Begegnung mit einem BOD

  • Ich geb's zu: Ich hab's im Rausch gekauft. Alkohol spielte zwar keine Rolle, aber das Angebot war so überwältigend. So viele Bücher, die sich - auf die verschiedensten Arten - alle mit einem Thema beschäftigten, das mir am Herzen liegt. Außerdem war's ein Büchertisch von einer richtigen Buchhandlung. Und eine richtige Buchhandlung sollte doch auch nur "richtige Bücher" verkaufen - dachte ich. Also, nicht groß mit dem Buchhändler gefeilscht, ob man die Plastikhülle öffnen dürfe, ein Reisebericht über Island ist's halt, kostet ja auch nicht die Welt - nehmwer mit ...


    Zuhause die Überraschung: ein BOD. Aha ... ok ... Muss ja nicht schlecht sein ...!


    Ausgefallene Schrifttype ... na ja ... Muss ja nicht immer Standard sein ...!
    Allerdings hätte man die Seiten ja nicht gerade von Rand zu Rand bedrucken müssen. Bisschen unbequem ... - aber auch nur, wenn man unbedingt darauf besteht, auch die ersten Buchstaben der rechts gesetzten Seiten lesen zu müssen. Sonst nicht.
    Viele Fotos gibt's. Ich weiß aus Erfahrung: In Island hält man drauf und hat immer was im Kasten. Die Fotos sind o. k. ... Sollen sich ja nicht mit denen eines Hochglanzkalenders messen! - Von der Farbe her bringen sie's auf die Qualität unseres Laserdruckers im Büro.
    Aber wer ist die Frau, die auf manchen Bildern in die Kamera lächelt? Bestimmt die Gattin des Autors. Die Gattin, von der der Leser übrigens erfährt, dass sie sich beim Erklimmen einer Zweimeterdüne die rechte Hand verletzt hat.
    Und das da, mit Wasserfall im Rücken, ist wohl der Autor höchstpersönlich.
    Der Mann mit der "ß"-Allergie. Blöde neue Rechtschreibung aber auch! Schreiben wir halt alles mit Doppel-S, warum auch nicht!
    Kommasetzung ist eh Gefühlssache ... "Wal" - das große Tier im Wasser - hat man zwar nie mit "h" geschrieben - das war dann sicher ein Flüchtigkeitsfehler, ok, na dann ...


    Aber: Grammatik ist eh was für Kleinkarierte; vielleicht ist das Buch ja mitreißend geschrieben! Erzählt Dinge, die man sonst nirgendwo lesen kann - echte Geheimtipps von echten Abenteurern mit ...


    Nee - auch das nicht! Der Autor beschreibt seine Reiseroute, man fährt von da nach da, genießt hier "unbeschreibliche" Ausblicke und dort "sagenhafte", ein paar Landesinfos gibt's, immerhin ...


    Nutzen für den Leser, der nicht mit dem Autor verwandt oder befreundet ist und schon mal ein anderes Buch über Island in der Hand hatte: gegen Null!
    (O. k., jetzt hat mich das positive Denken doch verlassen ... :achsel)


    PS: Nein, ich verrate Autor und Titel des Buches nicht :sulk Aber ich werde darauf achten, demnächst immer den Namen des Verlags auf dem Cover zu suchen. Und wenn keiner drauf steht, immer misstrauisch werden!

  • Zitat

    Original von Petra

    Allerdings hätte man die Seiten ja nicht gerade von Rand zu Rand bedrucken müssen.


    BOD bietet ja schon seit Jahren Merkblättchen (kostenlos als PDF herunterzuladen) an, auf denen auch etwas von Layout und Seitenaufteilung etc. steht. Aber ich glaube, die richtigen Hardcore-BOD-ler lesen sowieso nur ihre eigenen Texte 8-)


    Zitat


    Der Mann mit der "ß"-Allergie. Blöde neue Rechtschreibung aber auch! Schreiben wir halt alles mit Doppel-S, warum auch nicht!


    <entschuldigungsmodus an>
    vielleicht ein Schweizer?
    <entschuldigungsmodus aus>


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo Petra,


    Zitat

    Original von Petra
    ,
    Der Mann mit der "ß"-Allergie. Blöde neue Rechtschreibung aber auch! Schreiben wir halt alles mit Doppel-S, warum auch nicht!
    Kommasetzung ist eh Gefühlssache ... "Wal" - das große Tier im Wasser - hat man zwar nie mit "h" geschrieben - das war dann sicher ein Flüchtigkeitsfehler, ok, na dann ...


