Hallo Horst-Dieter,
hallo ihr Lieben,
sehe ich genauso, wenn mir etwas Cineastisches einfällt, dass eher realistischen Schwertkampf thematisiert, dann Kozure Okami. Überhaupt war es für mich erst einmal wichtiger zu verstehen, wie solche Kämpfe ablaufen, als zu untersuchen, wie die anderen dann die Zutaten komponiert haben. Also eher Museumsbesuch, Truppenübungsplatz, sogar mal Re-enactment bewundern. Wenn man mal einen dieser Landsknechtszüge trommeln gehört hat, kann sich die Wirkung von Kriegstrommeln vorstellen, und neben der Dicke Bertha zu stehen oder britische Kartätschen vom 14. bis ins 20. Jh zu sehen, z.B. hier, bringt einem die möglichen Verletzungen durchaus näher.
Wie Vorderlader klingen und riechen kann man sich bei manchem Schützenverein tatsächlich erschnüffeln und erhören.
Versteht mich nicht falsch, dass alles muss man nicht mögen, vieles davon kann man mit kleinen Erfahrungen ersetzen, aber es ist schlicht einfacher, sich durch die militärhistorischen Quellen zu mühen, wenn man die etwas größeren Selbsterfahrungen noch in der Nase hat und man kann sich auch daran erfreuen, dass man das alles eben nicht selbst erleben musste.
Tagebücher sind auch nicht schlecht, Feldpost, die entsprechende MIlitärtheorie und immer den Sun TSun Tzu daneben legen.
Neben Bierce gehört Cranes "Red Badge of Honor" zu meinen großen Vorbildern. Ambrose Bierce, wegen seines Blicks für Details, die beide Seiten des Kriege(r)s zeigt, den Sinn für zynische Romantik und Schönheit wie die blanke Grausamkeit, und Stephen Crane, weil er einen so unvermittelt mitten in die Menschen einer Schlacht steckt.
Interessant sind die beiden aber auch, weil sie für die beiden Extreme der Arbeitsweise stehen. Bierce für den, der die eigenen, durchaus zwiespältige Gefühle aus dem Bürgerkrieg erst Jahrzehnte später verarbeitet, Crane, der den trockenen Berichten der Veteranenzeitschriften den "erfunden" Menschen entgegensetzen will.
Ob Crane je Bierce gelesen hat, weiß ich nicht, ich vermute aber eher nein, denn Bierce gehört zu denen, die erst im letzten Jahrhundert wieder entdeckt werden mussten und so bitterbös Bierce' Texte sein können, langweilig und trocken sind sie sicher nicht.
Liebe Grüße
Judith