Wie ich mich soeben erinnere, haben die 42er ja in diesem Jahr eine Zuhörerin bei den "Tagen der deutschsprachigen Literatur". Vielleicht erfahren wir ja etwas von Heike als Korrespondentin - z. B. auch von der Lesung Stefanie Sargnagels. Die gibt es sicherlich auch im Livestream, aber jedenfalls würde mich ein Gespräch über die Literatur dieser Dame sehr interessieren, die ich sehr schätze. Ich komme darauf, weil Margarete Stokowski im bösen "Spiegel" ( HD) kundtut, wie das mit Schrullen und Macken und literarischen Extravaganzen bei männlichen und weiblichen Schriftstellern sei. Diese Kolumne gefällt mir überdurchschnittlich gut, weil sie den erfrischenden Ansatz vertritt: "Wie viel besser wäre die Welt, wenn es diesen Punkt nicht gäbe, an dem Unsicherheit sich in Ablehnung wandelt?"
Klagenfurt calling
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@Alexander
Der Spiegel ist nicht böse. Der war sogar einmal sehr wichtig. Aber in literarischen Angelegenheiten ist der meiner Meinung nach nicht kompetent!Aber deinem Aufruf schließe ich mich an. Ich würde mich auch freuen, wenn wir eine
klagenswerteKlagenfurter 42er-Live-Berichterstattung bekommen würden. Hier im Forum oder im Blog. Oder besser beides. -
Gute Idee Ich habe mir vorgenommen, dieses Mal auch wieder zuzusehen auf 3sat, weiß aber nicht, ob ich es komplett schaffe. Und dann rede ich hier auch ein bisschen mit
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Au ja! Soll ich diesen Fred nutzen? Oder ein Thema aufmachen? Und wer guckt, kann ja mit diskutieren. Gerne mache ich auch was für den Blog. Ich weiß bloß noch nicht, wie viel Zeit ich für Live-Berichterstattung habe, aber im Nachhinein gerne.
Und die Kolumne war schon sehr gut, es ging weniger um Literatur als um Häme und Entwertung, gerade erfolgreichen Frauen gegenüber, die man irgendwie gerne abstürzen sehen möchte. Und, kriegt sie ihr Fett ab, die Sargnagel?! So in der Art.
Die Sargnagel sagte übrigens zum Bachmannpreis: Deutschland sucht den Superstar für Dumme. -
Der Fred is dir, Heike.
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Heike, Du bist verhaftet - sage ich jetzt mal so im Namen des Blogteams. Ist ja nicht so oft, dass ein 42er nach Klagenfurt fährt - als Vorleser schon gar nicht, also horch gut hin, schau gut zu und dann sind wir gespannt auf Deine Vororteindrücke vom "Dummensuperstargesuche"
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Heike, Du bist verhaftet - sage ich jetzt mal so im Namen des Blogteams. Ist ja nicht so oft, dass ein 42er nach Klagenfurt fährt (schon gar nicht als Vorleser), also horch gut hin, schau gut zu und dann sind wir gespannt auf Deine Vororteindrücke vom "Dummensuperstargesuche"
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Klasse! Mein lesendes Ohr gehört dir, Heike!
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Ich werde berichten. Wie immer sachlich, objektiv und unter Vermeidung jeglicher innerer Beteiligung.
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Bitte hier - zumindest auch!
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sachlich, objektiv und unter Vermeidung jeglicher innerer Beteiligung
Dat wollma doch wohl nich hoffen!
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3sat einschalten! Dort beginnt gleich mit der Rede zur Literatur von Burkhard Spinnen der Bewerb zum Bachmannpreis. <freu>
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3sat einschalten! Dort beginnt gleich mit der Rede zur Literatur von Burkhard Spinnen der Bewerb zum Bachmannpreis. <freu>
Einschalten ist schön, aber der eine oder andere muss ja leider auch arbeiten und kann den Lesungen dann leider nicht folgen ... -
Über den heutigen Eröffnungsabend habe ich nur eine Zusammenfassung gefunden:
http://bachmannpreis.orf.at/stories/2773392/
Morgen dann hoffentlich Live-Übertragung auf 3sat.
Anm.:die österr. Teilnehmerin heißt Sargnagel, geb. Sprengnagel.
(Aber wer bin ich, um über Familiennamen zu lästern...)
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Danke, Andrea!
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Ein paar rasche Eindrücke von den heutigen Bachmannlesungen:
eine leidend vorgetragene Geschichte über eine Autorin, die einen Bachmanntext verfertigen will (über ihre gerade vom Freund verlassene Schauspielerfreundin Mercedes) und die alles langweilt, außer sie selbst, die zum Schlittschuhlaufen geht, um so zu tun, als führte sie ein normales Leben, und die schließlich - nach dem Versacken in einer Absturzkneipe - zum Frühstück Penne ohne Geschmack in einem Möbelhaus isst, so wie sie es mag (Stefanie Sargnagel)
Campusprosa: ein frisch entlassener Dozent an einer südamerikanischen Uni in einer Stadt, der eine betörende Katastrophe bevorsteht - adjektivlastiger Versuch eines magischen Realismus mit Einschlaffaktor (Sascha Macht)
ein Abiturient erzählt aus seiner Kindheit in der Zeit des Krieges in Serbien, in der er zum Glauben an Milosevic verführt wurde und dann keinem mehr glaubt, auch seinem Vater nicht, für den er zig Schimpfwörter hat, und der am Schluss den Bus verpasst - ein Text mit Distanz, dem die Distanz durch den Vortrag letztlich völlig verlorenging (Marko Dinic)
Beobachtungen eines Flaneurs, wiedergegeben in "Stücken" (Himmelsstück, Schuhstück, Engelsstück ...) - Stückwerke, die das Genre der Kurzprosa verfehlen und ins Prätentiöse abgleiten, so Meike Feßmann (Bastian Schneider)
ein Sohn eines berühmten Schriftstellers, der seit dem Tod des Vaters einen Hasen im Kopf hat und seine Identität im Yoga sucht und in Indien, wo er einen Germanistikstudenten trifft, der die Festplatte des Vaters entschlüsselt und aufdeckt, dass jemand anders die Romane geschrieben hat, mit denen der Vater weltberühmt wurde - und dann ist der Hase weg (Selim Özdogan)
Mein Favorit bisher: der Hase im Wunderland von 2037
Achja: Wolfgang Tischer habe ich im Publikum entdeckt, nicht aber unsere Heike D.
