Deutschland im Herbst

  • hätte gar nicht erst dazu kommen dürfen, sprich, deutschland hat sich weggeduckt. sollen die doch zusehen in italien, wie sie klar kommen. totale fehleinschätzung der lage in tateinheit mit ignoranz und egoismus.


    Du hättest mein Zitat für deine Anmerkung nicht gebraucht. Gefällt mir, genau genommen auch nicht, weil das, was ich geschrieben habe, nicht zu dem passt, was du schreibst.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Von mir ebenfalls ein Dank an Heike. Abgesehen von den Überlegungen zu Hitler (das ist einfach ein anderes Thema) entspricht das, was du Heike, schreibst, meinen Beobachtungen. Um die Pfründe fürchten nicht immer / alle / nur diejenigen, die am Rand der Gesellschaft leben, sondern Xenophobie zieht sich durch alle sozialen Schichten, und sei es nur nach dem "Aber"-Motto.


    Maryanne

  • Liebe Heike,


    danke für deinen ausführlichen Beitrag. Ich frage mich, ob diese Unzufriedenheit einer latent köchelnden Gier entspringt, einem schwelendem Neid, gefühlt und gesehen mit Blindheit und dem wohl 'herr-lichen' Empfinden, endlich einer großen Gruppe anzugehören, die zum Teil nicht fragt, warum das und das und jenes nicht gelernt oder erarbeitet wurde, die nicht fragt, ob krude Meinungen, aber auch Unsicherheiten beim Bier in der stickigen Kneipenluft enstanden sind. Und wenn ich mir die braungebrannten Tusneldas vorstelle, - böses Geplapper hinter Geplapper ...


    Und ich frage mich auch, wie würde man damit umgehen, sollte sich eine oder mehrere Personen in der Familie/Freundeskreis als pegidafreundlich zeigen?

  • Zitat

    Und ich frage mich auch, wie würde man damit umgehen, sollte sich eine
    oder mehrere Personen in der Familie/Freundeskreis als pegidafreundlich
    zeigen?

    Reden, fragen wie es dazu gekommen ist. Was ich versuchen würde zu vermeiden: denjenigen gleich in die Naziecke stellen. Wenn das alles nichts hilft: Grenzen zeigen. Ich glaube zwar nicht, dass die Chancen groß sind, aber versuchen muss man es einfach.


    Ich habe jüngst mit einem älteren Mann diskutiert, der mit einem Schild durch die Stadt lief: "Merkel betreibt Hochverrat an der deutschen Kultur" stand darauf.


    Ich habe ihn gefragt, was er damit meint. Der Ausgang des Gespräches sprach nicht für meine Kommunikationsfähigkeiten (ich habe ihn vor allen Leuten zusammengefaltet) aber immerhin habe ich es versucht. Außer mir haben dies 2 grauhaarige Damen versucht. Die Stadt war voll, auf dem Platz unserer 'Begegnung' waren bestimmt hundert Menschen, die das ganze mitbekommen hatten. Wir durften uns zwar an nachträglicher Anerkennung freuen, das war es aber auch.


    Ich frage mich: warum bleibt so ein Gespräch 3 (!) Personen vorbehalten, und alle anderen drücken sich? Der Mann war völlig harmlos, alt, schlank, es waren auch keine Glatzen in der Nähe, es waren wirklich genug Polizisten da. Vielleicht hätte jemand anderes mehr erreicht, wenn er nur das Gespräch gesucht hätte?

  • Der Mann mag schlank gewesen sein (was tut das zur Sache?) und alt (was ihn erst recht nicht entschuldigt), aber nur dann harmlos, wenn er sich auf das Herumtragen seines bescheuerten Schildes beschränkt. Soll er. Der ist vermutlich nicht mehr zur Vernunft zu bringen - wozu auch?
    Es ist doch naiv, zu glauben, man könne dadurch, dass man wildfremden Leuten auf der Straße ein Gespräch aufzwingt, deren Dummheit, Ignoranz und Verbohrtheit aufbrechen. Lass sie laufen, ihren Mist skandieren, ihre dümmlichen Sprüche auf Schildern durch die Gegend tragen - und gut.


