Kritische Stimmen zum Islam

  • Nur mal so am Rande als Info:
    Eine echte, also eine auf das Thema bezogene, Zensur hat es in diesem Forum meiner Erinnerung (ab 2007) nach noch niemals gegeben. Einmal waren wir kurz davor, weil die betreffende Äußerung doch sehr arg an Rassismus entlangschrabbte. Aber die anderen Fälle der "Zensur" waren ausschließlich gegenseitige persönliche Angriffe und Auseinandersetzungen, die mit dem entsprechenden Thema nicht wirklich etwas zu tun hatten.


    Wir sind ein Forum der Literatur und es ist normal, dass hierin ab und zu auch politische oder gesellschaftspolitische Diskussionen mit Leidenschaft geführt werden. Solange das sachlich geschieht, halten wir es auch aus, wenn Meinungen geäußert werden, die nicht auf der "Linie" der 42er liegen :D . Wobei diese "Linie" nirgends festgeschrieben ist, sondern, wie Tom schon ausführte, durch die gewählten Gremien demokratisch festgelegt wird und bei jedem Thema notfalls auch neu gefunden wird.


    Also: Diskutiert fleißig weiter :)

  • Ich habe einige interesante Beiträge gelesen, unter anderem interessante Literaturvorschläge. Unter einer Gegenrede verstehe ich aber eine inhaltliche Auseinandersetzung.

    Eine Gegenrede ist aber doch auch, wenn ich einer Argumentationsweise oder -kette nach inhaltlicher Auseinandersetzung nicht folgen mag und das begründe.

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Gegenrede in einer Diskussion ist nicht gleich Zensur.

    Die Sorge um die Meinungsfreiheit und das Gefühl, mundtot gemacht zu werden, haben immer öfter etwas mit dem Wunsch zu tun, keinen Widerspruch zu bekommen. Der Wunsch ist ja verständlich, mir wäre auch lieber, alle wären meiner Meinung, aber bloß weil jemand meine Meinung hirnverbrannt, naiv oder fatal findet, bin ich noch längst nicht mundtot.


    Ich gehe mit Alexander, Zensur sieht völlig anders aus.
    Das Sammeln kritischer Stimmen zum Islam beinhaltet m.E. schon eine vorgefertigte Tendenz und bekundet eben kein Interesse an einer Diskussion oder an einem Austausch verschiedener Meinungen.

  • Im Übrigen: Ich finde die Idee eines islamischen Gottesstaates ganz furchtbar - aber wir haben in unserem laut Grundgesetz ganz von jeglicher Staatsreligion freien Land zwei Parteien, die das "christlich" in ihrem Namen führen und sich dessen nicht schämen. Wir haben Religionsunterricht in allen Schulen - obwohl wir ein säkularer Staat seien sollen, wobei die Lehrer allein durch die Kirche ausgebildet werden, aber danach über den Staat bezahlt werfden (und die Auszahlung des Gehalts und alle anderen Kosten werden vom Steuerzahler gezahlt, selbst wenn der Moslem, Buddhist, Mormone oder auch einfach jemand ist, der das alles für Aberglaube hält). In zumindest einer Schule, von der ich aus erster Hand Info habe, müssen Schüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen wollen, einen schriftlichen Antrag einreichen, der dann *begutachtet* wird: Das betrifft alle, ob sie Moslems oder "Atheisten" sind. Und die Entscheidung ist auch mal eher subjektiv - also da müssen Schüler dann mal trotz anderer Voranzeigen zum Reli-Unterricht gehen - schadet ja nix.


    Ich finde, dass das sehr wohl schadet und dass derartige Vorgehensweisen richtig schlimm sind.

  • stark! treffend! auf den Punk! Danke dir, liebe Bettina für den Link!
    Besonders diesem Mendelssohn Zitat stimme ich zu:
    "Eine gebildete Nation kennt in sich keine andere Gefahr, als das Übermaß ihrer Nationalglückseligkeit..."



    Der sezierenden Vernunft weitere Ebenen zuzuführen sehe ich als allerwichtigste Warnung in diesem Artikel.
    Eigentlich eine alte Einsicht. Schon Platon riet dem Systemiker Xenokrates, den Grazien zu opfern.

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Die Sorge um die Meinungsfreiheit und das Gefühl, mundtot gemacht zu werden, haben immer öfter etwas mit dem Wunsch zu tun, keinen Widerspruch zu bekommen. Der Wunsch ist ja verständlich, mir wäre auch lieber, alle wären meiner Meinung, aber bloß weil jemand meine Meinung hirnverbrannt, naiv oder fatal findet, bin ich noch längst nicht mundtot.


