Pathos und Klischee

  • Hallo 42er


    obwohl ich entsprechende Bücher schon mit spitzen Fingern in den Müll geworfen habe, produziere ich unfreiwillig selbst immer wieder schrecklichen Pathos und jede Menge Klischees.
    Diesbezüglich gerade wieder einmal extrem verunsichert, puzzle ich seit Stunden an folgendem Abschnitt herum und wäre euch sehr, sehr dankbar wenn ihr mir das Brett vorm Kopf weg nehmen könntet.
    - Nein, A. zeigt keine Befindlichkeiten. Grundsätzlich nicht und genauso grundsätzlich ist sie nicht eifersüchtig, ist es noch nie gewesen und wird es nie sein.
    Amen.
    B.s Affären und auch die Sorgfalt mit der er versucht sie zu verheimlichen, amüsieren, ja rühren sie geradezu.
    Manchmal tut B. ihr beinahe leid.
    Er ist so schwach.
    Und so abhängig.
    Von Erfolgserlebnissen und Konventionen.
    Vor allem aber von ihr.
    Die Geliebten ihres Mannes verschaffen A. ein kleines Gefühl von Freiheit.
    Obwohl es nur ein Gefühl ist, obendrein ein recht kleines - befriedigend ist es trotzdem.


    Wie findet ihr das ????????


    L.G.
    Barbara

  • Hallo Barbara,


    wenn ich mir die Umbrüche wegdenke, liest es sich recht flüssig. Leses ich den Abschnitt richtig als Selbstreflektion einer Figur?
    Ja, sie spielt mit Klischees...sehr sogar...aber durch das "Amen" macht das Ganze ein wenig selbstironisch...gefällt mir und könntest du vielleicht an anderer Stelle noch heraus streichen?
    Die letzte Zeile finde ich dagegen überflüssig bzw. irritierend..was wird da befriedigt. Die Sehnsucht nach Freiheit? Bestätigung?


    Benamst du die beiden A. und B. weil noch keine Namen feststehen?


    Viele Grüße
    Stefanie

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Hallo Barbara,


    es fällt mir schwer auf deine Frage zu antworten, da ich nicht weiß, aus welchem Text diese Stelle stammt. Ob es Pathos und Klischee ist hängt nicht unwesentlich von der Geschichte ab, die du erzählen willst. Stefanie wies ja schon darauf hin, dass ein nicht unwesentliches Problem deine Zeilenumbrüche sind. Die wirken willkürlich. Schreibst du Lyrik oder Prosa? Bei Prosa solltest du einen längeren Atem haben, wenn du erzählst. Der zeigt sich auch bei den Absätzen. Ein weiteres Problem ist der allwissende Erzähler, der da durchscheint. Möglicherweise können allein durch den Erzählerwechsel schon Pathos und Klischee vermieden werden.


    Eine objektive Aussage kann auf Grund des Fitzelchen Text, dass du uns da hinwirfst, noch gar nicht getroffen werden,


    meint


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Er ist so schwach.
    Und so abhängig.
    Von Erfolgserlebnissen ...

    Ich glaub nicht, dass es der allwissende Erzähler ist, sondern mir scheint es wie erlebte Rede. Ich würde aber auch die Zeilenumbrüche wegnehmen.


    Ich finde es nicht kitschig - und zwar deshalb, weil ich der Dame ihre Gleichgültigkeit oder gar Befriedigung nicht ganz glaube. Vermute, das ist auch beabsichtigt. Oder?

  • Hallo Stefanie



    Also doch Klischee! Ach Gott, ich glaub fast ich kann nicht anders.
    Nein, es ist keine Selbstreflektion, ist zumindest nicht als solche gedacht, sondern ein kleines Stück - tell-
    A. und B. haben Namen aber ich dachte die sind zu meiner Frage nicht wichtig.
    Und meine Umbrüche - ich liebe sie, weiß auch dass ich sie inflationär verwende aber wenn ich sie weg lasse, klingt das alles so viel beiläufiger. Finde ich.
    Befriedigend findet A. ihr Gefühl von Freiheit obwohl sie sich bewusst ist, dass es nur ein Gefühl ist.
    Etwas verquast, gell?
    Na ja, wenigstens sagst du, dass es sich gut liest.
    Jetzt geh ich erst mal mit dem Hund an den sonnigen Neckar, danach puzzle ich weiter.
    Herzlichen Dank für deine Meinung und viele Grüße
    Barbara

  • Ich glaub nicht, dass es der allwissende Erzähler ist, sondern mir scheint es wie erlebte Rede. …


    Ja, so ganz klar ist das aus dem Textstück nicht zu ersehen.


