Amazon ändert die Bezahlung von Autoren

  • Hallo Tom,


    ich kann Deine Abneigung zur Amazonpolitik nachvolliehen, dass Amazon die Autoren bei ausgeliehenen Büchern nach gelesenen Buchseiten bezahlen will. Geliehen ist im Prinzip geliehen und es könnte Amazon egal sein wieviel gelesen wurde (natürlich nicht, weil es ja Kunden gibt, die viel ausleihen, ohne es zu lesen und Amazon dann die Autoren der ungelesen Bücher auch bezahlen müsste). Bei den Tandiemen der Stadtbücherrei wird, soviel ich weiß, den Autoren ohnehin nur eine Pauschale bezahlt. Egal, wie oft das Buch geliehen wurde, oder?
    Insofern kann es für die Autoren durchaus lukrativer sein, wenn sie nach gelesenen Seiten bezahlt werden. Weil dann die Bücher, die tatsächlich viel geliehen und auch viel gelesen werden, besser vergütet werden. (Vorausgesetzt, dass das mit der Nachprüfbarkeit und Abrechnung auch alles klappt. Was tatsächlich nach viel Aufwand klingt ...)


    Was ich nicht verstehe ist Deine Sorge, dass die Literatur bei Kindle Unlimited durch die neue Regelung furchtbar schlecht werden würde. Mit der Begründung, dass die Autoren dazu angehalten würden die Leser mit Cliffhängern zwanghaft bei der Stange zu halten und keine guten Geschichten mehr erzählen würden.
    Vor allem wenn Du selbst sagst:


    Und ich schreibe natürlich nicht nur nach Lust und Laune und völlig egozentrischen Präferenzen, sondern mit Blick darauf, was sich - hoffentlich - vermarkten lässt, also Agentur, Verlagen und Lesern gefällt - und mir selbst.


    Denn genau das machen Agenturen und Verlage eben auch: Sie schauen sich Buchprojekte auf ihre Vermarktbarkeit hin an. "Hochliteratur" lässt sich normalerweise nicht so super vermarkten, deshalb macht sie auf dem Buchmarkt gesamt nur einen kleinen Anteil aus, oder? Oder wie kann man sich sonst erklären warum nach den erfolgreichen Elfen noch die Orks und die Zwerge und die Minotauren und was weiß ich noch kam? (die exakte Reihenfolge weiß ich nicht) Oder warum es x-tausend Vampirromane nach Schema F gibt, man dann die Zombiromanze, die Auserirdischen und jetzt die Geister entdeckt? Anders gesagt warum sonst sollten Verlage Kopien von erfolgreichen Bestsellern mit zum Teil zweifelhafter Qualität auf den Markt werfen, wenn es nicht darum ginge Geld zu machen?
    Wo ist da der Unterschied zu der von Dir angeprangerten Beeinflussung der Literatur von Amazon?


    Viele Grüße,


    Heidrun


  • Über KDP geht in nennenswerten Zahlen NUR Unterhaltung. Und die sollte dann auch den Anspruch erfüllen, den ein KUNDE an Unterhaltung haben darf: Dass man nicht auf den ersten zehn Seiten einschläft.


    jeder roman mit anspruch sollte gut unterhalten. das ist doch gerade die kunst ;)


    tom schrieb weiter vorne etwas von verlagen, die fürs filtern zuständig seien. das war vielleicht früher (war alles besser :evil ) so, aber heute wird doch von den finanzvorständen gerechnet und controlled bis der arzt kommt. money, money, money. und von dem kriegen nur die bestsellerautorInnen ihren verdienten anteil. nicht umsonst gibt es gerade mal ein paar 100 (?) autorInnen in deutschland, die vom verkauf ihrer bücher leben können. die büchertische in den großen buchhandlungen sehen so ziemlich genauso eintönig aus wie die virtuellen bei amazon.

  • Hallo, Heidrun.


