Kritische Stimmen zum Islam

  • Darf ich fragen, was die Absicht dahinter ist, hier "kritische Stimmen zum Islam" einzusammeln?


    Ich halte "den" Islam für nicht (sehr viel) weniger problematisch als die anderen abrahamtischen Religionen. Aber selbst der vermeintlich "sanfte" Buddhismus (der natürlich keine abrahamitische Religion ist) ist in der Praxis oft äußerst autoritär, brutal und in seiner Unausweichlichkeit schicksalsbestimmend. Ganz zu schweigen von den vielen Strömungen, Gruppen und Sekten, die, mal größer und einflussreicher, mal kleiner, aber nicht weniger menschenverachtend, Leben vernichten. Letztlich sind jedoch alle religiösen Gruppen Sekten, ganz egal, wie viele Anhänger sie vereinen. Wer die Angst vor der einen bestimmten Religion zu schüren versucht, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, eine anmaßende Scheuklappensicht zu propagieren. Mag sein, dass aus irgendeiner Perspektive derzeit eine besondere Gefahr von "der" einen Religion ausgeht, insofern man das überhaupt verallgemeinern kann, aber gefährlich - meistens sogar tödlich - sind sie fast alle. Vom FSMismus abgesehen.

  • Darf ich fragen, was die Absicht dahinter ist, hier "kritische Stimmen zum Islam" einzusammeln?


    Ich halte "den" Islam für nicht (sehr viel) weniger problematisch als die anderen abrahamtischen Religionen. Aber selbst der vermeintlich "sanfte" Buddhismus (der natürlich keine abrahamitische Religion ist) ist in der Praxis oft äußerst autoritär, brutal und in seiner Unausweichlichkeit schicksalsbestimmend. Ganz zu schweigen von den vielen Strömungen, Gruppen und Sekten, die, mal größer und einflussreicher, mal kleiner, aber nicht weniger menschenverachtend, Leben vernichten. Letztlich sind jedoch alle religiösen Gruppen Sekten, ganz egal, wie viele Anhänger sie vereinen. Wer die Angst vor der einen bestimmten Religion zu schüren versucht, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, eine anmaßende Scheuklappensicht zu propagieren. Mag sein, dass aus irgendeiner Perspektive derzeit eine besondere Gefahr von "der" einen Religion ausgeht, insofern man das überhaupt verallgemeinern kann, aber gefährlich - meistens sogar tödlich - sind sie fast alle. Vom FSMismus abgesehen.


    Du sprichst mir aus der Seele, Tom. Danke für diese treffende Zusammenfassung.

  • Mir nicht.


    Religion - egal welche - ist immer auch eine treibende Kraft gewesen für gesellschaftliche Veränderungen. Man denke nur an die Religionskriege oder auch an die Kreuzzüge. Religion war immer das Mittel, um Unzufriedene für eigene Zwecke einzuspannen. Das erleben wir heute im Islam bzw. bei den Wahabiten.


    Er hat daher zur Zeit hohe politische Bedeutung, auch für gemässigte Muslime. Wie will man mit Betroffenen diskutieren, wenn man keine Ahnung davon hat?


    Das Christentum hat eine Phase der Aufklärung hinter sich, zumindest hier in Europa. Damit unterscheidet es sich sehr von heute gelebten islamischen Religionen. Ohne all die menschenverachtenden Christen, die z B in den Flüchtlingseinrichtungen tätig sind und dort ihre Auffassung von tätiger Nächstenliebe praktizieren, sähe die Lage dort noch chaotischer aus.


    Die Muslimverbände, ihr Einfluss und das Zusammenarbeiten mit der Politik, betrifft uns zudem alle. Es kann nicht schaden, sich damit auch auszukennen.


    Ich habe hier verschiedene Stränge zu politischen und weltanschaulichen Themen gelesen. Es ist legitim, auch den Islam zu beleuchten. Ich kann nicht erkennen, dass Angst geschürt wird. Ich glaube, Gerald und seine Agentur würden sich eine derart rigide Sicht auch verbitten.


