Wie "realistisch" müssen Geschichten sein?

  • Bei Fantasy geht es eher um eine innere Logik und Schlüssigkeit. Dass Drachen und Vampire nicht "realistisch" sind, ist klar. Ihre Darstellung muss es aber sein. Die Welt in sich muss sehr schlüssig sein, nur dann funktioniert Fantasy.

  • Bei Fantasy geht es eher um eine innere Logik und Schlüssigkeit. Dass Drachen und Vampire nicht "realistisch" sind, ist klar. Ihre Darstellung muss es aber sein. Die Welt in sich muss sehr schlüssig sein, nur dann funktioniert Fantasy.


    So, wie Drachen dargestellt werden, dürften sie nicht fliegen können. Solche Dinger, wie sie auf Zeichnungen, Bildern oder in Filmen zu sehen sind funktionieren nur, weil es in den Geschichten steht oder die Tricktechniker Smaug im neuen Hobbitfilm fliegen lassen. Insofern ist ihre Darstellung von dieser Seite aus betrachtet niemals realistisch.

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Solange die Welt konsistent konstruiert ist, können auch Drachen und Zauberer im Rahmen dieser Welt realistisch sein. Das ist kein Widerspruch.


    Solange die Welt konsistent konstruiert ist, können auch Drachen und Zauberer im Rahmen dieser Welt realistisch sein. Das ist kein Widerspruch.


    Da Zauberer in unserer realen Welt nicht zaubern können, Magie in der in den Fantasybüchern reine Fiktion ist, also auch nicht real auftreten können, lassen sich auch Drachen beschreiben, solange wir nicht erwarten, dass sie hier bei uns auftauchen. Dann müssen sie auch nicht so konstruiert sein, dass sie hier fliegen könnten wenn es sie gäbe. Das ist schon von mir akzeptiert. Mit Logik hat das allerdings nichts zu tun, das sollte meine Anmerkung nur sagen.

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  • Albatrosse dürften nach den normalen Gesetzen nie fliegen können. Tun sie aber.


    Das stimmt nicht. Albatrosse sind so eingerichtet, dass sie hervorragend fliegen können. Sie sind so gebaut, dass sie die Thermik ganz hervorragend nutzen können. Einzig für den Start und die Landung sind sie fehlentwickelt.

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  • keiner hinterfragt den wirklichkeitsgehalt von Märchen, warum? Weil sie in sich stimmig sind. Nur darauf kommt es an. Brüche werden erkannt und verworfen, so dumm sind die Leser nicht.


    Doch, es gibt Leute, die Märchen an der Realität messen wollen. Die veranstalten dazu sogar Gerichtsverhandlungen ;)


    Märchen sind aber auch nicht an eine innere Logik gebunden. Sie schildern keine kompletten Welten wie zum Beispiel die Fantasy. Das kann man nicht vergleichen. Märchen haben eine andere Aufgabe, Fabeln auch. Bei Sagen ist das schon wieder anders.

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  • Mir ging es vor ein paar Wochen genauso. Ich hatte versucht alles über einen biochemischen Vorgang im Körper herauszufinden, soweit ich es konnte und verstand, ich hatte auch einen Arzt befragt (Es ging um eine Krankheit, die unter bestimmten Bedingungen zum Tode führt oder nicht) und als ich mich dann immer noch unbefriedigt vor mich hinmaulend mit dieser Frage herum schlug sagte meine Tochter zu mir: "Wenn niemand exakt beweisen kann, dass sie nicht zum Tod führt, brauchst Du Dir doch keine Gedanken machen. Nur, weil noch kein Fall bekannt ist, heißt es ja nicht, dass es keinen gibt."
    Der Arzt sah das übrigens ähnlich, er würde sich daran nicht aufhängen, sagte er...

  • Die flugfähigen Wesen, die eigentlich nicht fliegen können dürften, sind die Hummeln - und nicht etwa die Albatrosse. Das "Hummel-Paradoxon" entstand Mitte der Dreißigerjahre des vergangenen Jahrhunderts und hat sich seitdem gehalten, aber es ist überhaupt keines:


    http://de.wikipedia.org/wiki/H…Hummel-Paradoxon.E2.80.9C

  • Ohne das jetzt ausbreiten zu wollen, ist die Frage nach "realistisch" insofern ungenau, da man hier nachhaken könnte, was denn mit dem Begriff "Realität" gemeint ist. Also eine Frage der Erkenntnistheorie und Wirklichkeitswahrnehmung.