    Nein, Autoren erhalten keine Pauschale aus den Bibliothekstantiemen. Einzelne - vermeintlich repräsentative - Bibliotheken melden die einzelnen Ausleihvorgänge. Auf den VG-Wort-Abrechnungen ("Ausschüttungsbriefe") kann man, und zwar für jeden einzelnen Titel, nachlesen, wie oft die eigenen Bücher ausgeliehen wurden, und die Ausschüttung errechnet sich entsprechend. Wer häufiger ausgeliehen wird, erhält auch mehr Geld. Die GEMA zahlt ähnlich aus. Es gibt Sockelbeträge und ergänzend Anteile, die sich nach der Anzahl z.B. der Airplays errechnen. Dafür generieren die Sender Lizenzlisten, die alle einzelnen Airplays enthalten.


    Wer der Überzeugung ist, der deutsche Buchmarkt würde nur aus fader Belletristik und Trendbüchern bestehen, war vermutlich lange nicht mehr in einer gut sortierten Buchhandlung oder in einer Bibliothek. Ich empfehle in diesem Zusammenhang gerne, sich die Vorschauen diverser Verlage zu holen, an die man bequem online kommt. Das Spektrum ist sehr weit gefasst, und es sind längst nicht nur die Suhrkämper, die sich sich um "höhere" Literatur bemühen. Fast jeder größere, nennenswerte Verlag bedient in durchaus ordentlicher Weise die anspruchsvollen Leser. Das ist übrigens beim Selfpublishing komplett anders, was nach meinem Dafürhalten eben auch der Tatsache geschuldet ist, wie die Anbieter das Angebot gestalten und wie sie mit den Autoren umgehen.


    Zweifelsfrei sind Verlage in erster Linie Wirtschaftsunternehmen. Es geht darum, sich selbst zu finanzieren und auch noch Profit zu machen. Es gibt zwar einige Verlage, die den Anspruch als Maxime über dem wirtschaftlichen Erfolg ansiedeln, aber auch diese Verlage müssen sich finanzieren, sonst klappt es mit dem Anspruch auch nicht. Der Buchmarkt heißt nicht ohne Grund Markt. Es geht darum, Bücher ins Programm zu nehmen, die sich dann auch verkaufen lassen. Tatsächlich weiß man in den allermeisten Fällen nicht, welche Bücher sich verkaufen werden, vielleicht von bestimmten Lizenztiteln, Autoren mit solider Fanbasis und ähnlichem abgesehen. Der Buchmarkt ist kein starres Konstrukt, das man bedient. Man formuliert ihn mit jedem Programm neu.


    Zitat

    Anders gesagt warum sonst sollten Verlage Kopien von erfolgreichen Bestsellern mit zum Teil zweifelhafter Qualität auf den Markt werfen, wenn es nicht darum ginge Geld zu machen? Wo ist da der Unterschied zu der von Dir angeprangerten Beeinflussung der Literatur von Amazon?


    Das klingt, als würden "die Verlage" ausschließlich genau das tun, aber das ist mitnichten der Fall - sonst gäbe es beispielsweise Autoren wie mich nicht auf diesem Markt. Oder einen Wolf Haas, einen Heinrich Steinfest, eine Juli Zeh, einen Thomas Glavinic, einen Clemens Berger, einen Michael Stavaric und viele, viele weitere andere, mit denen ich mich übrigens nicht auf Augenhöhe sehe. Sven Regener, Oliver Uschmann, weiß der Geier. Es gibt so viele, und die meisten widersprechen dieser Behauptung.


    Es geht darum, Bücher ins Programm zu nehmen, von denen man erwarten kann, dass sie eine bestimmte Zahl von Lesern interessieren und erreichen werden. Das sagt an und für sich noch wenig über die vermeintliche Qualität dieser Titel aus - die Interessenlage ist sehr unterschiedlich. Viele können mit den o.g. Autoren nichts anfangen und lesen lieber ganz andere Bücher. Aber welche Bücher das genau sein werden, das weiß niemand - auch keiner von diesen Lesern. Es geht nicht um Erdbeerquark, der in der neuen Saison eine leicht veränderte Rezeptur bekommt. Jeder neue Autor, jedes neue Subgenre, jedes Thema, jedes neue Programm ist ein Vabanquespiel. Und die Verlage spielen dieses Spiel. Dass sie in anderen Bereichen auf Nummer Sicher setzen, um dieses Spiel finanzieren zu können, hat mit möglicher Beeinflussung wenig bis nichts zu tun.


