Bestseller - Bin ich da zu kritisch ...?

  • Liebe Experten,


    ich lerne, so gut ich eben kann, an Kritiken (am Eigenen und Fremden), über Aussagen in Büchern, Foren usw. Zusätzlich versuche ich meinen Sinn für Authentizität von Figuren und Szenen zu schärfen, denn ich denke, dass Bilder einfach flüssig sein sollten, um gut zu sein. Und es gibt ja viel Beispiele, wo dies Autoren so gelingt, dass ich in die Handlung gezogen werde, als ob mich der Leitstrahl eines Raumschiffs umklammert hält, wobei ich Wehrloser es nicht einmal bemerke. Außer der Hunger oder die Augenlieder - naja, wie's halt ist.


    Jetzt ist mir zwar bekannt, dass Bestseller nicht unbedingt deshalb welche sind, weil sie supergut geschrieben sind, sondern weil die Geschichte oder das Genre grad passt oder der Verlag viel dafür bezahlt hat. Nun stieß ich gestern auf diesen 'Bestseller' und frage mich, ob all das, was ich mir an Gespür und technischem Know-how versuche anzueignen Quatsch ist oder ich plötzlich wahrnehmungsgestört bin. Dabei ist Klaras Lange Reise von Reinhold Kusche bei einem Verlag herausgekommen, der mit Sicherheit ein Lektorat hat. Bin ich überpenibel geworden? Ist das am Ende eh alles so in Ordnung? Ich kenne mich nicht mehr wirklich aus und bitte um Eure Meinung. Anschließend die erste Seite und ihr könnt hier auch eine Lesprobe für den Kindle laden, aber da geht's genauso weiter ...


    Klaras Lange Reise von Reinhold Kusche


    Der Geschichtenerzähler
    ...
    oder es gibt keine Zufälle


    An einem angenehm warmen Spätsommerabend im Jahre 1988 am äußersten, westlichen Ende der zu Großbritannien gehörenden Scilly-Inseln steht am Bishop Rock, der westlichsten Klippe Mitteleuropas, eine junge Frau. Scheinbar regungslos schaut sie auf die aufbrausenden Wellen, die schäumend, kraftvoll und mit lautem Getöse unaufhörlich gegen die Klippen donnern. Es zeigt sich ein wahrhaft beeindruckendes und geräuschvolles Naturschauspiel, welches von besonderer Ausstrahlung und erregender Schönheit zeugt. Die hellen Sonnenstrahlen zaubern auf die Wasseroberfläche einen goldgelben Glanz. Diese schimmernden Lichtreflexe tanzen auf den Wellen, als hätten sich dort unzählige Feen versammelt, die ein märchenhaftes Fest feiern. Lang und kreischend schallt der Ruf eines Schwanns Möwen, der nach Fischen suchend immer wieder um den Leuchtturm wirbelt, durch die flirrende Luft.


    Der Gesichtsausdruck dieser Frau verrät ihre sanfte, friedliche Stimmung, ihr Blick wirkt geistesabwesend und gedankenverloren. Ein Geheimnis scheint sie zu umwehen. Ihre von der Abendsonne rötlich verfärbten, dunkelblonden Haare wehen ihr wild durch das Gesicht. Der Wind treibt einzelne, dickbauchige Schäfchenwolken vor sich her. Ganz weit im Westen leuchtet am Himmel die Sonne noch mit letzter Kraft im orangefarbenen Licht. Plötzlich und unvorhergesehen beruhigt sich der böige Wind für ein paar Minuten und eine alles durchdringende Stille macht sich breit, langsam und gemächlich dahin schleichend. Diese unwirkliche, unheimliche Atmosphäre wird nur von den vom Wind aufgepeitschten Wellen, die immer noch kräftig gegen die kleine Felseninsel brausen, gestört.


