Jonas Jonasson: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

  • Mir hat eine liebe Freundin das Buch vor kurzem empfohlen, daraufhin habe ich es mir gleich gekauft. Ich habe bis jetzt das erste Drittel gelesen und reihe mich bei denen ein, die es unterhaltsam, humorvoll, klasse finden :)

  • Ich bin auch irgendwann auf dieses Buch gestoßen, habe ich auf meiner Wunschliste. Ich lese meistens 1-3 Bücher gleichzeitig, weil es einfach so viel und gute Literatur gibt.

  • Ich bin jetzt auch durch mit dem Bestseller. Meine Meinung und mein Eindruck ist zwiespältig, aber nicht schlecht.
    Die Frage ist natürlich: was erwartet den Leser bei einem Bestseller? Das ist vermutlich auch kein kleines Problem für Autor und Verlag.


    Zunächst ist es für mich ein solider, unterhaltsamer, wenn auch nicht hinreissend humorvoller Roman. Gelacht habe einige Mal, aber eben mehr geschmunzelt. Und das ist dann eben leider oft auf dem Niveau von Loriot-Protas: "Deine Tante Hedwig und ich schmunzeln auch gern einmal". Also nicht witzig wie Tom Sharpe oder treffsicher wie Henscheid, sondern nett wie P.G. Woodehouse. Ach ja, Humor: Die Sprache ist etwas zu flapsig, sie kann den Humor nicht sinnvoll unterstützen; das funktioniert eh nur selten. Erinnerte mich an einen zu verspielt-barocken Rahmen, der ein Gemälde nicht aufwertet, sondern marginalisiert. Verteidigung: das kann natürlich der Übersetzung geschuldet sein.


    Auch wenn ich die grundsätzliche Konstruktion des Plots gut gelungen fand, war die Konstruktion selbst an vielen Stellen nicht gut genug versteckt, also zu wenig überraschend. Je weiter ich kam, umso vorhersehbarer war die Handlung, besonders bei den Rückblenden: Zu konstruiert wirkte das im Verlauf schon fast zwingende Zusammentreffen mit den wichtigsten Regierungschefs der Epoche. Jonasson schafft es aber, dieses Problem durch die Darstellung von kuriosen und dann auch witzig beschriebenen Begebenheiten rund um Karlsson und seine Weltgeschichts-Entourage zu überspielen.


    Eher schwächer fand ich die Charakterzeichnung. Bis zuletzt hatte ich kein klares Bild aus dem 100-jährigen Helden, der einerseits über Bauernschläue verfügt, sich nicht für Politik interessiert und gern opportunistisch handelt. Also weder Fisch noch Fleisch. Ich musste immer an den grantigen Opa aus von einem Plakat zu diesem Disney-Streifen denken, der mit einem Jungen unterwegs ist; das Bild stimmt nicht, aber Jonasson gab mir kein besseres. Apropos Fleisch: angesichts der oft furiosen und noch öfter explosiven Handlungen hatte ich erwartet, dass sich zwischen Imbissbudenbesitzer Benny und der "Schönen Frau" Sonja eine klare und leidenschaftliche Liebes- oder auch Zankgeschichte entwickelt, aber gerade Sonja verliert im Verlauf der Handlung immer mehr an Profil, und die zaghaft geknüpften Bande bleiben zaghaft im Ungefähren. Der einzige, klar und richtig gut getroffene Charakter ist Herbert Einstein; auch andere Nebenfiguren werden besser dargestellt als die eigentlichen Protas, die meist nur als Handlungsakteure beschrieben werden.


    Als Manko empfand ich die fehlende "Moral" der Geschichte. Hört sich blöd an, ist aber so. Gerade weil alles derart künstlich konstruiert ist wie bei Forrest Gump, erwartete ich irgendeine Botschaft, die gibt es sogar im Highlander-Film. Alles läuft auch irgendwie darauf hinaus, aber Fehlanzeige. "Interessiere dich nicht für Politik, und alles wird gut?" "Rege dich nicht auf, kommt alles, wie es kommen soll?" Irgendwie wurde ich den Verdacht nicht los, das Jonasson selbst eine Aussage in diese Richtung oder eine andere nicht interessiert hat.


    Lektüre: Ich habe nichts übersprungen, ich musste mich auch nicht quälen, die ersten 150 Seiten habe ich das Licht auf dem Nachtisch zu spät ausgemacht, ein sicheres Zeichen, dass der Autor mich schon am Wickel hatte. Fazit: ich mochte es. Aber "mögen" ist auch die Schwester von "Ja, ganz ok". Leichte Lektüre, die sich prima für den Urlaub eignet oder für eine längere Bahnfahrt, sogar bei voraussichtlich 45 Minuten verspäteter Ankunftszeit.

  • Das Fehlen jeder Art von Botschaft hat mich nicht gestört - eher das Gegenteil war der Fall. Gerade das es keine gab hat dafür gesorgt, dass das Vergnügen nicht getrübt wurde.


    Wenn dieser Fred nicht immer wieder hier hervorgeholt würde, hätte ich das Buch schon längst vergessen und nur noch in der Erinnerung gehabt, welchen Spaß es mir gemacht hatte, es zu lesen. Wenn ich wieder soweit bin, dass ich "nichts als Lesespaß" will, dann kaufe ich mir den Nachfolger, der inzwischen auch auf Deutsch vorliegt. Noch ist es aber nicht so weit.


    ASIN/ISBN: 3570585123

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    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann