Friedrich Forssmann (Suhrkamp) über E-Books. Hinreißend.

  • Bücher als Erzählform. Selten las ich größeren Blödsinn.


    Tut mir leid, wenn die Formulierung "eine Geschichte, in der Form eines Buches erzählt" nicht von "Erzählform" als Begriff für die Erzählperspektive auseinandergehalten werden kann. Oder wo immer Du den Blödsinn ausgemacht hast. Daß Du noch nie eine Geschichte in einem Buch gelesen hast, die auch schon in anderer Form erzählt worden ist oder erzählt werden kann, glaube ich jetzt eher nicht, aber wer weiß.

    Περὶ θεῶν λέγε, ὡς εἰσἰν. Von den Göttern sage: sie sind. (Bias von Priene)
    [buch]3939459801[/buch]

  • Ich bediene mich schlicht eines entliehenen Zitats, das ich unter dem eingangs verlinkten Artikel fand:


    Wer die Form über den Inhalt stellt, der hat mehr über sich und sein Verhältnis zu Literatur verraten, als ihm lieb sein kann.


    Dem habe ich nur hinzuzufügen, dass ich die Zukunft des gedruckten Buches ähnlich düster sehe, wie Susanne. Holzbücher sind ein Auslaufmodell. Aber das habe ich schon des öfteren geschrieben. :)

  • Schön giftig, herrlich polarisierend, klare Ansage. Ein schöner, die Selbstreflexion anregende Hartgascocktail im Gegensatz zur einlullenden Kuschelrockmentalität in Wirtschaft, Politik und Medien.


    Ich habe ja jetzt auch so ein Kindle-Dingens. Und das erste, was mir auffällt: Buch braucht kein Akku, man findet beim versehentlichen Zuklappen schneller wieder zurück und im Bücherschrank macht so ein kleines Klappdingens nicht so viel her ("Sie lesen wohl nicht viel, wie?"). Andererseits brauche ich bei der Lektüre der "Josephus-Trilogie" keinen Pflasterstein mit ins Bett zu nehmen, wie das bei der Lektüre von "Unendlicher Spaß" war, ich kann sogar direkt in Wikipedia etwas nachschlagen, ohne meinen Leseplatz zu verlassen. Lichtverhältnisse sind ebenfalls ziemlich wurscht, der Ehemann von Krimi-Mimi könnte heute ruhig schlafen. Ja, ich kann vielleicht nur drei oder vier Bücher im Urlaub lesen, aber es ist doch klasse, wenn ich mir nach Ankunft am Urlaubsort überlegen kann, welche drei ich vielleicht lesen möchte.


    Andererseits würde ich kein ebook lesen wollen, für dessen Papierform ich ebenfalls nicht genug Langeweile habe.


    Ich glaube, es wird beides weiterhin und für lange Zeit geben, wenn auch zunehmend mehr Digitales.


    Wir können also alle ganz locker durch die Hose atmen.

  • Ach, Leute. Bei euch ist es immer so nett nostalgisch und geradezu rüschenbesetzt altmodisch. Manchmal frag ich mich schon, was ich hier überhaupt noch mache ...


    Das ist das, was leider immer unangenehmes G'schmäckle bringt, diese Haltung: Wir sind die Superneuen und ihr anderen, die uns nicht voll und ganz zustimmt, seid alte Hüte und sowieso schon am verdorren.


    Genau dafür wurde dieser Beitrag im Suhrkamp-Blog geschrieben und das er (bei aller Detailkritik, die ich selbst habe) richtig kommt und richtig platziert ist, zeigt dieses Gejaule, das von den tollen Neuerern sofort angestimmt wird.


    Und ganz nebenbei: Es gibt noch nicht so viele von euch. Die Weiterentwicklung der Technologie schreitet auch nicht allzuschnell voran, genausowenig wie die Akzeptanz der Leser sich sprunghaft entwickelt.