    Dieser Sumpf ist nicht trockenzulegen, er stinkt überall in der Welt vor sich hin, immer schon. Wie anders wäre der massive Zulauf rechtspopulistischer Parteien und Organisationen zu erklären, den wir z.B. in vielen Ländern Europas beobachten müssen? Es gibt halt überall diese, nennen wir sie mal euphemistisch 'Weltanschauung', die auf Ausgrenzung, Rassismus und Egoismus basiert und die den Nährboden bildet für die politischen Verführer, die in der Regel deutlich mehr Hirn haben als ihre willigen Claqueure.


    Was zu tun bleibt, ist eine entschiedene Maßnahmenpolitik zur Bewältigung der derzeitigen Herausforderungen - das einzige Mittel, um den Demagogen das Wasser abzugraben. Und natürlich stets größte Wachsamkeit walten zu lassen und jeden dieser Westentaschenfaschisten sofort mit aller möglichen Härte des Rechtsstaates zur Verantwortung zu ziehen, sobald er gegen Gesetze verstößt.

  • Didi, da gibt es nicht viel zu widersprechen, bei dem, was du schreibst, insbesondere dem zweiten Absatz stimme ich weitgehend zu. Was mich aber sehr erschrocken macht ist der letzte Satz. Diese "Härte des Rechtsstaats", die du einfordern willst, die ist bislang niemals gut gewesen. Wenn "Härte" gegen wen auch immer die einzige Antwort eines Staates ist, dann ist es mit dem Recht im Staat nicht weit her.

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    Emanuel von Bodmann


  • Zitat


    Liebe Leserinnen und Leser,
    im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf SPIEGEL ONLINE finden Sie unter diesem Text kein Forum. Leider erreichen uns zum Thema Flüchtlinge so viele unangemessene, beleidigende oder justiziable Forumsbeiträge, dass eine gewissenhafte Moderation nach den Regeln unserer Netiquette kaum mehr möglich ist. Deshalb gibt es nur unter ausgewählten Artikeln zu diesem Thema ein Forum. Wir bitten um Verständnis.


    Das obige Zitat steht exemplarisch unter dem Spiegel-Artikel "Koalition einigt sich auf Registrierzentren für Flüchtlinge". Wie man mit solchen Kommentatoren vernünftig diskutieren will, weiß ich ebenso wenig wie der "Spiegel". Es ist schwierig, allgemein zu bestimmen, ab wann und mit welchen Menschen genau ein Gespräch sinnlos ist, aber wenn zwei Seiten von völlig verschiedenen Grundpositionen ausgehen, dürfte ein konstruktives Gespräch schwierig werden. Bei Diskussionen spielen ja nicht nur sachliche Argumente eine Rolle, sondern es treten weitere Motivationen hinzu. Manchmal will jemand einfach stänkern, oder es geht um persönliche Animositäten. Und manchmal sind Menschen auch schlicht zu dumm oder zu ungebildet für einen sachlichen Austauch.


    Was das Problem bei einer Forderung nach "Härte des Rechtsstaats" sein soll, erschließt sich mir nicht.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Ich würde Didi zustimmen, dass der Rechtsstaat unbedingt reagieren muss, wenn aus der Ideologie, aus Gefühlen und Meinungen Verletzungen des Rechts werden. Doch, da muss gehandelt werden, konsequent und eindeutig, vor allem bei jeder Form von Gewalt. Individuell sinnvoll und angemessen, auch mit allen Instrumenten, die neben "Knast" zur Verfügung stehen, Geldstrafen, Sozialstunden, Anti-Aggressionstrainings, Therapien, Sozialarbeit usw. Volles Programm.



    Und die Klappe aufzumachen ist schon wichtig, oder? Nicht nur um jemanden zu überzeugen oder wenigstens zu erreichen, sondern auch um zu zeigen: Wir sind auch noch da.
    Manchmal sage ich, dass Angst und Hass echt unglücklich machen. Die ganzen freiwilligen Helfer sehen doch viel glücklicher aus als diese Pegida-Leute (wenn sie nicht an den Bedingungen verzweifeln).