    Was mir wesentlich mehr Sorgen macht als dieser Strang, ist Scheuklappendenken. Man muss sich ein Thema von verschiedenen Seiten ansehen, um sich eine Meinung bilden zu können. Zudem halte ich es für bedenklich, wenn Neugier auf andere Sichtweisen mit Angst schüren gleichgesetzt wird. Das hat schon einen Hauch von Zensur!


    Wozu ist das überhaupt notwendig? Wenn ich mir meiner Position sicher bin, kann ich auch andere Meinungen anhören, ohne ein Angst schüren fürchten zu müssen.

  • Was mir wesentlich mehr Sorgen macht als dieser Strang, ist Scheuklappendenken. Man muss sich ein Thema von verschiedenen Seiten ansehen, um sich eine Meinung bilden zu können. Zudem halte ich es für bedenklich, wenn Neugier auf andere Sichtweisen mit Angst schüren gleichgesetzt wird. Das hat schon einen Hauch von Zensur!


    Wozu ist das überhaupt notwendig? Wenn ich mir meiner Position sicher bin, kann ich auch andere Meinungen anhören, ohne ein Angst schüren fürchten zu müssen.


    Ich vermute, Du meinst mich (und Tom). Dann hast Du ganz gewaltig etwas falsch verstanden. Mir zumindest geht es nicht im mindesten darum, mich nicht informieren zu wollen. Au contraire. Die Frage ist nur, inwieweit es sinnvoll ist, das hier in so einem Fred mit eben einem Scheuklappen andeutenden Titel zu tun.

  • Hallo, Claudia.


    Natürlich war das etwas undifferenziert. In erster Linie wollte ich wissen, warum hier kritische Stimmen zu einer bestimmten Religion gesammelt werden.


    Man muss unterscheiden, auf vielen Ebenen. Da ist zunächst der theoretische Überbau, das Konstrukt "Religion" mit seiner Geschichte, seinen heiligen Schriften und Überlieferungen. Dann gibt es die konstitutionellen Entwicklungen, die Manifestationen der Religionen in Gruppierungen und organisierten Strömungen. Und nicht zuletzt sind da die Leute, die das jeweils glauben und in ihren Alltag einfließen lassen, ob als Teilnehmer bzw. Mitglied einer Institution oder weitgehend "privat". All das ist vielfältig verflochten, hat auch noch ethnische Bezüge und viele weitere Aspekte.


    Selbstverständlich sollte man sich bis zu einem gewissen Punkt mit all dem auseinandersetzen, um erstens zu einer Position zu gelangen und diese zweitens im Diskurs vertreten zu können. Es ist wichtig, sich mit diesem Phänomen auseinanderzusetzen, weil es extrem großen Einfluss auf unser aller Leben hat, so oder so.


    Dazu gehört natürlich auch, dass Religionen bzw. religiöse Gruppen ihre Wirkung hatten und haben, gute wie schlechte. Im Einzelfall lässt sich trefflich hierüber streiten, also etwa über die Frage, inwieweit es Fortschritt oder das Gegenteil davon gab, während eine religiöse Entwicklung das Geschehen dominierte. Ob das Christentum wirklich aufgeklärt ist oder doch nicht, oder nur in Teilen - oder nur verbal. Was man an dieser Stelle mit "Christentum" überhaupt meint. Und so weiter. Aber auch über die Frage, inwieweit und ob überhaupt der einzelne Christ, der sich engagiert, für seine jeweilige Konfession, Untergruppe, Strömung oder gar für den Überbau steht. Und warum er sich genau engagiert.


    Hiervon abgesehen halte ich, wie erwähnt, ganz persönlich fast jede Religion für gefährlich und bedrohlich. Zum Beispiel, weil religiöse Menschen die offenkundige Unvernunft als bestimmendes Paradigma wählen. Das gilt für den "einfachen" Abergläubigen ebenso wie für den Papst.

