Alles nur geklaut? mvgverlag stoppt "Holunderküsschen" von Martina Gercke

  • Oha, das ist schon dreist ... Ich frage mich, was sich Leute denken, die so dreist abschreiben?
    Nein, halt, ich weiß es - gar nichts -.- Ich erlebe das Phänomen ja tagtäglich in der Schule ...

  • Das hätte ich dieser sympathischen Hamburger Blondine mit Flugbegleiterhintergrund gar nicht zugetraut. Und ich hab' beim Schreiben immer die Horrorvorstellung, dass einer meiner Sätze so schon von Simmel, Konsalik oder Hera Lind verfasst wurde und ein kleiner pickelgesichtiger Nerd aus der Piratenpartei eine Plag-Analyse fährt, die mich irgendwann in ferner Zeit überführt. Aber das ist ja nur eine Phantomangst: Ich veröffentliche schließlich nicht 8-)

  • Interessant. Wenn ich mich richtig erinnere, hat die Dame mit diesem Roman als selbstveröffentlichtes E-Book schon richtig abgeräumt = Geld verdient. Und an die genannten Beschwerden von LeserInnen bei amazon erinnere ich mich auch ... Unlängst hat ein Verlag das Buch gekauft. Und erst jetzt fliegt die Sache auf? Sachen gibts. :kratz2



    Ich veröffentliche schließlich nicht 8-)


    Ja, zu meinem Leidwesen! :dagegen (Muss ne Art Virus sein, ich weiß allerdings nicht, wie der sich verbreitet - ich kenn dich doch gar nicht.)

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)

  • Und erst jetzt fliegt die Sache auf? Sachen gibts.

    Das scheint irgendwie auch so ein Virus zu sein. Wenn's um's Geld geht - Hirn ausschalten. Was offensichtlich nicht nur für abgebrühte Bänker gilt, sondern auch für Verleger und Autoren mit rosarotem Cover. Aber wieso eigentlich nicht? Geld IST cool! VERDAMMT cool sogar. Bei schätzungsweise 40.000 - 60.000 verkauften KDP-Exemplaren*) kann sich jeder ausrechnen, dass die Dame sich bald einen zweiten Range Rover oder eine dritte Rolex kaufen kann.

    ich kenn dich doch gar nicht.

    Siehst Du, meine liebe Berit, so geht es mir auch. Immer wenn ich auf malinamoon Deine Musik höre und mir dazu Dein Profilfoto anschaue komme ich in den Schwärm- und Schreibrausch, ohne dass ich Dich jemals in meinem Leben auch nur eine Sekunde gesehen habe :rose


    *) von mir hochgerechnete Werte lt. eigenen Angaben der Autorin auf literaturcafe.de

  • Nun, das mit dem vereinnahmten Geld ist so eine Sache. Die Verlage decken zwar gerne das Mäntelchen des Schweigens über solche Vorfälle und ihre Konsequenzen (siehe "Döner for one" von Jens Lindner im Frühjahr, Piper-Verlag), aber zunächst einmal ist der Vorgang tatsächlich strafrechtlich relevant - und zwar in zweifacher Hinsicht: Der Verlag ist getäuscht worden, und fremdes geistiges Eigentum wurde als das eigene ausgegeben. Zudem sind Schadenersatzforderungen denkbar und wahrscheinlich, und zwar nicht nur seitens des Verlags von Frau Kinsella, der "Muse", sondern auch durch den mvgverlag, dem schließlich qua Vertrag zugesichert worden war, dass die Bücher aus der Feder von Frau Gercke stammen. Hier sind dann entgangene Einnahmen und Aufwendungen für Marketing usw. relevant, außerdem ein nicht geringer Imageschaden, der jeden Verlag trifft, in dem ein Plagiat erschienen ist.

  • Toll. Und es gibt auch schon die ersten Spezialisten, die das (über amazon als Händler nicht mehr bestellbare) Buch auf amazon für 25,80 Euro zzgl. Versandkosten anbieten. Früher war es die Originalausgabe der Buddenbrooks, heute das rosarote Plagiat das der Sammler schätzt. So, jetzt ist aber genug gelästert. Zur Strafe bitte vier Mal die Blechtrommel abschreiben :write

  • ebenfalls buchmarkt, anderer link zum thema zu den folgen für die autorin:
    Random House-Justitiar Rainer Dresen
    zitat: Wir werden von Martina Gercke alle
    Erlöse offengelegt verlangen und, das sind wir nicht zuletzt unserer
    Autorin Kinsella schuldig, allen ihr und dem Goldmann Verlag
    entstandenen Schaden ersetzt verlangen. Immerhin war der Titel laut
    Presseberichten das bestverkäufliche E-Book im kindle-store. Und um
    aufzuzeigen, dass es sich für Autoren und Autorinnen nicht gehört, sich
    unzulässig an Texten Dritter zu bedienen, werden wir Strafanzeige wegen
    vorsätzlicher Urheberrechtsverletzung erstatten.


