Appeasement, nächste Runde

  • "Mohammed war ein Prophet, der vom Fußballspielen nichts versteht. Doch aus all der schönen Farbenpracht hat er sich das Blau und Weiße ausgedacht."


    So heißt es in der "Hymne" des Bundesliga-Fußballvereins "Schalke 04", die den Titel "Blau und Weiß, wie lieb ich dich" trägt. Seit 1923 übrigens bereits; der Text wurde 1964 neu gefasst. Seitdem enthält er die fragliche Textzeile, die zweifelsohne zutrifft - wenigstens teilweise. Damals (um die Lebenszeit des "Propheten" herum) war Fußball im Orient unbekannt - Mohammed konnte also nichts davon verstehen. Ob er oder Allah sich die Farben ausgedacht haben, mögen Muslime erklären. Ich denke, es war keiner von beiden. Aber nach meiner Lesart sind die meisten Propheten jedenfalls keine Schöpfer, also müsste es, wenn schon, Allah gewesen sein.


    Dieser - in der gültigen Fassung über vierzig Jahre alte - Song erregt nun die Gemüter der Muslime. Oder irgendeines Muslims. Jedenfalls wird der Verein derzeit mit Protestbriefen und -mails überflutet, was den Vorstand dazu gebracht hat, einen "Islamwissenschaftler" zu beauftragen, "die Sache eingehend zu analysieren". Der Zentralrat der Muslime kann zwar - immerhin - keine direkte Blasphemie erkennen, aber: "Allerdings kommt der Respekt nicht zum Ausdruck, den wir als Muslime dem Propheten entgegenbringen. Die lapidare Formulierung kann schon dem einen oder anderen die Zornesröte ins Gesicht treiben", erklärte Generalsekretär Aiman Mazyek. Fragt sich, warum ein deutscher Fußballverein irgendeinem Propheten "Respekt" entgegenbringen sollte.


    Vielleicht sollte man alle Wörter, die islamisch (oder allgemein religiös) konnotiert sind, einfach aus dem Wortschatz streichen. Sonst hat dieser Schwachsinn nie ein Ende.


    http://www.n-tv.de/sport/fussb…uslime-article445935.html

  • Hallo, Birgit.


    Der Text stammt von 1923 bzw. 1964. Damals (zumindest 1964) waren Entfernungen und Informationswege noch größer bzw. länger, und die Muslime in Deutschland waren eine sehr kleine - und weitgehend schweigsame - Minderheit. Heutzutage wird alles weltweit zur Kenntnis genommen. Gleichzeitig hat sich die Erwartungshaltung einiger religiöser Gruppen durchgesetzt, dass ihre Ideen und Ideale bitteschön weltweit zu achten und zu respektieren sind - auch von Leuten, die der jeweiligen Religion nicht anhängen oder nachgehen. Manche gehen einen Schritt weiter und verlangen die Einhaltung ihrer Regeln auch von Nichtgläubigen. Der Eklat um die Mohammed-Karikaturen war ein anschauliches Beispiel dafür. Es ist verboten, den "Propheten" bildlich darzustellen. Und natürlich auch zu karikieren. Das soll gemeinhin für alle gelten, auch für Nichtmuslime. Und dieser Grundsatz hat sich tatsächlich durchgesetzt. In einer Zeit, die so aufgeklärt ist wie keine vorherige, akzeptieren Nicht- und Andersgläubige, dass Grundsätze der Religionen unantastbar sind. Diese Art des Umganges nennt man "Appeasement". Man hofft dieserart, Konflikte zu vermeiden. Das Opfer dieses Vorganges heißt: Meinungsfreiheit.


    Zitat

    Man hätte sich ausmalen können, dass es bei einigen respektlos erscheint.


    Solche Gedanken dürfte man sich 1923 resp. 1964 kaum gemacht haben. Mohammed war weit weg, und die Textzeile diente vermutlich alleine dazu, dem Lied gereimten Takt zu geben. Die meisten Fußballanhänger dürften kaum wissen, was sie da seit Jahrzehnten singen, wie vermutlich auch viele Menschen, die Nationalhymnen singen, den Text inhaltlich kaum zu bewerten in der Lage sind (Was zur Hölle ist eines "Glückes Unterpfand"?). Aber: Warum sollte man den Propheten irgendeiner Religion "respektieren"? Eine Figur, die in die Wüste ging und angeblich einen Erzengel im Schlaf getroffen hat? An den nun ein paar hundert Millionen Leute glauben?


