Unstimmigkeiten zwischen Mitautoren – was tun?

  • Liebe 42er,


    zusammen mit einer Freundin und einem Bekannten arbeite ich nun seit fast zwei Jahren an einem illustrierten Buch, dass Kindern die Risiken ungesunder Ernährung aufzeigt und gleichzeitig Hintergrundinformationen für die Eltern bietet. Dabei schreibt meine Freundin die Kindertexte, der Bekannte zeichnet die Bilder und ich formuliere für die Erwachsenen.


    Leider ist unser Projekt jetzt ins Stocken geraten. Das Manuskript ist fast fertig, aber wir streiten darüber, ob wir es selbst verlegen oder einen Verlag suchen sollen. Alle (ich auch) haben nun auf Protest geschaltet und wir kommen nicht mehr weiter.


    Vielleicht hat jemand von euch einen Tipp, wie wir aus dieser Situation wieder herauskommen. Es wäre zu schade, wenn das Projekt daran scheitern würde.


    Mit Dank im Voraus.


    Heike

  • Das gemeinsame Ziel in den Fokus rücken und sich fragen, mit welchen Methoden es am besten zu erreichen wäre - das wäre mein Vorschlag, Heike.
    (Und dies: bei der Sache bleiben und das Ego ausschalten ;) )

  • Macht doch eine Liste mit den Vor- bzw. Nachteilen jeder Variante und guckt dann nochmal. Oder Ihr versucht erstmal, einen Verlag zu finden, und wenn das nicht klappt, könnt Ihr immer noch selbst verlegen.

  • Das wäre jetzt auch mein Tipp gewesen.
    Deine Frage ist eigentlich auch insofern ziemlich theoretisch, als Du überhaupt nicht sagst, welche Argumente für die eine und welche für die andere Variante sprechen.
    Meiner Ansicht nach ist ein Verlag immer die bessere Alternative.

  • Hallo, Heike.


    Darüber zu streiten, ob man in einem (brauchbaren) Verlag veröffentlicht oder es doch lieber selbst macht, das wäre, als würde man darüber streiten, frische oder doch lieber verschimmelte Lebensmittel zu essen. Ja, Selfpublishing hat gelegentlich (vor allem bei Genreliteratur) echte Vorteile, und wenn man (dort) schon einen Namen hat, kann man viel/mehr Geld verdienen, aber für alle anderen Erstveröffentlichungen ist es Mist. Kinderbücher im Selfpublishing laufen nicht. Umso weniger, da die Ausstattung meistens nicht kinderbuchkonform ist. Vor allem aber, weil die Präsenz im Sortiment in diesem Segment eine wesentlich - ausschlaggebend - größere Rolle spielt. Eltern, die Kinderbücher kaufen, wollten diese Bücher sehen und anfassen; die Spontankäuferzahl ist sehr hoch. Per SP landet man vielleicht - mit viel Glück - in zwei, drei Buchhandlungen. Mit einem guten Verlag sind es mehrere tausend. Der Streit über diese Frage ist idiotisch. Wenn es nicht gelingt, einen brauchbaren Verlag zu akquirieren, kann man immer noch über SP nachdenken. Was ist eigentlich mit Agenturen?


    Ach so, zur Frage, wie man Streit in solchen Situationen beilegen kann: Versucht's doch mal mit Mediation. Es ist mindestens eine ulkige Erfahrung. Manchmal aber hilft's sogar. ;)

  • [...] Vor allem aber, weil die Präsenz im Sortiment in diesem Segment eine wesentlich - ausschlaggebend - größere Rolle spielt. Eltern, die Kinderbücher kaufen, wollten diese Bücher sehen und anfassen; die Spontankäuferzahl ist sehr hoch. [...]

    Liebe Heike,


    ich gebe Tom recht mit dem, was er sagt. Ich bin Kinderbuchautorin und habe den Gang zum Verlag nicht bereut. Viel schwerer wird es wohl sein, überhaupt einen Verlag zu finden. Aber das ist wieder ein anderes Thema. Allein schon die Tatsache, dass Ihr die Illustrationen mitliefert, könnte problematisch sein. Denn die meisten Verlage haben eigene Illustratoren und auch ganz eigene Vorstellungen davon, wie Bücher illustriert sein sollen.


    Wenn ich ein bisschen aus meinen Erfahrungen plaudern soll, mache ich das gern. Wir können einfach mal telefonieren. Schick mir bei Interesse eine private Nachricht.


    Was Eure Einigkeit angeht, bin ich immer für ein offenes Gespräch am besten an einem Tisch. Ein Glas Rotwein kann dabei auch nicht schaden.


