II - warum Missbrauchsszenen und Vergewaltigungen in erotischen Texten vorkommen und ihre Bedeutung haben

  • Hallo Alexandra,


    mehrere Forenmitglieder waren der Ansicht, dass die Diskussion zu sehr entgleiste. Um weitere Anfeindungen und Diffamierungen zu verhüten, ist diese gestoppt worden.


    Gruß,
    Sabrina Saskia

  • Ich bin jetzt seit mehr als zwei Jahren bei den 42ern. Aber so was wie in diesen beiden geschlossenen Threads habe ich noch nicht erlebt. Mir kommt es so vor, als ob jemand dem Verein vorsätzlich schaden will. Ich finde die Außenwirkung oberpeinlich. Ich finde es GUT, dass die Threads zu sind. Wenns denn unbedingt sein muss, kann man ja vielleicht vereinsintern weiterdiskutieren. ?!?

  • Antworte mir. Was machst du hier? Du musst niemanden gern haben. Wenn ich irgendwen nicht mag, dann gebe ich mich mit dem nicht ab. Und du magst offenbar den ganzen Verein nicht. Ich verstehe dein Verhalten nicht.

  • Alexandra, wenn wir alle so fiese gemeine Arschlöcher sind, die du einfach nicht belehren kannst, was hält dich dann noch hier?

    pauschal unterschreibe ich dir das nicht, saskia  
    bin schon weggemobbt. werde weiter rein lesen, aber schreiben mag ich hier nix mehr.


    :wink2

  • § 184a Verbreitung gewalt- oder tierpornographischer Schriften
    Wer pornographische Schriften (§ 11 Abs. 3), die Gewalttätigkeiten oder sexuelle Handlungen von Menschen mit Tieren zum Gegenstand haben,


    1.
    verbreitet,
    2.
    öffentlich ausstellt, anschlägt, vorführt oder sonst zugänglich macht oder
    3.
    herstellt, bezieht, liefert, vorrätig hält, anbietet, ankündigt, anpreist, einzuführen oder auszuführen unternimmt, um sie oder aus ihnen gewonnene Stücke im Sinne der Nummer 1 oder Nummer 2 zu verwenden oder einem anderen eine solche Verwendung zu ermöglichen,


    wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

  • Liebe Alexandra,


    bitte erlaube mir, hier Einspruch zu erheben: Du bist in keiner Weise weggemobbt worden!
    Ich habe Euren Austausch in diesem Thread verfolgt und hatte das Gefühl, dass schon immer wieder versucht wurde, das Gespräch auf eine vernünftiges Niveau zu bringen.


    Aber Deine doch sehr persönlichen Anschuldigungen anderen gegenüber entbehrten in weiten Teilen doch jeder vernünftigen Argumentation.
    Ich finde auch, dass Du Dich manchmal ziemlich im Ton vergriffen hast.


    In einem öffentlichen Forum sollte ein bestimmter Ton, auch wenn es um sehr emotionale und grundlegende Themen geht, doch gewahrt bleiben, oder?
    Wie soll man denn etwas ändern, andere überzeugen, die Welt verbessern (und da gäbe es einiges zu tun), wenn man verbal nur drauf haut?


    Nimm die Finger von der Tastatur, schnaufe durch, schlafe ein paar
    Nächte drüber und dann wirst du erkennen, dass von Mobbing hier keine
    Spur war.


    Gruß DianaH

  • liebe diana,


    dir möchte ich hier noch antworten.


    ich habe mich zur wehr gesetzt gegen persönliche angriffe. da war ich auch nicht unbedingt nett(iquette). allerdings, ich habe nicht angefangen (ja, is klar, kindergarten) persönlich zu werden. und ich verstehe nicht, warum ich zur ordnung gerufen werde, während andere/42er mir schreiben dürfen, ich würde blöde fragen stellen, mich aufblasen, persönlich probleme haben, etc. pp. das öffentliche forum ist so etwas wie eure visitenkarte.


    in den geschlossenen threads und als pn habe ich auch unterstützung von 42ern und gästen eures forums erhalten. dafür an diese menschen von mir noch einmal herzlichen dank!


    lg
    alex

  • warum ich zur ordnung gerufen werde

    Ich wollte Dir vor allem sagen, dass Du hier nicht gemobbt worden bist. Denn das stimmt aus meiner Sicht nicht.