    LOL, war wenigstens zufällig Interessantes zu finden, oder auch nur Komisches? Allerdings, die Sache mit dem ß könnte sich damit erklären, dass der Autor Schweizer ist, denn der Schweizer Standard kennt in der Tat kein ß. Wogegen allerdings all die anderen kleinen Eigenheiten sprechen.


    Liebe Grüße
    Judith

    Nay, thy lordship, me ain't no thief, not even a smart one - Piper Quickfingers



    Der Tokee in Die rote Kammer [buch]393991407X[/buch]

  • Hallo Horst-Dieter,



    hms, ich glaube, es wäre eher wa-re-bu-ga


    Liebe Grüße
    Judith

    Nay, thy lordship, me ain't no thief, not even a smart one - Piper Quickfingers



    Der Tokee in Die rote Kammer [buch]393991407X[/buch]

  • Hallo Judith,
    hallo zusammen,


    Zitat

    Original von Judith
    war wenigstens zufällig Interessantes zu finden, oder auch nur Komisches? Allerdings, die Sache mit dem ß könnte sich damit erklären, dass der Autor Schweizer ist,


    ich hatte mich auf die deutsche Internetadresse verlassen und somit ausgeschlossen, dass der Autor Schweizer ist. Jetzt hab ich's nochmal gegoogelt: Er ist definitiv Deutscher.


    Interessantes gab es bestimmt - man erfährt einiges über Island, harte Fakten.
    Ich will auch gar nicht über die Fotos meckern - man darf sie halt nicht mit denen von Profis vergleichen.
    Komisches gab's höchstens unfreiwillig: wenn z. B. eine "Wahlfangfabrik in Sicht" kam.


    Ich muss aber auch zugeben, dass ich befangen bin!
    - Weil ich einiges über das Land gelesen habe, und
    - weil ich mir selbst auch schon ein paar Gedanken übers Schreiben gemacht habe.
    Ohne das würde mir das Buch vielleicht sogar ganz gut gefallen ...?


    Ich bin (einigermaßen) vorurteilsfrei an das Buch gegangen - und habe mich mit jeder Seite immer mehr geärgert. Über Bildüberschriften wie "In X gibt es ab und zu Veranstaltungen" (was sagt einem das jetzt? Kann ja alles sein, von Briefmarkenausstellungen über Schlamm-Catchen bis hin zu gemeinschaftlichem Gammelhaiverzehr!) oder solche, wo Wasserläufe (von einem Gletscher) als "Gletscherläufe" bezeichnet werden (ein Gletscherlauf ist alles, nur kein Rinnsal) ... oder wenn ich wieder mal lese, wo der Autor übernachtet hat (manchmal sogar mit erhellenden Kommentaren, oft genug nicht) ...


    Ich behaupte nicht "Alle BODs sind so". Nur, dass mir dieses hier nicht behagt. Weil es gegenüber einem Reiseführer eines "richtigen" Verlags nur abstinken kann. Egal, wie viele Fakten es enthält. Die haben alle anderen ja auch. Und da muss ich keine Abstriche an der Aufmachung und an der Rechtschreibung machen.


    Dabei hat der Autor bestimmt viel Zeit und viel Herzblut in dieses Buch gesteckt, ich weiß ... tut mir ja auch leid ... Aber so bitter das sein mag: Manchmal kommt selbst mit sehr viel Herzblut nix bei raus ... :down Oder vielleicht doch, wenn man selbst mit dem Ergebnis zufrieden ist ...


    Gruß,
    Petra

  • Hallo Petra,



    ja, das passiert, bei BOD wahrscheinlich viel zu oft, aber Autoren müssen manchmal so grausam sein, selbst unfreiwillige Komik daraufhin zu untersuchen, ob sie vielleicht doch ein Element enthält, die einen für eigene Texte auf Ideen bringt. :evil


    Wahrscheinlich hätte ich bei zunehmendem Ärger mit dem Lesen aufgehört.


    Liebe Grüße
    Judith

    Nay, thy lordship, me ain't no thief, not even a smart one - Piper Quickfingers



    Der Tokee in Die rote Kammer [buch]393991407X[/buch]

  • Zitat

    Original von Judith
    Wahrscheinlich hätte ich bei zunehmendem Ärger mit dem Lesen aufgehört.


    Das Buch - nach Bekunden des Autors "eine Mischung aus Bildband, Reiseführer und Tagebuch" - hat grade mal 100 Seiten, davon wiederum ist nur ein gutes Drittel Text. Insofern ...

  • Wenn jemand sich nicht die Mühe macht, zumindest zu warten, bis er reif für nen richtigen Verlag ist, statt sich an den erstbesten DKZV heranzuschmeißen ...


    Das ist ja, als würde, ich nur weil ich notgeil bin, mir den erstbesten Typen angeln, ohne darauf zu achten, ob er überhaupt gut genug zu mir passt.