    Die schlanke, junge Frau registriert diese gespenstig anmutende Stille fast beiläufig, offensichtlich völlig gefesselt unter dem Eindruck ihrer eigenen Gedankenwelt. Von der Atmosphäre ungerührt, lächelt sie indes freudig und schließt genüsslich und mit voller Hingabe die Augen. Ihrer inneren Intuition vertrauend schreitet sie bedächtig und zielstrebig einige felsige Steine hinab, sodass die heranbrausenden, wilden Wellen der rauen, kalten See ihre nackten Füße spielerisch umspülen können. In ihr entwickelt sich ein überschäumendes Glücksgefühl, welches ihr Erscheinungsbild wie ein aufgehender, leuchtender Stern am frühen Nachthimmel erstrahlen lässt.


    Sie steht aufrecht auf der kleinen Felseninsel, in ihrem Rücken ragt der aus Granitblöcken errichtete Leuchtturm mächtig zum Himmel empor, dessen Dach den Himmel zu berühren scheint.
    Sie breitet ihre Arme ausladend aus und wendet ihre Aufmerksamkeit nach innen, die Augen immer noch fest verschlossen...

    Versuchen Sie nicht, mir zu helfen. Viel zu viele Menschen haben mich schon als ihr Hobby verwendet.
    Jojo Moyes in ›Eine Handvoll Worte‹

  • Hallo,
    und da behaupten andere meine Kurzgeschichte ist zu schwülstig und mit zu langen Sätzen geschrieben ?!? abgesehen von den anderen Mängel.

  • Bestseller sagt zunächst nichts über die Güte und Qualität eines Buches aus sondern nur, dass es sich gut verkauft. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Meist trifft so ein Bestseller mit seiner Thematik auf ein aktuelles öffentliches Interesse. Aber es lässt sich nicht vorhersagen, was ein Bestseller wird und es lässt sich auch nicht immer planen - auch mit teuren Werbekampagnen klappt das nicht immer. Und auch ein Gütekriterium ist der Begriff Bestseller nicht. Gellerts Fabeln gehören zum Beispiel zu den frühen Bestsellern. Qualitätsmäßig kann man Dan Browns Bestseller nicht daneben stellen, schon gar nicht die Bestseller mit einem Titel, der an graue Schatten erinnert.


    Ich kann nur raten, sich da keinen Kopf drüber zu machen und das für die eigene Lektüre zu suchen, was man wirklich lesen will. Der Blick auf Bestsellerliste, Rankings und die Auslagetische der großen Buchhandlungen lenkt davon ab. Schon liest man nicht mehr, was man lesen will, sondern was andere sagen, was man lesen soll. Das hat mir schon in der Schule nicht gefallen. Warum soll ich es jetzt tun, wo es erlaubt ist, dass ich meine Lektüre selbst bestimme?

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo,
    und da behaupten andere meine Kurzgeschichte ist zu schwülstig und mit zu langen Sätzen geschrieben ?!? abgesehen von den anderen Mängel.


    Das sagen nicht alle. Ich bin noch nicht dazu gekommen, aber vielleicht schaffe ich es in den nächsten Tagen noch, ein paar Sätze dazu zu sagen.

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  • Schon liest man nicht mehr, was man lesen will, sondern was andere sagen, was man lesen soll.

    Ganz wichtige Aussage, finde ich. Liest man nämlich nur das, was vermeintlich klügere Leute einem anraten, dann entwickelt man keinen eigenen Lesegeschmack. Will man irgendwie ernsthaft schreiben, muss man sich aber trauen, Romane gut oder schlecht zu finden. Wie soll man sonst zu einer eigenen Ausdrucksweise finden?

