Wikileaks seit gestern abend offline

  • Zitat

    Original von Judith


    Wir blicken also staunend auf das, was da tagtäglich in unserem Namen und mit unserem Geld getan wird. Unser Recht, finde ich.


    *unterschreib*


    ich empfinde es als blanken hohn, wenn die usa mit fingern auf die tyrannen der welt zeigen. ausgerechnet die usa, die schon immer den feind zum freund erklärten und umgekehrt, gerade wie es ihnen in den kram passt.


    ich frage mich außerdem, welche rolle spielt obama eigentlich? ist er ein präsident, der nach recht und gesetz entscheidet und agiert oder ist er ferngesteuert von den mächten, die in wahrheit das schicksal der welt in ihren dreckigen händen kneten?


    in anbetracht der aktuellen geschehnisse um wikileaks, ich weiß echt nicht, was ich schlimmer finde :achsel

  • Zitat

    Wir blicken also staunend auf das, was da tagtäglich in unserem Namen und mit unserem Geld getan wird. Unser Recht, finde ich.


    Und ich halte das für eine wenig praktikable Vereinfachung. Wenn wir in einer Welt leben würden, in der alle mit offenen Karten spielen, in der Gut und Böse leicht zu unterscheiden sind, in der Ehrlichkeit, Loyalität, Toleranz und Prinzipientreue relevanter sind als wirtschaftliche Aspekte, religiöser Wahn (gilt übrigens auch und insbesondere für die Amis), Rassenhass, Machtgeilheit usw. usf. - keine Frage. In dieser Situation sollten Regierungen und Staaten gläsern sein, jederzeit durchschaubar, in ihrer Vorgehensweise prüf- und nachvollziehbar. Aber in einer solchen Welt leben wir nicht.


    Es ist ein bisschen blauäugig, zu glauben, der ganz persönliche Wohlstand, der 500-Zoll-Flachbildfernseher und der 20 Liter auf 50 km schluckende SUV wären möglich, ohne andere massiv zu übervorteilen (ihren Tod in kauf nehmend). Das gesamte System basiert darauf, der Stärkere zu sein, andere auszubooten, schneller an den Quellen zu sein und sie für sich zu nutzen. Das gilt auch, sogar in besonderer Weise, für "befreundete" Staaten. Kriege werden auch nicht nur aus einem bestimmten Grund geführt, unsere Welt ist nicht monokausal. Und die meisten Menschen wollen einfach nicht wissen, welches Blut an ihren Fingern klebt, wenn sie die neueste Hightech aus China unterm Weihnachtsbaum auspacken. Deshalb dient die Geheimhaltung auch dem Schutz jedes einzelnen Gewissens.


    Jeder sollte sich auch mal fragen, was wäre, wenn alle seine persönlichen Geheimnisse, die kleinen wie die großen Vergehen, privater, geschäftlicher, sozialer Natur ans Tageslicht kämen. Und dann noch einmal auf den Stein schauen, den er wurfbereit in der Hand hält.


    Ich halte WikiLeaks vor allem für selbstgerecht.

  • Zitat

    Original von siempre


    ich frage mich außerdem, welche rolle spielt obama eigentlich? ist er ein präsident, der nach recht und gesetz entscheidet und agiert oder ist er ferngesteuert von den mächten, die in wahrheit das schicksal der welt in ihren dreckigen händen kneten?



    Richtige Frage zur falschen Person.


    Trotz der nicht (oder nicht ganz) eingehaltenen Versprechen denke ich immer noch, dass Obama das beste ist, was den USA und der Welt passieren konnte. Jede andere Alternative zur Zeit der Wahl wäre die schlechtere Alternative gewesen. Und wenn man sich näher mit dem beschäftigt, was sich sonst umtreibt (Tea-Party, Palin & Co) dann kann einem richtig mulmig werden.


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • tom, ich bewege mich nicht auf dem großen politischen parkett - schade eigentlich =) - mir reicht mein behördenwitzkosmos völlig aus. ich fürchte, es läuft im kleinen, genauso wie im großen. und ja! - öffentliche transparenz würde licht ins dunkel bringen und die an der kurzen leine halten, die machen, was sie wollen, aber nix, was sie sollen.

