Meine Hauptfigur hat kein Gesicht!

  • Hallo, Claudia.


    Du weißt nicht, ob Du ein Buch, dass Du gerade gelesen hast, gleich wieder und vollständig vergisst. Ich würde behaupten, und mit dieser Behauptung stehe ich nicht allein, dass immer Prozesse angeregt werden, die Wirkungen haben.


    Reden wir doch mal über Umweltschutz. Wir trennen den Müll, immerhin, und ein paar Supermärkte liefern die Lebensmittel, die das MHD überschritten haben, an Organisationen, die Bedürftigen helfen. Klar, das sind Tropfen auf den glühendheißen Stein, wenn man das im globalen Kontext betrachtet. In nicht wenigen Schwellen- und Industrieländern wird die Umwelt im wirklich enormen Stil verschmutzt, und auch hierzulande ist noch vieles im Argen, um es sehr vorsichtig auszudrücken. Da könnte man sich sagen: Scheiß auf die bescheuerte Mülltrennerei - in China gießen sie Quecksilber und Schwermetalle in die Flüsse, in Japan ist gerade ein halbes Meer atomar verseucht worden, und ich muss hier die beschissenen verdreckten Quarkbecher aussortieren, möglicherweise noch vorher ausspülen. Welchen Sinn hat das? Und, vor allem, welche Wirkung? Keine große. Fast keine nennenswerte. Aber in der Summe eben doch eine. Langfristig betrachtet sogar eine große. Umweltschutz war hierzulande bis weit in die Siebziger bedeutungslos. Niemand konnte im Rhein oder in der Elbe baden, in einigen Gegenden bekam man als gesunder Mensch Lungenentzündungen vom bloßen Atmen. Heute kann man in diesen Flüssen planschen, und selbst in den Kernregionen des Ruhrgebiets ist die Luft nicht viel schlechter als am Chiemsee. Klar, in Peking laufen alle mit Gasmasken herum, und für manch einen Bergarbeiter in Südafrika oder Indonesien steht Umweltschutz recht weit hinten auf der persönlichen Agenda. Aber das ist nicht das gleiche, und die Schwierigkeit, dass ein globales Ziel nicht oder wenigstens nicht mittelfristig zu erreichen ist, sollte nicht dazu führen, dass man es völlig aufgibt.


    Und so verhält es sich auch mit unseren Denkmodellen, was den Umgang miteinander anbetrifft. Der gelebte Rassenhass in den U.S. of A., auch im letzten Jahr von Obamas Amtszeit, liefert keine Begründung, das Thema aufzugeben. Die Tatsache, dass auch nur ein Hauch von Gleichberechtigung offenbar lediglich dadurch zu erreichen ist, dass man ihn erzwingt, ändert nichts daran, dass man an diesem Problem - und zwar in allen Bereichen, klein- wie großschrittig - unbedingt arbeiten muss. Und dazu gehört auch, dass man Verhaltensweisen, Ideen, tradierte Rollen, Erziehung, Schulsysteme und Kultur hinterfragt, kritisch beleuchtet, umso mehr als Aktiver. Ja, ich kann mir einreden, dass es sowieso nichts ändert, ob ich mich nun ein bisschen xy-feindlich gebe oder nicht, wenn ich ein Paradigma in meinen Büchern transportiere, das eher konservativ ist und bestehende Systematiken fundamentiert - Systematiken, die ungerecht sind. Aber es ist durchaus möglich, dass ich ein, zwei Leser in ihrem rückschrittlichen Denken bestärke, Leser, die vielleicht Eltern sind, oder Lehrer oder Erzieher oder Busfahrer, die das weiterleben und -geben, ihr Verhalten multiplizieren und weiteren Generationen mitgeben.


    Das ist nicht als Handlungsanweisung zu verstehen, nicht einmal für mich selbst. Sondern als Denkanregung. Nein, niemand von uns wird die Welt allein deutlich besser machen. Oder drastisch verschlechtern. Aber jeder Mensch hat seinen Anteil. Mit dem man verantwortungsbewusst umgehen sollte. Nicht muss, weil jeder sein eigenes Leben hat. Aber eben vielleicht sollte.


