Rückblicke bei Personalerzählern

  • Hallo zusammen,


    ich habe gerade ein aktuelles Problem, bei dem ich nicht recht weiterweiß. Wie baue ich elegant Rückblicke ein, wenn ich einen Personalerzähler habe? Konkret: Muss man erwähnen, dass sich der Protagonist erinnert, ihm Vergangenes in den Sinn kommt? Das kann bei vielen Erinnerungen öde werden, selbst wenn man die Formulierung variiert. Anders gesagt: Muss die Innenansicht immer explizit sein, sobald es einen Zeitsprung gibt? Wie konkret muss man kennzeichnen, dass es sich um einen inneren Monolog handelt? Kann man z.B. nach dem 3. Mal voraussetzen, dass der Leser automatisch mitgeht?


    Noch konkreter:


    Schreibe ich:

    Zitat


    Ralf saß im Steakhaus vor einem blutig gebratenen Stück Rind. Ihm kam in den Sinn, wie die Leiche Heinrichs aussah, als er sie im Keller der Metzgerei entdeckt hatte.


    oder:

    Zitat


    Ralf saß im Steakhaus vor einem blutig gebratenen Stück Rind.So ähnlich hatte das Fleisch von Heinrichs Leiche ausgesehen, als er sie im Keller der Metzgerei entdeckt hatte.


    Vielen Dank und viele Grüße,
    Michael

  • Hallo Michael,


    ich meine, du bist völlig frei bei einem Rückblick. Es muss nur für den Leser erkennbar sein, dass ein Rückblick stattfindet. Wenn er das erst nach mehreren Seiten merkt, dann war das nicht richtig (in den meisten Fällen).


    Möglichkeiten sind dabei:


    • Neues Kapitel
    • Neuer Abschnitt (erkennbar abgesetzt)
    • kursiv
    • Angaben über dem Abschnitt (z.B. Geschichte spielt in der Gegenwart, Rückblicke werden mit Jahreszahlen überschrieben)


    Anders ist das, wenn der Rückblick in den Text eingeschoben ist und dabei nur kurz auftritt. Wenn die Leiche Heinrichs nur für einen Moment als Rückblick in die Geschichte schwebt, kann man es auch so machen wie du es beschrieben hast


    Horst-Dieter

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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat H.D.

    Zitat

    Wenn die Leiche Heinrichs nur für einen Moment als Rückblick in die Geschichte schwebt, kann man es auch so machen wie du es beschrieben hast


    Wobei mir dein erstes Textbeispiel eleganter erschiene, als das zweite. ;)
    Auch finde ich, dass du dann, aufbauend auf diesen Passus, ruhig erzählerisch im Rückblick fortfahren könntest. Mir würde das als Überleitung völlig genügen.


    Manuela :)

  • Beide Beispiele gehen, denke ich, ich find das zweite übrigens besser, weil weniger umständlich.


    Eine Regel, wie man das bei Personalerzählern macht, kenne ich nicht.


    Gruß ...


    Jo

  • Ich denke, man sollte den Leser auch nicht für blöd halten. Diese ständigen Gebete, Rückblenden müsse man so und so einleiten und ja gut kennzeichnen, weil man den Leser sonst verwirrt, finde ich persönlich vielfach überzogen.
    Dein 2. Beispiel reicht mE vollkommen und ist direkter. Der Leser erwartet jetzt sozusagen über den Leichenfund aufgeklärt zu werden. Mit dem Plusquamperfekt hast du den Zeitsprung ja bereits angedeutet bzw. vollzogen. Ich wüsste nicht, was es daran noch zu verbessern gäbe.

  • Zitat

    Original von Joachim Off
    Beide Beispiele gehen, denke ich, ich find das zweite übrigens besser, weil weniger umständlich.


    Ich tendiere auch zur zweiten Variante. Finde ich direkter. Dass es ihm "in den Sinn kam" erkennt der Leser ja eigentlich auch so.


    Gruß,
    Petra

  • hallo margot und petra,


    danke auch euch beiden. sieht so aus, als müsste man den rückblick nicht grundsätzlich thematisieren, was mich beruhigt.


    welche variante besser ist, scheint kontrovers zu sein, ist aber auch nur ein fiktives beispiel.


    viele grüße,
    michael (dem soeben auffällt, dass man ein stück rindfleisch schwerlich "blutig braten" kann, weil's das ja schon vorher ist.)