    Ich würde das "Amen" streichen.

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    Emanuel von Bodmann


  • Hallo Horst Dieter


    das Fitzelchen Text ist aus meinem Roman - Hundefriedhof - der schon 2mal BT Thema war und trotzdem immer noch nicht fertig ist weil ich die Überarbeitung der Überarbeitung noch einmal überarbeite bevor ich dann noch einmal überarbeite was ich überarbeitet habe....wo ist eigentlich der - ich werd wahnsinnig - smiley?


    Nein, es gibt keinen allwissender Erzähler, ich versuche eine Handlung, Kapitel für Kapitel, aus der jeweiligen Sichtweise von insgesamt 3 Personen zu erzählen. Dazwischen hielt ich es immer wieder für nötig, kleine, also wirklich nur klitzekleine Erklärungen zu der jeweiligen Person einzufügen. Obwohl ich weiß wie gefährlich das ist, meine ich nicht darauf verzichten zu können. Damit das dann aber wenigstens schön knapp und möglichst dramatisch aber bitte, bitte nicht laberig und kitschig oder gar langweilig rüber kommt, mache ich unter Anderem die Zeilenumbrüche.
    Ich hoffe und glaube eigentlich nicht, dass die Geschichte die ich erzählen will, klischeehaft ist, weiß aber, dass meine Art zu schreiben dies sein kann.
    (Wobei man natürlich den kitschigsten Plot auch superoriginell erzählen kann. Wenn man das kann.)


    Aber, so sage ich mir, wenigstens hast du in diesem Fitzelchen Text nichts entdeckt was wirklich verheerend wäre
    und renne jetzt schnell zu meiner Theaterprobe
    (Bauernaufstand. Wird aufgeführt am 7. u. 8. Juni zu unserem riesengroßen Reichsstadtfest hier in Bad Wimpfen, nur falls das jemanden interessiert...dieses Fest meine ich)


    herzliche Grüße
    Barbara

  • … Damit das dann aber wenigstens schön knapp und möglichst dramatisch aber bitte, bitte nicht laberig und kitschig oder gar langweilig rüber kommt, mache ich unter Anderem die Zeilenumbrüche.


    Mit den Zeilenumbrüchen verhinderst du weder labrig noch kitschig. Außerdem schafft das die Langeweile nicht ab. Und dramatisch wird es dadurch noch lange nicht. Es wirkt nur "manieriert"


    Zitat


    Aber, so sage ich mir, wenigstens hast du in diesem Fitzelchen Text nichts entdeckt was wirklich verheerend wäre…
    Barbara


    Bis auf die Umbrüche und das "Amen" nicht. Das stimmt.

    BLOG: Welt der Fabeln


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    Emanuel von Bodmann


  • @Horst Dieter - "manieriert" o je, noch ein Abgrund!
    @ Gerald, 320 Seiten mit jeder Menge Zeilenumbrüchen, schätzungsweise 300 ohne diese - das reicht auch. Zumindest in dieser Hinsicht ziemlich
    sicher grüßt
    Barbara

  • Hallo Barbara,


    also ich sehe diese paar Zeilen jetzt auch nicht pathetisch
    oder klischeebeladen.


    Ich finde aber, dass sich beim Lesen durchaus der Eindruck
    eines auktorialen Erzählers ergibt. Für eine interne Perspektive ist (mir) das
    zu distanziert.
    Besonders das hier:


    Nein, A. zeigt keine Befindlichkeiten. Grundsätzlich nicht und genauso grundsätzlich ist sie nicht eifersüchtig, ist es noch nie gewesen und wird es nie sein.
    Amen.