    Aber na ja ... Veröffentlichung ist Veröffentlichung ... zumindest für das eigene Selbstwertgefühl ist das ja irgendwie der Kick.

  • Zitat

    Original von Saskia
    Wenn jemand sich nicht die Mühe macht, zumindest zu warten, bis er reif für nen richtigen Verlag ist, statt sich an den erstbesten DKZV heranzuschmeißen ...


    BOD ist kein DKZV :(


    Wir geben uns hier so viel Mühe mit Autorinnenaufklärung und so … und Saskia liest gar nicht richtig hin …

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    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    BOD ist kein DKZV


    Aber im Ergebnis - jedenfalls, was Belletristik anbetrifft - durchaus ähnlich. BoD ist sehr viel billiger, es gibt standardmäßig überhaupt kein Lektorat und der Autor übernimmt auch die Gestaltung und den Satz. DKZV "lektorieren" (angeblich) und statten die Bücher wenigstens aus. Was die Verbreitung der Titel angeht, kommen sich die Angebote doch sehr nahe. Gemein ist beiden - wie Rico bewiesen hat - dass alles veröffentlicht/hergestellt wird. Nur nennt sich BoD nicht "Verlag", aber das tun die anderen ja augenscheinlich auch zu unrecht. Vanity Publishing ist - in den meisten Fällen - beides.

  • Zitat

    Original von Tom


    Aber im Ergebnis - jedenfalls, was Belletristik anbetrifft - durchaus ähnlich. BoD ist sehr viel billiger, es gibt standardmäßig überhaupt kein Lektorat und der Autor übernimmt auch die Gestaltung und den Satz. DKZV "lektorieren" (angeblich) und statten die Bücher wenigstens aus. Was die Verbreitung der Titel angeht, kommen sich die Angebote doch sehr nahe. Gemein ist beiden - wie Rico bewiesen hat - dass alles veröffentlicht/hergestellt wird. Nur nennt sich BoD nicht "Verlag", aber das tun die anderen ja augenscheinlich auch zu unrecht. Vanity Publishing ist - in den meisten Fällen - beides.


    Der Unterschied ist:


    - die Kosten liegen extrem niedrig - Autoren werden nicht abgezockt
    - nimmt man die Dienstleistungen von BoD in Anspruch (Layout, Lektorat etc.) so werden diese Leistungen erbracht. Außerdem liegen bei Summierung aller Leistungen die Endkosten immer noch unter dem günstigsten DKZV


    Der Rest stimmt. Vermarktung findet fast nicht statt. Eine Wertung des Inhalts wird auch nicht vorgenommen.


    Allerdings tritt BoD sehr wohl als Verlag auf. Zum Thema Rechtliches schreiben Sie auf Ihrer Homepage (und in den Verträgen):


    Zitat


    Bei einer Veröffentlichung über BoD brauchen Sie nur den Autorenvertrag anzuerkennen. Hier räumen Sie im Wesentlichen BoD die Rechte zur Vervielfältigung und Verbreitung Ihres Titels ein. Alle anderen Rechte verbleiben selbstverständlich bei Ihnen.


    Autorenverträge schließt ein Verlag und auch die Rechte lässt er sich übertragen. :D


    Ich will keinesfalls damit sagen, dass jetzt jeder Autor möglichst schnell bei BoD veröffentlichen soll. Das Endergebnis ist in den meisten Fällen ähnlich wie bei den DKZV: Das Buch wird nicht wahrgenommen und möglicherweise ist diese Veröffentlichung in der Autorenvita sogar schädlich. Aber ich halte es trotzdem nicht für richtig, diese Verlagsform in die gleiche Ecke zu Stellen, in der die meisten der DKZV-Verlage stehen.


    Horst-Dieter

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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • ... mag jetzt mittlerweile etwas OT sein,...


    aber bei dem Beitrag fiel mir die Geschichte der "Autorin" ein, die ich bei XING gefunden habe.
    Sie hatte ein "Buch" über BoD veröffentlicht und dies in der entsprechenden Gruppe vorgestellt. Ich meine, es ging um eine der deutschen Inseln. Nun, die Dame hatte sich beschwert, dass niemand ihr Buch kaufen würde


    Nachdem mehrere Mitglieder sie höflich darauf hingewiesen haben, dass dies unter Umständen an der wirklich miserablen Rechtschreibung liegen könnte...., kam von ihr der Kommentar:


    Is mir doch wurscht, wie das geschrieben wird.... :bonk :bonk :frust :frust


    Leider finde ich den Beitrag nicht mehr. Aber dieses Dingen war für mich immer der "Qualitätsbaustein" für BoD.


    lg
    scribbler