    Und ich finde es sehr wichtig, das hier nicht so stehen zu lassen.


    LG DianaH

  • Ich erinnere mich wieder, warum ich mich hier mal für eine Weile herausgenommen habe


    Es ist hier sehr schwer möglich, heikle Themen vernünftig zu diskutieren, was sicher mit an Alexandras Gestichel liegt, aber meiner Meinung nach nicht nur.


    Ich versuch es trotzdem mal mit dem Thema.
    Explizit geschilderter Missbrauch im Roman - warum?


    Hier müssen wir natürlich erstmal die Funktion ansehen: Wenn es darum geht, eine Figur in eine unerträgliche Situation zu bringen (in der Spannungsliteratur kann das ja mal erforderlich sein) stellt sich die Frage, die genau man Folter, Gewalt und/ oder Vergewaltigung beschreiben muss. Bzw. stellen sich zwei Fragen:
    Muss man die Situation in ganzer (realistischer) Perversion ausführen?
    Ist es beschönigend, früh auszublenden oder nur anzudeuten?
    Beide Fragen haben ihre Berechtigung, beide können mit Ja und mit Nein beantwortet werden. Entscheiden muss man das selbst, anhand dessen, was zum Text passt und was man dramaturgisch braucht und literarisch drauf hat.


    Jetzt aber zum erotischen Roman. Auch hier kann oben genanntes eingesetzt werden, um eine Spannungssituation zu erzielen, aus der sich eine Figur befreien muss. Seien wir aber ehrlich: Meist haben diese Szenen eine erregende Funktion. (Und um das klarzustellen: DAS macht den Text noch lange NICHT zum Porno.)
    Wie funktioniert das aber? Was fasziniert oder erregt Leser überhaupt daran?
    Es gibt drei große Theorien, warum Menschen sich dadurch angesprochen fühlen, dass Figuren vergewaltigt werden. Ganz kurz und unzureichend umrissen:


    1) Sadismus. Erklärt sich von selbst.
    2) Vergewaltigungsfantasien über sexuelles Begehren. Person A (Identifikationsfigur ODER Love Interesst der Leser) wirkt auf Person B derart anziehend, dass B komplett die Kontrolle verliert und über A herfällt. A ist also derart heiß, dass B "gar nicht anders kann" (fiktiv!), dass der Trieb, A zu besitzen, alles andere überwiegt und klare Gedanken nicht mehr möglich sind. Alles nur, weil A sooo toll ist.
    Diese Variante kann im Roman mit einem Happy End zwischen A und B enden, auch wenn er B A vorher missbraucht hat.
    3) Vergewaltigungsfantasien, Kontrollverlust. Hier geht es überhaupt nicht um sexuelle Interessen, sondern um etwas ganz anderes, nämlich die lustvollen (!) Fantasien oder (meist) Träume einer Vergewaltigung. Und das ist nichts Seltenes und hat absolut gar nichts mit sexuellen Wünschen zu tun. Es ist eine lustvolle Fantasie, weil es nicht echt ist und es bezieht sich nur an der Oberfläche auf Sex: Hier geht es darum, dass eine Person, die die Kontrolle nicht oder nur schwerlich abgeben kann (z.B. weil im Beruf oder Familienleben sehr schwere Verantwortung auf ihr lastet), diese gewaltsam weggerissen bekommt (weil sie sie freiwillig nicht hergeben würde). Hier ist Sex eigentlich nur eine Metapher. Lustvoll befreiend fühlt es sich an, Verantwortung und Kontrolle entrissen zu bekommen, der ernste Kampf darum - und Verlust - gehört unweigerlich dazu.


    Es gibt also schon drei große Gründe (es gibt vermutlich hunderte mehr), die beim Leser ein Interesse an derartiger Literatur wecken. Einer vielleicht unsympathsich, aber häufig vorkommend, zwei davon komplett harmlos.
    Generell hat jede Art von Literatur die Aufgabe, uns dazu zu bringen, uns mit Dingen zu beschäftigen, die uns interessieren; egal ob das die Angst vorm Sterben ist, die Suche nach der Liebe, Fantasien und Träumen. Da gehört diese Sparte *unbedingt* rein; warum irgendetwas ausklammern, was die Menschen doch beschäftigt?