  • Bestseller sagt zunächst nichts über die Güte und Qualität eines Buches aus sondern nur, dass es sich gut verkauft. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Meist trifft so ein Bestseller mit seiner Thematik auf ein aktuelles öffentliches Interesse. Aber es lässt sich nicht vorhersagen, was ein Bestseller wird und es lässt sich auch nicht immer planen - auch mit teuren Werbekampagnen klappt das nicht immer. Und auch ein Gütekriterium ist der Begriff Bestseller nicht. Gellerts Fabeln gehören zum Beispiel zu den frühen Bestsellern. Qualitätsmäßig kann man Dan Browns Bestseller nicht daneben stellen, schon gar nicht die Bestseller mit einem Titel, der an graue Schatten erinnert.

    Ich kann nur raten, sich da keinen Kopf drüber zu machen und das für die eigene Lektüre zu suchen, was man wirklich lesen will. Der Blick auf Bestsellerliste, Rankings und die Auslagetische der großen Buchhandlungen lenkt davon ab. Schon liest man nicht mehr, was man lesen will, sondern was andere sagen, was man lesen soll. Das hat mir schon in der Schule nicht gefallen. Warum soll ich es jetzt tun, wo es erlaubt ist, dass ich meine Lektüre selbst bestimme?

    Es war nicht unbedingt meine Frage, was ich lesen soll und was nicht und wie Bestseller entstehen ist mir großteils auch klar.
    Mich würde vielmehr Kritik an dem Text interessieren.
    Ob ich damit so daneben liege, wenn ich ihn aus einigen Blickwinkeln schauderhaft finde.

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    Jojo Moyes in ›Eine Handvoll Worte‹

  • Zwei Gegenfragen:


    1. Inwiefern ist das zitierte Buch ein Bestseller?


    2. Schon mal vom Urheberrecht gehört? ;) Auch das Zitieren öffentlich verfügbarer Texte kann dagegen verstoßen.


  • Mich würde vielmehr Kritik an dem Text interessieren.
    Ob ich damit so daneben liege, wenn ich ihn aus einigen Blickwinkeln schauderhaft finde.


    Es wäre deutlicher gewesen, hättest du die Fokussierung auf den Begriff "Bestseller" weggelassen. Das hat mir ein wenig den Blick verstellt auf dein Anliegen.


    Ich kann nur sagen, dass mich das Interesse spätestens nach dem zweiten Absatz verlassen hätte, wäre mir das Buch in die Finger gefallen. Mich hätte das Buch nicht weiter interessiert und ich hätte es zurück ins Regal gestellt. Allerdings kann ich auch nicht sagen, dass es gegen irgendwelche Gesetze verstößt oder handwerklich schlecht gemacht ist. Einzig könnte ich sagen, dass der Autor einen Stil pflegt, der mir persönlich nicht behagt. Insofern sehe ich auch kein Handlungsbedarf für ein besonderes Lektorat. Im Gegenteil - ein Lektor der zu stark in den Stil eines Autors eingreift, verfehlt seine Aufgabe genau so wie der Lektor, der nur oberflächlich über die Texte schaut und echte Fehler (Grammatik, Rechtschreibung, inhaltliche Fehler) übersieht.


    Es ist übrigens dieses Buch


    ASIN/ISBN: 3940609226


    Die E-Book-Fassung für das Kindle


    ASIN/ISBN: B0085XGV70

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  • Zitat

    Insofern sehe ich auch kein Handlungsbedarf für ein besonderes Lektorat.


    Na ja. Im etwas verquirlten Eingangssatz wiederholt sich das Adjektiv "westlich", im gesamten ersten Abschnitt wechselt dreimal die - ohnehin nicht sehr präzise - Perspektive, die Landschaftsbeschreibungen sind klischeehaft und pathetisch, und in der Leseprobe geht es tatsächlich ähnlich weiter. Da steckt meiner Meinung nach durchaus Arbeit für einen guten Lektor drin. Allerdings - muss man den "Spielberg Verlag" kennen? :achsel

  • 1. Inwiefern ist das zitierte Buch ein Bestseller?

    Es wird vom Verlag als solches promotet.