    Ja, es gibt auch Autoren, denen gesagt wird: Schreib doch mal das und das, und versuch bitte, es auf diese oder jene Weise zu tun. Es gibt aber auch tausende anderer Wege zum Verlagsvertrag. Bei Amazon demgegenüber sind die Anforderungen bis ins Detail klar. Subtilerweise aber wird diese Beeinflussung nicht über die Inverlagnahme praktiziert, die es ja auch überhaupt nicht gibt, sondern über die Vergütungsmodelle.


    Andererseits muss ich mich selbst relativieren. Natürlich ist die anteilige Bezahlung teilweise gelesener Ausleihtitel letztlich in gewisser Weise genau der Scheißefilter, den ich vorher eingefordert habe. Aber er ist auch weit, weit mehr als nur das.


    Geschenkt. Tschüss und viel Spaß noch mit diesem Thema. Herr Matting, der ohne Frage ein objektiver Beobachter ist, hat alles erklärt, was man dazu wissen muss. ;)

  • Hallo Tom,


    Du schreibst eine so lange Antwort auf meine Frage, die schon wieder soviele andere Aspekte enthält, dass ich mir nach dem Lesen schon nicht mehr sicher bin, ob Du meine Frage überhaupt beantwortet hast ;).
    Aber danke für die Erklärung mit den Bibliotheksanteilen!


    Nur kurz nochmal, etwas überspitzt ausgedrückt:
    Wenn Amazon die Autoren nach gelesenen Seiten bezahlt sehe ich darin keine inhaltliche Zensur von Amazon. Diejenigen, die die Zensur machen, sind die Leser. Wenn der Journalist des Eingangs verlinkten Artikels aus der Seitenbezahlung folgert, dass nun nur noch Bücher mit Cliffhängern und verwickelten Bildern entstehen ist das eine Möglichkeit. Aber damit unterstellt man den Lesern von KU ja schon eine gewisse Vorliebe, die erstmal nur in der Phantasie des Journalisten besteht. Denn diese Aussage scheint mir nicht mehr als eine Vermutung zu sein (sonst müsste sie konkret belegt werden).


    Du schreibst:

    Zweifelsfrei sind Verlage in erster Linie Wirtschaftsunternehmen. Es geht darum, sich selbst zu finanzieren und auch noch Profit zu machen. Es gibt zwar einige Verlage, die den Anspruch als Maxime über dem wirtschaftlichen Erfolg ansiedeln, aber auch diese Verlage müssen sich finanzieren, sonst klappt es mit dem Anspruch auch nicht. Der Buchmarkt heißt nicht ohne Grund Markt. Es geht darum, Bücher ins Programm zu nehmen, die sich dann auch verkaufen lassen.


    Ja und genau das scheint Amazon auch erreichen zu wollen. Bücher im Programm haben, die sich verkaufen lassen und die Leser halten. Ich sehe in diesem Punkt immer noch keinen Unterschied zu klassischen Verlagen. Nur, dass Amazon mit der Seitenbezahlung keine inhaltlichen Vorgaben macht bzw. Bücher von vorneherein aufgrund evtl. schlechter Vermarktbarkeit ausschließt.
    Und ich bin mir sicher, dass die von Dir genannten Autoren der anspruchsvollen Literatur auch von Amazon nicht abgewiesen werden. Die KU Leser können ja dann selbst entscheiden wem sie den Zuschlag geben.


