NaNoWriMo - Mut zum Stümpern

  • Hallo,


    ich weiß, dass viele hier den NaNoWriMo nicht nur positiv sehen. Zumindest war das noch vor einigen Jahren so, wenn ich mich richtig erinnere.


    Ich habe einen Artikel "re-animiert", der 2006 in einer Autorenzeitschrift veröffentlicht wurde. ("The Tempest" glaube ich. Bin mir aber nicht ganz sicher.) Jedenfalls ist "Nanowrimo - Mut zum Stümpern " jetzt auf meinem Blog zugänglich. Für alle lesenswert, die sich abschrecken, motivieren oder in ihrer negativen Meinung über den NaNoWriMo bestätigen wollen. :)


    Lieber Gruß,


    Sven

  • Der Artikel war königlich. Ich habe beim NaNoWriMo noch nie mitgemacht, weil ich einfach zu wenig Sinn darin sehe, mechanisch einen Haufen Wörter aneinander zu reihen, um sie dann für immer in der Schublade (siehe hierzu den entsprechenden Fred) verschwinden zu lassen. Es hat ja wohl Autoren gegeben, die mit ihrer NaNoWriMo-Story bei Verlagen angenommen wurden, aber das ist dieses JKR-Syndrom. Ausnahmen bestätigen halt die Regel und die Wahrscheinlichkeit, absoluten Flachmist zu produzieren, ist eben nahe an der absoluten Sicherheit.
    Das einzige, was ich diesem Marathon abgewinnen könnte, wäre, dass man sich beweist, dass man's durchhalten kann. Ok, wer das braucht...


  • Das einzige, was ich diesem Marathon abgewinnen könnte, wäre, dass man sich beweist, dass man's durchhalten kann. Ok, wer das braucht...


    Man könnte es umdeuten. Etwa in der Art, das man in der Zeit des NaNoWriMo jeden Tag etwas abliefert, aber nicht um den Preis der gezählten Zeichen. Vielleicht in dem man ein Projekt, an dem man sowieso arbeitet, voranbringt. Oder ein Projekt, das man schon lange mit sich trägt, beginnt. Das Ziel, einen Roman fertigzustellen, sollte man sich gar nicht erst setzen, dafür aber, ein anderes inhaltlich und qualitativ voranzutreiben. Wenn man das geschafft hat, einen Monat lang gegen jede (vermeintliche) Schreibblockade, gegen den allgegenwärtigen inneren Schweinehund, gegen Wetter, Laune, Befindlichkeit und andere Unbill anzuschreiben - dann ist man anschließend nicht nur quantitativ ein Stück weiter. Ich weiß das, hab ich nämlich gemacht. Nicht im Rahmen dieser Aktion - ich brauche diese kollektive Motivation, diese Vorstellung, dass gleichzeitig mit mir auch andere noch verrückt sind, nicht - sondern für etwas das sich "einfach so ergeben hat". Jeden Tag oder besser gesagt: jede Nacht schreiben. Dann stellt sich etwas ein, was sich so leicht nicht im Alltag erzeugen lässt: Schreib-Fluss (oder "Flow", wie S.G. aus U. sagt).


    Motivierende Grüße


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Ich würde den NaNoWriMo eher als eine Form der Disziplinierung sehen und von daher auch einen Sinn in ihm. Als ich mich hier angemeldet habe, stand in meinem Vorstellungstext - ich brauche Jemanden, der mir in den Hintern tritt :-) und das könnte so ein Wettbewerb durchaus sein. In einem Interview sagte David Safier neulich: Wenn ich auf Inspiration warten würde, gäbe es noch kein Buch von mir ... Schreiben ist Arbeit - Ausdauersport ... und der NaNoWriMo ist sowas wie die Bundesliga :-) Wo es nach Punkten und Plätzen geht ...


    Warum nicht auch was runterschreiben und im Nachhinein verbessern... Hauptsache ist doch man ist produktiv...


    So und jetzt lese ich den Artikel :-)