  • hd, verstehe mich nicht falsch. obama ist einer der besten - der beste? - us- präsidenten aller zeiten. aus der ferne/glotze beurteilt - ich mag ihn :) und ich wünsche ihm, dass sein schutzengel auf zack ist. aber, obama kann nicht das tun, was richtig wäre. er steckt in einer zwangsjacke. und das WEIL er gegen die mehrheit der finanzstarken us-amerikaner/politiker/konzerne ankämpfen muss. aus-sichts-los. ;(

  • Aber, lieber Tom, zunächst fällt mir schon bei Deinem Ausgangsbeitrag wieder auf, dass Du die Schweinereien der Welt gegeneinander aufwiegst.


    Was haben das arrogante Gebahren der USA und das des finsteren Dikators irgendeines unterpriviligierten Landes miteinander zu tun? Vielleicht soviel, dass die Despoten den USA und ihren Helferländern wie teils dem Unseren als Vorwand dienen, sich aus angeblich hehrer Absicht immer weiter von vorgeschobenen "Werten" zu verabschieden.


    Freilich wäre es sehr zu begrüßen, wenn entsprechende Dokumente auch aus Iran, Nordkorea, Myanmar auftauchten und publiziert würden. Andererseits haben Geheimoperationen westlicher Länder mehr Nachrichtenwert, weil diese die Welt beherrschen und dies mit ihrer arrogant ins Feld geführten moralischen Überlegenheit rechtfertigen.


    Ihrer wichtigsten Aufgabe des investigativen Journalismus kommen die Medien kaum noch nach. Sogar in unserem Land gibt es mehr Journalisten, die für PR-Agenturen, Verbände und Lobbyisten arbeiten als solche, die bezahlt werden, um die Wahrheit zu befördern.


    Zitat


    Und ich halte das für eine wenig praktikable Vereinfachung. Wenn wir in einer Welt leben würden, in der alle mit offenen Karten spielen, in der Gut und Böse leicht zu unterscheiden sind, in der Ehrlichkeit, Loyalität, Toleranz und Prinzipientreue relevanter sind als wirtschaftliche Aspekte, religiöser Wahn (gilt übrigens auch und insbesondere für die Amis), Rassenhass, Machtgeilheit usw. usf. - keine Frage. In dieser Situation sollten Regierungen und Staaten gläsern sein, jederzeit durchschaubar, in ihrer Vorgehensweise prüf- und nachvollziehbar. Aber in einer solchen Welt leben wir nicht.


    Ich übersetze mal: In unserer Welt sind gut und böse stark durchmischt, weshalb wir uns um Prinzipien und Gerechtigkeit erst gar nicht erst bemühen sollten.


    Damit kann jeder skrupellose Wirtschaftsboss, jeder GI-Rekrutierer, jeder Kleinbetrüger sein schändliches Treiben hervorragend rechtfertigen.



    Zitat


    Es ist ein bisschen blauäugig, zu glauben, der ganz persönliche Wohlstand, der 500-Zoll-Flachbildfernseher und der 20 Liter auf 50 km schluckende SUV wären möglich, ohne andere massiv zu übervorteilen (ihren Tod in kauf nehmend). Das gesamte System basiert darauf, der Stärkere zu sein, andere auszubooten, schneller an den Quellen zu sein und sie für sich zu nutzen. Das gilt auch, sogar in besonderer Weise, für "befreundete" Staaten. Kriege werden auch nicht nur aus einem bestimmten Grund geführt, unsere Welt ist nicht monokausal. Und die meisten Menschen wollen einfach nicht wissen, welches Blut an ihren Fingern klebt, wenn sie die neueste Hightech aus China unterm Weihnachtsbaum auspacken. Deshalb dient die Geheimhaltung auch dem Schutz jedes einzelnen Gewissens.


    Weshalb man meiner Meinung nach wirklich das System im Sinne a.) des Wachstumsfetischismus angehen muss. Das tut fast niemand, kaum ein Politiker, kaum ein Journalist. Dabei zeigen Psychologen immer wieder, dass mehr Konsum nicht glücklicher macht. Und sehr viel, woran die Welt krankt, lässt sich auf diesen Irrsinn zurückführen.


