Alkoholkranke Helden gesucht

  • Ihr Lieben,


    die Hauptperson meines nächsten Romans wird Alkoholiker sein und ich wüsste gern, welche Tipps Ihr für mich habt, wo ich schauen kann, wie sich das bei anderen liest.


    Ein bisschen was habe ich dazu schon gelesen, z.B. Fallada, aber ich freue mich über jeden weiteren, auch aktuelleren Tipp.
    Gern auch Tipps für die Recherche, falls sich jemand von Euch - aus welchen Gründen auch immer - mit Alkoholismus beschäftigt hat und dazu etwas empfehlen kann. (Oder gern auch: lass' bloß die Finger von diesem oder jenem Buch.)


    Danke schon mal vorab, ich freue mich auf Eure Empfehlungen :blume
    Dorrit

  • Der Film "Das verlorene Wochenende" ist ein Alkohol-Drama aus dem Jahr 1945, das auch heute noch sehenswert ist. Ein Meisterwerk von Billy Wilder. Erfreulicherweise ist es auf DVD noch zu haben.
    [buch]B0006SJWXC[/buch]


    Bei der Bundeszentrale für politische Bildung kann man ein Heft zu diesem Thema bestellen oder als PDF herunterladen. Hier!

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Danke HD :blume, beides gute Tipps, das PDF habe ich mir gleich runtergeladen und das verlorene Wochenende ... vielleicht lese ich das Buch, was ich oft lieber mag als Filme schauen. Scheint aber interessant zu sein.
    (Ich wusste, dass Dir bestimmt gleich etwas dazu einfällt, ich mag Deine Tipps - gerade bei der Bundeszentrale für politische Bildung habe ich doch letztens einiges an Geld gelassen ")" )

  • Joseph Roth - Die Legende vom heiligen Trinker


    ... nicht mein Genre, aber es passt. Immerhin hat der Autor selbst ... Ach, lassen wir das ...


    Beste Grüße


    Joschik

    ... und ich verrenk mir mein Gehirn bloß um zu sagen was ich will,
    das ist nicht viel aber auf jeden Fall besser als Schweigen - Gisbert zu Knyphausen

  • Liebe Dorrit,


    kein Buch; bei dem Thema fällt mir immer sofort dieser Film ein: Leaving Las Vegas - mit einem großartigen Nicholas Cage, der sich zu Tode säuft:
    [buch]B002Q4F65M[/buch]

  • Stimmt, Andrea, Leaving Las Vegas ist großartig - ich habe mich immer gefragt, ob das wohl möglich ist, sich so zu Tode zu saufen.
    Danke für die Erinnerung daran, ich hatte den Film vor langer Zeit gesehen und jetzt gar nicht zu meiner aktuellen Frage "verlinkt".


    Und Joseph Roth packe ich auch mal auf meinen Stapel zum Lesen.


    Fallen Euch noch aktuellere Bücher dazu ein?
    Meine Mitbewohnerin hat mir noch The girl in the train empfohlen, vielleicht habt Ihr auch noch aktuellere Bücher?

  • Hallo Dorrit,


    Jo Nesbös Kommissar Harry Hole in der Thriller-Serie.
    Er führt diese Figur ziemlich konsequent in allen Folgen fort: Mal ist er trocken, mal völlig handlungsunfähig. Nüchtern löst er allerdings jeden Fall und nimmt es mit jedem Verbrecher auf :). Aber die Figur ist gut angelegt.


    Liebe Grüße
    Anja

  • Hallo Dorrit,


    wenn es auch was Altes sein darf: König Alkohol von Jack London ist super! Und Joseph Roth auch, stimmt. Und dann - obwohl ich wirklich kein Harald-Juhnke-Fan bis - der Film "Der Trinker" (1995): konsequente Abwärtsspirale, sehr drastisch, sehr gut!


    Wann spielt Deine Geschichte?