    2. Schon mal vom Urheberrecht gehört? ;) Auch das Zitieren öffentlich verfügbarer Texte kann dagegen verstoßen.

    Nach meinem Wissensstand gibt es diesbezüglich kein Problem, da das Buch veröffentlicht ist.


    Es wäre deutlicher gewesen, hättest du die Fokussierung auf den Begriff "Bestseller" weggelassen. Das hat mir ein wenig den Blick verstellt auf dein Anliegen.

    Mich hat ja gerade die Kombination diees Textes mit dem Begriffs 'Bestseller' verwirrt.


    Ich kann nur sagen, dass mich das Interesse spätestens nach dem zweiten Absatz verlassen hätte, wäre mir das Buch in die Finger gefallen. Mich hätte das Buch nicht weiter interessiert und ich hätte es zurück ins Regal gestellt. Allerdings kann ich auch nicht sagen, dass es gegen irgendwelche Gesetze verstößt oder handwerklich schlecht gemacht ist. Einzig könnte ich sagen, dass der Autor einen Stil pflegt, der mir persönlich nicht behagt. Insofern sehe ich auch kein Handlungsbedarf für ein besonderes Lektorat. Im Gegenteil - ein Lektor der zu stark in den Stil eines Autors eingreift, verfehlt seine Aufgabe genau so wie der Lektor, der nur oberflächlich über die Texte schaut und echte Fehler (Grammatik, Rechtschreibung, inhaltliche Fehler) übersieht.

    Freilich ist ein Text Geschmacksache. Es macht mich insofern vielleicht mehr betroffen als andere, weil der spirituelle Roman mein Genre ist.
    Dass ein Lektorat nicht eingreift, verstehe ich bei solchen Sachen nicht wie diesen (aber da habe ich vielleicht zu wenig Erfahrung):


    • ... Naturschauspiel, welches von besonderer Ausstrahlung und erregender Schönheit zeugt ...
      Zeugt das davon?
    • ... aufbrausenden Wellen, die schäumend, kraftvoll und mit lautem Getöse ... und gleich drauf: ... Die hellen Sonnenstrahlen zaubern auf die Wasseroberfläche einen goldgelben Glanz. Diese schimmernden Lichtreflexe tanzen auf den Wellen, als hätten sich dort unzählige Feen versammelt ...
      Schäumt es jetzt oder ist es eine glänzende Wasseroberfläche?
    • ... dunkelblonden Haare wehen ihr wild durch das Gesicht.
      (Dopplung von wehen, kurz davor) aber: Wehen Haare durchs Gesicht?
    • Plötzlich und unvorhergesehen beruhigt sich der böige Wind für ein paar Minuten und eine alles durchdringende Stille macht sich breit, langsam und gemächlich dahin schleichend. Diese unwirkliche, unheimliche Atmosphäre wird ...
      Ist ein Bild, das mich verwirrt. Plötzlich - gemächlich? Oder soll das alles unheimlich machen?
    • ... sodass die heranbrausenden, wilden Wellen der rauen, kalten See ihre nackten Füße spielerisch umspülen können.
      Sind da jetzt die Wellen plötzlich so klein oder die Füße so groß?
    • ... welches ihr Erscheinungsbild wie ein aufgehender, leuchtender Stern am frühen Nachthimmel erstrahlen lässt.
      Muss das nicht heißen wie einen aufgehenden, leuchtenden?

    Das alles mag zynisch von mir klingen, ist es aber nicht, sondern ich würde einfach gern Eure Meinung lesen, weil ich daraus etwas zu meiner Sicht auf Texte lernen kann. Wie gesagt: Vielleicht ist das ja alles eh okay und ich habe bloß den bösen Blick oder sowas. Kann ja sein. Oder denkst sich der Verlag vielleicht 'wer sowas liest, dem soll ist es auch egal, wenn ein Text so ist, weil er's eh nicht merkt'? Viele Fragen und ich danke, sie hier stellen zu dürfen. Wenn das als unerwünschte Itipferlreiterei ;-) gesehen wird, dann mach ich sowas einfach nicht mehr, kein Problem.

