Kummertantes Kummer

  • Neuigkeiten aus der Stadt, die es nicht gibt: In B. erscheint die "Westfalenpost". Dort arbeitete bis vor Kurzem die Kolumnistin eines Sonntags-Ratgebers. Am vergangenen Wochenende hatte ein Papa ein ganz dringendes Anliegen, für das er die Kummertante bemühte - unter der Überschrift "Töchter schützen" erschien folgende Frage:


    "Unsere Töchter sind acht und sechs Jahre alt. Mein Bruder wird demnächst seinen Freund heiraten und möchte, dass unsere Mädchen Blümchen streuen. Meine Frau und ich haben unseren Kindern beigebracht, dass die Ehe eine ernste Entscheidung zwischen Mann und Frau ist. Mein Bruder und sein Freund sind wunderbare Menschen, aber eine Ehe finde ich unpassend. Ich will nicht, dass unsere Töchter sich in ihrem Alter mit dem Thema der sexuellen Orientierung befassen."


    Nun denn - Kummertante antwortete:


    "Es ist für homoxexuelle Paare sicherlich nicht einfach, eine gelungene Hochzeitsfeier zu organisieren. Aber bei allem Respekt, es muss nicht sein, sechs- und achtjährige Kinder einzuladen. Ich gebe Ihnen Recht, Ihre Kinder würden durcheinandergebracht und können die Situation Erwachsener nicht richtig einschätzen. Sagen Sie Ihrem Bruder, dass Ihre Kinder an der Feier nicht teilnehmen, weil Sie nicht möchten, dass die Kinder verwirrt werden."


    So weit, so dämlich. Der eigentliche Clou ist aber, dass sich nun ein Shitstorm über die Kolumnistin ergießt, wegen Homophobie. Das Westfalenblatt will sich nicht dem Vorwurf der "Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit" ausgesetzt sehen und trennt sich von der Kolumnistin.


    Frage und Antwort im "Guten Rat am Sonntag" finde ich bescheuert. Eine Feindlichkeit gegenüber Homosexuellen entdecke ich aber nicht. In Kommentaren zu dieser Meldung ist von Gesinnungsdiktatur zu lesen. Hm. Ich finde am schlimmsten, die arme Kolumnistin, die wahrscheinlich ohnehin schon intellektuell benachteiligt ist, in eine Ecke zu schieben, in die sie nicht gehört.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Eine Feindlichkeit gegenüber Homosexuellen entdecke ich aber nicht.


    Feindlichkeit vielleicht nicht, aber doch Diskriminierung (hmm ... gibt es unfeindliche Diskriminierung?). Wieso kann man Kindern nicht die Tatsache zumuten, dass es auch gleichgeschlechtliche Beziehungen gibt? Geht es in dem Alter wirklich um sexuelle Orientierung oder nicht vielmehr darum, dass zwei Menschen sich lieben, so wie sich auch die eigenen Eltern lieben und Prinz und Prinzessin im Märchen usw.?


    Wie alt müssen Kinder werden, bis man ihnen das vermitteln kann? Und geht es später noch selbstverständlich, wenn man vorher so ein Geheimnis drum gemacht hat?

  • Hallo Christiane,


    ja, damit kommen Kinder sehr gut zurecht :) Und je früher sie erfahren, dass es homosexuelle Paare gibt, umso selbstverständlicher finden sie es. Unsere Nachbarn sind ein Paar, sie haben vor einigen Jahren auch "geheiratet", allerdings war es wohl keine "richtige" Hochzeit, sondern ein Pendent dazu, auf alle Fälle richtig mit Kutsche und allem, was man sich vorstellen kann :)


    Und Leo hat, genauso wie alle anderen kleinen und großen Kinder der Nachbarschaft, überhaupt kein Problem damit.


    Ich finde die Antwort der Journalistin auch dermaßen idiotisch, dass es schon gar nicht dümmer geht. Aber sie deshalb herauszuwerfen? Das finde ich dann doch etwas übertrieben, und es scheint ja vor allem so zu sein, dass sich die Zeitung damit bei ihren Lesern andienen möchte, die sie sonst zu verlieren befürchtet.


