    Talent, Glück, Ehrgeiz, Durchhaltewille, ein "freier Kopf" - das sind längst nicht alle Zutaten, wie ein Stück Literatur, sei es eine Kurzgeschichte oder ein Roman, gelingen kann. Aber schon mal gute Voraussetzungen, finde ich.

  • Talentsache? ^^


    Kenne einige (wenige) untalentierte Autoren, die auf biegen und brechen trotzdem schreiben wollen und sich teils an diverse Regelwerke von 200 "klugen" Ratgebern halten.

    Wenige? Davon gibt es allzu viele. Und in Zeiten des Selfpublishing werden es täglich mehr.



    Und ich kenne Talente, die nicht schreiben, weil sie keine Zeit haben :(


    Die kannst du nicht kennen, denn ob sie Talent haben oder nicht, erwiese sich erst, wenn sie schrieben.

  • Doch, doch, ist schon soweit richtig, wie ich es geschrieben habe.
    Dass es hunderte von untalentierten gibt (leider nicht nur im Bereich SP), ist mir bekannt. Tatsächlich *kennen* tu' ich nur wenige, gemessen an den Schreibenden, die ich schon getroffen habe.


    Und Talente kennen, sprich; ich habe sie getroffen und ihre Schubladenwerke gelesen. Leider auch einige, wo ich es sehr bedauerlich finde, dass ihre kreativen Wortketten wohl dazu verdammt sind, in diesen Schubladen vergessen zu werden :/

  • Multitasking :D


    Die längste Zeit nimmt eh das Plotten in Anspruch. Das schreiben selbst geht dann recht fix.


    (Und da ich nicht blogge, wie oder was oder warum ich schreibe, mache ich meine Pausen hier ;) )


    Aber mal was anderes: wie schaut es aus mit der Formulierung "Ich schreibe gerade ein Buch" das ist ja faktisch falsch.
    Man arbeitet ja erstmal an einem Manuskript, das irgendwann mal ein Buch wird. Wenn ich nen Cover mache sage ich ja auch nicht "Ich Male gerade ein Buch" ;)

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  • Boah, habt ihr alle Zeit, euch hier auszulassen. Ich schreibe gerade ein Buch und mache hier nur kurz Pause ... aber was macht ihr alle hier?

    Wir treffen uns eben gern häufiger in unserem Forum, Ulli. Davon lebt es nämlich - und mit ihm die 42er.
    Übrigens geht das auch, wenn man fleißig schreibt - sogar an zwei Projekten mit Vertrag und Abgabetermin. Wenn man will. :D