    http://www.buchmarkt.de/conten…azu-mit-rainer-dresen.htm

  • Hier gibt es eine Übersicht aller "Übereinstimmungen". Inzwischen hat sogar das hochangesehene Branchenblatt "Bild" darüber berichtet:


    http://www.buchmarkt.de/downlo…artina_Gercke%20final.pdf

  • Zitat

    Wenn's um's Geld geht - Hirn ausschalten


    Ich glaube eher, dass das Hirn bei solchen Vorfällen in der Vorabplanung sehr wohl eingeschaltet wird. Das alles Kalkül ist und auch das evtl. Auffliegen solcher Dinge mit in die Berechnungen einfließt. Vielleicht fällt trotz aller Klagen und Kosten immer noch genug ab.
    Die ÜSTRA, hier in Hannover das regionale Verkehrsunternehmen, hat sich sogar schon zweimal in die Nesseln mit offensichtlicher Nachahmung. Offenbar ist der Nutzen immer noch höher als der Verlust. Plagiat beim Plakat Anders kann ich mir das nicht erklären.

  • Ich hab ihr das auch nicht zugetraut :(
    Und ich habe lange gedacht, dass es doch Zufälle sein können, unbeabsichtigte Ähnlichkeiten - ja, und mein Gott, jeder merkt sich doch mal einen verdammten Satz und verwendet ihn, oder?
    (Ich habe immer bei meinem Mann Sprüche geklaut. Und er hatte sie aus seiner Lieblings-TV-Serie - woher sollte ich das denn wissen?)


    Aber die Häufigkeit ist schon ziemlich aussagekräftig, und die Tatsache, dass in ihrem anderen Buch vermehrt Sätze aus einem anderen Roman auftauchen ... :down

    Und ich hab' beim Schreiben immer die Horrorvorstellung, dass einer meiner Sätze so schon von Simmel, Konsalik oder Hera Lind verfasst wurde und ein kleiner pickelgesichtiger Nerd aus der Piratenpartei eine Plag-Analyse fährt, die mich irgendwann in ferner Zeit überführt.

    Ungelogen.
    Ich hab neulich ein neu übersetztes Buch gelesen (mir bis dahin völlig unbekannt - Autor auch unbekannt!) und mehr als eine halbe Normseite gefunden, die, von wenigen Füllworten, die ich weniger verwendet habe und anderen Namen, nahezu identisch war. Teilweise Wort für Wort.
    Mehr als eine halbe Seite am Stück! Alter.
    Ich kenne die Autorin nicht, den Übersetzer auch nicht und die kennen mich nicht. Die Frau schreibt SciFi-Thriller und die Seite fand sich seit dem NaNoWriMo 2010 in meiner süßen, babyblauen YA-Romantasy, die nächsten Herbst erscheint (und ein vollkommen anderes Thema hat.)
    Das konnte ich umstellen, aber gruselig war es in jedem Fall. Wenn ich das nicht gemerkt hätte! Die hätten mich doch zerfleddert! :knock


    (Noch schlimmer: In DC sind zwei Zeilen identisch mit zwei Zeilen in Panem. Ausgerechnet! Wir wussten alle, wie wichtig es ist, dass es da keine Ähnlichkeiten geben darf, wegen der "Trittbrettfahrer"-Rufe, und dann setz ich so einen blöden Dialog rein. :kacke Ist mir erst im Kino aufgefallen - da saß ich dann starr vor Schreck, kalten Schweiß aufm Rücken: Oh bitte, das hat er aber im Buch nicht so gesagt, oder?
    Doch. Hat er :heul

  • Diese Sorge, versehentlich etwas zu wiederholen, das ein anderer geschrieben (und das man selbst gelesen) hatte, kann man nicht einfach beiseitewischen. Unser Gedächtnis ist ein seltsamer Apparat, es verklärt die Vergangenheit und lässt uns beispielsweise neue Erlebnisse als etwas wahrnehmen, das wir schon kennen (Dehschavü). Es mag so sein, dass es uns zuweilen auch glauben macht, wir hätten uns etwas ausgedacht, obwohl es sich eigentlich nur um Erinnerungen handelt. Aber das hat meiner Meinung nach seine Grenzen - vielleicht wiederholt man unbewusst eine Teilformulierung, benennt Figuren oder Schauplätze ähnlich, lehnt eine Szene an etwas an oder so. Aber man wiederholt doch nicht unbewusst wortgetreu ganze Absätze! So funktioniert das Schreiben einfach nicht. Oder?


