Liebe Leute,
Mein zweites Buch ist gestern bei Amazon als E-Book erschienen. Es trägt den Titel: Samenspender 9.713 und andere Erzählungen.
Da drin sind meine „großen“ Erzählungen der letzten Jahre, also das aus meiner Sicht Beste, was ich seit 2007 geschrieben habe. Hier die Produktbeschreibung, vulgo Klappentext:
ZitatAlles anzeigenBritta und Bert haben alles: Ein Haus am Wald, tolle Jobs und viel Geld. Nur keine Kinder. Aber kein Problem: Es gibt ja Samenbanken, und manche haben Nobelpreisträger im Angebot. Da muß es doch einfach klappen mit dem tollen Nachwuchs. Das tut es auch, nur sind die Kinder anders als gedacht. Ganz anders.
Wie ein roter Faden zieht sich eine Erkenntnis durch alle diese Geschichten: daß vieles im Leben nicht so läuft wie geplant; daß unter dem schönen Schein eine böse, heimtückische und hinterlistige Wirklichkeit lauert, die den Menschen ein ums andere Mal ein Bein stellt.
Da gibt es diesen rührenden Vater, der jahrelang glaubt, er könnte seinen drogenkranken Sohn von dessen Sucht befreien und aus ihm einen normalen Menschen machen mit Studium, Beruf, Frau und Doppelgarage. Das denkt der Vater so lange, bis die Katastrophe passiert.
Dann ist da dieser erfolgreiche Münchener Rechtsanwalt, der in Paris eine viel jüngere Frau trifft und eine gemeinsame Zukunft plant, aber erst einmal muß er ihren Ex-Freund buchstäblich aus dem Feld schlagen und seine Noch-Frau loswerden.
Ein gewalttätiger Mann, der auf allen Dating-Seiten den Don Juan spielt und andauernd seine Frau betrügt, findet durch eine letzte Begegnung mit seinem sterbenden Vater zu sich und seiner Familie zurück.
Ein Salzburger Opernregisseur mit einer Vorliebe für moderne Inszenierungen, schwarze Prostituierte und Sado-Maso-Sex wird mit seiner harschen Mutter, seiner Jugendliebe und einer alten Demütigung konfrontiert.
Irgendwo im hintersten bayerischen Winkel wird ein Behinderter umgebracht, und jedem ist das egal bis auf seinen ältesten Freund.
Ein Literaturwissenschaftler beichtet seiner Frau, daß er Frauen und Männer liebt und von einer Ehe zu Dritt träumt.
Eine Millionärsfamilie, die vor dem Bankrott steht, vertraut sich einem halbseidenen Investor an.
Die Schauplätze dieser Geschichten sind Paris, Salzburg und München ebenso wie Kleinstädte und Provinzdörfer. Die Figuren sind Millionäre und Hartz-IV-Empfänger, Sieger und Verlierer, Arme und Reiche, Männer und Frauen, die alle vor einer großen Herausforderung stehen und jetzt zeigen müssen, ob sie dem Leben und dem Schicksal gewachsen sind – oder untergehen werden.
Ich habe alle Texte – die meisten waren hier irgendwann BT – nochmals gründlich überarbeitet und teilweise stark umgeschrieben. Ich überarbeite gerne, und oft merke ich erst während der Überarbeitung, welche endgültige Form ein Text eigentlich hat bzw. haben soll.
In diesen Erzählungen liegt i.G.u.G, alles, zu dem ich menschlich, künstlerisch und psychologisch bis jetzt in der Lage war. Hier habe ich Erinnerungen aus meiner Kindheit verarbeitet, hier habe ich Themen, die für mich groß und wichtig sind, bearbeitet und das, was ich dazu gerne sagen wollte, gesagt. Ich habe halb- und fast ganz vergessene Erinnerungen aus den untersten und staubigsten Schubladen meines Unterbewußtseins hervorgeholt und den Dreck und die toten Insekten darauf weggepustet. Ich habe mich an eine unglückliche Liebe in der High-School erinnert, an langweilige Salzburger Landgasthöfe mit Hirschgeweihen in den kitschigen Hallen (Friesacher in Anif, wer den kennt) und an saudumme Operninszenierungen zurückgedacht, ein Freund ist nochmals an Krebs gestorben, meine Mutter hat mir nochmals Saures gegeben, ich bin nochmals hilf- und kopflos durch Paris gerannt, ich habe mich an den armen und behinderten Gustl, der nun schon so lang tot ist, erinnert, habe blödsinnige Theorien aus dem germanistischen Seminar wiedergekäut und bin in Missouri vom Interstate abgefahren und habe das Scheißkaff nochmals besucht, wo einmal alles begann.
Ich mag große, tragische Geschichten, manchmal sind sie auch nur tragikomisch, mitunter ganz schön lächerlich, immer aber voller Figuren, die leiden, die etwas wollen, es aber nicht kriegen, die sich und andere belügen, die strampeln, scharren, machen und tun und nirgendwohin kommen oder aber dahin, wo sie nicht hinwollten. Davon liefere ich hier nun ein gerüttelt Maß von. Nicht alle Geschichten sind perfekt, mit manchen bin ich trotz aller Umarbeitungen noch nicht vollkommen zufrieden und werde das vielleicht auch nie sein – aber lieber eine gute Geschichte heute als eine perfekte in drei Jahren.
Ich wollte manchmal sehr menschlich sein, fast schon sentimental, wollte von wirklicher Zuneigung und echter Trauer berichten, manchmal mit einem tropfen Kitsch à la Casablanca, der aber m.M.n. nicht nur in jede Verdi-Oper, sondern in die Kunst ganz allgemein hineingehört.
Im Mai 2004 habe ich in diesem Forum meine erste Geschichte präsentiert, und wenn ich daran zurückdenke und mit die heute durchlese, was ich nicht sehr oft tue, damit ich nicht andauernd über mich selber lachen muß, dann denke ich mir: I’ve come a long way. Vor zehn Jahren konnte ich – trotz Germanistik-Studium, obwohl ich tausende Bücher gelesen, zig Geschichten geschrieben, drei Romane angefangen und immerhin den Sol Stein bereits gründlich studiert hatte – in Wahrheit keinen Zentimeter schreiben. Die ganze Technik des Schreibens, alles, was man Handwerk nennt, war mir zwar vage bewußt, aber ich hatte es in Wahrheit überhaupt nicht verstanden und konnte es deshalb bei meinen Projekten nicht anwenden. Ich war wie einer, der ein sehr kompliziertes Gericht nachkochen will, ein Kochbuch von einem Sterne-Koch besitzt, auch schon alle Zutaten gekauft hat, alles in der Küche fein säuberlich aufgereiht, die Messer geschliffen und die Gewürze bereit gestellt hat – nur kochen kann er nicht.
In den letzten 10 Jahren habe ich mir diese Kochpraxis nun angeeignet. Ich habe andauernd gekocht, ständig neue Rezepte ausprobiert, immer wieder mal was angebrannt oder gleich ganz versemmelt, selber oft bei guten Köchen gegessen und geschaut, wie die das machen, dabei was gelernt und nach und nach gemerkt: das schmeckt jetzt allmählich, was ich da koche, die Leute essen gerne bei mir, am Schluß ist immer alles weg.
So kann man diesen Prozeß am besten beschreiben, und heute gibt es mir eine tiefe Befriedigung, daß das so gekommen ist.
So, nun aber genug geschwätzt, hier ist das Buch:
[buch]B00KY5RXWE[/buch]