    Fast jeder größere, nennenswerte Verlag bedient in durchaus ordentlicher Weise die anspruchsvollen Leser. Das ist übrigens beim Selfpublishing komplett anders, was nach meinem Dafürhalten eben auch der Tatsache geschuldet ist, wie die Anbieter das Angebot gestalten und wie sie mit den Autoren umgehen.


    Die Aussage verstehe ich nicht. Mein Eindruck ist, dass beim Selfpublishing erstmal erheblich mehr Tantieme beim Autor verbleiben. Dafür muss dieser sich um Lektorat/Korrektorat/Cover und Werbung selbst kümmern, womit Unkosten verbunden sind. Welchem Umgang der Anbieter konkret ist die Tatsache geschuldet, dass beim Selfpublishing anspruchsvolle Leser nicht in ordentlicher Weise bedient werden?
    (Bitte, falls Du antwortest dann möchte ich nur ein konkretes Beispiel wissen, keine theoretische Ausführung.)


    Viele Grüße,


    Heidrun

  • Hallo, Heidrun.


    Ich habe an keiner Stelle von "Zensur" gesprochen.


    Und ich mag zu diesem ganzen Käse auch nichts mehr sagen. Wer das tun will, soll es tun. Es ist superklasse, total fair und es werden ganz sicher nur tolle Texte gelesen, vollständig wie teilweise.

  • Hallo Tom,


    entschuldige, mit Zensur habe ich das falsche Wort gewählt.
    Ich wollte mich mit diesem Wort auf Aussagen von Dir wie die beiden unten beziehen. Also darauf, dass Amazon versucht die Inhalte der Bücher zu beeinflussen. (Was Verlage meiner Meinung nach eben auch tun. Wo ich in der grundsätzlichen Politik keinen Unterschied sehe und den Eindruck habe es wird z.T. mit zweierlei Maß gemessen. Amazon= alles schlecht/Verlage= alles toll) Sorry für das falsche Wort.


    Tatsache ist doch, dass Amazon nach Gusto an den Stellschrauben dreht, und man müsste in diesem Zusammenhang auch mal über die Beeinflussung der künstlerischen Arbeit sprechen.


    Die KU-Bedingungen, in der aktuell avisierten, aber auch schon in der vorherigen Version, stellen eine klare Ansage dar, und bei dieser Ansage geht es darum, was von den Autoren erwartet, was honoriert wird. Und das ist, einfach gesagt: Produziert bitte Texte, die die Leser bei der Stange halten.


    Und ich mag zu diesem ganzen Käse auch nichts mehr sagen.


    Okay, es ist ja so langsam auch alles gesagt.


    Viele Grüße,


    Heidrun

  • Heidrun, du bist das Licht in der Finsternis und die Ruferin in der Wüste. Aber streng dich nicht zu sehr an, hier werden SP nicht wirklich für voll genommen ... ^^


    Wenn du mal im Vereinsbereich nachliest, liebe Susanne, wirst du sehen, dass das nicht so stimmt.
    SPler, und gerade auch die aus dem Verein, werden sehr wohl für voll genommen.

  • Der Unterschied besteht darin, dass der Gast bei Amazon weiter voll zahlt, nämlich seine 9,99 € pro Monat. Dafür wird dem Koch etwas vom Gehalt abgezogen.


    Aber genau darum geht es doch. Egal, ob man nun was von SP hält oder nicht, dieses Modell ist einfach eine Frechheit. Verdienen tut damit niemand so gut wie Amazon. Eigentlich eine geniale, weil elegante Schmälerung der Ausgaben.

  • Ich habe im gesamten Thread kein einziges Wort gegen Selfpublishing an und für sich gesagt. Aber oft geht's ja sowieso nur darum, was man lesen will - und nicht das, was da steht.

  • die Ruferin in der Wüste.


    :D Susanne, ich kanns nur auf englisch ausdrücken: You made my day! ;)



    Ich habe im gesamten Thread kein einziges Wort gegen Selfpublishing an und für sich gesagt.