    Und dann muss b) das Volk sich die Macht von den Lobbyisten und deren Marionettenpolitikern zurückholen. Dazu muss es erstmal erfahren, wer bei uns in Wahrheit die Gesetze schreibt und Entscheidungen trifft. (z.B. gestern in einer Reportage auf 3Sat gesehen, wie Ackermann beim Deal mit der HypoRealEstates (schon bei Gründung 2003 eine bad Bank und Totgeburt) die inkompetente Regierung über den Tisch gezogen hat).


    Womit spätestens wir bei Wikileaks wären: Das Portal trägt zur Aufklärung bei, und das gilt, obwohl sein Gründer narzistisch unterwegs sein, die Forderung nach mehr Auswahl bei dem Publizierten zutreffen mag (wobei der radikale Ansatz gerechtfertigt scheint bei dem, was der übermächtige Gegner treibt).


    Hat gar kein Problem damit, trotz Dreckspuren an seinem Stecken die Schleuder auf die Großen Täter dieser Erde zu halten:
    Michael

  • Zitat

    Original von Michael H


    Ihrer wichtigsten Aufgabe des investigativen Journalismus kommen die Medien kaum noch nach. Sogar in unserem Land gibt es mehr Journalisten, die für PR-Agenturen, Verbände und Lobbyisten arbeiten als solche, die bezahlt werden, um die Wahrheit zu befördern.



    Michael


    Ganz einfach deshalb, weil kaum Journalisten dafür bezahlt werden, und wenn, dann zunehmend schlechter.


    Siehe hier

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    Emanuel von Bodmann


  • Hallo Tom,


    hms, ich will mein Gewissen gar nicht geschützt haben, sondern die Wahl, ob ich mich dem Wissen stelle oder nicht, ob ich nach Offenlegung aller bekannten Daten an UFOs glauben mag, oder nicht (wahrscheinlich letzteres), ob ich die Arbeit der Botschaften gut finde oder nicht (bisher bin ich noch - ganz gegen Assange Absicht vermutlich -) näher am ersten Punkt.


    Das ist die eine Seite, die andere ist die, dass investigativer Journalismus von jeher mit Löchern arbeitet, einseitig auf ein ein Ziel eingeschossen ist und er wiederum gern benutzt wird, um bestimmte Dinge an die Öffentlichkeit zu bringen, wenn es gerade nützlich erscheint. Und immer schadet er irgendwem, Nixon, Strauss, Guillome und dieser Sozialhilfeempfänger, der auf Mallorca lebte, so viele andere wissen ein Lied davon zu singen. :evil.


    Das ist hier nicht anders und kann es vermutlich auch gar nicht sein. Aber es liegt ja an mir, meine eigenen Schlüsse zu ziehen, ganz Jenseits der Absicht, die hinter der Veröffentlichung liegt, solange - und das nun scheint bisher unbestritten - es sich um echte Dokumente handelt.


    Klar, hat jede Offenlegung Auswirkungen, klar verändert sie die Welt, mal löst sie Kriege aus, mal verhindert es sie, wie es anders gelaufen wäre, ist jeweils kaum zu sagen, mir aber ist recht, wenn zwischen Loch und mir nur ein Review auf Authentizität und physischer Bedrohung Dritter (und genau das ist Teil der zumindest veröffentlichten Einreichungskriterien) geschaltet ist, und eben kein Meinungsmacher, der die Sache in eigene Worte fasst, ohne dass ich Zugriff auf seine Quellen hätte.


    Und was das offenlegen der persönlichen Geheimnisse betrifft, nun, genau darum geht es ja in manchen dieser Files, dass die nämlich eben nicht von denen geschützt und respektiert werden, die dafür ihr Geld bekommen sollten. Und ansonsten, wie ist wohl die Sache mit dem Schnellabgleich bei EC-Kartenzahlungen an die Öffentlichkeit gelangt, oder die Lidls seltsame Politik oder ... oder ... oder ... :evil



    Liebe Grüße
    Judith


    .