    Allerdings. Ich bemerke, dass ich mich hin und wieder selbst zitiere. Nicht buchstabengenau, aber hin und wieder gibt es in Geschichten und Romanen Sätze, die ich anderswo schon ähnlich geschrieben hatte. Vielleicht vier oder fünf bezogen auf das "Gesamtwerk", aber immerhin. Zu meiner eigenen Entspannung: Meistens mache ich das absichtlich. ;)

  • Zitat

    Aber man wiederholt doch nicht unbewusst wortgetreu ganze Absätze! So funktioniert das Schreiben einfach nicht. Oder?

    Ich weiß nicht. Wenn man ein gutes Gedächtnis für Worte hat? Ich meine nicht mal Leute mit fotografischem Gedächtnis, aber es gibt ja Menschen, die ein Gedicht oder einen Songtext nach dem ersten mal hören abspeichern und ihr Leben lang nicht mehr vergessen.
    Mir geht das mit Songs so, ich kann die auch nach Jahren noch textsicher singen, weiß aber nicht mehr ansatzweise, von wem der Song ist, ob es ein Mann oder eine Frau gesungen hat, eine Band oder ein einzelner Sänger.


    Allerdings. Ich bemerke, dass ich mich hin und wieder selbst zitiere. Nicht buchstabengenau, aber hin und wieder gibt es in Geschichten und Romanen Sätze, die ich anderswo schon ähnlich geschrieben hatte. Vielleicht vier oder fünf bezogen auf das "Gesamtwerk", aber immerhin. Zu meiner eigenen Entspannung: Meistens mache ich das absichtlich. ;)

    Ich werde mich dann auch mit Absicht rausreden, wenn das mal jemand bemerkt ...
    Ich mache das nämlich nicht mit Absicht, aber es passiert trotzdem. Es nervt mich. (Und das ein Wolfgang Hohlbein damit sehr erfolgreich arbeitet, tröstet mich nicht, nee nee.)


    Ich habe ja erst bei Roman acht entdeckt, dass alle meine Bücher das gleiche Thema haben. Bruderkonflikt. Die treibende Kraft ist immer dieser scheiß


    Bruderkonflikt. Es passiert vollkommen unbewusst und ich komme nicht dagegen an. Schreib ich ein Einzelkind, hat sicherlich der Antagonist nen Bruder :trotz
    (Zum Glück liest mein Bruder meine Bücher nicht, der würde sich komisch fühlen, glaube ich.)

  • Mir wird auch ganz anders, wenn ich darüber nachdenke, eventuell irgendwelche Sätze genauso formuliert zu haben, wie sie in einem anderen Roman vorkommen.
    Aber Frau Gercke hat sich ja offensichtlich auch noch an der Storyline des jeweiligen Buchs orientiert. Da bleibt ja dann wahrlich kaum noch Platz für eigene Kreativität.

    "Man muss immer noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können." Nietzsche

  • Hallo, Cordula.


    Eben.


    Seit etwa zwei Jahren - seit ich ihn zum ersten Mal gelesen habe - schiebe ich den m.E. ganz wunderbaren und absolut zutreffenden Satz "Nicht jeder Raucher ist ein Asi, aber alle Asis rauchen" vor mir her. Ich müsste ohnehin recherchieren, aus welchem Buch der ursprünglich stammte, aber ich finde ihn so großartig, dass ich manchmal denke, er könnte auch von mir sein. :evil Als ich "Leichtmatrosen" geschrieben habe, war ich zwei-, dreimal kurz davor, ihn zu "verwenden".


    Was Frau Gercke offenbar getan hat, fällt aber in eine ganz andere Kategorie. Sie hat augenscheinlich ein bestimmtes Buch passagenweise abgeschrieben (und im zweiten Fall ein anderes). Die halbherzig vorgetragene Entschuldigung, das wäre zufällig geschehen, Gedächtnis und Kreativzentrale hätten sich gegenseitig einen ausgewischt, greift hier nicht mehr.


    Die Frage nach dem Warum beantwortet das natürlich nicht. Bei den Büchereulen hat jemand spekuliert, es würde sich um besonders gewieftes Marketing handeln. ;) Als einzig wirklich glaubwürdige Erklärung würde ich nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen Dummheit zulassen. Große Dummheit.

  • Das Warum könnte ich mir dadurch erklären, dass das Kinsella-Buch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat, ChickLit ist ja wahnsinnig schnelllebig. Vielleicht war es zwischendurch auch mal nicht mehr erhältlich und da dachte sie sich naiv: Fällt bestimmt keinem auf.
    Was ja auch erstaunlich (!) lange funktioniert hat!
    (Mir wäre es nicht aufgefallen, dabei habe ich beide gelesen, den Kinsella in 2008.)


    Hätte sie aus einem älteren Buch einer weniger erfolgreichen Autorin geklaut, wäre das sicher nie ans Licht gekommen.


    Das Marketing schließe ich aus. Komplett. Die ist als Autorin fertig. :down