  • Hallo Dorrit,


    also was die Recherche angeht, kann ich Dir empfehlen z.B. mal bei der DHS vorbeizusehen, die haben viel Infomaterial zum Thema Sucht allgemein und Alkoholismus im Speziellen. Oder auch Stellungnahmen zu verschiedenen Themen.
    DHS
    oder auch für allgemeines Infomaterial BZgA
    Mit der Thematik von Kindern von Alkoholkranken beschäftigt sich z.B. Nacota oder auch Mama/Papa trinkt


    Der Evergreen für Betroffene selbst, die aufhören wollen, ist Lieber schlau als blau


    Kommt drauf an, was Du suchst. Im Prinzip gibt es eine Menge Material. Grundsätzlich kann ich nur sagen: Alkoholabhängige sind Menschen wie Du und ich ... und fast jeder Mensch hat etwas, auf das er nur schwer oder überhaupt nicht verzichten kann. Vielleicht hilft Dir das, Dich ein wenig einzufühlen und keine Stereotypen wiederzuspiegeln?


    Achso, was Literatur betrifft, in Die Brüder Karamasow der Vater Trinker?


    Einblicke über Sucht gibt auch Stephen Kin in On writing


    Viele Grüße & viel Erfolg,


    Heidrun

  • Alles von Hunter S. Thompson, falls Gonzo-Journalismus auch noch weiterhelfen kann. Sein Buch über die Hell's Angels steckt voll von Drogen und Alkohol, aber besonders auch dies:


    [buch]3453401379[/buch]


    Dort lässt sich trefflich studieren, wie die Figuren unter dem Genuss ihrer Flüssigkeiten und Stoffe zunehmend abstumpfen. Interessant die Stelle, an der sich der Lektor meldet, wonach das verkrustete Geschmiere im Manuskript beim besten Willen nicht mehr zu entziffern sei. Das Buch beschreibt einen Verfall, für den Alkohol allerdings nur mit-verantwortlich ist.


    P. S.: Auch sehr krass - trägt das Thema hübsch im Titel:


    [buch]3453530403[/buch]

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • @Alexander: Coole Signatur, cooles Zitat!


    Dorrit: Möchtest Du noch eins? Simon Borowiak, Alk. Fast ein medizinisches Sachbuch (2006 oder so). Ist ein paar Jahre her, dass ich es gelesen habe, ich weiß nicht mehr so viel drüber, aber ich weiß noch, dass ich es irrsinnig gut fand (und nicht so dröge, wie der Untertitel vermuten lässt, ich habe es wie einen Roman gelesen). Jetztzeit, Machertyp (Werbebranche, glaube ich) tut sich schwer, seine Krankheit als solche zu erkennen. Er beschönigt und vertuscht, bis gar nichts mehr geht und durchläuft dann alle Phasen eines Entzugs, Rückfälle inklusive. Ist gleichzeitig eine kritische Abrechnung mit Missständen in der Suchthilfe.


    Ach ja, und natürlich das gute alte "Familienkrankheit Alkoholismus" von Ursula Lambrou, ein Sachbuch über die Auswirkungen von Alkoholismus auf die ganze Familie und über Co-Abhängigkeit.

  • Von Uli Borowka gibt es das hier. Ich kenne das Ding nicht, aber ich vermute es ist gut. Als er das im Fernsehen vorstellte, sprach er u.a. davon, wie einfach es war, seine Sucht auch zu seinen aktiven Zeiten zu vertuschen, wie er selbst und andere den Alkoholismus nicht sehen wollten und wie dann irgendwann doch alles zusammengebrochen ist. Er sagte da auch, dass er selbst in der Entzugsklinik noch überzeugt war, da nicht hinzugehören, zu den ganzen anderen Süchtigen. Das fand ich irgendwie krass. Ich vermute, vieles davon läßt sich verallgemeinern. Außerdem ist der Autor super sympathisch.


    [buch]3841903339[/buch]

  • Für mich das beste literarische Buch über Sucht: Unendlicher Spaß von David Foster Wallace. Sucht von ganz innen, aus süchtiger Perspektive, zum Beispiel das Beste, was ich über Verleugnung gelesen habe. Ungewöhnlich klug und reflektiert. Dazu ein sprachliches Meisterwerk. 1700 lohnende Seiten und kein Wort zu viel.