    Liebe Grüße


    Anja

  • Aber sie deshalb herauszuwerfen? Das finde ich dann doch etwas übertrieben, und es scheint ja vor allem so zu sein, dass sich die Zeitung damit bei ihren Lesern andienen möchte, die sie sonst zu verlieren befürchtet.


    Ja, das steht auf einem anderen Blatt. Da hat sich der Verlag vielleicht etwas vorschnell Volkes Stimme gebeugt.

  • Es scheint der Kolumnistin doch darum gegangen zu sein: "Töchter schützen". Das war ihr Ziel. Dass das in diesem Fall überzogen und daneben ist, darin besteht ja hier bisher Einigkeit. Ich bleibe aber dabei, dass ich den Rat nicht schwulenfeindlich finde ("homophob" heißt ja eigentlich "schwulenängstlich"). Die Stoßrichtung war doch, die "armen Mädchen" davor zu bewahren zu sehen, wie Onkel und Partner sich küssen, umarmen und ein "richtiges" Paar werden. Anscheinend befürchteten Fragesteller und Kolumnistin da Nachteile für die 6- und 8-Jährige. Das war die Stoßrichtung des Ratschlags. Und dagegen mit dem Totschlagargument "Schwulenfeindlichkeit" zu kommen, halte ich für völlig überzogen. Umso mehr, die Kummertante dann noch rauszuschmeißen.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • @Alexander, deine Argumentation kann ich nicht nachvollziehen. Wieso
    muss man Kinder vor dem Anblick sich küssender Männer schützen? Diese
    Küsse vor dem Standesbeamten sind ja nun nichts, was im Fernsehen nur
    nach 22 Uhr laufen dürfte.


    Ich war mal auf der Seite mit der Redaktionserklärung. Da stand folgender Text:


    "Wenn die Rede davon ist, dass die Kinder »verwirrt werden« könnten,
    dann fehlt zwingend die Erklärung, woraus dies resultieren könnte –
    nämlich nicht aus dem Besuch einer Hochzeit zweier Männer an sich,
    sondern dadurch, dass den beiden Töchtern des Ratsuchenden bisher
    jegliche Aufklärung über Homosexualität fehlt.
    Diese Entscheidung
    der Eltern ist sicher für sich genommen diskussionswürdig. Wir halten
    sie mit Blick auf das Alter der Töchter - die Mädchen sind acht und
    sechs Jahre alt – allerdings durchaus für legitim.
    Selbstredend kann das
    jeder Erziehungsverantwortliche für sich selbst und seine
    Schutzbefohlenen natürlich anders sehen und handhaben. Diese Eltern aber
    haben für sich so entschieden, und auf dieser Entscheidung wiederum
    fußt der Rat unserer Autorin.
    Barbara Eggert erklärt persönlich:
    »Hier geht es nicht um meine Weltanschauung oder einen
    gesellschaftlichen Konflikt, sondern um ein ganz privates, nicht
    repräsentatives Problem eines verunsicherten Vaters. Ich habe ihm
    geschrieben, dass seine Kinder vielleicht nicht liberal genug erzogen
    wurden und ihm geraten, ein offenes Gespräch mit seinem Bruder zu
    suchen, um seinen Standpunkt zu erklären."


    Man beachte das (von mir) Gefettete. Das ist ja eigentlich der Punkt. Wenn die Redaktion es für legitim hält, dass Eltern so vorgehen, dann hätten sie ihre Kolumnistin nicht feuern dürfen. Das Ganze ist höchst unglücklich gelaufen, man hätte einfach ein bisschen warten und nachdenken sollen, anstatt gleich in Aktionismus zu verfallen.

  • Unter Homophobie versteht man aber nicht nur die beabsichtigte, bewusste Homophobie. Daher finde ich, dass man diese Antwort durchaus als Diskriminierung von Homosexuellen begreifen kann. Die Konsequenzen sind natürlich übertrieben.
    Wieso, Alex, ist die Kolumnistin in deinen Augen eigentlich automatisch "intellektuell benachteiligt"?


    Grüßle ...


    Jo

  • @Alexander, deine Argumentation kann ich nicht nachvollziehen. Wieso
    muss man Kinder vor dem Anblick sich küssender Männer schützen?