    Nay, thy lordship, me ain't no thief, not even a smart one - Piper Quickfingers



    Der Tokee in Die rote Kammer [buch]393991407X[/buch]

  • MIch wundert ja überhaupt nix mehr, seit Regierungen ungestraft und öffentlich geheime Daten kaufen können, um z.B. an (wenn auch interzogene) Steuergelder zu kommen...
    Heiligt der Zweck eigentlich jedes Mittel?...und wer entscheidet, welcher Zweck heilig ist?


    Desillusionierte und kopfschüttelnde Grüße in die Runde hier
    Stefanie, der das manchmal alles zu kompliziert ist



    edit: Nachtrag: finde irgendwie auch, dass es gar nicht um die sachlichen Daten geht...es werden - eigentlich wie immer und auch und gerade im investigativen Journalismus - Emotionen geschaffen. Und die beeinflussen das politische globale Gefüge genauso wie sie die Atmosphäre in unserem Wohnzimmer bestimmen...in hohem Maße nämlich...
    Haben ja gesehen, wie ein Mr. Obama versucht hat genau diese Emotionen in andere Richtungen zu lenken...Hoffnung, Innovation...alles Gefühle...und die gehen gerade wieder den Bach runter...schade...

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

    Einmal editiert, zuletzt von lametta ()

  • Zitat

    Original von lametta
    edit: Nachtrag: finde irgendwie auch, dass es gar nicht um die sachlichen Daten geht...es werden - eigentlich wie immer und auch und gerade im investigativen Journalismus - Emotionen geschaffen. Und die beeinflussen das politische globale Gefüge genauso wie sie die Atmosphäre in unserem Wohnzimmer bestimmen...in hohem Maße nämlich...


    Und so entstehen Revolutionen meist aus des Volkes Zorn. Warum ist das schlecht, wütend zu sein, wenn man von den Herrschenden so veralbert wird?


    Zitat


    Haben ja gesehen, wie ein Mr. Obama versucht hat genau diese Emotionen in andere Richtungen zu lenken...Hoffnung, Innovation...alles Gefühle...und die gehen gerade wieder den Bach runter...schade...


    Weil das in Amiland nicht anders geht als mit solchen Worthülsen und Patriotismussschmarrn. Das Problem hat ja Siempre schon angedeutet: Das Volk ist viel zu konservativ, um wirklich was verändern zu können. Bereits die Demokraten aus den Provinzen des mittleren Westen oder Osten verhindern dies. Die USA sind eine absteigende Weltmacht, und so wirklichkeitsfremd wie sie sind, werden sie es erst deutlich danach merken, nachdem sich der Abstieg längst vollzogen haben wird.

  • Hallo, Michael.


    Wir lassen uns fraglos viel zu viel gefallen, und die Passivkonstruktion in diesem Satz weist auf das grundsätzliche Verhältnis der allermeisten zur Politik und ihre Ausübenden hin. Da bin ich völlig Deiner Meinung. Es sollte dramatisch viel mehr Protest und Kontrolle durch das Volk geben. Die Liste der vollkommen idiotischen Maßnahmen und Gesetze, die alleine uns in den letzten zehn Jahren übergestülpt wurden, ist fantastisch. Umweltzonen, Vorratsdatenspeicherung, biometrische Ausweise, Nichtraucherschutz, Lebensmittelkennzeichnung und vieles mehr. Das meiste davon ist totaler Unsinn, unausgegoren, basiert auf falschen Annahmen oder schießt über das Ziel hinaus. Und dazu kommt noch der ganze Scheiß aus Brüssel, wo Bürokraten hocken und sich tagein, tagaus neue Drangsalierungen ausdenken, um ihr Dasein zu rechtfertigen. Die vorgeschriebenen Krümmungsgrade von Bananen sind da nur die Spitze des Eisbergs.


    Es geht auch nicht darum, die Untaten der demokratisch gewählten gegen diejenigen der Tyrannen aufzurechnen. Sondern darum, beide eben nicht auf eine Ebene zu hieven. Und genau das erreicht WikiLeaks.