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fein, danke für den Bericht, Andrea. Und Heike, du hast sie nicht entdeckt? Vielleicht bereitet sie sich zum Lesen vor und hat uns bis hierher gefoppt?
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Vielleicht bereitet sie sich zum lesen vor und hat uns bis hierher gefoppt?
So etwas vermute ich auch! Und sie hat sich irgendein Pseudonym zugelegt -
Hallo! Hier bin ich. Klagenfurt Calling.
Liebe Andrea, so unterschiedlich sind die Lesarten, hier meine gaaaanz anderen Eindrücke:
Stefanie Sargnagel hat einen wunderbar lebendigen, absolut kunstvoll komponierten Text präsentiert mit einigem Understatement, der kommt so locker daher, aber na gut, im Mittelteil ein paar Schwächen. Es geht u.a. um ein Aufbegehren gegen diese moderne, konsumative Haltung, dass alles Sensation sein muss. Leben ist dann doch nur ein Absturz im Beisl, ohne dass die Abgestürzten zynisch vorgeführt werden. In Erinnerung geblieben ist mir die Lieblingsfarbe, ein intensives Grau, und das Ende (das Heike Duken wunderbar findet), die Penne im Restaurant eines Möbelhauses: "Sie schmecken nach gar nichts, genau wie ich es mag." Über diesen Text könnte ich 3 Seiten schreiben, und auch die Diskussion der Jury dauerte ewig.
Ein Wiener Text, der nirgendwo sonst stattfinden könnte, man stelle sich das in Berlin vor, das ginge nicht.
Und noch dazu hat die Sargnagel sich als allererste getraut, einfach etwas zu sagen. Wirklich! Sie ist der Jury ins Wort gefallen und hat etwas gesagt. Ich fand das super. Keine Unterwerfung. Mein Favorit bisher für den Publikumspreis.Die "Campusprosa" ist m.E. in Wahrheit eine Geschichte über den Tod und über einen Toten, der wie ein Untoter noch ein wenig durch seine Szenerie spaziert, wahrscheinlich wurde er Opfer der Diktatur, die da beschrieben wird. Ein starker, literarischer Text, von der Jury unterbewertet und außer von Juri Steiner nicht verstanden. Mag daran liegen, dass der Vortrag ziemlich lahmarschig war und die Erzählweise sehr traditionell.
Der dritte Text, Thema Serbien, Bombardierung, Vater und Flucht weg von daheim, war inhaltlich interessant, der Vortrag packend (mit Gesangseinlage), wurde aber von der Jury überbewertet. Die Sprache war einfach schwach. Sehr schwach.
Aber haben osteuropäische Themen und Autoren nicht immer einen kleinen Bonus?Wieder unterbewertet die kleinen Prosastücke von Bastian Schneider. Na gut, es gab gute und weniger gute, und es gab Ausfälle wie die aus nur einem Satz. Die reichten nicht zu einem guten Aphorismus. Aber ich war hellwach und bin mitgegangen, das will was heißen nach stundenlangem Sitzen ohne was zu essen. Ich und stillsitzen, das geht eigentlich eh nicht.
Nicht mein Fall: der Hasentext von Selim Özdogan. Dass da ein Tierchen im Kopf oder sonst wo die Funktion des Es übernimmt, habe ich bei den Känguruh-Manifesten schon besser gelesen. Ein Jugendtext, gut gemacht, aber literarisch? Mir war es zu banal, zu platt.
Von der Jury gefallen mir am besten Klaus Kastberger und Juri Steiner. Kastberger tut nicht super belesen und ergeht sich nicht in der Darstellung seines wahnsinnigen Bildungshintergrundes, er haut halt raus (dieser Text ist urgut!). Juri Steiner weiß unglaublich viel, geht aber überhaupt nicht damit hausieren. Er hat so einen Jungencharme, dass man ihn vielleicht unterschätzt, das aber zu Unrecht. Besonnen und klug: Hildegard E. Keller.
Insgesamt: Das ist toll hier!!!! Ein Treffen der Branche, viele Lektoren und Programmchefs sind da, Autorinnen und Autoren, Agenten, Journalisten, und den Lesenden wird Händchen gehalten, die sind nicht allein der Jury zum Fraß vorgeworfen. Das ORF-Gelände ist überschaubar, und Kaffee gibt es umsonst, wenn man dafür ein Gedicht schreibt.
Meines war (Tatsache: ich bin keine Lyrikerin!!!):über
unter
wert
geschätztHammer, oder?
Bachmannpreis: I'm loving it.