    Die Geliebten ihres Mannes verschaffen A. ein kleines Gefühl von Freiheit.
    Obwohl es nur ein Gefühl ist, obendrein ein recht kleines - befriedigend ist es trotzdem.


    Die beiden letzten Sätze empfinde ich zudem als redundant und würde sie zusammenfassen:
    Die Geliebten ihres Mannes verschaffen ihr ein kleines, (dennoch) befriedigendes Gefühl von Freiheit.


    Zu den Umbrüchen sage ich jetzt mal nichts :)

  • Zitat

    Neinneinnein, das ist erlebte Rede! Siehe Anhang (wenn ich's technisch hinkriege).


    Okay, dann hat mich wohl das Präsens als gewählte Zeitform auf eine falsche Fährte geführt.


    Erlebte Rede verbinde ich mit Präteritum.

  • Hallo Barbara,


    ich finde Deine Sätze nur ein klitzekleines bisschen pathetisch. So richtig erkennen kann man es an so einem kleinen Stück Text nicht, es fehlt ein bisschen Drumherum, um das sagen zu können.


    Wenn das von Dir vorgestellte aus einem "Zwischenstück" ist, das knapp sein soll, dann kann das mE ruhig noch ein bisschen knapper sein. Z.B.



    Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, dass ich einfach so in Deinem Text herumgestrichen habe - es juckte mir gerade in den Fingern :write


    Liebe Grüße
    Dorrit,
    die sich immer noch auf den irgendwann fertigen "Hundefriedhof" freut

  • Hallo Christiane
    danke für deinen Anhang.
    Ehrlich gesagt habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, wie man die Form in meinem Textausschnitt nennen könnte. Trotzdem ist es gut, dass ich das jetzt weiß. Also noch mal mein Dank.
    Extrem viele Gedanken habe ich mir darüber gemacht wie ich Information über eine Protagonistin vermitteln kann aus deren Perspektive (aber nicht in der ersten Person) ich schreibe. So knapp wie möglich und mit der Selbstironie (Amen) und der Kompromißlosigkeit (grundsätzlich) dieser P. habe ich das dann in die laufende Handlung eingeschoben.
    Ob das nun eine Regel verletzt oder nicht ist mir nicht besonders wichtig, umso wichtiger ist mir dass diese Information interessiert.
    Und dass ich nicht in Klischees dabei rumstapfe.
    Arrogant, oder?
    Aber ich kann auch nicht nach Rezept kochen. Und es klappt trotzdem. Ganz wunderbar klappt das sogar. Zumindest das.

    herzliche Grüße
    Barbara

  • Extrem viele Gedanken habe ich mir darüber gemacht wie ich Information über eine Protagonistin vermitteln kann aus deren Perspektive (aber nicht in der ersten Person) ich schreibe.


    ... und genau das erreichst du mit der erlebten Rede. Du bist in der Person und schaust nicht, wie es der auktoriale Erzähler tun würde, von außen in sie hinein, um aus ihrem Inneren zu erzählen. Der auktoriale Erzähler steht als vermittelnde Instanz immer ein bisschen zwischen Leser und Figur, finde ich. Mit der erlebten Rede kannst du, getreu der personalen Perspektive, das Innere der Figur zeigen, ohne dass du einen Vermittler brauchst und ohne dass du Gedanken zitieren musst à la "..., dachte sie".


    Calliope, ich verwende die erlebte Rede im Präsens - geht wunderbar.

  • Hallo Dorrit


    Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, dass ich einfach so in Deinem Text herumgestrichen habe - es juckte mir gerade in den Fingern :write


    Nein, das nehme ich dir nicht übel, im Gegenteil, ich finde es hört sich so bessser an. Nur das -Amen - ich glaube das lass ich.


    die sich immer noch auf den irgendwann fertigen "Hundefriedhof" freut


    Wenn der Hundefriedhof irgendwann ferig überarbeitet sein wird, und ich mich für einen der vielen Verlage entschieden habe, die sicher ganz wild darauf sind ihn herauszubringen dann...ja dann...
    bekommst auch du von mir ein Exemplar mit Widmung.


    herzliche Grüße
    Barbara