  • Natürlich war das etwas undifferenziert. In erster Linie wollte ich wissen, warum hier kritische Stimmen zu einer bestimmten Religion gesammelt werden.


    Hallo Tom,
    wir bewegen uns hier im Café, was uns ein ziemlich breites Spektrum an Themen ermöglicht. Die aktuelle politische Lage in Europa bringt es mit sich, dass wir uns nicht mit irgend einer Religion, sondern explizit mit dem Islam beschäftigen. Und zwar kritisch. Das muss erlaubt sein. Was du zu den anderen Religionen oder zu Religionen im allgemeinen schreibst, ist allgemein bekannt und mag richtig sein. Ist aber im Moment und hier nicht das Thema. Scheuklappen sehe ich eher bei einigen hier vertretenen Forumsgästen, die offenbar keine Diskussion über den Islam wünschen. Als Schriftsteller ist man nicht nur apolitischer Schöngeist, sondern hat auch eine gesellschaftspolitische Verantwortung. Es geht mir nicht um die Art bestimmter Meinungen, die hier geäußert werden, sondern darum, dass überhaupt Meinungen thematisiert werden. Deiner Fragestellung (s.o.) entnehme ich, dass dir kritische Stimmen zumindest fragwürdig erscheinen.
    Freundliche Grüße von Bettina

  • Hallo, Bettina.


    Noch einmal: Ich wollte in erster Linie wissen, wozu das gut sein soll. Diese Information fehlte mir. Ich habe die Frage um eine persönliche Stellungnahme ergänzt.


  • Ich vermute, Du meinst mich (und Tom). Dann hast Du ganz gewaltig etwas falsch verstanden. Mir zumindest geht es nicht im mindesten darum, mich nicht informieren zu wollen. Au contraire. Die Frage ist nur, inwieweit es sinnvoll ist, das hier in so einem Fred mit eben einem Scheuklappen andeutenden Titel zu tun.

    Da vermutest du falsch. Deine und Toms Aussagen sind lediglich der Anlass meines Postings, nicht der Grund.


    Im Titel ist von Kritischen Stimmen die Rede. Was haben kritische Stimmen mit Scheuklappen zu tun? Sollte die Fähigkeit zu kritischem Denken nicht etwas Selbstverständliches für Schriftsteller sein? Wie will man sonst recherchieren, wie sich eine Meinung bilden?

  • Dazu gehört natürlich auch, dass Religionen bzw. religiöse Gruppen ihre Wirkung hatten und haben, gute wie schlechte. Im Einzelfall lässt sich trefflich hierüber streiten, also etwa über die Frage, inwieweit es Fortschritt oder das Gegenteil davon gab, während eine religiöse Entwicklung das Geschehen dominierte. Ob das Christentum wirklich aufgeklärt ist oder doch nicht, oder nur in Teilen - oder nur verbal. Was man an dieser Stelle mit "Christentum" überhaupt meint. Und so weiter. Aber auch über die Frage, inwieweit und ob überhaupt der einzelne Christ, der sich engagiert, für seine jeweilige Konfession, Untergruppe, Strömung oder gar für den Überbau steht. Und warum er sich genau engagiert.

    Hiervon abgesehen halte ich, wie erwähnt, ganz persönlich fast jede Religion für gefährlich und bedrohlich. Zum Beispiel, weil religiöse Menschen die offenkundige Unvernunft als bestimmendes Paradigma wählen. Das gilt für den "einfachen" Abergläubigen ebenso wie für den Papst.

    Hi Tom


    dein Posting ist ein schönes Beispiel für das, was ich mit Scheuklappendenken meine. Es fällt überhaupt nicht schwer, christliche Religion in all ihren Facetten und Ausprägungen, bis zu den Beweggründen einzelner Personen - zu hinterfragen.


    Das sind die meisten (hoffentlich) gewohnt und entspricht unserer Diskussionskultur.


