Mehrere Romane gleichzeitig? - Beziehungsarbeit

  • Guten Morgen, allerseits!

    Eine neue Romanidee zu haben, ist ein bisschen so, wie wenn sich eine neue Beziehung anbahnt: Es ist spannend, aufregend, interessant, *neu*, macht neugierig (interessantes Wort übrigens :)) ...
    Manchmal - um bei dem Vergleich zu bleiben - gibt's da aber noch eine alte Beziehung, eine, mit der man noch nicht abgeschlossen hat: Ein anderes Romanprojekt will fertiggeschrieben werden.
    Zu den bereits genannten positiven Aspekten kommt in dem Fall noch hinzu, dass die Probleme, die man mit der alten Beziehung hat, in der angestrebten neuen noch sehr fern scheinen. Die Ideen fliegen einem zu oder erscheinen zumindest verlockend, herausgekitzelt zu werden.

    An dem Punkt klärt sich dann meistens auch schnell, ob das Neue Zeug zu einer Beziehung hat oder eine Affäre, manchmal auch nur ein Flirt, bleibt. Manches, das einem anfangs allzu verlockend erschienen ist, verflüchtigt sich bei näherer Betrachtung. Anderes hält auch dem Abnehmen der rosaroten Brille stand. Hartnäckig.

    Und dann steht man da. Mit der Frage: "Was tun?"
    Das Angefangene ordentlich beenden? - Das könnte zur ungeliebten Strafarbeit verkommen. Währenddessen sich das, welchem man sich viel lieber zuwenden würde, auf Ewig verflüchtigt.
    Das Alte ruhen lassen und das Neue beginnen? - Die Gefahr ist da, "am Ende einen Haufen brillanter" (oder auch nur passabler) "Romananfänge/Romanbruchstücke in der Schublade zu haben". Immerhin könnte man auch mit dem neuen Romanprojekt mehr oder weniger schnell an diese Stelle kommen ...
    Oder lässt man beide Dinge gleichzeitig laufen, arbeitet an dem einen wie an dem anderen Roman? (Was ich mir einigermaßen anstrengend vorstelle, wenn die Projekte völlig unterschiedliche Rahmen haben.)

    Ein Sprichwort sagt: Du sollst nicht auf mehreren Hochzeiten tanzen!
    Und ein anderes Sprichwort sagt: Du sollst das Eisen schmieden, solange es heiß ist.
    Wie man sieht: Sprichwörter sind meist keine guten Ratgeber, weil man etwas von der einen genauso wie von der anderen Seite betrachten kann ;)

    Es liegt jedoch in der Natur des Menschen: Neue Dinge sind verdammt verführerisch ...!

    Ich suche für mich keinen Rat, denn *ein* Rat wäre zwangsläufig Verallgemeinerung. Es soll Leute geben, die sehr gut mehrere Stoffe gleichzeitig handeln können, andere, die schon an einem einzigen scheitern ... Dass man mehrere Ideen gleichzeitig hat, erscheint mir völlig normal.

    Trotzdem würde mich interessieren, welche Erfahrungen ihr damit gemacht habt. Wie haltet ihr das? "Abwege" vermeiden oder ihnen folgen? Stören sich zwei Romanprojekte gleichzeitig oder können sie sich gegenseitig auch bereichern? Bzw. den Autor "am Schreiben halten"?

    Viele Grüße,
    Petra

  • Hallo Petra,


    interessante Frage…
    Mich springen auch oft Ideen an, obwohl ich gerade mitten in einem anderen Projekt stecke. Damit sich die neue Idee nicht in Luft auflöst (wobei ich mir das gar nicht vorstellen kann, weil sich das immer wieder pentrant selbst aufdrängt), mache ich aus der neuen Idee ein Expose, aus dem sich mit der Zeit eher eine ausführliche Inhaltsangabe entwickelt. Jede mir ins Gehirn springende Person wird aufgeschrieben, jede weiterführende Nebenhandlung notiert. Dann lasse ich es ruhen, außer, es springen mich weitere Dinge an. Ich fange aber nicht an zu schreiben. Die Idee darf weiter reifen und der angefangene Roman wird beendet. So habe ich beides. Ich mache das Eine fertig, ohne die Idee aus den Augen zu verlieren. Auch wenn mich noch eine andere Idee anspringt, bleibe ich beim aktuellen Projekt und die neue Idee darf auch wieder zur Inhaltsangabe anwachsen. Mit Pech habe ich dann die Qual der Wahl, mit welchem Projekt ich nach Fertigstellung des aktuellen Romans nun anfange.