    Ich wünsche Euch für Euer Projekt alles Gute!


    Herzlich aus München
    Diana

  • Liebe Heike,


    ob Verlag oder Selfpublishing ist die zweitrangige Frage, solange ihr euch nicht verständigen könnt. Toms Tipp mit der Mediation halte ich für richtig und wichtig. Wenn es nicht gelingt, euch drei zu einer Verständigung zu bringen, und zwar zu einer nachhaltigen, könnt ihr das Projekt vergessen, den egal ob bei einer Verlags- oder SP-Lösung, ihr werdet euch immer streiten. Solche Kooperationen sollte man vermeiden. Dann lieber das Projekt einstampfen und jeder macht alleine weiter.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Das ist natürlich SEHR ärgerlich. Ist mir auch mal mit einem Co-Autor ähnlich gegangen. Wir hatten allerdings in guten Zeiten einen Vertrag aufgesetzt, wer was wann darf und nicht. Das war dann der Rettungsanker für das Projekt. Da kan man noch so gut befreundet sein, irgendwas kann immer mal sein.
    Von Selfpublishing halte ich in dem Fall übrigens auch nichts. Aber um das überhaupt diskutieren zu können, müsst Ihr erst mal wieder aus dem Brackwasser raus. Ich würde die beiden anderen zu einem guten Glas Wein einladen, das Buch auf den Tisch legen (den PC mit dem Manuskript anmachen) und erst mal die Fertigstellung feiern. Und bei ausreichend guter Laune dann tatsächlich mal bitten, wert- und streitfrei jede Meinung dazu zu packen. Entweder geht Ihr streitend auseinander oder es geht weiter.
    Eine Möglichkeit wäre natürlich auch, den beiden anderen anzubieten, es alleine weiter zu versuchen. Da wirds dann aber wieder vertraglich schwierig.
    Habt Euch lieb!

  • Nun ja, ich weiß nicht ob mir es als Nichtmitglied überhaupt zusteht meine Schnauze aufzumachen.
    Aber das finde ich nur so heraus also …

    Finde den vorherigen Hinweis nach einer Agentur eigentlich am sinnvollsten.
    Sucht euch welche raus und kontaktiert sie. Wenn sich keine finden lässt. Sucht euch passende Verlage raus und kontaktiert sie. Wenn ebenfalls anti-erfolgreich bleibt ja nur noch das Selfpublishing.
    Somit löst sich das Problem von allein oder?
    Aus eigener Erfahrung würde ich immer wieder so vor gehen, bevor ich vielleicht Perlen vor die Säue werfe.
    Was die Bilder angeht. Sofern euer Illustrator nicht gerade Helme Heine oder Axel Scheffler (z.B.) heißt, hab ich gehört das es sehr schwierig bis nicht gar unmöglich ist eigene Illustrationen bei Verlagen unterzubringen. Aber vielleicht ist das auch Unsinn.
    Der Rest … nun ja ihr seid vermutlich drei erwachsene Menschen. Sowas wird wohl zu lösen sein … :prost


    In diesem Sinne PEACE


    Joschik

    ... und ich verrenk mir mein Gehirn bloß um zu sagen was ich will,
    das ist nicht viel aber auf jeden Fall besser als Schweigen - Gisbert zu Knyphausen

  • Finde den vorherigen Hinweis nach einer Agentur eigentlich am sinnvollsten.
    Sucht euch welche raus und kontaktiert sie. Wenn sich keine finden lässt. Sucht euch passende Verlage raus und kontaktiert sie. Wenn ebenfalls anti-erfolgreich bleibt ja nur noch das Selfpublishing.


    Yep. Wüsste jetzt auch keinen Grund, warum man das andersrum machen sollte.

  • Vielen Dank für eure hilfreichen Tipps.


    Einen Miturhebervertrag haben wir leider bisher nicht schließen können. Genau genommen ging der Streit los als wir versuchten, einen solchen Vertrag zu formulieren. Gegen einen Verlag gibt es bei uns zwei Hauptargumente:


    1. Das Buch richtet sich an Personen mit geringem Einkommen (denn diese achten erfahrungsgemäß leider nicht so gut auf eine gesunde Ernährung ihrer Kinder) - aber bei einem Verlag wird das Buch voraussichtlich zu teuer. Beim SP können wir den Preis wesentlich mitbestimmen.


    2. Der Illustrator hat einen sehr hohen künstlerischen Anspruch. Er hat daher die Sorge, dass ein Verlag viele Änderungswünsche haben wird und so in seine Kunstfreiheit eingreift.


    Eltern, die Kinderbücher kaufen, wollten diese Bücher sehen und anfassen; die Spontankäuferzahl ist sehr hoch.