    ?( Liebe Christiane, ich schreibe doch genau das Gegenteil:


    Zitat

    "Töchter schützen". Das war ihr Ziel. Dass das in diesem Fall überzogen und daneben ist, darin besteht ja hier bisher Einigkeit.


    Zu dieser Einigkeit rechne ich auch mich. :)
    Mir geht es nur darum, dass die Kummertante die Mädchen in ihrem Ratschlag schützen wollte. Das war die Stoßrichtung der Kolumne.

    Unter Homophobie versteht man aber nicht nur die beabsichtigte, bewusste Homophobie.


    Mag sein. Sicher bin ich mir da nicht. Jedenfalls hat die Kolumnistin sich auf Eltern mit einem kruden Weltbild eingelassen. Das hat für sie fatal geendet. Sie hätte auch schreiben können: "Ihre Töchter werden die Hochzeit (des Onkels! Den und seinen Partner kennen sie ja nicht erst seit gestern!) - sie werden also die Hochzeit unbeschadet überstehen. Machen Sie sich keine Sorgen und überdenken Sie Ihre Erziehung." Dann hätten sich die Eltern allerdings nicht ernst genommen gefühlt. Wahrscheinlich hätte man die Frage und das "Problem" am besten ignoriert.

    Wieso, Alex, ist die Kolumnistin in deinen Augen eigentlich automatisch "intellektuell benachteiligt"?

    Das war nur eine flapsige Formulierung. Ich habe polemisch von einer dummen Kolumne auf eine dumme Verfasserin geschlossen.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Zitat

    Wieso, Alex, ist die Kolumnistin in deinen Augen eigentlich automatisch "intellektuell benachteiligt"?

    Das habe ich mich auch kurz gefragt. Aber da Alexander ihre Ansichten ja bereits zuvor als "so weit, so dämlich" beurteilt hat ...

  • Es gibt sogar Kinderbücher, die sich mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften befassen. Als Vorleserin habe ich solche schon öfter vorgelesen, ohne, dass die zuhörenden Kinder irgendwie irritiert oder gar schockiert gewesen wären (und ich konnte ja nicht wissen, wie sie bislang erzogen worden sind).
    Aber ich finde, diese Kolumne kommt oft recht hausbacken daher.

  • Wenn der Rat der Kolumnistin nicht schwulenfeindlich ist, was denn dann?
    Ich habe die Begründung für die Entlassung nicht gelesen, kann mir aber gut vorstellen, dass so eine Einstellung mit weiteren Veröffentlichungen von Texten der Frau nicht vereinbar ist. Soll in Zukunft jemand ihre Artikel und Kolumnen gegenlesen, damit nicht weiterer dämlicher Müll in dieser Zeitung steht?
    Ehrlich gesagt, wenn ich Müll in einem meiner Seminare erzähle, dass die Erde eine Scheibe ist z.B. und dass es Kinder verwirren könnte, wenn sie etwas anderes hören, ich wäre den Auftrag auch los. Irgendwelche Grenzen des Schwachsinns muss eine Zeitung doch ziehen dürfen. Jetzt werden alle schreien: Meinungsfreiheit. Die Frau darf ihre Meinung sagen und verbreiten, aber ich würde als Verleger das auch nicht in meiner Zeitung wollen. Würdet ihr Platz auf eurer Homepage für diese Meinung einräumen?

  • @Heike, dem würde ich so auch zustimmen wollen (wobei ich nicht dafür bin, die berufliche Karriere, also schlicht den Beruf, eines Menschen aufgrund eines oder zweier Fehltritte abzuhacken, aber das ist noch ein anderes Blatt), aber nicht im Hinblick auf das Zitat der Zeitung selbst, das Christiane oben aufgeführt hat. Denn da steht ja eine moralische Unterstützung ihrer Kolumnistin. Sie danach zu kündigen, fordert geradezu eine Klage heraus. Und zu recht!

  • Wenn der Rat der Kolumnistin nicht schwulenfeindlich ist, was denn dann?


    Da fällt mir eine Menge ein, "was denn dann" schwulenfeindlich wäre. Aber so etwas wollen wir hier nicht lesen. Jedenfalls passt ein argumentum a maiore ad minus in diesem Fall nicht.


