Frauenquote?

  • Es geht hier nicht um eine "Frauenquote", sondern eine Werkquote, die nach dem Geschlecht der Urheber unterscheidet.


    "Frauenquote" im Arbeitsleben bedeutet: Um eine Stelle bewerben sich Frauen und Männer. Beide Geschlechter sind gleich gut oder schlecht in der Lage, die Aufgabe zu erfüllen. Daher soll das Geschlecht kein Kriterium für die Auswahl sein. Hier geht es um die Beurteilung von Menschen.


    Stellen wir uns einen Literaturpreis vor, bei dem die Quote fifty/fifty für Männer und Frauen gilt. Mit der Einreichung der Texte haben die Kandidaten die Aufgabe erfüllt. Es gilt nun, das Werk zu beurteilen und zu prämieren.

    Und dass es um das Werk geht, ist auch kein Argument. Auch in Führungspositionen geht es um die Leistung, den Output. Angeblich, haha.


    Es geht natürlich nicht um das Werk (hallo?), sondern um seine Betrachtung ex ante oder ex post. Wenn ein Arbeitsvertrag geschlossen wird, betrachtet man den Bewerber im Hinblick auf seine künftigen Leistungen, ex ante. Wenn die Kandidaten für einen Literaturpreis ihre Texte eingereicht haben, betrachtet man die abgeschlossene Leistung, ex post. Ex ante mag es eine Menge Vorurteile geben, aber ex post?


    Im übrigen würde eine Quote bei Literaturpreisen dazu führen, dass man Männer mit Männern und Frauen mit Frauen vergleicht. In der Vorauswahl liest man sicher alles gemeinsam; aber dann kann man doch nur fragen: Was sind die besten Texte der Frauen und was die besten der Männer? Und dann legt man je nach Quote die Preisträger fest.

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Zitat

    Und das schreibt die taz zum Thema.


    Das mag, was die Zahlen anbetrifft, technisch alles richtig sein, aber ob die vermutete Ursachenkette tatsächlich existiert, darf angezweifelt werden. Selfpublisher feiern - Männer wie Frauen - die größten Erfolge mit Genreliteratur, also schnellen, überwiegend lustigen, einfachen Geschichten, die in den Bereichen Erotik, ChickLit, Fantasy und (eingeschränkt) Krimi angesiedelt sind. Im "großen" Buchhandel spielen diese Genres natürlich auch ihre Rollen, aber in deutlich bis drastisch anderer Gewichtung. Das Selfpublishing hat hier auch neue Teilmärkte erschlossen; dass sich insbesondere lineare Erotik im Präsenzbuchhandel nicht so gut verkauft, liegt in der Natur der Sache. Außerdem sind die Vergleiche (aktuelle Buchpreis-Shortlist versus Verkaufszahlen der SP-Romane) weder repräsentativ, noch evident. Da müsste man schon etwas genauer ans Werk gehen. Ein Vorteil des Selfpublishings besteht in der relativen Autonomie, verbunden mit struktureller Bequemlichkeit. Man muss sich bestimmte - auch soziale und wirtschaftliche - Strukturen einfach nicht geben, wenn man das tut. Denkbar (dies ist keine Behauptung), dass diese Aspekte bestimmte Verteilungen fördern.


    Von all dem abgesehen. Es gibt mehrere zehntausend Neuerscheinungen im "klassischen" belletristischen Bereich jährlich. Die Geschlechterverteilung, was die Autorenschaft anbetrifft, mag nicht repräsentativ sein, wenn man auf die Gesellschaft umgelegt, aber die Möglichkeit, sich Autoren nach Geschlechtern auszuwählen, wenn man das will, ist fraglos und nahezu ohne Einschränkungen gegeben. Will sagen: Wer (ausschließlich) neue Romane von Frauen lesen will, kann das auch tun.