    Um bei deinem Beziehungsvergleich zu bleiben. Es darf während einer Beziehung zwar geliebäugelt werden, doch mehrere Beziehungen gleichzeitig, käme für mich nicht in Frage.


    Ich bin mal gespannt, wie andere das machen.


    Liebe Grüße
    Elke

  • Hallo Petra,


    ich arbeite niemals an zwei Romanen gleichzeitig. Gleichzeitig im Sinne von innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen. Funktioniert bei mir überhaupt nicht, weil ich, wenn ich an einem der Romane schreibe, darin irgendwie auch "lebe". Ich muss mich zwingen, meine Gedanken irgendwann auch mal auf andere Dinge zu konzentrieren. Das ist auch der Grund, weshalb ich gar nicht an den Romanen schreibe, wenn ich weiß, dass die 24 Stunden eines Tages jetzt unbedingt für Brotberuf oder Familie benötigt werden. Dann darf ich nicht schreiben, denn sonst würde ich die notwendigen Dinge nicht erledigen können, weil die 24 Stunden eben irgendwann um sind. Ein Wechsel zu einem anderen Romanprojekt funktioniert dabei durch erzwungene Pausen durchaus. Mehr als zwei klappt allerdings nicht mehr, obwohl mir während der bestehenden Romanprojekte durchaus neue Ideen kommen. Ich spinne Plots und Figuren. Mache Skizzen und Notizen. Aber in diesem Stadium nimmt mich die neue Romanidee noch nicht so gefangen wie es mitten in einem Romanprojekt der Fall ist, es ist noch mehr eine rationale Kiste, die ich - wie Aufgaben im Brotberuf - auch beiseite schieben kann. Und weil mich diese neuen Ideen emotional noch nicht an die Leine genommen haben, bringe ich dann auch diszipliniert erst das alte Projekt zu Ende, bevor ich eine Idee dann wirklich "zum Leben erwecke".


    Gruß
    Cordula

  • Hallo Petra,


    ich arbeite zur Zeit an mehreren Romanen gleichzeitig. Sie hängen alle miteinander zusammen, beschreiben aber unterschiedliche Geschichten.
    Für mich bringt das Schreiben der einen Geschichte Ideen für die andere.


    Manchmal tut es mir ganz gut, einfach etwas ganz anderes zu schreiben und damit den Kopf frei zu bekommen. Es kommt schon mal vor, dass eine Idee für einen anderen Roman plötzlich auftaucht und das lenkt mich immer wieder ab. Darum schreibe ich zum Beispiel Szenen die mir einfallen auf und kehre später zu meinem eigentlichen Roman wieder zurück.


    Sicher ist das keine Methode für jeden, aber ich komme damit gut zurecht.

  • Hallo Petra,


    zur Zeit arbeite ich an einem neuen Projekt, während ich alle paar Wochen immer mal wieder kleinere Schönheitskorrekturen am Vorgänger vornehme. Insofern habe ich zur Zeit zwei Projekte laufen. Daneben sammle ich grobe Ideen für weitere Projekte. Die notiere ich mir, damit sie nicht verloren gehen und denke aber noch nicht weiter drüber nach. Allerdings stelle ich immer wieder fest, dass sich die Ideen unbewusst weiter konkretisieren. Wenn ich mit der Arbeit "richtig" beginne, sprudelt es dann schon.


    Liebe Grüße
    Dschinnie

  • Moin allerseits.