    Die Kolumne war dämlich, das meine ich auch. Allerdings lässt sich an diesem Beispiel die Bezeichnung "Meinungsdiktatur" nicht mehr ohne Weiteres wegwischen, so leid es mir tut.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Servus Alex ...

    Mag sein. Sicher bin ich mir da nicht. Jedenfalls hat die Kolumnistin sich auf Eltern mit einem kruden Weltbild eingelassen. Das hat für sie fatal geendet. Sie hätte auch schreiben können: "Ihre Töchter werden die Hochzeit (des Onkels! Den und seinen Partner kennen sie ja nicht erst seit gestern!) - sie werden also die Hochzeit unbeschadet überstehen. Machen Sie sich keine Sorgen und überdenken Sie Ihre Erziehung." Dann hätten sich die Eltern allerdings nicht ernst genommen gefühlt. Wahrscheinlich hätte man die Frage und das "Problem" am besten ignoriert.

    Gibt imo einen Unterschied zwischen ernst nehmen und zustimmen. Kummerkasten muss ja nicht heißen, dass es keinen Widerspruch geben kann. Und man muss die Leute auch nicht da abholen, wo sie sind, um mal eine Talkshowbinse zu bemühen. Ignorieren wäre vermutlich die bessere Variante gewesen, ja.


    Nein, das ist keine "Meinungsdiktatur". Ruhig Blut. Dass ein kleines bisschen dummes unbeabsichtigtes Schwulenbashing solche Konsequenzen nach sich zieht, ist nur ein bedauerlicher Einzelfall. Lag einfach an der unvorsichtigen Ausrucksweise. Wenn bloß ein wenig geschickter formuliert worden wäre, hätte man das Ganze weitgehend problemlos unter PIC verbuchen können :)


    Grüßle ...


    Jo

  • Nein, das ist keine "Meinungsdiktatur". Ruhig Blut. Dass ein kleines bisschen dummes unbeabsichtigtes Schwulenbashing solche Konsequenzen nach sich zieht, ist nur ein bedauerlicher Einzelfall. Lag einfach an der unvorsichtigen Ausrucksweise. Wenn bloß ein wenig geschickter formuliert worden wäre, hätte man das Ganze weitgehend problemlos unter PIC verbuchen können

    Servus Jo,


    Meinungsfreiheit gilt auch für dämliche Meinungen. Die Kündigung dieser Sonntagskolumne ist ja nur ein krasses Beispiel, in dem ein Shitstorm Erfolg hat. Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft Leser unter Fleischhauers Kolumnen schon gefordert haben, ihn zu feuern.


    Nun schreibt Fleischhauer weit schlauer als die Kummertante vom Westfalenblatt, und er soll ja wohl auch so provozieren, wie Jakob Augstein das in anderer politischer Richtung tut. Vielleicht hat SPON auch einfach mehr Rückgrat. Ein bisschen Sorgen mache ich mir aber schon. Nicht alles, was nicht PC ist, ist automatisch dämlich. Und auch Dämliches muss man schreiben können, ohne deswegen gleich seine Arbeit zu verlieren (oder Angst davor zu haben).


    Hier ist doch offensichtlich das "Westfalenblatt" vor dem Shitstorm eingeknickt und hat eine radikale Lösung gewählt. Meine Güte - hätte die Kolumnistin sich eben entschuldigt oder sonst was. Aber bei dieser Lösung finde ich den Gedanken an eine PC-Diktatur nicht abwegig.


    Herzliche Grüße,


    Alexander

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Es wäre empfehlenswert, derartig brisante Themen - wenn schon - dann vollständig zu zitieren. Wen es interessiert, im Anhang ist der komplette Fragen und Antwortkomplex zu lesen. So weit, so nachvollziehbar. ;)

  • Es scheint zwei Versionen des Ratschlags zu geben, eine lange und eine kurze. Die "Welt" scheint die kurze Version abfotografiert zu haben. So habe ich sie auch abgetippt.


    An Zusatzinformation entdecke ich auf die Schnelle, dass die beiden Töchter nichts von der Homosexualität des Onkels wussten und dass die Kolumnisten außerdem schreibt: "Andere Kinder mögen vielleicht liberaler aufgewachsen sein, Ihre Töchter sind anders erzogen."