  • Also ich habe zwei Mal NaNo mitgeschrieben und fand' es gut, weil mir das Forum immer mal weitergeholfen hat, wenn ich ein Motivationsloch hatte. in der dritten Woche bin ich dann auch endlich in diesen "Flow" gekommen, in dem sich die Geschichte von allein weiterschrieb und mir Szenen eingefallen sind, die ich mir vorher nicht ausdenken konnte. Dafür hat sich das Mitschreiben gelohnt. Sprachlich sind beide sehr, sehr schlecht, aber das ist bei NaNo Methode und bei dem Ziel 50T Wörter im Monat kommt halt nicht mehr als ein Entwurf raus. Deshalb habe ich mich entschieden, in diesem Jahr nicht wieder mit zu schreiben, denn jetzt möchte ich den Romanentwurf vom letzten Jahr erst einmal sprachlich so fertig bekommen, dass er den Namen Roman vielleicht verdient.
    Ich kann mir aber gut vorstellen, dass ich, wenn ich mal wieder eine Idee habe, in einem der nächsten Jahre wieder mitschreibe, um eben wieder in diesen Flow zu kommen (ich finde ja immer, dass das ein bisschen esoterisch klingt, aber die Hauptsache ist ja, dass es funktioniert).
    Horst-Dieter hat natürlich recht, man könnte es auch allein machen und braucht dafür weder NaNo noch sonstige Tritte in den Allerwertesten, aber wenn es so eine Gemeinde von Verrückten gibt, warum sich nicht denen anschließen?
    Außerdem fand ich es schon eine gute Erfahrung, mal einen Romanentwurf fertig zu stellen und die Korrekturen auf später zu schieben - so weit war ich vorher noch nicht gekommen.
    Insofern: ein gutes Hilfsmittel kann NaNo sein.

  • Ich sehe das wie Horst-Dieter. Der Nanowri hilft dabei, in diesen Flow zu kommen. Und er hilft bei der Disziplinierung. Eigentlich ist der Nanowri nichts anderes als eine kollektive Schreibklausur. Kollektiv brauche ich nicht, für mich ist das eher hinderlich, da ich mich dann an die Termine anderer anpassen muss. Aber Schreibklausur ist genial. Habe ich bereits mehrmals gemacht, meist 3 bis 4 Wochen zuhause. Und bisher ist jedes Mal ein Roman dabei herausgekommen. Sprachlich sicherlich überarbeitenswürdig. Aber ohne diese Klausur wäre ich nie damit fertig geworden, weil sich ohne sie nicht dieser Sog eingestellt hätte, der mich weiter trieb und der mir Szenen einhauchte, auf die ich sonst nie gekommen wäre. Da fängt das Hirn beim schreiben an, an der nächsten oder übernächsten Szene zu basteln. Das ist wahnsinnig. Es macht fast süchtig und ich würde sofort mit der nächsten Klausur beginnen, wenn ich jetzt nicht ersteinmal ein wenig arbeiten müsste für das tägliche Brot.


    Ausprobieren!

  • Hallo,


    ganz ehrlich: Der NaNoWriMo ist aus der Perspektive der "reinen Lehre" Bockmist. Damit meine ich Leute, die es aus schreiberischer Sicht "einfach drauf" haben. Die diszipliniert sind und nie dem Irrglauben aufsaßen, das Schreiben in erster Linie "Rotwein trinken" und mit "Muse knutschen" heißt.


    Trotzdem ist der NaNoWriMo für mich das Mittel der Wahl, um aus meiner Komfortzone herauszuklappern. (Auf der Tastatur) Als Werbexter bekomme ich schon Schweißausbrüche, wenn ich mehr als 500 Zeichen tippen muss. Ich wäre nie auf die Idee gekommen 1700 runterzutippen. Dann wäre ich aber auch nicht um die Binsenweisheit reicher geworden, dass man Schreiben nur durch schreiben lernt. Vielleicht der falsche Weg. Für mich der Richtige. Und was die Qualität angeht – nun, es gibt auch den NaNoEdMo (Den NaNo-Überarbeitungsmonat :))


    Dabei habe ich, obwohl latent Eigenbrötler, Misanthrop und Einzelsportler, den Wert der Foren schnell schätzen gelernt. Insbesondere der wöchentlich Pep Mails. Das sind so Motivationsmails von Autoren die es "geschafft" haben. Neil Gaiman zum Beispiel. Jedes Jahr sinds andere.


    Wie gesagt: Es gibt Leute, die brauchen es nicht. Und vielleicht sollte man sich das mit dem Traum vom Schreiben auch ernsthaft überlegen, wenn man so einen NaNoWriMo braucht.


    Ein großer Spaß ist es trotz allem.


    Lieber Gruß,


    Sven

  • Ach, ich würde nicht sagen, dass man es sich noch mal überlegen soll mit dem Schreiben, bloß, weil man NaNo macht ... es ist ein Hilfsmittel für einen bestimmten Aspekt des Schreibens. Es gibt andere Aspekte und andere Hilfsmittel.
    Einen wirklichen Roman abzuschließen, braucht es dann eben auch noch ein paar andere Fähigkeiten als die vom 50.000 Wörter durchschreiben. - Aber das ist auch schon mal nicht schlecht.
    Ich finde auf alle Fälle, dass der NaNo seinen Platz irgendwo in allem hat, was Schreiben angeht und sowieso passt nicht alles für alle.

  • Ein leeres Blatt Papier lässt sich nicht korrektur lesen.


    Ich weiß nicht mehr, von wem der Spruch ist, aber er hat seine Berechtigung. Schreiben lernen kann man nur durch schreiben. Und sich verbessern kann man nur, indem man viel schreibt. Ob man das nun täglich macht oder im Rahmen eines Nanowri ist egal. Da muss jeder seine eigene Form finden. Hauptsache man schreibt.