    Ich bin tatsächlich auch Deiner Meinung, dass eine generelle Umkehr überfällig ist. Der Wachstumswahn, überhaupt das gesamte System ist idiotisch. Die weltweite Wirtschaft funktioniert nach Prinzipien, die letztlich steinzeitlich sind. Ein Mehr an Lebensqualität wird aber keineswegs erzielt, sondern höchstens ein Mehr an Konsum. In all diesen Fragen stimme ich mit Dir überein.


    Aber diese Umkehr kann man m.M.n. nicht dadurch erreichen, dass man destabilisiert. Der Status Quo ist sowieso fragil, wie die letzten Jahre deutlich gezeigt haben - die Welt ist ein Kartenhaus. Wenn man aber ein System demontiert, ohne Ersatz anbieten zu können, erreicht man bestenfalls Anarchie, schlimmstenfalls Krieg. Und die Verflechtungen sind viel zu vielschichtig, um einfach einen groben Schnitt ansetzen zu können. Die Kollateralschäden wären in diesem Fall exorbitant. Zudem kann es sich kaum eine Nation leisten, im Alleingang auszuscheren. Vor allem aber geschähe es auf Kosten der eigenen Bevölkerung.


    Mich hat, ehrlich gesagt, keine einzige der WikiLeaks-Enthüllungen wirklich überrascht. Ich bin ohnehin schon lange davon ausgegangen, dass es genau so und nicht anders funktioniert, im Großen wie im Kleinen. Und es funktioniert, weil es so funktioniert. Millionen Ehemänner gehen täglich in den Puff, und es ist gut möglich, dass genau diese Tatsache bewirkt, dass viele Ehen immer noch halten. Wenn die ganzen Bordelle ihre Kundenlisten veröffentlichen würden, gäbe es ein Chaos, und es ist sehr unwahrscheinlich, dass dieses Chaos reinigend wirken würde. Und zwar ganz unabhängig davon, ob die Millionen Ehefrauen längst geahnt haben, dass der Gatte für Geld pimpert oder nicht. Verstehst Du, was ich meine? Moralisches Verhalten ist das eine, und das Tagesgeschäft, das Überleben in unserer Welt ist das andere. Die Wahrheit macht das Leben nicht notwendigerweise besser, und auf keinen Fall einfacher.

  • Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt.
    Ich wollte an keiner Stelle sagen, das Zorn über die Machenschaften diverser Politiker nicht angebracht ist und wäre...
    Aber wundern darüber, dass höchstbezahlte Leutzs das Weltgeschehen beeinflussen und letztlich alles nur emotionales (Macht)Gespiele ist, das tu ich schon lange. Kaum sachbezogenes Arbeiten. Kein wirklich vernünftiges Handeln...

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  • Zitat Lametta:


    Zitat

    Haben ja gesehen, wie ein Mr. Obama versucht hat genau diese Emotionen in andere Richtungen zu lenken...Hoffnung, Innovation...alles Gefühle...und die gehen gerade wieder den Bach runter...schade...


    Zitat Siempre:


    Zitat

    Original von siempre
    hd, verstehe mich nicht falsch. obama ist einer der besten - der beste? - us- präsidenten aller zeiten. aus der ferne/glotze beurteilt - ich mag ihn :) und ich wünsche ihm, dass sein schutzengel auf zack ist. aber, obama kann nicht das tun, was richtig wäre. er steckt in einer zwangsjacke. und das WEIL er gegen die mehrheit der finanzstarken us-amerikaner/politiker/konzerne ankämpfen muss. aus-sichts-los. ;(


    Was macht ihn denn so außerordentlich? Seine salbungsvollen Reden? Oder die vielen Versprechungen, von denen Obama schon vor der Wahl wusste, dass er sie kaum wird einhalten können? Und wie wird man überhaupt Präsident der USA? So wie in den meisten anderen Ländern auch. Indem man alle Mitbewerber rücksichtslos beiseite intrigiert und sich genau mit jenen amoralischen, finanzstarken Kräften arrangiert, die Siempre teilweise oberhalb zitierte, damit sie die nötige Kohle in den Wahlkampf ihres Wunschkandidaten stecken. Natürlich erwartet das Kapital dann auch politische Gegenleistungen. Wer zahlt, schafft an. ;)