    Monika
    Ja, was macht man mit solchen Freunden oder Familienmitgliedern? Es ist hart. Ich diskutiere echt auf Teufel komm raus. Ich versuche, etwas vorzuleben, Toleranz und Menschenfreundlichkeit. Ab einem bestimmten Punkt würde ich mich distanzieren.

  • Ich würde Didi zustimmen, dass der Rechtsstaat unbedingt reagieren muss,…


    Dem widerspreche ich nicht. Trotzdem ist die Forderung "nach aller Härte" eine, die destruktiv ist. Konsequent zu Ende gedacht sind wir dann wieder bei der Todesstrafe.

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    Emanuel von Bodmann


  • Konsequent zu Ende gedacht sind wir dann wieder bei der Todesstrafe.

    Um Gottes willen, das will hoffentlich niemand. Ich würde sagen: mit aller Härte der bestehenden Gesetze. Ich habe nur manchmal den Eindruck, dass im Osten die Polizei nicht immer konsequent und engagiert genug reagiert, aber das kann ich aus der Ferne vielleicht nicht beurteilen. Ich wundere mich nur, dass der Mob da manchmal relativ ungehindert agiert. Des gäb's im schönen Bayern net.


  • Dem widerspreche ich nicht. Trotzdem ist die Forderung "nach aller Härte" eine, die destruktiv ist. Konsequent zu Ende gedacht sind wir dann wieder bei der Todesstrafe.

    Das ist, geschätzter Freund, völlig daneben. "Härte" war von mir im Sinne von "Konsequenz" gemeint, wie sicher bei kurzem Innehalten unschwer erkennbar.
    Wir dürfen, und das war der Hintergrund bei der Wahl dieses Begriffes, zum Beispiel eine je nach persönlicher Einstellung der handelnden Organe des Rechtsstaates unterschiedlich konsequente Verfolgung von Rechtsbrüchen nicht dulden. So alarmiert mich zum Beispiel eine Untersuchung, die anscheinend offenbart, dass weite Teile der Polizeikräfte in Dresden selbst dem Gedankengut der Pegida nicht allzu fern stünden, um es freundlich auszudrücken. Das soll in manchen Fällen eine laxe Handhabung z. B. im Einschreiten gegen Übergriffe einzelner Demonstranten, aber auch bei erkennungsdienstlichen Maßnahmen zur Folge haben. Ob das so stimmt, weiß ich nicht, aber daher: Rechtsstaatliche Härte im Sinne von Konsequenz ist unabdingbar. Dass ich damit keine staatlichen Übergriffe herbeigewünscht oder gar sanktioniert habe, versteht sich wohl von selbst.


    Und es gibt, notabene, für mich keinen einzigen vorstellbaren Denkprozess, der, "konsequent zu Ende gedacht" in die Todesstrafe mündet. Als leidenschaftlicher Gegner derselben musste ich bei diesem Satz schon ordentlich schlucken, als ich ihn las.

  • eine sehr bequeme Haltung - man muss nichts tun und fühlt sich auch noch im Recht. Frei nach dem Motto: Hopfen und Malz ist eh verloren, also wozu noch anstrengen. Interessant auch die Hlhe der Menschenkenntnis: ich sehe niemandem an der Nasenspitze an, ob er dumm, ignorant und verbohrt ist. Zudem sind hier die Grenzen zwischen resignerender Toleranz und schlichter Feigheit fliessend, da sollte man sich selbst gegenüber ehrlich sein.


    Ich bin da naiv aus Überzeugung, selbst wenn nur einer überzeugt werden kann, ist das besser als gar nichts zu sagen. Zudem geht es auch um etwas anderes: Haltung zeigen. Machen viel zu wenige, was wieder Wirrköpfen in die Hände spielt. Bezeichnenderweise waren die Umstehenden begeistert, ich hatte eine Haltung in Worte gefasst, die sie anscheinend teilten. Auch das ist ein Erfolg. So wird das Wirrköpfen wenigstens bewusst.


    Zudem ist es mir lieber, etwas zu tun und damit zu scheitern, als es gar nicht erst versucht zu haben.