    Wenn man den Gedanken weiterdenkt, müsste man z.B. den Genuss von Rindfleisch verbieten. Kühe sind heilige Tiere für Hindus. Wie respektlos ist es denn, deren heiliges Viechzeug aufzufressen? Also: Weg mit McDonald's!


    Zitat

    Besser man geht dem gleich aus dem Weg.


    Genau. Schnauze halten ist besser als Meinung sagen. :(

  • Zitat

    Original von Tom
    …Also: Weg mit McDonald's!


    …(


    Dem würde ich mich SOFORT anschließen - allerdings NICHT aus religiösen Erwärungen :D


    Horst-Dieter (dem allenfalls der »Knittelvers« dieser Fußballerhymne aufstößt, der aber resigniert zur Kenntnis nimmt, das grölende Fußballfans kein Gefühl für Rhythmus haben)

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    Emanuel von Bodmann


  • hallo tom,


    also, ich finde an dem text des liedes nichts anstößiges, außer dass er kreuzdoof ist. was aber wiederum nicht verboten ist. meiner meinung nach war mohammed ein literarisch begabter sektenführer. als solcher ist er selbstverständlich gegenstand von kritik und satire.


    das thema könnte ich in "fußballroman" verarbeiten, habe aber da schon soviel blasphemisches drin, und das soll ja nicht primär eine religionskritik werden,


    ma-ah-salaam,
    michael

  • Lieber Tom


    Du hast natürlich recht, dass es damals noch kein Thema war.


    Aber sollte man nicht auch mit der Meinungsfreiheit verantwortungsvoll umgehen?


    Sicher sollte man Missstände ansprechen. zum Glück leben wir in einem System, in dem das möglich ist.
    Doch das hat nichts damit zu tun andere mit seinen Äußerungen bewusst zu provozieren oder zu verletzen.


    Das hat nichts mit Schnauze halten zu tun. Oder die Augen einfach zu verschließen.


    Respekt ist meist der Schlüssel zu guter Konversation. Meine Meinung


    Anderes Thema. Hast du schon mal die Satanischen Verse von....(Autor fällt mir grad nicht ein) gelesen? Dieses Buch lässt den Koran in einem ganz anderen Licht erscheinen. Ich wollte es schon immer mal lesen. Setze ich jetzt auf meine Liste. Dieses Buch ist wohl auch provokant, behandelt aber Tatsachen. Gegen Tatsachen hab ich nichts einzuwenden.


    Liebe Grüße Birgit

  • Hallo, Birgit.


    Zitat

    Aber sollte man nicht auch mit der Meinungsfreiheit verantwortungsvoll umgehen?


    Absolut. Wie mit jeder Freiheit. Wenn man das nicht tut, trägt man diese Freiheit zu Grabe. Denn sie funktioniert nur, wenn man verantwortungsvoll mit ihr umgeht - das ist Bestandteil des Prinzips.


    Inwieweit man mit der Meinungsfreiheit verantwortungslos umgeht, wenn man einen Propheten fußballerisch "besingt" oder, zum Beispiel, karikiert, scheint mir in diesem Zusammenhang aber nicht die Frage zu sein. Propheten und andere Bestandteile religiöser Mythen, Regeln und Dogmen mögen für die jeweiligen Gläubigen heilig und unantastbar sein. Wenn dies aber zur Folge hat, dass niemand mehr diese Grundsätze - in welcher Form auch immer - in Frage stellen darf, geht dieser falsche "Respekt" mit dem Verzicht auf ein elementares Recht einher, nämlich dasjenige, diese Grundsätze und Glaubensbestandteile für falsch, gar lächerlich zu halten. Dem Texter des Schalke-Lieds mögen solche Gedanken nicht gekommen sein. Vermutlich fand er die Zeile schlicht lustig und hat nicht angenommen, dass sie je ein Muslim wahrnehmen würde.