    Ebenso verfuhr auch Mr. Obama. Wohl verzichtete er auf die öffentlichen, staatlichen Wahlkampfmittel. Aber nur, weil er sonst ein Limit von insgesamt 84 Millionen Dollar nicht hätte überschreiten dürfen. Mit diesem Kunstgriff war es ihm möglich, über knapp 300 Millionen Dollar privater Wahlkampf-Spenden zu verfügen. Na, und woher kamen die wohl? Vom Klub der Abu Ghuraib Folteropfer oder dem Verein der Menschenfreunde?
    Seit er im Amt ist, nickt er ausnahmslos faule Kompromisse ab. Seine Mini-Gesundheitsreform, nach der immer noch Millionen Amerikaner ohne Krankenversicherung sind, seine katastrophale Nahostpolitik: nach anfänglichem, lautem Gebell gegen die Betonier-Politik Israels, zieht er nun den Schwanz ein und verzichtet völlig auf einen Baustopp als Bedingung für weitere Friedensverhandlungen unter US-Führung. Mit dem Ergebnis, dass Israel weiterhin das Westjordanland zubetoniert, als ob es ihnen gehören würde. (625 weitere Wohneinheiten sind geplant.) Andere Länder werden in die Steinzeit bombardiert, wenn sie UNO-Resolutionen nicht einhalten, Israel hat noch nie in seiner kurzen Geschichte irgendeiner UNO Resolution Folge geleistet. Schon gar nicht der Resolution 1402 aus dem Jahr 2002, in der Israel aufgefordert wird, seine Soldaten (endlich) aus den besetzten Gebieten abzuziehen. Und was tut die USA? Sie unterstützt das gelobte Land weiterhin mit amerikanischem Steuergeld. (3 Milliarden Dollar jährlich) Dazu kommen Waffenlieferungen und logistische Unterstützung. Seit 1948 wurden von der letzten, verbliebenen Supermacht, 46 israelkritische UNO Resolutionen mittels Veto im Weltsicherheitsrat abgeschmettert.
    Es sieht nicht danach aus, als würde sich unter Obama etwas an dieser Misere ändern. Und das, obwohl die amerikanische Nation es in den Händen hätte, diesen Konflikt endlich zu beenden. Ohne US-Finanz- und Waffenhilfe würden die Israeli in wenigen Monaten ebenso mit Steinen werfen, wie die Palästinenser.
    Kein Wunder, dass Mr. President’s große Versprechungen, für Frieden im heiligen Land zu sorgen, im arabischen Raum höchstens belächelt, aber kaum noch ernstgenommen werden.
    Ein weiteres großartiges Wahlversprechen Obamas war, die verrückten Steuererleichterungen für alle, auch die Superreichen, die Mr. Bush junior eingeführt hatte, zu beenden. Nur noch der Mittelstand sollte davon profitieren und nicht Multimilliardäre, wie bspw. Warren Buffet oder Bill Gates. Diese Bonzen zahlen den niedrigsten Höchststeuersatz der Welt. Sagenhafte 25 Prozent!! Soviel, wie in Europa jeder Sparbuchoma von ihren mickrigen Zinsen abgenommen wird.
    Jetzt wurde diese unselige Regelung für weitere zwei Jahre festgeschrieben. Ein Kniefall Obamas, als Preis an die Republikaner, für deren Zustimmung zur weiteren Bezahlung der (2 Millionen) Langzeitarbeitslosen. Sollten die Republikaner die nächsten Präsidentenwahlen gewinnen, was derzeit sehr wahrscheinlich ist, wird dieser Unsinn vermutlich für Jahre in Stein gemeißelt, und kostet den amerikanischen Haushalt in den nächsten zehn Jahren unglaubliche 4000 Milliarden Dollar. (4 Billionen) Dazu muss man wissen, dass die USA zu den höchstverschuldeten Staaten der Welt gehören und auf einem Budgedefizit von derzeit 1,4 Billionen Dollar sitzen. (Auch die Verschuldung der privaten Haushalte ist die höchste der Welt.) Dazu kommt eine Arbeitslosenrate von 9.6 Prozent, Tendenz steigend. Mittlerweile warnt die Ratingorganisation Moody’s vor einer bevorstehenden Abwertung der US-Kreditwürdigkeit. Sollte es dazu kommen, wäre das mehr als eine gefährliche Drohung für die Weltwirtschaft. China, mittlerweile der größte Geldgeber Amerikas, verkaufte bereits US-Staatsanleihen im Wert von 35 Milliarden Dollar, sitzt aber immer noch auf Werten von knapp 750 Milliarden.
    Natürlich ist Obama durch die verlorengegangen Kongresswahlen in einer Patt-Situation. Er kann mit seinen Demokraten kaum noch etwas entscheiden, die Republikaner können quasi jede Gesetzesvorlage boykottieren. (Siehe START-Abrüstungsabkommen, das im letzten Moment doch noch geklappt hat.)
    Obama hatte zwei Jahre lang eine bequeme Mehrheit. Dennoch setzte er kein einziges seiner Wahlversprechen konsequent um. Keine juristische Aufarbeitung der Abu Ghuraib Folterungen, vielmehr Einstellung sämtlicher Verfahren. Da war der CIA wohl stärker. Immer noch kein endgültiger Abzug aus dem Irak, hingegen eine Truppenverstärkung in Afghanistan. Keine Schließung von Guantanamo, keine vernünftige Klima- und Umweltpolitik, vielmehr wurde das Tiefseeölbohrverbot im mexikanischen Golf wieder aufgehoben. Ein Irrsinn, angesichts der größten Ölkatastrophe in der Geschichte der Menschheit.
    Obamas Antwort auf den Klimawandel? Er setzt auf (viele) neue Atomkraftwerke und genehmigt Ölbohrungen in Alaskas Naturschutzgebieten. Wer denkt noch an das Desaster der Exxon Valdez? Ist ja schon so lange her.
    Wohin man sieht, es geht nichts weiter. Obama will, wie es scheint, vor allem wiedergewählt werden. Das geht nur mit republikanischen Stimmen. Also heißt es mit den Wölfen heulen. Und das tut der „Führer der freien Welt“ mittlerweile immer lauter. Geradezu unüberhörbar.