  • Vielleicht muss man es ausprobieren, um mitreden zu können. Ich geb ja zu, meinen ersten Romanentwurf habe ich fertig bekommen, weil es da die dicke Ausschreibung vom Heyne-Verlag gab. Das hat mächtig motiviert!
    Vielleicht mach ich ja auch mal mit und mit dem Ergebnis bewerbe ich mich beim 42er-Verein =) . Die dürfen das dann als neues Elaborat von Rico Beutlich vermarkten :D

  • Vielleicht muss man es ausprobieren, um mitreden zu können. Ich geb ja zu, meinen ersten Romanentwurf habe ich fertig bekommen, weil es da die dicke Ausschreibung vom Heyne-Verlag gab. Das hat mächtig motiviert!
    Vielleicht mach ich ja auch mal mit und mit dem Ergebnis bewerbe ich mich beim 42er-Verein =) . Die dürfen das dann als neues Elaborat von Rico Beutlich vermarkten :D


    Es ist immr gut, Ziele und Vorbilder zu haben. Man sollte die aber nicht zu hoch ansetzen. Goethe und Rico Beutlich können sowieso nie erreicht werden. Häng die Latte also lieber tiefer - Grass oder Bohlen zum Beispiel 8-)

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Es gibt doch einige solcher Gimmicks für Schreiberlinge, bei denen es nicht so um die Feinheiten der Dichtkunst, sondern eher um Lockerungsübungen geht. Ich find das prima. Mir persönlich ist es - glaube ich - zu zeitintensiv, aber womöglich probier ich es trotzdem mal aus. - Und - Sven, deine Webseite gefällt mir. :blume

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)

  • Es gibt doch einige solcher Gimmicks für Schreiberlinge, bei denen es nicht so um die Feinheiten der Dichtkunst, sondern eher um Lockerungsübungen geht.


    In solchen Fällen kann man auch mal egoistisch sein, liebe Berit, und die Autorenhilfen auf der Website des 42er-Vereins empfehlen :tuschel .
    Ich finde besonders gut, die Übungen mit rhetorischen Figuren für Schreibblockadephasen :hust

  • Es gibt doch einige solcher Gimmicks für Schreiberlinge, bei denen es nicht so um die Feinheiten der Dichtkunst, sondern eher um Lockerungsübungen geht. Ich find das prima. Mir persönlich ist es - glaube ich - zu zeitintensiv, aber womöglich probier ich es trotzdem mal aus. - Und - Sven, deine Webseite gefällt mir. :blume

    Berit: "Das gefällt mir." :) Danke!

  • Ich liebe den NaNo. Vergleiche mit dem JKR-Syndrom übrigens akzeptiere ich erst sobald auch der Kontostand vergleichbar ist.
    Bei mir hat der Nano einen Knoten gelockert. Ich neige zum Überdekorieren jedes einzelnen Satzes, was dazu führt, das der Text am Ende bemüht besonders aussieht. Das habe ich im Nano behoben. Man kann so also Fehler therapieren - es kommt eben darauf an, welche Probleme bestehen.


    Der halbe Roman, mit dem ich im letzten Jahr den Nano mit 58. Worten geschafft habe (der ganze Roman ist ziemlich lang) war der, der mir die Türen zur Agentur und zum Publikumsverlag geöffnet hat. Erstaunlicherweise hat die Hälfte, die ich vor dem NaNo gemacht habe, viel mehr Überarbeitung erfordert, als die NaNo-Häfte.


    Außerdem ist es einfach super hilfreich, wenn man weiß, wie schnell man sein kann. "Dark Canopy" (kommt im März 12) konnte der Verlag nur als Schwerpunkttitel nehmen, weil ich zusagen konnte, den Roman in zwei Monaten zu schreiben, sodass er den "Trend Dystopie" noch erwischt. Ohne den NaNo als Erfahrungswert hätte ich da nicht zusagen können. Es ist äußerst praktisch, wenn man weiß, wo die Grenzen liegen, wie sie sich entwickeln (im letzten Jahr habe ich den NaNo nicht geschafft) und was im Bereich des Machbaren liegt.

  • Hey, Sven,


    so langsam machst du mir mit deinen Artikeln den Mund wässrig.
    Nicht, dass ich im Moment viel anderes täte als schreiben. Dennoch: Die Herausforderung lockt.
    Wenn Ende Oktober nicht die verflixten Bauarbeiten im Badezimmer begännen ...

  • Ich kannte mal juemanden, der beim NaNoWiMo da mitgemacht hat. Ziemlich viel Stress, habe ich gehört, aber man sollte das Ziel wohl einfach nicht zu ernst nehmen ... Ist eine Art der Übung und besser, als gar nichst zustande zu bringen.