Else Lasker-Schüler
Die Gedichte & Essays
Haffmans Verlag bei Zweitausendeins
Leinen in rot, Lesebändchen, Format 10,2 x 16,5 cm, 540 Seiten. Auf der Vorderseite prangt eine Titelvignette der Dichterin - sie selbst mit Herz. Auf der Banderole steht hinten:
Denk ich an die Schokoladenspeise …
Sei still, mein Magen, mein,
Behersch dich weise.
Eine schönere Aufforderung zur Lektüre kann ich mir gar nicht vorstellen. Angestrebt haben die Herausgeber eine Gesamtausgabe aller Gedichte. Deshalb haben sie nicht nur die zu Lebzeiten veröffentlichten Gedichtbände in dieser Ausgabe zusammengefasst, sondern auch »verstreute Gedichte« aus mehr als vier Jahrzehnten gesammelt; aus Tages- und Wochenzeitungen, Zeitschriften und Prosawerken der Dichterin. Zum Abschluss wurden die Essays integriert. Warum diese Prosaskizzen hinzugenommen wurden, ist mir nicht klar. Vielleicht weil sie einen lyrischen Ton haben? Oder um das Buch noch etwas dicker zu bekommen? 420 Seiten Gedichte hätte für ein Buch durchaus gereicht. Aber ich will nicht klagen. Die »Essays« sind durchaus ebenfalls der Lektüre wert, obwohl sie dem Wesen des Essays – ein wissenschaftliches, kulturelles oder gesellschaftliches Phänomen in einer geistreichen Abhandlung zu betrachten (nach Wikipedia) – nicht immer ganz gerecht werden. Dazu sind diese Texte, die sich ausschließlich um andere Zeitgenossen der Dichterin drehen, dann doch zu persönlich. Der Text über Peter Hille ist beispielsweise länger als der zu Karl Kraus und so wie er geschrieben ist, liest man deutlich heraus, für welch liebenswerten Menschen die Dichterin diesen etwas konfusen Kollegen hielt (und nicht nur sie - aber das nur nebenbei). Jedenfalls habe ich dies Büchlein jetzt schon liebgewonnen. Es wird für eine Zeit (sicher keine kurze) in Griffnähe liegen und immer wieder herausfordern, es zur Hand zu nehmen, um darin zu lesen. Mal wallos, mal gezielt, wie es sich eben gerade ergibt.
Ob man etwas schlechtes über das Buch sag kann? Sicher nicht. Oder doch: Das es zu billig angeboten wird.