    Manuela :)


    Quellen: Der Kurier (österr. Tageszeitung), diePresse (österr. Tageszeitung), BBC, Deutsche Wordpress, Deutsche Allgemeine, Faz-net, focus-money online.

  • Zitat

    Original von Tom

    Aber diese Umkehr kann man m.M.n. nicht dadurch erreichen, dass man destabilisiert. …


    Tom


    Ich las irgendwann in diesem Sommer in einem Zeitungsartikel das Statement eines Kirchentheoretikers, der angesichts der laufenden Enthüllungen in Sachen Sexualdelikten der Kleriker und Gewalt in kirchlichen Schulen sagte, dass man jetzt keine Zugeständnisse an Erneuerungsbestrebungen in der Kirche machen dürfe. So etwas dürfe die katholische Kirche nur aus einer Position der Stärke heraus tun.


    So etwas finde ich lachhaft. Aus einer Position der Stärke wird nichts verändert. Aber auch gar nichts. Und das gilt auch für alle anderen Organisation: Parteien, Verbände (wie z.B. Gewerkschaften), Staaten. Wenn so eine Organisation »stark« ist (oder sich »stark« wähnt), dann gibt es keinen Handlungsdruck. Dann bleibt alles beim Alten. Eher wird »das Alte« noch gestärkt.


    Insofern kann eine Destabilisierung nur helfen. Die Risiken, die du aufgeführt hast, sehe ich allerdings auch. Nur meine ich, die negativsten Varianten müssen nicht zwangsweise kommen.