    Interessant, dass es eine zweite Version gibt, aber es wäre empfehlenswert kundzutun, welche Relevanz darin gesehen wird. (Ich schreibe das hier nur auf die Schnelle. Kann sein, dass ich etwas übersehe.)

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Es liegt in der Natur der Sache, dass von heutigen Meinungsmachern tendenziös zitiert wird. Heißt, Aussagen auf das einzudampfen, was die eigene Weltsicht stärkt und die der anderen denunziert. Dabei wird weder vor Pathologisierung Andersdenkender zurückgeschreckt, wie das schon der medizinische Terminus Phobie zeigt, nein, es wird auch kriminalisiert, denn bspw. Volksverhetzung ist ein gerichtlich strafbarer Tatbestand, mit dem in manchen Medien locker herumgeworfen wird, wenn es darum geht, bspw. Zuwanderungs- oder Islamgegner zu diskriminieren.
    So weit so gut.
    Es macht für mich einen gehörigen Unterschied, ob die beiden Kinder bereits wissen, dass ihr geliebter Onkel homosexuell empfindet und einen Lebenspartner hat oder nicht. Hier stellt sich für mich durchaus die Frage, ob es notwendig ist, ein sechs- bzw. achtjähriges Kind, quasi überfallsartig damit zu konfrontieren, in einem Alter, in dem partnerbezogene Sexualität noch kein Thema ist. Ich würde sogar soweit gehen und das eingeforderte hochzeitliche Blümchenstreuen dieser Kinder als Missbrauch ihrer kindlichen Naivität (im weitesten Sinn) zu bezeichnen. Die Kinder wissen (noch) nicht, worum es im Eigentlichen geht, können folglich nicht selbst entscheiden, ob sie das wollen oder nicht. Wüssten sie über die sexuelle Ausrichtung ihres Onkels bzw. seiner Liebe zu einem anderen Mann bereits Bescheid und verstünden auch, was das bedeutet, hätten sie selbst die Entscheidungshoheit darüber und nicht ihre Eltern. (Mit ein Grund, warum ich gegen jede Form von Produktwerbung durch Kinder bin). Dies liegt im gegenständlichen Fall nicht vor. Sie wurden katholisch konservativ erzogen. Ob das richtig oder falsch ist, wäre eine andere Diskussion, ich möchte darüber nicht befinden, obwohl ich überzeugte Atheistin bin und keinerlei Probleme mit gelebter Sexualitiät/Partnerschaft jedweder Form habe, soweit sie nicht andere in ihren Rechten beschneidet.
    Nach Heranführung der Kinder an dieses Thema, sei es durch Eltern, Schule und/oder übrige soziale Umgebung hätte ich keinerlei Einwände. Dies wird auch in der mAn ohnehin vorsichtig formulierten Antwort der Rubrikmoderatorin dargestellt (wenn man sie zur Gänze kennt). Sie deshalb zu kündigen, empfinde ich als unerhörtes Zeichen eines strikten Gesinnungsdiktates. Einer absolutistischen Haltung, die in unserer Zeit leider immer mehr Platz greift.
    Ich finde, es muss in einer Demokratie möglich sein, auch Meinungen/Haltungen äußern zu dürfen, die gegen den aktuellen Mainstream gerichtet sind ohne dafür reflexartig denunziert, pathologisiert oder gar kriminalisiert zu werden. Das sollte eine liberale Gesellschaft schon aushalten können.


    My ten Cent,
    Manuela :)

  • Habt ihr schon mal Kinder aufgezogen und aufgeklärt? Das ist verdammt schwer.


    Da hat man ihnen gerade das mit den Bienchen und Blümchen erklärt, und dann heiraten die Onkels. Was, wenn die Mädchen nun fragen: Kriegen sie auch bald ein Baby?


    Wir haben uns gerade mit dem Problem rumgeschlagen, einem Vierjährigen das Phänomen "Tod" zu erklären und ihn dann letzten Endes nicht zur Beerdigung mitgenommen. Er kannte bisher nur die Version "Rainbowbridge" beim Tod seiner Katze und nun soll er zuschauen, wie sein geliebter Onkel in ein Loch gepackt wird?


    Unmöglich.