    Und dann sollte man auch im Hinterkopf behalten, dass viele der größten - nationalen wie globalen - Beststeller der letzten Jahre und Jahrzehnte von Frauen stammten. Was nichts über die (objektive) Qualität dieser Werke aussagt. Und auch sonst nicht viel. Weil die Geschlechterdiskussion in diesem Bereich letztlich ziemlich unangebracht ist. ;)

  • Gerade gibt es einen Literaturwettbewerb der "Mörderischen Schwestern", dessen wesentliche Teilnahmevoraussetzung es ist, weiblichen Geschlechts gebürtig zu sein. Und das finden die auch noch gut, sind sogar stolz darauf. Schlicht eine Diskriminierung Andersgeschlechtlicher - das Transgenderproblem noch gar nicht berücksichtigt -, und das ausgerechnet auf dem Feld der Kunst. Ich kenne keinen Preis für Maler, Bildhauer, Musiker und schon gar keinen Literaturpreis, um den sich zu bewerben die Hälfte der Menschheit allein wegen ihres Geschlechts ausgeschlossen wird. Man stelle sich einmal kurz vor, es gäbe im 21. Jahrhundert in diesem Land einen Schriftstellerverein nur für Männer (ich glaube allerdings nicht, dass einer meiner Geschlechtsgenossen auf eine dermaßen bescheuerte Idee auch nur verfiele), der Frauen nicht nur als Mitglieder, sondern auch von der Teilnahme an Literaturwettbewerben ausschlösse ... Den Emmas dieses Landes würde der Schaum nur so von den geifernden Mündern fliegen!


    Und man komme mir nicht mit dem Argument, der Preis sei ja schließlich von einem reinen Frauenverein ausgelobt. Unabhängig davon, dass ich mich schämen würde wie ein Bettnässer, einem Literatenverein anzugehören, der seine Mitglieder nach ihrem Geschlecht aussucht - was ist denn das überhaupt für ein Beurteilungskriterium für Kunst?
    Einfach lächerlich.

    Dieser Aberwitz führt uns vor Augen, wie weit entfernt von aller menschlichen Vernunft Fanatiker jeglicher Couleur - in diesem Falle Feministinnen, also Frauen, die den Wert ihres Geschlechts über den anderer stellen - (oh, ich werde es bereuen ...) die Gehirnwäsche in unserer Gesellschaft bereits vorangetrieben haben.

  • Lieber Didi,


    der Literaturpreis der "Mörderischen Schwestern" ist längst nicht der einzige Kunstpreis, der nur an Frauen vergeben bzw. für Frauen ausgelobt wird. Dazu gehört u.a. einer der ältesten Literaturpreise, die in Deutschland ausgelobt werden, nämlich der Droste-Preis. Es gibt zudem Dutzende, wenn nicht Hunderte weiterer Kunst- und Kulturpreise, die sich auf eine Teilgruppe der Gesellschaft beschränken, etwa Gefangene (Ingeborg-Drewitz-Literaturpreis), Jugendliche, Menschen aus/in bestimmten Regionen, Bürger mit Migrationshintergrund und viele, viele weitere Unterscheidungen. Die Zahl der Kunstpreise, die es insgesamt gibt, ist schwer zu ermitteln, aber ein Gutteil davon schränkt die Teilnahme ein, zuweilen auch nach Geschlecht(ern). Die Gründe für die Einschränkungen dürften sehr unterschiedlich sein; im Ergebnis ist es dem Kulturwahrnehmenden möglich, sich ein Bild bezogen auf diese Teilgruppe zu machen, wenn er will. Umgekehrt bietet so jeder Preis bestimmten Menschen die Chance, auch mal einen zu bekommen.


    Überzogene/-triebene Gleichmacherei ist sehr wahrscheinlich nicht hilfreich, aber ebenso wenig hilfreich ist es, Gleichbehandlung einfach zu behaupten und jedem Versuch, diese erst einmal zu etablieren, Idiotie zu attestieren. Außerdem hat nach meinem Dafürhalten das eine mit dem anderen wenig bis nichts zu tun; der "Droste-Preis" etwa will einfach Dichterinnen würdigen, aber die Intention dahinter war nicht notwendigerweise positive Ausgrenzung, sondern vermutlich vielmehr die Betrachtung der kulturellen Landschaft aus einer bestimmten Perspektive.