    Ich gehe mit Alexander, Zensur sieht völlig anders aus.
    Das Sammeln kritischer Stimmen zum Islam beinhaltet m.E. schon eine vorgefertigte Tendenz und bekundet eben kein Interesse an einer Diskussion oder an einem Austausch verschiedener Meinungen.

    Sorge um Meinungsfreiheit ist für mich erst einmal das, was da steht: Sorge um die Meinungsfreiheit. Falls sich anderes aus einer Diskussion ergibt, hoffe ich das rechtzeitig zu erkennen. Meine Erfahrungen sind in dem Punkt auch andere.


    Unglücklich gewählte Titel sind für mich kein Grund von vorn herein darauf zu schliessen, dass da jemand kein Interesse an einem Austausch hat.


  • Unglücklich gewählte Titel sind für mich kein Grund von vorn herein darauf zu schliessen, dass da jemand kein Interesse an einem Austausch hat.


    der titel sagt genau das, was ich sagen möchte. und ja, finde auch - danke claudia! - dass man am titel nicht ableiten kann, dass ich nicht diskutieren möchte. eher habe ich den eindruck, dass einige von euch, die ich sowieso schon vorher auf dem zettel hatte, nicht (mit mir) über das thema diskutieren möchten. wenn ihr euch damit besser fühlt, dann ist das so.


    ich finde, dass sich erst allmählich eine diskussion in der öffentlichkeit und den medien entwickelt, die den namen auch verdient. zum beispiel mit blick auf die islam-verbände, s. eingangspost. das lag und liegt immer noch aus meiner sicht ganz klar an einem informationsdefizit. ich finde, man muss schon viel zeit investieren, um sich einen umfassenden überblick zu verschaffen. und wie anfangs schon geschrieben, ich vetrauen den kritischen (ex-)muslimen am meisten. sie müssen nicht fürchten, sofort mit der afd-keule platt gemacht zu werden. ihnen hören doch viele menschen zu. das finde ich wichtig und gut so. ich bin ihnen dankbar, dass sie sich zu wort melden :blume

  • Im Übrigen: Ich finde die Idee eines islamischen Gottesstaates ganz furchtbar - aber wir haben in unserem laut Grundgesetz ganz von jeglicher Staatsreligion freien Land zwei Parteien, die das "christlich" in ihrem Namen führen und sich dessen nicht schämen. In zumindest einer Schule, von der ich aus erster Hand Info habe, müssen Schüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen wollen, einen schriftlichen Antrag einreichen, der dann *begutachtet* wird: Das betrifft alle, ob sie Moslems oder "Atheisten" sind. Und die Entscheidung ist auch mal eher subjektiv - also da müssen Schüler dann mal trotz anderer Voranzeigen zum Reli-Unterricht gehen - schadet ja nix.


    Ich finde, dass das sehr wohl schadet und dass derartige Vorgehensweisen richtig schlimm sind.

    Ich hoffe, wir sind uns in einem einig: zwischen einem Gottesstaat und Religionsunterricht, bei dem man in einer Schule zwangsweise körperlich anwesend sein muss, bestehen leichte graduelle Unterschiede.


    Ansonsten - ich habe mich aus verschiedenen Gründen mit Sektenausstieg beschäftigt - hast du keine Ahnung, was ein richtig schlimmer religiöser Einfluss ist.


    In einem bin ich allerdings ganz auf deiner Linie: dass sich besagte Parteien ihres C's nocht schämen wundert mich manchmal auch!

  • Ich hoffe, wir sind uns in einem einig: zwischen einem Gottesstaat und Religionsunterricht, bei dem man in einer Schule zwangsweise körperlich anwesend sein muss, bestehen leichte graduelle Unterschiede.


    Warum Du so platt werden musst, ist mir nicht verständlich, und ich glaube, ich müsste für die meisten Leute auch nicht explizit sagen, dass wir uns da einig sind. Für Dich tue ich es: Wir sind uns da einig. Mir ging es mehr um das "Wo beginnt die Bedrohung durch eine Religion", das ja schon mehrfach angesprochen wurde. Warum auch immer Du das missverstehen willst, ist mir eigentlich ziemlich wurscht.


    Zitat

    Ansonsten - ich habe mich aus verschiedenen Gründen mit Sektenausstieg beschäftigt - hast du keine Ahnung, was ein richtig schlimmer religiöser Einfluss ist!


    Woher genau willst Du das eigentlich wissen? Ist Dein Vorgehen nicht vielleicht genau die beste Art, "mundtot" zu machen - nach dem Motto, jemand hat eine andere Meinung, da erklären wir denjenigen mal eben für absolut unwissend? Blöd nur, dass Du mich so gar nicht kennst und dass deshalb Deine Unterstellung weniger als heiße Luft ist.