    Die Buchdinosaurier können in aller Ruhe aussterben. Ohne Hast! :)

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Man sollte schon zu verstehen versuchen, worum es in diesem Text geht. Es geht nicht um die Abwägung der Vor- und Nachteile der Technologie - das ist nur Hintergrundargumentation. Es geht um Kultur im Allgemeinen und Literatur im Speziellen. Wer ohnehin nur Texte raushaut, um seine 99-Cent-Buchungen von Amazon einzusammeln, wobei der fragliche Text schon tot ist, bevor er geboren wurde, weil es allein um diese 99 Cent geht, der ist nicht Zielgruppe. Diese Leute sind in meinen Augen Prosaprostituierte. Und das ist nicht einmal negativ wertend gemeint - vielleicht muss es auch Leute geben, die diesen Job machen.


    Den pseudonerdigen Prognosen stehe ich ziemlich gelassen gegenüber. Viel davon ist Wunschdenken und/oder entspringt der Tatsache, dass die Prognosen von Leuten stammen, die Gruppen angehören, bei denen der Blick über den Tellerrand verpönt ist, die Vergleiche (vor allem mit der Musikindustrie) sind allesamt falsch, die Argumentation ist von Auslassungen geprägt. Das Schöne dabei ist, dass man einfach abwarten und zuschauen kann. Denn der Markt wird sich von diesen Prognosen nicht beeinflussen lassen. Das tut er nie.

  • Ach, Leute. Bei euch ist es immer so nett nostalgisch und geradezu rüschenbesetzt altmodisch. Manchmal frag ich mich schon, was ich hier überhaupt noch mache ...

    Was für eine Frage, Susanne, was für eine Frage!
    Wir, die ewig Gestrigen, die Verstaubten, die aufgewärmten Leichen, die nur zu faul sind zum Umfallen, die verzweifelt-verrückten Von-Schönen-Dingen-Schwärmer, die Irren, die sich an Geruch von Papier und Druckerschwärze berauschen können, die völlig Beknackten, denen ein heiliger Schauer den Rücken herunterläuft, wenn sie ein druckfrisches Buch in die Hand nehmen dürfen, es riechen, es anfassen, wir also, diese elenden Fossilien ohne jede Existenzberechtigung in der Schönen Neuen Welt, wir brauchen dich und deinesgleichen wie die Luft zum Atmen!


    Wer sonst würde uns so apodiktisch klar machen, welch klägliches Siechtum das elektronische Lebensderivat wäre, das ihr wie ein Fanal vor euch hertragt?

  • Ich frage mich gerade, was kulturloser ist. Marcus Aurelius' Selbstbetrachtungen auf einem mittelhandlichen Bildschirm mit für €0,99 erkauftem Nutzungsrecht zu konsumieren oder trivialen Schund in hübschem Ledereinband mit 24k Goldverzierung für €529 im Regal stehen zu haben. Irgendwie hänge ich der nerdigen, naiven und blödsinnigen Ansicht an, daß es wichtiger sei, was man liest statt wie man es liest. Oder wie man es bezahlt hat. Na ja, suum cuique.

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  • Ich frage mich gerade, was kulturloser ist. Marcus Aurelius' Selbstbetrachtungen auf einem mittelhandlichen Bildschirm mit für €0,99 erkauftem Nutzungsrecht zu konsumieren oder trivialen Schund in hübschem Ledereinband mit 24k Goldverzierung für €529 im Regal stehen zu haben. Irgendwie hänge ich der nerdigen, naiven und blödsinnigen Ansicht an, daß es wichtiger sei, was man liest statt wie man es liest. Oder wie man es bezahlt hat. Na ja, suum cuique.


    Hast du denn ein Beispiel für derartig teuer aufgemachten Schund?
    Marcus Aurelius und andere Klassiker gibt es jedoch als E-Book derzeit noch nicht in einigermaßen brauchbarer Ausgabe. Es haben sich viele auf bereits digitalisierte Texte gestürzt und daraus E-Books gemacht die für 0,99 Euro oder mehr (manchmal auch für Null-Euro) angeboten werden, doch bislang ist mir keine brauchbare Ausgabe dabei begegnet. Irgendeinen Text zu lesen (möglicherweise fehlerhaft) in einer Edition, die möglicherweise überholt (oder sogar falsch) ist habe ich jedenfalls keine Lust.