    "Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt." (Die Ärzte, "Deine Schuld", auf "Geräusch", 2003)

  • Würde man für Unterhaltungsliteratur von Männern und für Männer auch so despektierliche Überschriften wie Chick-Lit erschaffen? Also so was wie Testosteron-Lit? Keine-Eier-in-der-Hose-Lit? Oder auch Sich-narzisstisch-die-Eier-kraulen-Lit?
    Ansonsten stimme ich Tom zu.
    Und Literatur mag nicht immer die Welt bewegen oder etwas verändern, aber unemanzipatorische Mister-Right-Texte zu schreiben und zu lesen, das macht etwas mit einem. Ich verkaufe mich manchmal auch. Muss schließlich meine Miete, das Studium meiner Kinder und vier Wochen Thailand bezahlen. Aber ich weiß, dass ich mich verkaufe und wo meine Grenze ist. Und dass es nicht egal ist, sondern dass das Unauthentische im Leben auch seinen nichtmonetären Preis hat.

  • Es gibt übrigens einen Begriff für die vielen Biographien, in denen es um Krebs, todkranke Kinder, Wunderheilungen etc. geht: Sick Lit. Bei Männern würde dann doch Sack Lit passen. Als (noch junger) Mann hab ich mal Bridget Jones -Schokolade zum Frühstück gelesen. Das fanden damals ALLE witzig. Ich auch.

  • Das heißt Dick-Lit, Heike.


    Und ich habe mich ganz sicher bei den beiden oben genannten Bücher nicht verkauft. Sie sind auch nicht frauenfeindlich oder sonstwie. Ich würde das auch eher "Humoristische Frauenliteratur" nennen und nicht Chick-Lit, aber nicht der Autor schafft und benennte die Schubladen.


    Das war wirklich, wirklich ein Fehler von mir - dieser eine Post in diesem Thread, in dem es um die Beschreibung der Protas geht. Und ich glaube, ich werde diesen Fehler nicht mehr begehen, genau wie ich glaube, dass ich langsam keine Lust mehr habe, in diesem Forum zu schreiben.

  • Ach ja, und liebe Kristin, du hattest ja eine Frage! Ich persönlich finde Beschreibungen zum Äußeren sowohl als Leserin als auch als Autorin extrem langweilig. Schwarze oder rote Haare? Ich will wissen, wie die Personen ticken, was die machen, ihre Gefühle, Abgründe, Geheimnisse. Ich finde Details wichtig, die etwas über die Person erzählen. Eine Unschönheit, einen Makel oder etwas Anziehendes. Das sollte unauffällig in den Text einfließen, denke ich. Dialoge und Handlungen charakterisieren viel besser als Kleidungsstil und Frisur.
    Bei Harry Potter: Narbe und wilde Frisur (leider nicht im Film), alles andere total uninteressant, oder?

  • Wenn es wieder um das Thema geht, habe ich auch etwas, und zwar aus meiner augenblicklichen Lektüre:


    [buch]3827012872[/buch]


    Der Autor benötigt zur Personenbeschreibung/charakterisierung immer exakt einen Satz:


    Schulleiterin des Internats der Protagonistin:

    Zitat


    Miss Ashe war, unseren Berechnungen nach, Anfang vierzig, blass und schlank, mit straff zurückgekämmtem dunkelrotbraunem Haar, das zu einem komplizierten Knoten frisiert war. (S. 39)


    Der Onkel, bei dem sie zur Fotografin ausgebildet wird:

    Zitat


    Greville hatte seinen buschigen Husarenschnauzbart mittlerweile zu einem strichdünnen Bärtchen gestutzt - ein keines, umgedrehtes Rangabzeichen auf seiner Oberlippe. (S. 56)


    Die Schwester:

    Zitat


    Wir bergrüßten uns mit Küsschen, und mir fiel auf, wie hübsch sie langsam wurde - dunkelhaarig, mit großen Augen und einer schmalen geraden Nase. (S.92)


    Mehr gibt es nicht pro Person. Vielleicht in einem Nebensatz nochmal, dass er/sie gut aussieht oder schlecht, aber sonst nichts genaueres. So wird quasi nur ein grober Rahmen gezeichnet, den der Leser selber füllen muss, was aber überraschend gut geht. Die Phantasie wird quasi ein wenig angestubst, damit sie die Richtung kennt.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Dick-Lit, Sick-Lit? Diese Namen sind doch alle bescheuert, also ehrlich.
    Ulli, ich habe nicht alles gelesen und habe das Null auf dich bezogen. Ich hab mich bei meinem erotischen Roman auch nicht verkauft.
    Ich meinte nur, Unterhaltungsliteratur von Frauen für Frauen bekommt dieses abschätzige Label. Warum? Es wird über einen Kamm geschoren. Das sind doch bloß Wörter der Marketing-Leute. Oder frustrierter Verlagsmenschen, die eine Distanz zum Objekt brauchen.