    Insofern. Pfeif mal den Kläffer zurück in die Hütte; hier findet kein Einbruch statt. 8-)

  • Hallo Didi,


    ich denke nicht, dass Frauen den Wert ihres Geschlechts über den der Männer stellen. Ich möchte Dir mal ein anderes Beispiel bringen: Hier in Österreich gibt es in den Städten jeweilige Netzwerke für "Medienfrauen". Da schließen sich Frauen aller möglichen Medienberufe zusammen, besuchen, je nach individuellem Interesse, Fortbildungen, Vorträge. Und ... sie vermitteln einander Jobs. Das ist eine Form des Netzwerks, die Männer bereits seit Jahrhunderten pflegen. Man protegiert sich gegenseitig in den einen oder anderen Posten.


    Nun gründen die Frauen auch so ein Netzwerk. Damit holen sie aber eigentlich nur nach, was es zwischen Männern seit je her gab.


    Insofern, so ganz absurd sind reine Frauenverbände nicht.


    Aber ein Literaturpreis mit Frauenquote, das finde ich an den Haaren herbeigezogen. In Extremform könnte das dazu führen, dass bei einem Wettbewerb 99 Männer und eine Frau einen Text einreichen. Der Text der Frau ist zwar absolut grottig, aber da sie die einzige Frau ist, steht auch ihr per Quote ein Preis zu :D. Da darf die Beurteilung von Kunst eben nicht landen.


    Liebe Grüße


    Anja

  • Überzogene/-triebene Gleichmacherei ist sehr wahrscheinlich nicht hilfreich, aber ebenso wenig hilfreich ist es, Gleichbehandlung einfach zu behaupten und jedem Versuch, diese erst einmal zu etablieren, Idiotie zu attestieren.

    Lieber Tom, das ist, mit Verlaub, Blabla.
    Und der Hund bleibt draußen - wachsam, aber niemals kläffend, sondern allenfalls pointiert und mit sonorer Stimme grollend.


  • Und der Hund bleibt draußen - wachsam, aber niemals kläffend, sondern allenfalls pointiert und mit sonorer Stimme grollend.


    Ich glaube nicht, dass der Hund seine eigene Stimme richtig einordnen kann.


    Toms Antwort finde ich treffend.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Huhu, Didi.


    Nett, von Dir des Blablas beschuldigt zu werden, während Du das hier verfasst hattest:


    Zitat

    Ich kenne keinen Preis für Maler, Bildhauer, Musiker und schon gar keinen Literaturpreis, um den sich zu bewerben die Hälfte der Menschheit allein wegen ihres Geschlechts ausgeschlossen wird.


    (Siehe meine Antwort darauf. Ich habe nicht gezählt, aber schon unter den "großen" Literaturpreisen sind mindestens fünf, die nur an Frauen gehen. Davon einer, den es schon seit den Fünfzigern gibt. Und übrigens: Einer der bekanntesten Kulturpreise, nämlich der als "Oscar" bekannte "Academy Award", wird in der Kategorie "Schauspieler/Darsteller" nach Geschlechtern vergeben. Es ist Männern schlicht unmöglich, beste Hauptdarstellerin zu werden. Wie ungerecht!)


    Um nicht missverstanden zu werden - ich habe nicht Dich als Kläffer bezeichnet, sondern eines Deiner Avatare. ;) (Die anderen mag ich - diesen eigentlich auch, irgendwie.)


    Ich bin letztlich auch der Meinung, dass viele dieser Aktivitäten in die falsche Richtung gehen, wobei nun ausgerechnet der Literaturpreis der "Mörderischen Schwestern" (wobei es sich um eine Vereinigung von Krimiautorinnen handelt) und beispielsweise auch der Droste-Literaturpreis nicht in diese Kategorie fallen, weil es nicht darum geht, weibliche Autoren über Gebühr aufzuwerten, obwohl sie, die Gesamtmenge anbetreffend, möglicherweise nicht die entsprechende Rolle spielen (was sich meiner Kenntnis entzieht), sondern einfach und ganz schlicht um Literatur von Frauen. Das ist aus vielen Gründen interessant, aber ganz sicher nicht, um negative Vergleiche ziehen zu können oder um ein Geschlecht ein- oder auszugrenzen.