    Um noch ein letztes aufzuklären: mit alten schlanken Männern ohne sehenswerte Muskeln werde ich körperlich fertig. Bei einem muskelbepackten Jungmann in Springerstiefeln wäre ich vorsichtiger.

  • Zitat

    Und die Klappe aufzumachen ist schon wichtig, oder? Nicht nur um
    jemanden zu überzeugen oder wenigstens zu erreichen, sondern auch um zu
    zeigen: Wir sind auch noch da.

    Das sehe ich auch so, ich komme gerade von einer Infoveranstaltung, es ging um die Flüchtlinge hier im Stadtteil. Der Rechtsstaat ist momentan überlastet, da sind wir in vielem selbst gefordert, so einfach ist das. Diejenigen, die 'wir sind auch noch da' klarmachen, bilden letztendlich eine soziale Kontrolle.


    Hier in Frankfurt gibt es keine Pegida mehr, nur noch im Internet. Sie haben es zwar mit Demonstrationen versucht, aber die Gegendemonstranten waren immer haushoch überlegen. Was wäre geschehen, wenn alle gedacht hätten wie H.Dieter? Lass sie reden, eh alles zu spät?


    Bestimmt würden sie heute noch marschieren und bestimmt hätten auch sie Zulauf. So sind sie aus dem öffentlichen Raum verschwunden.

  • So alarmiert mich zum Beispiel eine Untersuchung, die anscheinend offenbart, dass weite Teile der Polizeikräfte in Dresden selbst dem Gedankengut der Pegida nicht allzu fern stünden, um es freundlich auszudrücken. Das soll in manchen Fällen eine laxe Handhabung z. B. im Einschreiten gegen Übergriffe einzelner Demonstranten, aber auch bei erkennungsdienstlichen Maßnahmen zur Folge haben.


    wenn dem nachweislich so ist, muss das dienstrechtliche konsequenzen haben.

  • Das ist, geschätzter Freund, völlig daneben. "Härte" war von mir im Sinne von "Konsequenz" gemeint, wie sicher bei kurzem Innehalten unschwer erkennbar.


    Nein, Didi, das ist keineswegs erkennbar. Schon gar nicht unschwer. Wenn man sich anschaut, was alles passiert ist, wenn "alle Härte" gefordert wurde, dann gibt es da nichts zu verharmlosen. Dein Rettungsversuch über "Konsequenz" ist auch in meinen Augen nur ein hilfloser Versuch der Rechtfertigung. Was meinst du denn damit? Mit Konsequenz meint man in der Regel ein "Zielstrebiges" oder "Zielgerichtetes" Handeln. Welches Handeln ist aber gemeint, wenn zuvor von "aller Härte" gesprochen wurde? Strengste Bestrafung? Wer Brandbomben wirft, Flüchtlinge verfolgt und verprügelt der verdient eine strenge Bestrafung auf jeden Fall. Aber ist das Problem der Fremdenfeindlichkeit und des Rassismus damit gelöst? Nicht mal im Ansatz. Abschreckung findet nicht wirklich statt und die Menschen, die soweit nicht gehen, werden nicht mal im Ansatz erreicht. Deshalb noch einmal: "Alle Härte" hilft nicht, sondern schadet nur. Der konsequenten Verfolgung von Straftaten, die ich für richtig halte, darf nicht mit aller Härte einseitig betrieben werden.


    Zitat


    Und es gibt, notabene, für mich keinen einzigen vorstellbaren Denkprozess, der, "konsequent zu Ende gedacht" in die Todesstrafe mündet. Als leidenschaftlicher Gegner derselben musste ich bei diesem Satz schon ordentlich schlucken, als ich ihn las.


    Dass Du ein Gegner der Todesstrafe bist, nehme ich dir ab. Und dass es für dich keinen vorstellbaren Denkprozess gibt, der dazu führt, auch. Das besagt aber nur, dass Du nicht bereit bist, die Aussage "mit aller Härte" wirklich zu Ende zu denken.

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    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    der ruf nach der härte des rechtsstaates heißt nix anderes, als ihn abschaffen zu wollen.