  • Hallo zusammen, danke Euch für die auf meine Fragen bezogenen Antworten, da kann ich was mit machen. Die Technik mit der schon (genialen?plumpen?) Ein-Satz-Zusammenfassung werde ich mal ausprobieren, weiß auch schon, an welcher Stelle.


    Zum Rest der Diskussion nur ganz kurz: Toms letzter Post (Kinder vom Bahnhof Zoo etc.) hat für mich ganz gut auf den Punkt gebracht, warum ich mit der ChickLit-Diskussion vorher nicht so schrecklich viel anfangen konnte. Es stimmt, dass Bücher etwas mit einem machen, und dass sie das auch sollen, nur - sie machen bei jedem was anderes, und die Ursachen dafür liegen wohl tiefer und fangen früher an, im Säuglingsalter oder was weiß ich. Mit Christiane F. unterm Arm nach Berlin gepilgert sind eben nicht nur Jugendliche, sondern auch Heerscharen von Freiern in der Hoffnung auf einen Fick mit einer Dreizehnjährigen. Der eine lässt sich von Goethes poetischer Sprache betören und ist glücklich und der andere lässt sich ebenfalls betören und bringt sich um. Das erinnert mich irgendwie an eine Diskussion mit einer Bekannten, die mir tatsächlich sagte, dass man Tarantino-Filme nicht gucken darf, weil sie was Schlimmes mit dem Unterbewusstsein machen. Ich konnte darauf nur entgegnen, dass ich doch schwer hoffe, dass sie mit meinem Unterbewusstsein (und Bewusstsein, falls ich bewusst hingucke) was machen - und zwar was Hochinteressantes.


    Was ich damit sagen will: ich denke, es ist niemals die "Schuld" irgendwelcher Bücher, Genres, Formate etc., was sie bewirken oder anrichten. Es kommt immer drauf an, wer am anderen Ende sitzt. Und je nachdem kann dann wahrscheinlich sogar das Dschungelcamp zur endgültigen Verblödung oder eben zu philosophischen Reflexionen über das So-sein in der Welt führen.

  • Zur Ursprungsfrage: Mein Ich-Erzähler aus meinem historischen Kriminalroman hat nicht mal für mich ein Gesicht. Ist aber auch nicht schlimm.
    Sehr viele Figuren definieren sich doch eher über ihre Eigenschaften und ihr Handeln, als über ihr Aussehen. (Es sei denn, das Aussehen spielt für die Geschichte eine wichtige Rolle.)
    Viele Leser mögen es vor allem, sich selbst ein Bild von den handelnden Figuren zu machen.
    Ist aber natürlich auch stark genrebezogen. Bei Frankenstein oder Gandalf interessiert den Leser das Aussehen schon eher, als bei Faust oder einem Lovecraft-Protagonisten.

  • "Dick-Lit" gibt es nicht wirklich. Es gibt mehr oder weniger humorvolle Romane, die vermeintlich "Männerthemen" beackern und/oder eine dezidiert "männliche" Perspektive einnehmen, beginnend bei Nick Hornby über Oliver Uschmann, Matthias Sachau, zuweilen Thommy Jaud, Michel Birbaek und ein paar andere - letztlich bis hin zu John Updike, John Irving und Philip Roth, die ja, allerdings auf deutlich anderem Niveau, lebenslang "Jungsbücher" geschrieben haben und das teilweise (Irving) immer noch tun. Der Unterschied zur Chick-Lit besteht darin, dass es nicht um ein halbwegs einheitliches Weltbild geht, das den Geschichten zugrundeliegt und transportiert wird. Das geschieht, wenn es um "Männerunterhaltung" geht, anderswo, zum Beispiel auf dem Fernsehsender "DMAX" oder in Serien wie "Hör' mal, wer da hämmert" ("Home Improvement"). Männer sind schlechte Leser, aber gute Fernseher. ;) Kaum ein Verlag traut sich, im Bereich Belletristik explizit und ausschließlich auf Männer zu zielen (außer in Nischen); das ist bei Frauen als Zielgruppe anders. Viele dieser Bücher werden auch von Frauen gelesen, manchmal sogar überwiegend (Birbaek). Es gibt noch einen zweiten Unterschied, der gravierender ausfällt: Ein halbwegs einheitliches Lebensmodell analog zu "Mann, Haus, Kinder, Herd" gibt es in diesem Bereich nicht. "Jungsromane" sind zu einem Gutteil Coming-of-Age-Geschichten, Erzählungen von der "Selbstfindung", verbunden zumeist mit der Erkenntnis, irgendwann Verantwortung übernehmen zu müssen. Viele dieser Geschichten sind tatsächlich sehr klischeehaft, und auch konservative bis reaktionäre Denkmodelle gibt es, aber nicht als übergreifende Gemeinsamkeit - und in nicht wenigen Fällen steht sogar die Erkenntnis im Vordergrund, das tradierte Verhalten Frauen gegenüber sehr kritisch prüfen zu müssen. Die postfeministische Selbstfindung über hedonistische Äußerlichkeiten, Erfolg in der "Männerwelt" und das romantische Happy-End jedoch verbindet fast alles, was im Bereich Chick-Lit zu finden ist. Das ist keine Wertung, sondern eine nach meinem Dafürhalten realistische Bestandsaufnahme.