    Es gibt zwischen Hü und Hott noch einiges zu berücksichtigen. Das fällt leider bei solchen Diskussionen immer (noch) unter den Tisch.

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    Emanuel von Bodmann



  • Hast du denn ein Beispiel für derartig teuer aufgemachten Schund? [..] Es gibt zwischen Hü und Hott noch einiges zu berücksichtigen.


    Ja, aber das würde unter Garantie die literarischen oder religiösen Gefühle von manchem Mitleser beleidigen. Also sage ich lieber: Nein, das war nur eine maßlos polemische Übertreibung, um das Hott nach dem Hü zu illustrieren, damit man endlich mal sieht, daß es noch jede Menge dazwischen geben muß.

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  • Das ist doch völlig sinnlos, diese ermüdende und sich wiederholende Gegenüberstellung von vermeintlichen Vor- und Nachteilen. Ob das Elektrobuch erfolgreich wird/bleibt, gar das Holzbuch vernichtet, entscheiden nicht solche Diskussionen. Diese Entscheidung treffen die Konsumenten - und niemand sonst. Diese Konsumentenschar sollte man geflissentlich nicht mit sich selbst verwechseln. Das gilt für alle "Fraktionen", also (als Extreme) die bibliophilen Regalpfleger ebenso wie die technikhungrigen Weltverbesserer. Es ist verständlich und nachvollziehbar, dass sich gerade "Indie-Autoren" wünschen, dass die Entwicklung, in deren Mittelpunkt sie sich zu befinden glauben, anhält, sie gar die Oberhand gewinnen und dem anachronistischen Verlagswesen möglichst schnell und endgültig den Garaus machen werden. Allein, auch diese Entscheidung treffen sie nicht. Und ihre sehr kurzfristigen persönlichen Erfahrungen sind im Hinblick auf das Ganze genauso wenig evident wie die Mitteilungen einiger, das Elektrobuch hätte sie (oder Freunde oder Bekannte) zum Lesen gebracht, und außerdem wären ihre Festplatten zwar prall gefüllt mit geklauten Elektrobüchern, die sie aber dennoch nie lesen würden.


    Friedrich Forssmann findet Elektrobücher scheiße. Das ist letztlich alles, was er im Blog schreibt. Ich kann das gut verstehen und bin überwiegend der gleichen Meinung, aus vielen Gründen - deshalb habe ich den Text hier verlinkt. Ich kann aber auch gut verstehen, wenn Leser Elektrobücher großartig und praktisch finden, aber beides - das Scheißefinden und die Zuneigung - sind weder ein Weltuntergang, noch Argumente, die irgendwas bewegen oder verändern werden. Es geht hier um Meinungen zu einer Entwicklung, die von diesen Meinungen wenig beeinflusst wird. Daran werden weder Scheißestürme, noch fein formulierte Kolumnen etwas ändern. Meinungen sind nur Meinungen. Die Faktenlage ist meistens eine andere.


    Es ist zudem ein Fehler, all diese Meinungen zu generalisieren in Bezug auf etwas, das die meisten von uns nur als Ausschnitt wahrnehmen, vor allem jene, die aktiv "was mit Büchern" machen. Das gilt für die holzlosen Selbstveröffentlicher ebenso wie für die hochkulturschaffenden Holzfäller mit geringer Reichweite. Wir reden hier über einen Stein, den wenig interessiert, was wir über ihn sagen. Seine Steinigkeit wird davon nicht berührt oder verändert. Da können wir auf ihn einquatschen, so lange wir wollen. Bei dieser Einquatscherei geht es ohnehin überwiegend um Rechtfertigungen, auch vor sich selbst.