    Naja, Tom wie soll man folgende Aussage hier von Dir sonst verstehen? Ohne Dir etwas in den Mund legen zu wollen liest sich das für mich schon so, dass man im Selfpublishing halt fast nur "Scheiße" geboten bekommt, denn die "Scheißefilter" sind ja die Verlage.

    Autoren, die keine sind, verklappen ihren Müll per KDP, und so ganz gemächlich, nach und nach, bemerken auch die Technikaffinsten und Innovationsbegeistertsten, dass Technik und Innovation fürs Gesäß sind, wenn sie mit großer Scheiße einhergehen. Wer zwanzig Mal Scheiße ausgeliehen oder gekauft hat und dafür voll bezahlen musste, wird sich vor dem Hintergrund der olfaktorischen Belästigung anderswo umschauen. Besser als absurde Regelungen, die natürlich auch und vor allem die wenigen Guten treffen, wären funktionierende Scheißefilter. Die gibt es längst, man nennt sie Verlage.


    Aber genau darum geht es doch. Egal, ob man nun was von SP hält oder nicht, dieses Modell ist einfach eine Frechheit.


    Sorry, Karen, Du hast Recht. Ich habe mit meiner Nachfrage von der grundsätzlichen Frage in wie weit Verlage denn die künstlerische Arbeit nicht beeinflussen würden vom eigentlichen Thema abgelenkt. Auch Sorry an Alexander, es sollte hier ja eigentlich darum gehen, ob die Politik von Amazon mit der Seitenbezahlung angemessen ist oder nicht, wenn ich es richtig verstanden habe.


    Viele Grüße,


    Heidrun

  • Hallo, Heidrun.


    Es dürfte - übrigens auch unter jenen, die Selfpublishing für den einzig vernünftigen, zukunftsträchtigen usw. Weg der Publikation halten - völlig unstrittig sein, dass weit mehr als zwei Drittel (sehr vorsichtig geschätzt) derjenigen Titel, die auf diesem Weg auf den Markt kommen, fernab jeder Möglichkeit liegen, qualitativ bewertet zu werden, weil schon die Verwendung des Begriffs Zeitverschwendung wäre. Dem wird zwar gerne das Argument entgegengehalten, dass auch die Verlage "viel Mist" produzieren würden, aber ich fürchte, dieser Vergleich scheitert qualitativ und quantitativ. Die Verhältnisse im SP-Geschäft sind völlig andere. Jeder, der eine Tastatur richtig anschließen kann, veröffentlicht dort Texte. Solche Texte, wie sie, sagen wir, ein Drittel des SP-Marktes ausmachen, wirst Du im Sortiment der "richtigen" Verlage nicht finden, nicht einmal bei denen, die ganz offensiv das Prinzip, aus Scheiße Geld zu machen, anwenden. Die einzige halbwegs vernünftige Antwort hierauf sind Initiativen wie Susanne Gerdoms "Qindie", der nur zu wünschen ist, dass sie irgendwann auch flächendeckend ankommt (die Initiative übernimmt letztlich teilweise die Aufgaben eines Verlags). So oder so, Selfpublishing verlagert die Auswahl der Konsumenten, die ohnehin schon völlig überfordert sind, eben zu den Konsumenten. Während auf dem "klassischen" Buchmarkt eines von drei- bis sechstausend Manuskripten veröffentlicht wird, sind es beim Selfpublishing alle. Das ist ein Problem, und da beißt die Maus keinen Faden ab. Es ist, wie gesagt, auch völlig unstrittig. Kaum jemand wird behaupten, dass der SP-Markt aus lauter Perlen besteht, nicht einmal überwiegend - es handelt sich bei sehr gutwilliger Betrachtung um einen kleinen Anteil, was schlicht an der Menge liegt, und nicht (nur) am Prinzip der Veröffentlichung.