    Dieses Argument haben wir bisher noch nicht berücksichtigt. Ich finde es aber sehr wichtig, daher danke Tom.


    Viele Grüße


    Heike

  • Liebe Heike,


    ob Selfpublishing oder Verlag - das Buch wird etwas kosten. Menschen mit geringem Einkommen werden es sich so oder so nicht kaufen. Diese Menschen nehmen nur etwas geschenkt, weil sie ihre geringen Mittel für wichtigere Dinge benötigen.


    "Künstlerischer Anspruch", der sich Kritik nicht stellen will, ist an sich kein Anspruch sondern eher Unsicherheit. Im Vorgriff schon zu sagen, dass ein Verlag "Änderungen will", ohne dies überhaupt einmal auszuloten, zeigt diese Kritikfurcht ganz besonders. "Freiheit der Kunst" mit der Vorgabe, dass Kritik nicht zulässig ist, kann man nur haben, wenn man sie frei gibt, also auch nichts dafür verlangt.


    Macht keinen Vertrag. Bringt das Werk kostenfrei heraus und verzichtet als Autoren und Illustratoren von vornherein und für immer auf Einnahmen aus dieser Veröffentlichung. Vielleicht findet ihr dann sogar Sponsoren, die Druck und Vertrieb bezahlen, ohne in das Werk einzugreifen.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Menschen mit geringem Einkommen werden es sich so oder so nicht kaufen. Diese Menschen nehmen nur etwas geschenkt, weil sie ihre geringen Mittel für wichtigere Dinge benötigen.


    Worauf bitte stützt sich diese Aussage? Immerhin kloppt sie das ganze Projekt apodiktisch in die Tonne, da wäre irgendein Fundament ganz nützlich.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)


  • Worauf bitte stützt sich diese Aussage?


    Persönliche Erfahrung mit Menschen, die nichts haben. Die kaufen keine Bücher und Zeitschriften, nehmen sie aber gern geschenkt. Außerdem erreicht man die kaum über Buchwerbung.


    Zitat

    Immerhin kloppt sie das ganze Projekt apodiktisch in die Tonne, da wäre irgendein Fundament ganz nützlich.


    Von in die Tonne kloppen habe ich nichts geschrieben, sondern konstruktive Vorschläge gemacht (Verschenken, von Sponsoren finanzieren lassen).

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Was die Bilder angeht. Sofern euer Illustrator nicht gerade Helme Heine oder Axel Scheffler (z.B.) heißt, hab ich gehört das es sehr schwierig bis nicht gar unmöglich ist eigene Illustrationen bei Verlagen unterzubringen.


    Zu dem Punkt habe ich vor einigen Wochen ein ganz gegenteiliges Statement einer Agentin gehört. Sie meinte zu mir Bilderbuchtexte ohne Illustrationen würde sie viel schwieriger unterbringen als solche mit Illustrationen. Wobei diese Agentur auch Illustratoren und Autoren vertritt. Vielleicht macht das nochmal einen Unterschied.
    Bis dahin hatte ich auch immer eher gehört dass Texte mit Illus es schwieriger hätten bei Verlagen unterzukommen.


    Viele Grüße & viel Erfolg beim miteinander Reden!
    Ich bin mir sicher keiner von euch dreien will das Projekt jetzt nach zwei Jahren einfach so einstampfen ohne es probiert zu haben es zu veröffentlichen. Und ich glaube auch, dass ihr wieder einen Weg findet miteinander zu reden, denn eigentlich habt ihr doch alle das gleiche Ziel!


    Heidrun

  • Nun das mag sein. Ich weiß es nicht. Um ehrlich zu sein.
    "Meine" Agentur (die sowohl als auch vertritt) erwähnte Illustrationen seien nicht nötig (zum Manuskript) da "alle" Verlage lieber selbst illustrieren.
    Mag natürlich auch daran liegen das ich eher kritzel denn illustriere.


    Sanfte Grüße Joschik


    p.s. Man möge mir die Form und etwaige Rechtschreibfehler nachsehen ... aber hey, es war eine gute Party :bier

    ... und ich verrenk mir mein Gehirn bloß um zu sagen was ich will,
    das ist nicht viel aber auf jeden Fall besser als Schweigen - Gisbert zu Knyphausen

  • Danke für eure Anregungen und die kritischen Punkte. Ich werde diese wohl erst mal mit in den Urlaub nehmen und danach einen "frischen" Gesprächsversuch starten.


    Ich denke auch, dass keiner von uns das Projekt wirklich aufgeben will.


    Viele Grüße aus Berlin


    Heike