    Was man tun kann und meiner Meinung (!) nach auch tun sollte, das ist, viele dieser Wortmeldungen als Warnung zu verstehen. Als Bitte, das Geschehen aufmerksam zu beobachten und genau darüber nachzudenken, was man mit seinen eigenen Entscheidungen bewirkt und verändert. Damit meine ich jene, die am Buchmarkt aktiv sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es im Interesse der Elektrobuchselbstmacher ist, mittelfristig nur noch den lieblosen Eintagsfliegenschrott der "Kollegen" lesen zu dürfen. Denn das könnte am vorläufigen Ende dieser Entwicklung der Fall sein. Die auch sie selbst schleifen wird, wenn die bereits abebbende Goldgräberstimmung im SP-Segment vorbei ist, und niemand mehr für diese Form von Literatur bezahlen möchte. Derzeit liegt der Schwerpunkt der Piratennetze noch auf Verlagsliteratur. Das muss nicht so bleiben, erste Tendenzen sind bereits erkennbar.


    Aber auch das führt in die Irre. Wir werden sehen, was passiert, aber wir werden es, egal, was genau passiert, nicht herbei- oder wegreden. Punkt.

  • Ich hab mir das hier alles gut und gründlich durchgelesen und bin ein bisschen erleichtert. Den Gedanken, auszusteigen, schieb ich ja schon länger vor mir her - weil eine Sache, wenn sie durch ist, wirklich durch ist und man sich bloß schwer trennt, aus reiner Gewohnheit.


    Ihr Lieben, wir beschreiten unterschiedliche Wege und die gehen mittlerweile so weit auseinander, dass die Berührungspunkte fast nur noch mit dem Fernglas zu sehen sind.
    Ihr möchtet eure Traditionen hegen, pflegen und bewahren. Das ist ein wirklich ehrenwerter Standpunkt.


    Ich gehe lieber (und es freut mich, dass ich das MIT meinen Verlagen UND meinen SP-Kollegen machen kann) weiter auf dem Weg, der von eurem Standpunkt weit, weit entfernt ist.


    Ich denke, das war es. Macht es gut, ich wünsch euch alles Liebe. Wirklich.

  • Hallo, Susanne.


    Zitat

    Ihr möchtet eure Traditionen hegen, pflegen und bewahren. Das ist ein wirklich ehrenwerter Standpunkt.


    Mit Verlaub, aber das ist doch Quatsch.


    Kann es sein, dass es eine gewisse Engstirnigkeit auch auf Deiner "Seite" gibt? Dass Du durchs Fernglas schauen musst, weil Du Dich dazu verpflichtet fühlst, als Ergebnis des Fraktionszwangs quasi?


    Mit geht es nicht um Traditionen. Ich bin seit zehn Jahren bezahlter Autor, also ein Fünftel meines Lebens. Als engagierter Autor, der auch anderen helfen möchte, geht es mir vor allem um die Qualität von Texten, und darum, dass sich Leute als Autoren durchsetzen, bei denen sich das lohnt. Dass es sich lohnt, hängt auch davon ab, was mit den veröffentlichten Texten wie geschieht. Da gibt es in allen Bereichen und mit allen Medien Handlungs- und Verbesserungsbedarf, aber der Weg des geringsten Widerstands muss nicht immer der beste sein.


    Unter uns gibt es viele Autoren - darunter auch solche, die sich positiv zu Forssmanns Beitrag geäußert haben -, die auf das eBook und Selbstveröffentlichung setzen, wenigstens teilweise. Auch ich habe einen Titel rein als eBook veröffentlicht, was für ein paar Monate mehr Einnahmen generiert hat als zwei oder drei meiner Backlist-Titel. Na und? Ich darf der vermeintlichen Entwicklung doch trotzdem skeptisch gegenüberstehen, zumal sie faktisch negative Seiten hat. Horst-Dieter hat hier ja kürzlich den "Gutenberg Piracy Report" verlinkt. Hast Du den gelesen?


    Wenn Du ohnehin weg willst - schade, aber nicht zu ändern. Du solltest aber nicht solche Diskussionen zum Anlass oder ausschlaggebenden Argument machen. Sie haben mir unserer eigentlichen Aufgabe hier nur am Rande zu tun. Wirklich.