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  • Na ja. Im etwas verquirlten Eingangssatz wiederholt sich das Adjektiv "westlich", im gesamten ersten Abschnitt wechselt dreimal die - ohnehin nicht sehr präzise - Perspektive, die Landschaftsbeschreibungen sind klischeehaft und pathetisch, und in der Leseprobe geht es tatsächlich ähnlich weiter. Da steckt meiner Meinung nach durchaus Arbeit für einen guten Lektor drin. Allerdings - muss man den "Spielberg Verlag" kennen? :achsel


    Jetzt wo du's sagst … ja, das kann man noch optimieren. Immer ein Zeichen, wenn mich etwas so gar nicht interessiert, dann fällt mir auch nach zweimaligem Lesen nichts auf. Nichts positives und nichts negatives, wenn es nicht ganz arg daneben ist, wie beispielsweise bei manchen selbst veröffentlichten E-Books.


    Und vom Spielberg Verlag lese ich jetzt auch zum ersten Mal.

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  • Hallo, HagenF.


    Zitat

    Es wird vom Verlag als solches promotet.


    Ich habe den "Aufkleber" auf der Kindle-Version jetzt auch gesehen. Bei der Bestsellerlistenrecherche (2009) bin ich allerdings nicht auf diesen Titel gestoßen. Deshalb nehme ich an, dass es sich um eine ziemlich willkürliche Etikettierung handelt - der Begriff "Bestseller" ist ja nicht geschützt, und es mag sein, dass dieser Titel im Jahr 2009 beispielsweise das bestverkaufte eBook aus dem Haus Spielberg war. Oder es führte mal die Kindle-Gratischarts an, auch möglich. Bei "richtigen" Bestsellern, die mit ähnlichen Aufklebern beworben werden, ist zumeist der Hinweis auf den "Spiegel" enthalten, da dieser offiziell die Zahlen des Branchenmagazins "Buchreport" veröffentlicht. Ihnen liegt die "Spiegel-Bestsellerliste" zugrunde, die in den Sechzigern eingeführt wurde. Ohne diesen Hinweis ist das Etikett "Bestseller" in etwa so aussagekräftig wie "Gesund!" auf einer Süßspeise.


    Zitat

    Nach meinem Wissensstand gibt es diesbezüglich kein Problem, da das Buch veröffentlicht ist.


    Falscher Wissensstand! Solche Langzitate sind ohne Freigabe durch die Rechteinhaber (und die Verwertungsrechte dürften beim Verlag liegen) grundsätzlich unzulässig. Auch (eigentlich: erst recht) aus einem veröffentlichten Text darf man ohne eine solche Freigabe nur dann (kurz) zitieren, wenn das Zitat gemeinsam mit dem ihn umgebenden Text eine neue, eigene Schöpfung ergibt.


  • ... aufbrausenden Wellen, die schäumend, kraftvoll und mit lautem Getöse ... und gleich drauf: ... Die hellen Sonnenstrahlen zaubern auf die Wasseroberfläche einen goldgelben Glanz. Diese schimmernden Lichtreflexe tanzen auf den Wellen, als hätten sich dort unzählige Feen versammelt ...
    Schäumt es jetzt oder ist es eine glänzende Wasseroberfläche?


    Ich schrieb Tom ja schon davon, dass zugegebener maßen Optimierungsbedarf vorhanden ist und sicherlich sind deine Kritikpunkte nicht von der Hand zu weisen. Aber hier haben wir ein Beispiel, wo du das all zu verkniffen siehst. Wenn du mal am Meer warst und Wellen gesehen hast, dann weißt du, dass nicht jede Welle mit Schaumkrone aufbricht. Manchmal passiert das erst zum Ende, wenn sie am Strand, am Ufer auf- und ausläuft. es ist also durchaus möglich, dass Wellen zum Beispiel an einer Steilklippe schäumend aufbrechen und dahinter aber ohne Schaum eine glänzende Oberfläche zeigen, an der sich Lichtreflexe brechen können.


