Amazon ändert die Bezahlung von Autoren

  • Was mich bei Sebastian Fitzeks "Passagier 23" so wahnsinnig genervt hat - ein Cliffhanger nach fast jeder Szene -, das könnte für Autoren bei Kindle Direct Publishing u. a. zum Muster werden, um mehr Tantiemen zu verdienen. Es gilt jetzt partout, den Leser bei der Stange zu halten. Tantiemen wurden bisher von Amazon gezahlt, wenn die Kunden zehn Prozent der Texte gelesen hatten. Das führte dazu, dass die Autoren immer kürzere Texte schrieben, um die Zehn-Prozent-Marke zu knacken. Jetzt zahlt Amazon nach der Anzahl der gelesenen Seiten. Jede Seite zählt. Ermittelt werden die gelesenen Seiten mit dem "Kindle Edition Normalized Page Count". Mitgezählt werden auch Bilder und Grafiken. Mehr in der FAZ .


    Zitat

    Diese (die Autoren, icke) werden künftig insgesamt dazu ermutigt, längere Texte zu schreiben, die den Leser aber auch fesseln müssen, damit so viele Seiten wie möglich gelesen werden. Man darf sich in Zukunft also auf E-Books mit vielen Cliffhangern, verwickelten Handlungen und etlichen Bildern freuen. Denn bei Amazon gilt: „Seite ist Geld.“

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Wie ich amazon kenne, fragen die gerade bei den Verlagen nach, was sie so grundsätzlich davon halten :evil


    Künftig werden Bücher nur noch verschlossen ausgegeben. Kostenlos. Wer lesen will, muss es sich vom Buchhändler aufschließen lassen, dann allerdings wöchentlich Bericht geben, wieviel schon gelesen ist. Es muss damit gerechnet werden, dass geprüft wird. Behauptet jemand, das Buch ganz gelesen zu haben, obwohl das gar nicht der Fall ist, wird neben dem vollen Buchpreis noch eine Strafgebühr fällig. Ehrliche Leser rechnen 100-Seitenweise ab. 8-)

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Fehlt nur noch die freundlich-laszive weibliche Stimme aus dem Lautsprecher meines Kindles: Lies schneller, Du Sau! !o-o-


    Womit jetzt wild spekuliert werden darf, was Du auf Deinem Kindle liest.

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    Emanuel von Bodmann


  • Nunwohl. Abseits der Frage, inwieweit dieses Modell einer gerichtlichen Prüfung standhalten würden, auch vor dem Hintergrund eines abgeschlossenen Vertrags, der diese Klauseln enthält, stellt sich natürlich vor allem jene, wie irgendein Autor auf diesem Planeten nachprüfen können soll, ob die allein von Amazon durch deren eigene, propreitäre und in aller Regel gekapselten Systeme gemessenen Werte auch stimmen oder eben nicht. Die Amazon-Lesegeräte kommunizieren mit den Amazon-Servern, die mit Amazon-Software irgendwelche Daten auswerten, und wie das alles genau abläuft, ob die Software funktioniert, die Datenübermittlung immer geklappt hat, die Zuordnung zu Autor und Buch in Ordnung war, all das weiß nur: Amazon. Selbst ein hochspezialisierter Gutachter dürfte das unmöglich verifizieren können. Gut, das gilt ja auch generell für E-Book-Verkäufe und ähnlichen Datenhandel, aber hier nimmt es obszöne Ausmaße an. Nein, religiöse. Man muss das alles schon glauben. Kann man ja auch. Amazon, das sind schließlich die Guten.


    Aber auch das ist höchstens ein Nebenspielplatz. Ich stelle ein Produkt her und werde für anteilige Nutzung auch nur anteilig bezahlt. Ein Kinobesucher, der nach einer halben Stunde geht, bekommt zwei Drittel seines Geldes zurück. Der Gast, der sein Bierchen nur zur Hälfte austrinkt, zahlt fünfzig Prozent des Preises. Wer sich bei einem Rockkonzert nur die Vorgruppe oder nur den "Main Act" anschaut, verbilligt dadurch sein Ticket. Und ein nur zur Hälfte aufgegessenes Brot kann am nächsten Tag gegen Rückvergütung in die Bäckerei verklappt werden. Das ist so absurd und eine so demütigende Regelung, dass sich schwerlich vergleichende Worte finden lassen. Okay, auch die Zehn-Prozent-Regelung war schon ... originell. Aber das hier. Geil.