    Traditionen sind oft redundant und/oder lassen sich vor aktuellen Hintergründen nicht mehr begründen - Religionen beispielsweise. Die Diskussionen über den Medienwechsel im Buchmarkt haben auch mit Traditionen zu tun, aber längst nicht nur. Der Argumentationsstrang, der Nostalgie der modernen Technik gegenüberstellt, verfehlt den Kern des Diskurses.

  • Liebe Susanne,


    ich glaube nicht, dass du dir das hier alles gründlich durchgelesen hast, denn dann würdest du so einen Blödsinn wie "ihr wollt eure Traditionen hegen" nicht schreiben. Und ja, der Artikel von Zoe Beck ist gut und differenziert geschrieben. Einiges von dem findest du aber bereits hier in diesem Fred. Das manches etwas ausartet und von einer Front her gesprochen ist, mag sein, aber das tust genau du ja auch.


    Horst-Dieter

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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Zoe Beck hat fein und klug geantwortet.


    Zoë Beck ist eine feine und kluge Autorin. Aber sie hat eine Frage beantwortet, die so überhaupt nicht gestellt wurde.

  • Ich hab mir das hier alles gut und gründlich durchgelesen und bin ein bisschen erleichtert. Den Gedanken, auszusteigen, schieb ich ja schon länger vor mir her - weil eine Sache, wenn sie durch ist, wirklich durch ist und man sich bloß schwer trennt, aus reiner Gewohnheit.


    Ihr Lieben, wir beschreiten unterschiedliche Wege und die gehen mittlerweile so weit auseinander, dass die Berührungspunkte fast nur noch mit dem Fernglas zu sehen sind.
    Ihr möchtet eure Traditionen hegen, pflegen und bewahren. Das ist ein wirklich ehrenwerter Standpunkt.

    Ich verstehe das nicht. Ich mag gedruckte Bücher und hoffe, noch lange mit ihnen leben zu dürfen. Und ich mag Literatur auf Kindle oder anderen Tablets nicht lesen. Macht mir keinen Spaß. Ein ignorantes, rüschenbesetztes Relikt bin ich deswegen nicht, sondern beobachte aufmerksam, welche neue, teilweise sogar aufregende Welt sich mit modernen elektronischen Publikationstechniken und alternativen Veröffentlichungswegen inzwischen aufgetan hat. Zwar stelle ich keine Mutmaßungen an, was davon sich in welcher Zeit durchgesetzt haben und ob das klassische Buch demnächst nicht mehr existieren wird. (Die Weissagungen, die ich bisher in meinem Leben getroffen habe, sind sowieso überwiegend in die Hose gegangen.) Aber ich kann nicht begreifen, was das mit Literatur an sich zu tun hat, und wieso man wegen der kontrovers diskutierten Frage, welche Zukunft man sich für die Verbreitung derselben wünscht, mit den 42ern keine Berührungspunkte mehr haben könnte.

  • Nun, wenn jemand meint, dass es nicht mehr passt, dann passt es häufig wirklich nicht mehr. Offensichtlich bist du mittlerweile so sehr mit deiner Branche verwachsen, Susanne, dass du gar nicht mehr das benötigst, was dieser Verein jungen Autoren bieten kann und durchaus noch bietet. Das Herzblut und die Aufrichtigkeit, mit der hier manche hoffnungsvolle Schreiber fördern, suche ich anderswo vergebens. Da ist für mich eine Diskussion um E-Books nebensächlich. Aber jedem das seine. Die Selbstverleger, die professionell sind, sollten stolz auf das sein, was sie bislang erreicht haben: Denn wer stolz auf seine Taten ist, muss nicht regelmäßig betonen, wie toll diese Erfolge sind.

  • Ich insistiere mal, dass die e-book-Diskussion nur einen Teilaspekt von Susannes Ankündigung darstellt. Nichts anderes, als ein Aufhänger für eine innerlich längst getroffene Entscheidung, die vermutlich einen viel breiteren Hintergrund hat. Ich respektiere ihre Entscheidung, so sie tatsaechlich endgueltig gefallen ist. Manchmal muss man alte Zöpfe abschneiden, um Platz für Neues zu schaffen.