    Ich denke, ein wesentliches Kriterium bei dieser Frage des multitasking ist das jeweilige literarische Ergebnis, also zunächst, wann es fertig wird und ob überhaupt. :D


    Ich habe mal gelesen, dass es reichlich Disziplin braucht, um einen Roman fertigzustellen, inklusive Überarbeitung und allem. ;) Wenn die Disziplin und die Fähigkeiten der schreibenden Person groß genug ist, ummehrere Projekte parallel zu handhaben, dann super. ZB Niklas Luhmann erzählte seinerzeit in einem Interview, dass er immer an mehreren Büchern schreibe, das gehe für ihn nicht anders, er hätte zu viele Ideen und Arbeit an nur einem Projekt würde ihn langweilen. (Sinngemäße Wiedergabe.) Aber Luhmann war auch ziemlich schlau und überdies sehr erfahren, was das Schreiben und Fertigstellen von Büchern betrifft.


    Bei mir dagegen ist es etwas anders gelagert (hüstel) - ich arbeite auch immer an mehreren Romanen, Kurzgeschichten ... Aber das ist eine schlechte Angewohnheit von mir, sozusagen. Ich bekomme nämlich kaum was fertig. :bonk Es ist sicher nicht blöd Ideen festzuhalten und sie ggf. auch schon einmal etwas auszuarbeiten. Aber ich selber muss lernen an dieser Stelle einen Schlussstrich zu ziehen, dann sollte ich die entstandenen Skizzen in meinem Entwürfe-Ordner ablegen und erstmal vergessen und am aktuellen Projekt weiter machen. Ich kann es jedenfalls für mich so sagen, inzwischen denke ich, dass ich zumindest eindeutige Prioritäten beim Schreiben setzen und mich hauptsächlich auf *einen* Text konzentrieren sollte. Es sei denn, ich finde das ganze Projekt plötzlich doof, was ja theoretisch auch vorkommen kann. :dumm

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)

  • Ich habe immer mehrere Projekte in der "Pipeline".


    Eine Hauptsache, man muss schließlich seine Verträge erfüllen, und den Roman, an welchem ich schon seit Jahren hocke und immer wieder verändere.
    Wenn mich dann noch die Idee zu etwas vollkommen anderem überfällt, fange ich zumindest an, den Plot zu notieren. Würde ich das nicht tun, würde ich mir bei meinen anderen Sachen selber hinein fuschen. Also nach dem Motto: Idee im Kopf, Idee muss raus, damit wieder Platz ist für das Wichtige.


    Ich habe für mich festgestellt, wenn ich die neue Sache zwischendurch notiere, kann ich für mich auch entscheiden, ob ich diese weiterverfolgen möchte und kann, oder ob sie nicht vom Plot her eher eine "Totgeburt" ist.
    Und damit möchte ich mir nicht die Ideen für meine wichtigen Sachen verbauen.


    lg
    scribbler

  • Da ich durch viele Dinge des täglichen Lebens abgelenkt werde, muss ich mich zwingen nur an einer Idee zu arbeiten.
    Könnte ich den ganzen Tag mit Schreiben verbringen, wären zwei Projekte kein Problem, doch mehr geht dann auch nicht.
    Ich muss mit meinem Ganzen in der Geschichte drinn sein, sonst fehlt mir der Bezug und die Einfälle flutschen nicht mehr.


    Habe zwei angefangene Romane und eine Superidee, doch mich jetzt entgültig für Einen entschieden. So, ich hoffe ich werd nicht untreu. :D


    Liebe Grüße Birgit

  • Hallo Petra,


    Zitat

    von Petra: Ein Sprichwort sagt: Du sollst nicht auf mehreren Hochzeiten tanzen!


    dann lass es doch einfach? An zwei Beziehungen arbeitet man nur dann, wenn die erste Beziehungsidee nicht zur Genüge umgesetzt wurde. Stell dir die Kinder deiner erstern Beziehung vor und überlege, ob sie mit der ersten Beziehung zufrieden wären. Auf die eigenen Kinder zu hören hat sogar schon meine Mutter weitergebracht.


    "Tochter, warum bin ich mit dem Kerl nicht zufrieden?"
    "Weil du ihn nicht genug liebst."
    "Und warum hab ich einen zweiten?"
    "Weil du mit dem ersten unzufrieden bist."


    Jetzt ohne Metpahern gesprochen. :)


    Gruß,
    Sabrina Saskia