    Noch eine Anmerkung zum "Nuttenkapitel" aus meinem vorletzten Roman "Leichtmatrosen": Darin geht es um eine Orgie mit Prostituierten. Mal davon abgesehen, dass das - wenigstens nach meinem Dafürhalten - erkennbar höchst ironisch geschildert wird, transportiert der Roman diese Erlebnisse keineswegs als anzustrebendes Ideal - ganz im Gegenteil. Fraglos ist (nicht nur) dieses Kapitel in gewisser Weise sexistisch, um es noch nett auszudrücken, die Frauen darin sind Objekte, aber all dem folgt mehr oder weniger direkt die Erkenntnis der Figuren, sich falsch verhalten zu haben (mit einer Ausnahme, aber da geht es weniger um den Vorgang selbst, als vielmehr um paradigmatische Fragen). Tatsächlich ist das Thema von "Leichtmatrosen" ein Gegenentwurf zum Chick-Lit-Ideal, denn die Frage, um deren Antwort es geht, ist die nach vorgeplanten, vorgefertigten Lebensentwürfen, in die sich die Figuren bislang gefügt haben. Ich lasse mir aber gerne den Vorwurf gefallen, dass das nichtsdestotrotz auch anders gegangen wäre - Versuch macht kluch.


    Ulli:


    Zitat

    Das war wirklich, wirklich ein Fehler von mir - dieser eine Post in diesem Thread, in dem es um die Beschreibung der Protas geht. Und ich glaube, ich werde diesen Fehler nicht mehr begehen, genau wie ich glaube, dass ich langsam keine Lust mehr habe, in diesem Forum zu schreiben.


    Ich sehe nicht, dass das ein Fehler war. Der Fehler bestand vermutlich eher darin, das persönlich zu nehmen, was, zugegeben, oft naheliegend ist. Unabhängig hiervon hinterlässt mich diese Deine Meldung sehr ratlos, weil sie ja besagt, dass Dich irritiert und verstört und möglicherweise sogar deprimiert, in welcher Weise hier über etwas gesprochen wurde, das Du auch machst, wobei anzumerken ist, dass Du so viele Genres und Themen bearbeitest, dass diese Gefahr fast immer besteht. ;) Anyway, es war, was mich anbetrifft, nicht persönlich gemeint, eher phänomenologisch. Befindlichkeiten sind halt ein Problem, und ich könnte natürlich nach jedem Halbsatz in Parenthesen "Ulli, Du bist nicht gemeint! Ich schätze und respektiere und bewundere Dich!" schreiben, was schlicht stimmt, aber das wäre nicht sonderlich zielführend. Niemand hier, auch nicht Didi, wollte jemanden persönlich anpinkeln, Autoren einzeln oder als Gruppe diskreditieren. Es ging um das Genre. Wenn man sich diesem zugehörig fühlt, muss man Verallgemeinerungen akzeptieren, aber der Sippenhaft kann man sich natürlich verweigern. Jeder schreibt anders, jeder löst die Aufgaben anders, und nicht alles, auf dem ein bestimmtes Etikett klebt, enthält auch das, was das Etikett verspricht. So oder so, wenn wir in einem Autorenforum solche Fragen nicht mehr diskutieren können, weil die Gefahr zu groß ist, dass das jemand persönlich nimmt, gehen uns tatsächlich über Kurz oder Lang die Themen aus. Und ich halte das ganz persönlich für wichtig, dass man sich mit solchen Themen auch auseinandersetzen kann - ohne dass daraus die Konsequenz entsteht, dass einige Leute sofort davonlaufen, weil sie das nicht aushalten können oder wollen.