    Aber um all das ging es hier höchstens am Rande. Es geht um den faktischen Monopolisten, der die Autoren nunmehr zwingt, ihre niemals als Teilwerke konzipierten Titel teilweise zu verkaufen (oder, ja, zu verleihen, aber es ist unterm Strich absolut das gleiche). Dass es einige gibt, die mit diesem Modell oder anderen Modellen gut fahren, tut nichts zur Sache und ist nicht wirklich ein Argument. So, wie meine persönlichen Verhältnisse kein Argument für oder gegen etwas sind. Hier legt ein Händler, der sich nicht selten mit der Demokratisierung der Veröffentlichungskultur schmückt, und zwar fraglos allein aus wirtschaftlichen Gründen, die Konditionen (sowieso einseitig, aber das muss man kaum erwähnen) in einer Art und Weise fest, die nicht nur finanzielle, sondern auch inhaltliche Konsequenzen hat. Das ist etwas, das zumindest ich nicht mit mir machen lassen würde. Und nur das war Anlass und Gegenstand der Diskussion.

  • Tom, es steht vollkommen außer jeder Debatte, dass ein riesengroßer Teil sämtlicher publizierter Literatur gerade mal dazu taugt, sich den Allerwertesten abzuwischen. AUCH bei den Verlagen. (Ich denke immer noch an die Buchmesse zurück, bei der ich auf dem Klo noch auf ein Katzenberger-Plakat gucken musste ...)
    Gut zumindest: Für E-Books sterben keine Bäume mehr (auch nicht indirekt) wie für Totholzbücher.


    Ansonsten: Dein Amazon-Hass hat schon was Pathologisches. Amazons KDP ist nach wie vor für SP, die ernsthaft damit Geld verdienen wollen, die einzige und fairste (!) Anlaufstelle. Tolino versucht jetzt was Ähnliches (von den Konditionen her), aber die sagen JETZT schon, dass sie die Konditionen so sehr wahrscheinlich nicht halten werden.


    Ansonsten "zwingt" Amazon niemanden zu gar nichts. Wenn AutorInnen meinen, sie müssten (guter deutscher Verlagstradition folgend) Einzelbücher zu Serien verhackstücken, ist das eine selbstgetroffene Entscheidung, die das Käuferverhalten analsysiert hat. Das funktioniert bei einigen, nicht bei allen.
    Wer das nicht machen will, der macht es eben nicht. Auch kein Problem.
    Und die seitenweise Abrechnung bei der Ausleihe ist doch sogar im Autorensinne gedacht, weil bisher Bücher von zwanzig Seiten ebenso honoriert wurden wie solche von fünfhundert. Also ist die seitenweise Abrechnung so ziemlich das fairste Abrechnungsmodell für Ausleihen, das mir je begegnet ist. Und da die KU-User für den Scheiß eine Monatsgebühr bezahlen, werden sie das Zeug schon anlesen, was sie ausleihen.
    Wer dann seine Leser nicht bindet, hat sein Handwerk nicht gelernt.


  • Gut zumindest: Für E-Books sterben keine Bäume mehr (auch nicht indirekt) wie für Totholzbücher.


    Liebe Susanne,


    das ist ein Argument, das immer wieder zu hören ist und das so nichtssagend wie blöd ist. Für E-Books sterben ganz andere Wesen, weil die Materialien in den Readern (und anderen Computern) unter teilweise sehr umweltschädlichen Bedingungen erzeugt und produziert werden. Von den Arbeitsbedingungen in den Produktionsstätten mal ganz abgesehen. E-Book-Leser können sich zwar ein gutes Gewissen mit diesem Argument einreden, es hält aber einer Diskussion jenseits von Phrasen nicht stand.


    Das nicht wegzuredende Problem des Kahlschlags alter (Ur)wälder wird aber durch Verzicht auf Papier nicht besser, denn der Kahlschlag findet trotzdem statt, aus anderen Profitgründen.


    Ich wünsche mir schon länger, dass Selfpublisher - und zwar diejenigen, die das professionell und gut betreiben - weniger dünnhäutig reagieren würden. Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein wäre nicht schlecht. Dann müsste man nicht Amazon bei jeder kritischen Bemerkung verteidigen und könnte manchen Angriff von Ignoranten einfach achselzuckend übergehen.