  • Wer ist hier ein Hund? Der Hund ordnet seine Stimme nicht ein. Sein "Herrchen" hat das getan, um die Bereitschaft zu bekunden, auch beleidigende Bilder humorvoll aufzunehmen.


    Und das war der absolut letzte Versuch, die erneute Gleichsetzung eines Diskussionsteilnehmers mit einem Tier (ich wurde schon einmal in diesem Forum von einer Dame auf "meine Decke" befohlen)* mit scheinbarem Amüsement zu behandeln.


    * Sie hat sich inzwischen schon gemeldet, sehe ich gerade. Das passt. Hätte mich auch gewundert - sie liebt diese Tierbilder.

  • Wer ist hier ein Hund? Der Hund ordnet seine Stimme nicht ein. Sein "Herrchen" hat das getan, um die Bereitschaft zu bekunden, auch beleidigende Bilder humorvoll aufzunehmen.


    Und das war der absolut letzte Versuch, die erneute Gleichsetzung eines Diskussionsteilnehmers mit einem Tier (ich wurde schon einmal in diesem Forum von einer Dame auf "meine Decke" befohlen)* mit scheinbarem Amüsement zu behandeln.


    * Sie hat sich inzwischen schon gemeldet, sehe ich gerade. Das passt. Hätte mich auch gewundert - sie liebt diese Tierbilder.


    Lieber Didi,


    das durch mein ungenaues Posting das Missverständnis aufkommt, dass ich Dich als Hund bezeichne, tut mir leid. Das war so nicht gemeint.


    Gleichwohl meine ich aber doch, dass das Herrchen den Einsatz des Kläffers durchaus nicht immer pointiert vornimmt und über die sonore Stimme schweige ich mich mal aus.


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Eine Frauenquote in der Literatur ist gequirlter Kuhmist.

    Aber sowas von! Ich bin sehr für Fokusverschiebungen aller Art. Finde Preise die nur für Frauen, nur für Männer, Junge, Alte, Dicke oder Dünne ausgeschrieben werden deshalb gut, weil sie einen Teilbereich der Gesellschaft für kurze Zeit stärker beleuchten können. Ein Vergleich innerhalb einer "Gruppe" wird ein stärkerer.


    Eine Quote für Frauen in der Wirtschaft, finde ich derzeit halbwegs in Ordnung, weil sie für ein Gleichgewicht bei den Entscheidungsträgern sorgt...erstmal...was draus wird...bin ich mal gespannt.


    Eine Frauenquote in der Literaturlandschaft fänd ich zum weglaufen.

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Gleichwohl meine ich aber doch, dass das Herrchen den Einsatz des Kläffers durchaus nicht immer pointiert vornimmt und über die sonore Stimme schweige ich mich mal aus.

    Der Begriff "Kläffer" stört mich zwar nach wie vor, aber über eine (noch) strengere Leinenführung will ich gern nachdenken ... Ist halt ein sehr freisinniges Tier, der Hund, der meine ... :rofl


    Und ansonsten freu ich mich auf Leipzig und auf euch!

  • Nur wegen der Quote einen Preis zu gewinnen - nein danke! Entweder bin ich gut, dann freue ich mich......


    Aber hinzufügen möchte ich, dass ich sowieso meine Schwierigkeiten mit der Frauenquote habe. Meistens schreien die Frauen am lautesten, die sowieso in der Politik oder in der Industrie oben schwimmen. Ich fühle und fühlte mich als Frau nicht diskriminiert. Aber ich respektiere jede andere Meinung.



    Sonnige Grüße
    Linda

  • Simone de Beauvoir hat "ich" gesagt, Annette von Droste-Hülshoff auch, und Juli Zeh sagt es ... Dass das "Ich" aber bei Autorinnen und Autoren etwas ganz anderes bedeutet, wurde mir 08/15-Leser nicht klar. Bis ich soeben erleuchtet wurde:


    Zitat

    Hunter S. Thompson finden die Leute cool, aber wenn eine Frau in der Ichform schreibt, dann ist es nicht Gonzo, sondern Selbstbespiegelung.


    Was ist mit dem Ich passiert?

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)