  • Hallo, Ulli.


    Wenn ich an jedem grauen Tag allen Impulsen folgen würde, läge inzwischen mein ungefähr vierhundertster Wiederaufnahmeantrag in den Verein vor. ;)

  • Kristin hatte die, wie ich ausdrücklich schrieb, "wichtige" Frage gestellt, wie man als Erzähler mit der Beschreibung von äußerlichen Merkmalen seiner handelnden Figuren umgehen solle. Eine Thematik, wie man sich kaum eine bessere für ein gemischtes Forum aus literarischen Anfängern, schreibenden Laien und professionellen Autoren denken könnte. So hat es denn auch einige aus meiner Sicht sehr förderliche Antwortversuche gegeben, die sich im übrigen im Tenor nahezu gleichen.


    Meine Antwort brachte diesen Tenor ebenfalls zum Ausdruck. Zur Verdeutlichung meiner Meinung habe ich die Chick Lit angeführt, die in vielen Fällen eben genau das Gegenteil von dem bietet, was hier mehrheitlich für richtig erachtet wurde, nämlich mit Äußerlichkeitsbeschreibungen in einem Roman sparsam und vorsichtig umzugehen. Ich habe dabei die "LeserInnen" (nicht die AutorInnen!) als "verblödet" bezeichnet. Zweifellos war das eine provokante Formulierung, die allerdings in der Wortwahl, ebenso wie in ihrer Verallgemeinerung, sofort als satirische Überspitzung erkennbar ist - es sei denn, man WILL das wörtlich nehmen und sich aufregen. Ich hätte statt "verblödet" auch "anspruchslos" schreiben können. Aber ich bin sicher, meine lieben aufgeregten ForumsfreundInnen hätten sich auch hierin verbissen und mir erklärt, wie schädlich und abschreckend meine Beiträge für die armen Menschen doch seien.
    Was so viele Frauen so gern lesen, kann eben einfach nicht schlecht sein. Und wenn, dann hat man das nicht zu sagen - und schon gar nicht überdeutlich. Sowas ruft dann neben notorischen Eiferern auch noch die AutorInnen auf den Plan, die sich getroffen oder missverstanden fühlen. Und so wimmelt und wabert es schließlich vor lauter abstrusen Befindlichkeiten, die alle nichts mehr mit meiner ursprünglichen Aussage zur Behandlung von Äußerlichkeiten in der sog. Chick Lit zu tun haben. Das hat Methode, denn es scheint mir durchaus gewollt, dass im zähen Brei der allgemeinen Betroffenheit die schlichte Erkenntnis versinke - so tief, dass man sie möglichst nicht mehr zu fassen bekommt: Die nämlich, dass die sog. Chick Lit überwiegend von banaler und klischeehafter Art ist, gemacht für verbl ..., sorry, für anspruchslose LeserInnen.

  • Äh. Ja.


    Krimis vereinfachen die Darstellung von Ermittlertätigkeiten in drastischer und manchmal unverantwortlicher Weise. Es wird suggeriert, dass die Ermittler praktisch frei in ihren Entscheidungen sind - Vorgesetzte sind höchstens Pappkameraden, Staatsanwälte korrupt oder dumm -, sich immer nur einem (Mord-)Fall zugleich widmen, ungeheuer (persönlich) engagiert an die Sache gehen und praktisch jeden Fall lösen, oft unter Tränen. Auf Kommissar Zufall können sie sich fest verlassen. Kriminalkommissare sind überdurchschnittlich klug, verfügen über mindestens 7 Sinne, haben aber ausnahmslos ein schwieriges Privatleben; meistens sind sie Einzelgänger. Sie verlieben sich in jeden zweiten Zeugen, ertränken allabendlich ihre Arbeitserlebnisse in reichlich Alkohol und suchen besonders gefährliche Schauplätze immer allein auf. Sie rufen niemals um Hilfe oder nach Verstärkung. Regionalkrimiermittler sind regional eigenartig. Die Bösen sind besonders böse und nie "einfach nur" Kriminelle. Und. So. Weiter.


    Wer verkauft hier wen für dumm? ;)


    Ach so, ganz wichtig: Ermittler speichern sofort alle Zeugendaten in ihren Telefonen und geben die eigenen Rufnummern auch gerne weiter. Sie erkennen jeden Zeugen, mit dem sie einmal gesprochen haben, am Klang der Stimme, merken sich jeden Namen und erkennen an der Rufnummer, wer sie anruft.


    t.b.c.