    Die Frage ist ja: Schreibt da jemand ein Sachbuch, bei dem jedes Detail stimmen muss oder versucht da jemand einen (poetischen) Eindruck zu erzeugen. Da kann man auch mal Fünfe gerade sein lassen. Wenn es allerdings zu doll wird mit den schiefen Vergleichen und schrägen Bildern, dann geht das natürlich nicht durch. Es sei denn wiederum, solche Bilder sind Mittel zum Zweck. Das kann ich bei diesem Buch jetzt nicht erkennen.


    Zum Bestseller: Das ein Verlag ein Buch "Bestseller" nennt reicht m.E. noch nicht aus, dass er tatsächlich einer ist. Er mag vielleicht der bestgehende Titel des Verlages sein, das macht ihn aber noch lange nicht tatsächlich zu einem Bestseller. Dazu sind - am Markt und nicht im Verlag - überdurchschnittlich hohe Umsätze nötig.

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    ASIN/ISBN: 3831335559


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    Emanuel von Bodmann


  • Hallo Hagen,


    ich persönlich finde, du bist weder zu kritisch noch zynisch.


    Es mag sein, dass dieses Buch auf spiritueller Ebene interessante, unerwartete, nie da gewesene Einblicke gewährt. Handwerklich aber liegt so einiges im Argen. Deinen angeführten Beispielen ließen sich noch einige mehr anfügen. Zudem strotzt die Leseprobe vor Adjektiven, dass einem schwindlig wird. Von der Perspektive her scheint alles vertreten zu sein, was es so gibt. Die Satzstellungen sind z. T. ein wenig abenteuerlich. Insgesamt scheint mit der Aufbau der Geschichte auch zu wenig strukturiert, das wirkt auf mich einigermaßen konfus. Auch wenn das jetzt boshaft klingt, aber die 103 Bewertungen mit jeweils 5 Sternen verwundern mich schon arg.

  • Ich weiß nicht, ob es so eine gute Idee ist, hier über EIN Buch zu diskutieren. Es gibt gute Bücher und es gibt schlechte Bücher und es gibt ganz viel dazwischen. Dieses Buch mag gefallen oder nicht, das kann man in den Buchbesprechungen machen, aber dies Buch hier zu zerreißen - finde ich seltsam.

  • Calliope:


    Zitat

    Auch wenn das jetzt boshaft klingt, aber die 103 Bewertungen mit jeweils 5 Sternen verwundern mich schon arg.


    Viele dieser Fünf-Sterne-Rezensenten haben nur dieses oder ausschließlich Bücher von Reinhold Kusche bewertet. In Dutzenden dieser Besprechungen findet man wiederholte Auslassungspunkte (...) und ähnliche Eigenartigkeiten. Es hat mit Boshaftigkeit wenig zu tun, wenn man feststellt, dass hier - wieder einmal - versucht wurde, das System als Marketinginstrument zu verwenden. Besser werden die Bücher dadurch aber auch nicht.

  • Um nur ein Beispiel herauszugreifen; wenn ich "helle Sonnenstrahlen" lese ... :frust
    Was denn sonst? Dunkle?
    Aber derlei findet man leider häufig, auch oder gerade in sogenannten Bestsellern.

  • Lieber Hagen,


    der Titel Deines Freds erinnert mich an Fragen, die Anja und ich uns gerade bei unseren gemeinsamen Hörbuchabenden gestellt haben. Wir hatten da Pech in letzter Zeit, mehrmals hintereinander. Wir haben auch überlegt, dazu ein Thema aufzumachen, aber wir wollten keine Autoren- und Werkschelte betreiben.