    Zur Motivation, warum man sowas schreibt, kann ich nun bloß von mir allein sprechen, da ist auch jeder Roman wieder anders.
    Zur Erklärung: In meinem erotischen Roman ist Figur A eine Art Sexdiener von Person C. Da ist keine Freiwilligkeit im Spiel, A wurde von C als Baby zu sich genommen und auf seine Aufgabe vorbereitet. C wendet eine Mischung aus Gewalt und Zärtlichkeit an und bringt A dadurch in eine Abhängigkeit, die A zu genießen lernen musste, um nicht daran einzugehen.
    B kommt ist Spiel, A und B verlieben sich und müssen die Herrschaft von C überwinden.
    A habe ich ganz bewusst Lust an den Missbrauchsszenen durch C empfinden lassen. Zum einen, weil es psychologisch glaubwürdig ist (siehe auch Stockholm Syndrom und viele andere Erklärungen), zum anderen, und das ist der entscheidende Punkt, um den es geht, weil es ansonsten überhaupt keinen Konflikt für A darstellt, C zu verlassen. Von diesem Konflikt aber lebt der Roman.
    Dass die Leser diese Misbrauchsszenen ebenfalls als lustvoll empfinden, nehme ich billigend hin. Gewollt ist es von mir nicht - von meiner Verlegerin sehr wohl ;)


    Warum schreibe ich sowas?
    Weil ich es kann.
    Mich reizte die Herausforderung, die diese Geschichte und die handelnden Figuren mit sich bringen. Abhängigkeit, Hassliebe, das Spiel zwischen Demütigung und Zärtlichkeit, das überwinden von Grenzen (auch meiner eigenen). Das ist echt nicht einfach, es sind sogar psychologisch einigermaßen schwierige Themen und ich wollte wissen, ob ich es schaffe, diese so zu verfassen, dass es meinen Ansprüchen an Figurenpsychologie genügt UND gleichzeitig einen unterhaltsamen, kurzweiligen Roman abgibt.
    Ich bin der Meinung, dass mir das gelungen ist - aber es war schwerer - ach, viel schwerer - als ich angenommen hätte. Ich habe in und aus diesem Buch viel gelernt.


    Als Tipp mal für alle, die es "billig" finden, Erotik zu schreiben: Versucht's mal. Einen guten erotischen Roman zu schreiben, kann wirklich Demut lehren.

  • Danke für die Rückkehr zum Thema und die Überlegungen zum Motiv nicht nur der Lesenden, sondern auch Schreibenden. Wenn sich jemand darüber so viel Gedanken macht, ist mir vor dem Text nicht bange.
    Ganz allgemein (ich bin in erotischer Literatur zu wenig bewandert) erlebe ich eine Inflation auch expliziter Gewaltdarstellung, die auch Einfluss auf die eigene Schreibe hat.
    Ein Motiv für Gewaltdarstellung und -konsum fehlt mir dabei noch: Es ist bequem. Verspritz ein paar Liter Blut, richte den Fokus auf ein paar grausame Details - und jeder hat begriffen, dass es dramatisch ist, Nervenkitzel inklusive. Um so etwas zu finden, brauche ich nur in eigenen Texten zu blättern - und sehe: Es ist billig zu schreiben und klingt dann eben auch so. So erkläre ich mir die dramatische Zunahme an Serienmördern in der Literatur.
    Siehst Du in der erotischen Literatur eine ähnliche Veränderung? Oder war die Beschreibung von Gewalt in den entsprechenden Subgenres schon immer ähnlich?

  • Ich glaube, dass man bei diesen Diskussionen zunächst sehr genau zwischen den individuellen Intentionen eines Kunstschaffenden und einem den Marktmechanismen folgendem Geschäftsmodell differenzieren sollte.


    Dass es einem Markt für Gewaltdarstellungen bis zur Unerträglichkeit gibt, ist schon seit den kreativen Ausschmückungen christlicher Märtyrerlegenden bekannt. Die Frage nach der Funktion, dem Sinn und der Absicht solcher Darstellungen sollte aber genauer hinterfragt werden, erst diese Differenzierungen würde m.M.n. eine sinnvolle Diskussion über Wert und Werte solcher Darstellungen ermöglichen.