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von Tom
    Und dazu kommt noch der ganze Scheiß aus Brüssel, wo Bürokraten hocken und sich tagein, tagaus neue Drangsalierungen ausdenken, um ihr Dasein zu rechtfertigen.


    das ist ein gerücht *find* insbesondere von unseren provinzpolitikern aus berlin geschürt. die nationalen regierungen und parlamente der mitgliedsstaaten haben ja nur noch den status von kreistagen :P die rahmenrichtlinien kommen von der eu (hab vergessen, welcher anteil - 70 - 80 % ?) und müssen in nationales recht umgesetzt werden. klar gibts schatten, aber durchaus auch viel licht :D


    beispiel nichtraucherschutz - huhu tom =) am arbeitsplatz.
    nach deutscher gesetzgebung hatten arbeitnehmer nur ein recht auf eine rauchfreie pause. toll ;)
    dann kam die eu und sagte - sorry, seid ihr doof?
    inzwischen ist der nichtraucherschutz am arbeitsplatz selbstverständlich :D

  • oder mutterschutz. seit 2002 (? aus dem kopf) gibt es insgesamt 14 wochen mutterschutz, egal, ob das kind vor termin kommt oder pünktlilch. d. h. kommt es 2 wochen zu früh, verfallen die nicht mehr, sondern werden an die 8 wochen nach der geburt angehängt.
    deutschland hat die richtlinie zu spät umgesetz, wie so oft, so dass viele mütter um bares geld betrogen worden sind. und viele von ihnen habens ja nun echt nicht so dicke.


    etc. pp. ;)

  • Zitat

    Original von Tom
    Millionen Ehemänner gehen täglich in den Puff, und es ist gut möglich, dass genau diese Tatsache bewirkt, dass viele Ehen immer noch halten. Wenn die ganzen Bordelle ihre Kundenlisten veröffentlichen würden, gäbe es ein Chaos, und es ist sehr unwahrscheinlich, dass dieses Chaos reinigend wirken würde.


    *notier* =) ;)

  • Um wieder auf Wikileaks zurückzukommen:


    Die österr. Tageszeitung, Kurier, berichtet in ihrer heutigen Ausgabe über die Hintergründe des Haftbefehls gegen Hrn. Assange, der erstaunen lässt:


    (...) Assange wird vorgeworfen, im August, knapp nach der Veröffentlichung Zehntausender geheimer Afghanistan-Dokumente, in Schweden zwei Frauen vergewaltigt zu haben. Die Umstände, wie der Haftbefehl zustande gekommen war, sind jedoch verworren. Zunächst war auf Basis der Aussage zweier Frauen ein Haftbefehl wegen Vergewaltigung ausgestellt worden, der nach 24 Stunden aber wieder zurückgenommen und auf den Vorwurf der Belästigung korrigiert wurde. Im November ging dann ein neuer internationaler Haftbefehl wegen Vergewaltigung hinaus - auf Betreiben des Anwalts der beiden Frauen. Wegen eines Formfehlers wurde er erneuert und so erst jetzt gültig. Bei den beiden Frauen handelt es sich um Anna A., bei der Assange bei seinem Aufenthalt in Schweden gewohnt hatte, und die junge Künstlerin Sofia W., die bei einem von Anna A. organisierten Auftritt Assanges fotografiert hatte. Dass Assange innerhalb eines Tages mit beiden Sex gehabt hatte, fanden sie erst später heraus. Sie tauschten ihre Erfahrungen aus und gingen zur Polizei. Dort gaben sie an, einvernehmlich mit Assange geschlafen zu haben - Uneinigkeit gab es aber über den Gebrauch von Kondomen. "In Schweden", schreibt Assange-Anwalt Catlin, "riskiert man mindestens zwei Jahre Haft wegen Vergewaltigung, wenn man beim einvernehmlichen Sex kein Kondom benutzt." Assange spricht von einem Komplott gegen ihn. Sein Anwalt von einem "politischen Trick". (...)


    Lg, Manuela :)

  • Zitat

    Original von Horst Dieter


    Insofern kann eine Destabilisierung nur helfen.


    macht kaputt, was euch kaputt macht :evil


    aber, gehts denn darum überhaupt?
    aus meiner sicht gehts einzig darum, nationale und globale, illegale machenschaften aufzudecken, um sie im zweiten schritt unterbinden zu können. nach recht und gesetz zu handeln, dafür sind die damen und herren schließlich gewählt und das ist sozusagen die basisklausel in ihrem arbeitsvertrag. der hat allerdings ne tägliche kündigungsfrist. gut so =)