Fragen über Fragen, aber es wurden sehr gute Fragen gesellt, die ich gerne beantworten will, so gut ich es kann.
1. Protagonismus leite ich tatsächlich vom Protagonisten ab. Es war hier auch die Sprache vom Antagonisten. Auch ihn gibt es. Der Protagonist ist eine Person, die eine tragende Rolle in einem Stück oder in einer Erzählung innehält. In dem hier besprochenen Roman "Paul" ist es eben die Person Paul. - Sascha ist bestimmt ein Antagonist, wenn man so will. Horst Dieter benutzte diesen Begriff und als solcher den Begriff, der gegen die Handlung des Stückes hält.
Unter Protagonismus verstehe ich die tragenden Handlungen, die sich wie ein roter Faden durch eine Story ziehen. - In diesem Roman "Paul" ist es hauptsächlich der Sex. An ihm entzündet sich das Drama. Er, der Sex, hat natürlich inbezug auf den Protagonismus im Drama nur eine kategorische Bedeutung. Das heißt, seine sinnliche Wirkung, die sich natürlich auch protagonistisch äußert - er führt zu Gemütsregungen bei den Protagonisten - ist mir hinsichtlich der Bedeutung für diesen Roman nur mit nachrang wichtig. Die kategorische Bedeutung des hier protagonistisch sich abhandelnden Sex führt zu Erkenntnis - dieses bei den Protagonisten im Stück wie natürlich auch beim Leser. Eine wichtige Erkenntnis, die Paul z. B. aus dem Sexismus zieht, den er bereits anfänglich in dem Stück offen und der, wie er es meinte, allgemeinen Mode inzwischen adäquat entsprechend vortrug, ist jene, daß er Miriam aufrichtig liebt. D. h., Paul erkennt sich in Liebe und Liebe ist überhaupt nur kategorisch existent. Für diese Liebe übrigens, verstößt Paul Sascha, mit dem er sich eingangs des Stückes einfach nur in freier Sexualität verlustierte. Paul beschließt einen Kampf, den er nicht einmal hauptsächlich gegen Sascha führen wollte. Er entschloß sich für einen Kampf um eine Beziehung mit Miriam. Diese Erkenntnis ist nicht ontologisch gewonnen. Ein ontologischer Erkenntnisgewinn ist nach meinem Verständnis einer, der sich aus der Diskussion über ein Stück ergibt.
Differenzierungen übrigens wie es Wolf P ansprach, sind überhaupt die Rettung aus der Monotonie einer Handlung aber auch aus der Gewalttätigkeit des blanken, philosophischen Existentialismus. Darin schließt übrigens Heidegger die Existenz der apriorischen Erkenntnis überhaupt aus - er wird somit ganz tragisch zum Wegbereiter des Faschismus in der deutschen Philosophie in Anlehnung an Marx aber schließlich in politischer Absicht als Mittäter bei den Nazis. Philosophie hatte somit aufgehört, überhaupt zu existieren. An ihrer Stelle trat der Marschbefehl und das Diktat des Absoluten Gehorsams. Dieser ermöglicht überhaupt erst erkenntnistheoretisch die nun berechtigte Annahme von einer Existenz eines "eindimensionalen Menschen", der plötzlich massenhaft existiert und dem Diktator zur Verfügung steht und damit sogar seinem persönlichen Lustgewinn sogar entzogen wird. Der hier befohlene "Eindimensionale Mensch" erfährt seinen Lebenssinn tatsächlich nur in der Versklavung und der restlosen Hingabe seines Lebens an den politischen Führer. - So übrigens auch Sascha, ein unterdrückter Herrenmensch. Nach meiner Analyse wird Sascha zum Täter, weil er sich befreien will, Freiheit als absolute Bedingung für seine Existenz voraussetzt, und die verlangt, daß er andere unterwirft in dem er sie kämpfend und taktierend besiegt wie auch bezwingt. - Er scheitert in seiner Absicht, weil die Realität seine angestrebte Freiheit und den Akt der Befreiung sich dagegen stellt und er erlöscht deshalb nicht nur sein eigenes Leben sondern auch willkürlich das vieler anderer, weil sie ihm im Wege standen; dieses auch im Kurzschluß handelnd.
Mit dieser Mitteilung möchte ich auch verdeutlichen, in welchem Konflikt sich einmal der Philosoph Marcuse befand. - Ich persönlich erkenne mit diesem Konflikt, den Marcuse mit sich und gegen Heidegger in seiner philosophischen Diskussion überhaupt austrug, den Sinn marcusianischer Lehre - sofern diese überhaupt existiert (eine Lehre, die Marcuse betrieb). Die Differenzierung im Denken der Menschen, die sich in einer kritischen Diskussion befinden, ermöglichen überhaupt erst eine dialektische Auseinandersetzung. Differenzierung führt in einer Diskussion sicherlich auch zur Kategorisierung und diese führt zur Erkenntnis. Erkenntnis findet mit dem Roman "Paul" in zweierlei hinsicht ihre Bedeutung: 1. innerhalb des Stückes, aus dem Protagonismus von den Protagonisten gewonnen. 2. Bei einem kritischen Leser und dieser gewinnt seine Erkenntnis aus der Abhandlung.
Ich mag erinnern, daß in der NS-Zeit in der damals gültigen Philosophie, die Heidegger vertrat und die natürlich auch marxistisch war, die apriorische Erkenntnis verboten wurde. Marcuse war es dringend empfohlen, Deutschland zu verlassen, weil der noch kategorisch und als marxistisch orientierter Philosoph immer noch an Kant festhielt (obgleich er auch die klassischen Philosophen Aristotelis und Plato sowie auch die Modernen Hegel und S. Freud in seiner Philosophie berücksichtigte.) Marcuse traf später die Feststellung, daß z. B. mit Heidegger die Philosophie aufgehört hatte, kategorisch zu existieren. Aus dieser Feststellung erkenne ich übrigens die eigentliche Großtat des Philosophen Marcuse, der tatsächlich mit seiner Kritik im Deutschland der Nachkriegszeit die philosophische Diskussion überhaupt erst wieder dialektisch einführte und somit war Marcuse - wie auch die Kollegen der Frankfurter Schule - ein Wegbereiter für die Demokratisierung in der politischen Auseinandersetzung der Bundesrepublik Deutschland. Auch dieses kommt in dem Roman "Paul" erinnernd und protagonistisch deutlich zum Ausdruck. D. h. somit verfolgt der Protagonismus in "Paul" dann sogar eine Absicht, diesen den historischen Materialismus betreffend, der sicherlich auch in seiner historischen Zeit eine Bedeutung findet. - Aus dieser Perspektive erhält das ganze Werk "Paul" natürlich Klasse durch Erhebung der protaginistischen Abläufe, die hinsichtlich des Sexismus in ihrem Ursprung nur profan sind. Aus der dialektischen Deutung wird die Tragödie apriori erst erkenntlich. - Soviel nun dazu
joasch