    Für mehrere Hörer einer Radiosendung war eine Invasion von Marsianern im Jahre 1938 durchaus real. Real erscheint dem Kind das Monster unter dem Bett, dem Erwachsenen bestimmte Träume mit Fantasiewesen, vor denen man fliegend flüchtet. Fantasie ist eine kreative Eigenschaft, die Realitäten erschafft, warum also nicht in einem Buch?


    Apropos Traum: passend dazu ein herrlicher tweet, den ich zufällig heute morgen las: "Ach du Scheiße, was fürn Mist. Erstmal korrekturträumen."




    Nils

  • Das ist eine interessante Frage, Nils! Ich glaube, dass der Begriff "Realität" die Menschen beschäftigt, weil jeder eine andere Wahrnehmung, eine andere Perspektive hat. Wir filtern das, was wir sehen: Wir färben Dinge (oder Menschen) schön oder färben sie schwarz, wir ignorieren offensichtliche Tatsachen oder erfinden angebliche dazu. Wenn wir dazu nicht in der Lage wären, wäre kein soziales Miteinander möglich, wir würden nicht Auto fahren können, weil wir andauernd denken würden: "Aber es könnte doch ein Unfall passieren!" und Ehen würden auch nicht mehr geschlossen oder nach einer Woche geschieden werden. Manche filtern mehr, manche weniger, aber wir tun es alle. Niemand sieht nur die nackte Realität und nichts sonst *. Darum handelt es sich bei dem Begriff mehr um eine theoretische Größe.


    Aber ich denke, dass Barbara die Frage einfach nur ungenau gestellt hat. Sie hat den Begriff "realistisch" auch in Anführungszeichen gesetzt. Hier geht es mehr um sachliche Richtigkeit und um Recherche in fiktionalen Texten, wenn ich das richtig verstanden habe.


    *Das sage ich jetzt so großkotzig, aber theoretisch ist es natürlich möglich, dass es Ausnahmen gibt. Vielleicht Autisten? Hm.

  • Natürlich müssen Geschichten nicht grundsätzlich und immer realistisch sein. Ich werfe keiner Fantasyautorin ihre Elfen, Zwerge, Orks und Drachen vor, denn die gehören in diese fiktive Welt, keinem Science-Fiction-Autor seine Raumschiffe, die mit Lichtgeschwindigkeit fliegen oder dass so gut wie alle interstellaren Wesen offenbar in irdischen Zeit- und Entfernungsbegriffen (Jahren und Tagen, Lichtjahren) rechnen und unsere Sprache verstehen oder noch schlimmer, sogar sprechen.
    Wenn mir Garcia Marquez oder Haruki Murakami Geschichten präsentieren, in denen Realität und Geisterwelt ineinander fließen, dann störe ich mich nicht daran, weil das meistens von Anfang an klar ist, ich lasse mich gerne darauf ein, und genieße diese "unrealistische" Welt, die mir in deren Romanen häufig dargeboten wird; ganz abgesehen davon, dass die Texte auch noch hochliterarisch sind.
    Wenn ich aber eine Geschichte lese, die durchgehend in der stinknormalen Realität, im Hier und Jetzt spielt, in der bspw. jemand auf einer einsamen Insel im Pazifik strandet, die ungefähr 1 qkm groß ist und bei der ersten Erkundung des Eilands auf einen Bach trifft oder noch schlimmer, auf einen See oder Wasserfall, vielleicht noch mit Fischbesatz, dann stört mich das. Und zwar enorm. Denn so etwas ist schlicht unmöglich, zumal in nüchterner Gegenwartsliteratur, und hat nichts mit dichterischer Freiheit zu tun, sondern nur mit mangelnder Recherge. Das wäre ungefähr dasselbe, als würde mir jemand erzählen, er hätte einen verurteilten Mörder im Gefängnis besucht und im Besuchsraum gemeinsam mit ihm und seinem Bewacher eine Portion von zu Hause mitgebrachtem Kartoffelsalat verzehrt. :evil