    Daher nur angedeutet: Wir hörten mehrere Bücher von Henning Mankell und Bernhard Schlink. Zusammengefasst lautete unsere Frage: Warum zum Henker sind diese Bücher Bestseller? (Bei Schlink betraf das auch seinen erfolgreichsten Roman.) Wir fragten uns ernsthaft: Was stimmt nicht mit uns, wenn wir jedes der Bücher langweilig finden - sterbenslangweilig.


    Ich verstehe es immer noch nicht. Aber ich möchte hier auch nicht in Details einsteigen oder Deinen Fred zu sehr shreddern. Deine Frage allerdings: "Bin ich da zu kritisch?", bei mir formuliert als: "Liegt der Fehler bei mir?", die kann ich gut nachvollziehen.


    Herzliche Grüße,


    Alexander

    Es gibt drei Regeln, wie man einen Roman schreibt. Unglücklicherweise weiß niemand, wie sie lauten. (William Somerset Maugham)

  • Liebe Mitschreibende, Mitlesende, Mitleidende und Mitfreuende,


    es macht mich betroffen, wenn ich lese, dass ich hier ein Buch zerreiße. Tatsächlich tue ich das, jetzt wird mir das klar, aber der Gedanke kam mir beim Erstellen des Threads überhaupt nicht. Ich wollte mir der Ursache meiner dort beschriebenen Verunsicherung klar werden. Allerdings den Text einfach herauszugreifen ohne Quellenangabe fände ich jetzt im Nachhinein nicht richtig. Sozusagen eine Art postgeschehens Dilemma.


    Auch wenn das jetzt boshaft klingt, aber die 103 Bewertungen mit jeweils 5 Sternen verwundern mich schon arg.

    Das war auch etwas, das mich verwirrte, denn dieser Überhang ist gewaltig!


    Viele dieser Fünf-Sterne-Rezensenten haben nur dieses oder ausschließlich Bücher von Reinhold Kusche bewertet. In Dutzenden dieser Besprechungen findet man wiederholte Auslassungspunkte (...) und ähnliche Eigenartigkeiten. Es hat mit Boshaftigkeit wenig zu tun, wenn man feststellt, dass hier - wieder einmal - versucht wurde, das System als Marketinginstrument zu verwenden. Besser werden die Bücher dadurch aber auch nicht.

    Danke für die Recherche! Manchmal mache ich das auch, aber bei so einer Menge - hätte nicht gedacht, dass sich das wer antut. Beim Bestseller-Aufkleber dachte ich mir noch nichts, warum sollte der Verlag nicht stolz drauf sein. Aber die Kombi ist dann nicht mehr so lustig.


    der Titel Deines Freds erinnert mich an Fragen, die Anja und ich uns gerade bei unseren gemeinsamen Hörbuchabenden gestellt haben.

    Ich mag Hörbücher sehr, zumal es für mich dabei noch die Steigerung gegenüber dem Buch durch gute Sprecher/Sprecherinnen gibt. Momentan höre ich gerade Er ist wieder da - genial!!
    Würde mich freuen, wenn Du/Ihr Lust habt, Euch etwas zu diesem Thema bei Gelegenheit auszutauschen. Habt Ihr schon viele gehört? Welches Genre bevorzugt?


    Auch wenn ich hier auf ein Buch losgegangen bin (im Nachhinein betrachtet, denke ich eben, vielleicht sogar ausgleichende Gerechtigkeit? ;-) ), was nicht mein Beweggrund war, bin ich froh, es getan zu haben und dankbar für das aufrichtende Feedback!

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    Jojo Moyes in ›Eine Handvoll Worte‹

  • Hallo, HagenF.


    Du solltest dennoch Deine Ausgangsnachricht ändern und dort auf die Leseprobe verlinken. Es ist nicht zulässig, in dieser Form in einem öffentlichen Forum Texte zu zitieren.