  • moin :kaffeepc")"


    "Für deutsche Politiker, so bekannte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) unlängst, ist Ditib ein "unverzichtbarer Partner": beim interreligiösen Dialog, beim Entwurf von Richtlinien im Religionsunterricht, bei der Integration der Flüchtlinge. Diese Partnerschaft ist manch liberalem Muslim ein Graus."


    mich graust es auch!


    So nähren Erdogans Prediger Islamismus in Deutschland

  • So. Der erste Schock ist verdaut über das Wahlergebnis von gestern. Die österreichische Landkarte ist blau. Heute Morgen lese ich im Handelsblatt :


    Zitat

    Der dritte Präsident des Nationalrates nutzt im Wahlkampf geschickt die Verunsicherung durch die Flüchtlingskrise in Österreich aus und spielte raffiniert auf der Klaviatur der antiislamischen Stimmung. Der 45-Jährige beteuerte: „Ich will keine Islamisierung.“ Der in Südburgenland lebende Politiker lehnt daher eine verstärkte Zuwanderung aus islamischen Ländern ab. Hofer ist in zweiter Ehe verheiratet und Vater von vier Kindern. Sollte der moderat auftretende Norbert Hofer tatsächlich am 22. Mai zum Bundespräsidenten gewählt werden, würde freilich erstmals in einem westlichen EU-Staat ein islamfeindliches Staatsoberhaupt agieren. Das wäre eine Zeitenwende – nicht nur in Österreich.


    Und dann denke ich an einen Thread, der einseitig "kritische Stimmen zum Islam" sammeln will, einfach nur, um sich zu informieren und zu reden. Mit der kurz vor Threaderöffnung beschlossenen Kampagne der AfD habe man aber nichts zu tun, und ganz bestimmt gilt das ebenso für die FPÖ.


    Und dann denke ich an die höhnisch-ironischen Kommentare aus dieser Richtung, auch hier im Forum: Der islamistische Terror habe bestimmt nichts mit dem Islam zu tun. Ganz unironisch fordert man dann aber, nicht mit PEGIDA, AfD oder FPÖ in einen Topf geworfen zu werden - mit denen habe man nichts zu tun. Womit hat man denn zu tun?


    Diese "Islamkritiker" haben ja wirklich Amerika entdeckt: Man stelle sich vor - es gibt Extremismus auch in dieser Weltreligion! Davon kann man zwar seit Jahrzehnten lesen, aber virulent wird es merkwürdigerweise erst jetzt.


    So leid es mir als gläubigem Katholiken tut - Extremismus gibt es auch in meiner Religion und Konfession, längst nicht nur bei amerikanischen Evangelikalen. Den "Islamkritikern" scheint es aber nicht darum zu gehen, nur extremistische Strömungen zu beschreiben, sondern den Islam in seiner Wurzel anzugreifen. Und dann tauchen in diesem Thread Verweise auf den Zentralrat der Ex-Muslime auf, mit der Forderung - ja welcher? Alle Moscheen vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen? Vom Verfassungsschutz beobachtet wird übrigens auch der Zentralrat der Ex-Muslime .


    So, und jetzt werde ich noch ein schönes Grundrecht zitieren. Danach bin ich gleicht wieder der doofe Jurist und Paragraphenreiter, aber wurscht. Für solche Rechte sind Menschen mal auf die Barrikaden gegangen und gestorben. Hier geht es um Grundfeste unserer Gesellschaft. Und selbst, falls man zu dem Schluss käme, der Islam sei "in seinem Innersten faschistoid", dann bliebe es trotzdem bei der Religionsfreiheit. Und zwar, weil die Religionsfreiheit zum Wertekanon einer aufgeklärten Welt gehört, wie u. a. Joachim Gauck es gestern im Interview der Woche im DLF betonte.


    Zitat

    Art. 4


    (1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.


    (2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.


    Dieses Grundrecht kennt nicht einmal gesetzliche Schranken. Es gehört damit zu den stärksten unter den Grundrechten.


    Die Situation in diesem Thread empfinde ich als kafkaesk. Da hagelt es Anklagen, aber was sollen sie? Wozu sind sie da?

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Ja, lieber Alexander, ziehen wir uns doch ins Private zurück, lassen Kafka ungelesen (soll in der DDR sowieso veboten gewesen sein),und bestellen das bescheidene Gärtlein. Dichter und Denker? Ach, was soll's, Denker sind in diesen Tagen unerwünscht.
    Tschüss denn.
    Bettina :wink2