    Warum sind dann kritische Stimmen zum Islam ein Problem? Ist er nicht eine Religion wie jede andere auch? Falls nein, wäre das nicht erst recht ein Grund, darüber kritisch zu sprechen?


    Es ist ja schön, dass du den Islam für kaum weniger problematisch hälst als das Christentum. Theoretisch mag das stimmen, wenn man die Scharia ausklammert. Praktisch sieht das anders aus. Es gibt Selbstmordattentäter, Gläubige, die Anschläge auf Karikaturisten verüben. Es handelt sich dabei um Menschen, die sich auf den Islam berufen.


    Die Zeiten der Kreuzzüge liegen Jahrhunderte zurück, heute wäre so etwas schon aus Desinteresse vieler Christen kaum möglich.


    Also noch einmal die Frage: woher stammt das Missbehagen, sich mit dem Thema zu befassen? Ich wage die Behauptung, dass ein Strang mit dem Titel 'Kritische Stimmen zum Christentum' weit weniger hinterfragt worden wäre. Allenfalls wären einige User aus Desinteresse vor ihrem PC eingeschlafen.

  • Hallo, Claudia.


    Ich habe hier niemanden persönlich angesprochen, als ich von "Wer die Angst ..." sprach, sondern dies allgemein gehalten und auch gemeint. "Der" Islam ist nach meinem äußerst persönlichen Dafürhalten nur eines von vielen Symptomen derselben Krankheit. Es mag sein, dass dieses Symptom derzeit gehäufter auftritt als die anderen, und deshalb eine andere aktuelle Bedeutung hat, aber wenn man sich mit derlei kritisch auseinandersetzt, muss man erstens die gemeinsame Grundlage und zweitens auch die Geschichte der Interaktion betrachten. Auch wenn es "Dialoge" zwischen "den" Religionen gibt, haben Absolutheitsansprüche und ähnliche Aspekte Einfluss darauf, warum sich die eine wie geriert und die andere nicht. Davon abgesehen ist das natürlich auch ein äußerst politisches Thema, und ein in vielerlei anderen Hinsichten vielschichtiges.


    Ich wiederhole außerdem gerne die Binsenweisheit, dass es "den" Islam überhaupt nicht gibt. Es gibt keinen institutionellen Überbau. Es gibt Milliarden Menschen, die ein Buch und eine Überlieferung interpretieren, und sie tun das auf sehr unterschiedliche Arten.


  • Also noch einmal die Frage: woher stammt das Missbehagen, sich mit dem Thema zu befassen?


    Hmmm ... Mich dünkt, manche Themen sind momentan arg gut geeignet, damit Stimmung zu machen, vor irgendwelche Karren gespannt zu werden. Und das führt dann - zumindest bei mir - nicht etwa in eine Unlust, mich mit einem Thema generell zu befassen, aber zu einem Misstrauen, wer was wann und zu welchem Zweck postuliert.

  • Hmmm ... Mich dünkt, manche Themen sind momentan arg gut geeignet, damit Stimmung zu machen, vor irgendwelche Karren gespannt zu werden. Und das führt dann - zumindest bei mir - nicht etwa in eine Unlust, mich mit einem Thema generell zu befassen, aber zu einem Misstrauen, wer was wann und zu welchem Zweck postuliert.


    Ja, eins zu eins dito. Vor allem, wenn ich - wie so häufig - gleich eingangs die Begriffe "Islam" und "Islamismus" miteinander verwirbelt finde.

  • Zitat

    „Der Islam ist mit der freiheitlichen, demokratischen Grundordnung unvereinbar. Demokratie, Gewaltenteilung, Opposition sind dem Islam wesensfremd. Menschenrechte stehen in der islamischen Gemeinschaft unter dem Vorbehalt der Scharia. Männer und Frauen haben nicht die gleichen Rechte, gleichgeschlechtliche Liebe gilt als Todsünde.“


    Karl Albrecht Schachtschneider
    (aus: „Grenzen der Religionsfreiheit“)