    Und ich finde, Selfpublisher sind bei den 42er gut aufgehoben. Du, Siegfried und Cordula gehört eindeutig zu denen, die ein positives Beispiel liefern. Davon bräuchte es noch ein paar mehr, aber wenigstens gibt es Euch :blume


    Herzliche Grüße


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo, Susanne.


    Ich pflege keinen "Hass" auf Amazon. Ganz im Gegenteil bin ich überwiegend sehr gerne Kunde dort. Ich empfinde nur den Umgang mit denjenigen, die das als Autoren verwenden, als suboptimal, und ich erlaube mir, das weiterhin (und tendentiell unaufhörlich) anzumerken. Im Gegenzug könnte ich übrigens anmerken, dass Deine kritiklose Hinnahme des Systems Amazon fast schon religiöse Züge trägt, was natürlich wenig wundert, denn letztlich ist das Dein Arbeitgeber. Andererseits hat es keinen besonderen Sinn, diese persönliche Ebene zu wählen und immer wieder zu betonen. Viel sinnvoller ist es, sich auszutauschen und gemeinsam vielleicht sogar Optionen dafür zu finden, wie man mit allen vorhandenen Systemen besser umgehen kann.


    Und für diese gerne wiederholte Anmerkung, "die Verlage" würden, gar in vergleichbarer Weise, ebenfalls viel Scheiße veröffentlichen, hätte ich jetzt endlich gerne mal einen Beweis, und zwar auf Augenhöhe (da die Behauptung ja ebenfalls auf Augenhöhe erfolgt). Deshalb werde ich im Laufe der kommenden Woche 10 Texte aus dem aktuellen KDP-Sortiment auswählen, woraufhin ich dann gerne in der darauffolgenden Woche 10 Beispiele für aktuelle Verlagstitel hätte, die ihn ähnlicher Weise "schlecht" sind. Es dürfte bereits jetzt feststehen, dass es nicht gelingen wird, diesen Beweis zu erbringen. Fraglos wird viel publiziert, das man aus der einen oder anderen Perspektive für absoluten Mist halten muss, aber selbst das schlimmste "Verlagsbuch" ist immer noch um Welten und Universen besser als der Bodensatz der KDP-Bücher. Was, bitteschön, keinen Vorwurf und keine wie auch immer geartete Feststellung in Richtung der Selfpublisher enthält, sondern lediglich den Verweis auf ein - meiner Überzeugung nach völlig unumstrittenes - Phänomen, das den guten Selfpublishern den Weg erschwert und ja letztlich auch zur Gründung von Initiativen wie Qindie geführt hat.


    Dieses "Auch Verlage publizieren Scheiße"-Mantra, das einseitig unermüdlich wiederholt wird, ohne so, wie es gemeint ist, zu stimmen, erinnert mich an das "Du glaubst ja auch etwas"-Zeug, das von vielen Theisten fast schon reflexartig ausgestoßen wird, wenn sie Atheisten begegnen. Nein, man glaubt nicht. Aber es tut den Theisten gut, das zu behaupten. ;)

  • Tom
    Nummer 1 einer unterirdischen Verlagsveröffentlichung bekommst du hier schon einmal: Clive Woodall - Vogelherz.


    Im übrigen erinnert mich dein ständiges "Verlage sind auf jeden Fall besser"-Mantra ebenfalls fast an eine religiöse Verehrung.


    Ich habe für mich entschieden, dass die Veröffentlichung über Verlage in den meisten Fällen die bessere Option ist, aus Gründen die bei mir selber zu suchen sind und nicht bei der Veröffentlichungsform. Das hindert mich aber nicht daran, Verlage auch kritisch zu betrachten. Die Art und Weise wie Verlage immer noch mit Autoren umgehen ist auf jeden Fall kritikwürdig, auch wenn es positive Ausnahmen gibt.

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