    Natürlich hat das alles auch nachvollziehbare Gründe. Autoren, die keine sind, verklappen ihren Müll per KDP, und so ganz gemächlich, nach und nach, bemerken auch die Technikaffinsten und Innovationsbegeistertsten, dass Technik und Innovation fürs Gesäß sind, wenn sie mit großer Scheiße einhergehen. Wer zwanzig Mal Scheiße ausgeliehen oder gekauft hat und dafür voll bezahlen musste, wird sich vor dem Hintergrund der olfaktorischen Belästigung anderswo umschauen. Besser als absurde Regelungen, die natürlich auch und vor allem die wenigen Guten treffen, wären funktionierende Scheißefilter. Die gibt es längst, man nennt sie Verlage.

  • Bevor jetzt alle hüpfend im Kreis tanzen, sollte man besser gründlich recherchieren. Es geht bei dem erwähnten Vergütungsmodell nicht um alle KDP-Titel, sondern nur um jene, die bei KU (Kindle Unlimited) angemeldet sind, sprich am Verleihprogramm teilnehmen und dort ausgeliehen werden können.
    Die ehemalige 10% Regelung galt ebenfalls nur für ausgeliehene eBooks, so wie die Vergütung pro gelesener Seite jetzt.
    Bis jetzt war es so, dass jedes eBook, unabhängig von seiner Länge und dem Verkaufspreis, im Fall einer Ausleihe mit dem gleichen Betrag vergütet wurde (das waren zwischen 1,20 und 1,60 Euro). Dh. mit einem 680-Seiten-Wälzer mit einem VK von 5,99 verdiente man bei einer Ausleihe das gleiche wie mit einem 20-Seiten-99-Cent-Geschichtchen.
    Verkaufte eBooks werden weiterhin mit 70% abgerechnet, ob der Kunde das Buch nun liest oder nicht. Gekauft ist gekauft.


    HIER kann man das übrigens korrekt nachlesen.

  • Hallo, Simone.


    Das ist doch gehoppt wie gesprungen.


    Und von der VG Wort erhalte ich übrigens anteilige volle Bibliothekstantiemen, auch wenn ein Leser das Buch nach einer Leseseite in die Ecke gefeuert hat.

  • Autoren, die keine sind, verklappen ihren Müll per KDP, und so ganz gemächlich, nach und nach, bemerken auch die Technikaffinsten und Innovationsbegeistertsten, dass Technik und Innovation fürs Gesäß sind, wenn sie mit großer Scheiße einhergehen. (...) Besser (...) wären funktionierende Scheißefilter. Die gibt es längst, man nennt sie Verlage.


    Herrlich. :klatsch

  • Aber auch Autoren, die welche sind und keinen Müll verkappen, publizieren mit KDP. Man sollte nicht voreilig alle über einen Kamm scheren.
    Einige der Vereinsmitglieder veröffentlichen auch bei KDP. Rudert mal zurück, bitte.

  • Aber auch Autoren, die welche sind und keinen Müll verkappen, publizieren mit KDP.

    Ja, natürlich gibt es solche - nicht allzu viele aber. Doch darum geht es hier, glaube ich, gar nicht, denn das macht die amazon-Maßnahme ja nicht weniger brisant.

  • Ich begrüße diese Regelung. Im Prinzip verdiene ich jetzt an einer teilgelesenen Ausleihe über KU mehr als ich über die mies bezahlten Distributoren-Tantieme für ein verkauftes Buch bekäme. Und da die Ausleihen gut angenommen werden - also, ick freu mir. Das ist monatlich guter Cash in der Tasche.


    Ihr seid ja bloß neidisch. Bei den miesen Verlagshonoraren. :evil