    Das Thema der Todesstrafe ist für mich in diesem Thread zwar uninteressant, aber am Zitat sieht man, wie unsinnig oft der Versuch einer vernünftigen Auseinandersetzung ist.


    Die Aussage ist schlicht und ergreifend unlogisch und daher falsch. Wenn man sich in einem System (hier: dem Rechtsstaat) bewegt, kann das gar nicht heißen, dass man darum das System abschaffen will. Es mag Menschen geben, die den Rechtsstaat erst einmal bis zur Grenze ausreizen und dann weitergehen wollen, aber ich kann auch niemals eine geometrische Figur nur deshalb überschreiten wollen, weil ich bis zum Rand gehe.


    Hier haben wir ein harmloses Beispiel, bei dem eine rationale Argumentation von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Man kann solche Aussagen widerlegen, und es nützt nichts. Was bleibt, ist das Recht-behalten-wollen. Was HD demonstriert:


    Zitat


    Wenn man sich anschaut, was alles passiert ist, wenn "alle Härte" gefordert wurde, dann gibt es da nichts zu verharmlosen. (…) Welches Handeln ist aber gemeint, wenn zuvor von "aller Härte" gesprochen wurde? (..)"Alle Härte" hilft nicht, sondern schadet nur. (…) Das besagt aber nur, dass Du nicht bereit bist, die Aussage "mit aller Härte" wirklich zu Ende zu denken.


    Nun hatten Didi und die Folgenden von „aller Härte des Rechtsstaats“ gesprochen. Der Rechtsstaat umfasst in Deutschland auch Art. 102 GG, wonach die Todesstrafe abgeschafft ist. Nach herrschender Auffassung in Theorie und Rechtsprechung fällt diese Abschaffung als Ausformung der Menschenwürde sogar unter die Ewigkeitsgarantie des Grundgesetzes. In der EU umfasst der Acquis communautaire ebenfalls die Ächtung der Todesstrafe. Die Behauptung, die „konsequente Fortführung“ der Forderung nach „Härte des Rechtsstaats“ führe zur Todesstrafe, kann daher nicht stimmen.


    Wenn also schon in diesem Punkt eine vernünftige Diskussion unter vernünftigen Menschen schwierig ist, um wie viel mehr muss das für – ich schreibe mal undifferenziert: Pegida-Leute gelten? HD hat irgendwo oben geschrieben, er verstehe den Sinn nicht, Menschen auszugrenzen. Ich sehe da auch keinen Sinn, weil meine Haltung keinen Sinn verfolgt. Meiner Meinung nach ist die umgekehrte Frage richtig: Welchen Sinn soll es ergeben, sich mit Menschen auszutauschen, die keinen vernünftigen Austausch wollen?


    Man kann sicherlich auch Beifall erhalten, wenn man sich statt vieler zu blödsinnigen Schildern äußert. Dass die Masse träge ist, sieht man auch bei Gewalt in der U-Bahn. Aber ändert man damit irgendetwas beim Panierträger?


    Ist nicht die Forderung, „die Menschen ernst zu nehmen, abzuholen, auf sie einzugehen“ oft die Forderung nach Opiumkügelchen, um die Wut-/Angst-/Opferbürger ruhigzustellen? 1993 hat man das Asylrecht verschärft, als Asylantenheime brannten. Systematisch gesehen ist das nicht der folgerichtige Ansatz, aber damals wurde der Ruf laut, man müsse „auf Volkes Stimme“ hören. Aber sind die Leute das Volk, die genau diese Parole skandieren? Wenn Demonstranten die Kanzlerin im September als „Vaterlandsverräterin“ und „Fotze“ bezeichneten – wie soll man mit solchen Menschen reden? Herrn Gabriels Antwort mag politisch ungeschickt gewesen sein, aber falsch finde ich sie nicht: „Ihr seid Pack!“


    Natürlich sind nicht alle Menschen „Pack“, nur weil sie keine „Willkommenskultur“ für Flüchtlinge wollen. Wie erwähnt: Mehr als drei Viertel der Deutschen wollen Pegida vom Verfassungsschutz beobachten lassen. Was bedeutet das für die Forderung, auf „das Volk“ zu hören?

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)