    So, wie es Menschen gibt - und geben darf -, die felsenfest glauben, dass vor 1.400 Jahren ein Kaufmann in die Wüste marschiert ist, dem dort von einem Erzengel der Koran diktiert wurde, muss es Menschen geben dürfen, die das zumindest für eine fragwürdige, in der Jetztzeit sehr gefahrvolle Geschichte halten. Und die dies Angesichts der Macht des Islams auch sagen. In welcher Form auch immer. Religion ist Meinung, und Meinungen liegen im Wettstreit miteinander. Es kann nicht angehen, dass die Exponenten einer Meinung vorschreiben, wie man auf sie (also ihre Meinung) zu reagieren hat. Die Begründung, etwas wäre ihnen heilig und müsse deshalb für andere auch heilig sein, sonst sei man "respektlos" und intolerant, kommt dem Wunsch eines Feldherren gleich, die andere Seite möge sich bitte freiwillig entwaffnen, weil man ohnehin im Recht sei.


    Meinungsfreiheit sollte respekt- und verantwortungsvoll mit dem anderen umgehen, aber nicht mit seiner Meinung, sonst ist die Meinungsfreiheit keine mehr. Und einseitige Regulierung (Was mir heilig ist, darfst Du nicht kritisieren!) ist verantwortungsloser Umgang mit Meinungsfreiheit - der eigentlich verantwortungslose Umgang.


    Dass sich Menschen düpiert fühlen, wenn man ihren Glauben kritisiert, satirisch aufarbeitet, gar verhohnepiepelt, ist eher ein Problem, das sie mit sich und ihrem Glauben auszufechten haben, als eines der Meinungsfreiheit.

  • Hallo Tom,


    vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich wollte nicht sagen, was einem Anderen heilig ist, muss von dir oder mir auch so angesehen werden.
    Natürlich sollten wir es auch in Frage stellen dürfen und tun.


    Selbst Jesus Christus hat seine Nachfolger immer wieder daran erinnert
    nicht einfach zu glauben sondern zu hinterfragen.


    In Frage stellen klar, aber unter Berücksichtigung des Respekts.


    Wenn ich Besuch eines Vegetariers bekomme setzte ich ihm ja auch kein halbrohes Steak vor die Nase. :D


    Wenn Muslime empfindlich sind was Karikaturen angeht, Schreibe ich doch lieber anstatt zu malen.


    Da hast du glaube ich ein endlos Thema angesprochen. Du hast Recht, keine Frage. Ich aber auch. ;)

  • Zitat

    Original von Birgit


    Wenn Muslime empfindlich sind was Karikaturen angeht, Schreibe ich doch lieber anstatt zu malen.



    Das wäre eine freundliche Umgangsweise miteinander die ich im persönlichen Kontakt durchaus bevorzuge. Wenn ich mich mit einem strenggläubigen Muslim unterhalte erzähl ich dem keine Prophetenwitze. Das ist aber nur die eine Seite. Die Problematik, die Tom angesprochen hat ist dabei aber nicht zu übersehen. Wenn man sich in seinem generellen Verhalten immer nach den Empfindlichkeiten bestimmter Gruppierungen richtet, dann wird es schwierig, sich überhaupt zu bewegen. Das kann nicht sein. Oder genauer: Das darf nicht sein. Wer aus welchen Gründen oder Motiven heraus sich einer bestimmten Weltanschauung anschließt, der kann daraus ruhig für sich Verhaltensregeln ableiten. Keinesfalls kann er aber verlangen, dass alle anderen sich diesen Verhaltensregeln ebenfalls unterwerfen.


    Horst-Dieter

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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von Horst Dieter
    Das wäre eine freundliche Umgangsweise miteinander die ich im persönlichen Kontakt durchaus bevorzuge. Wenn ich mich mit einem strenggläubigen Muslim unterhalte erzähl ich dem keine Prophetenwitze. Das ist aber nur die eine Seite. Die Problematik, die Tom angesprochen hat ist dabei aber nicht zu übersehen. Wenn man sich in seinem generellen Verhalten immer nach den Empfindlichkeiten bestimmter Gruppierungen richtet, dann wird es schwierig, sich überhaupt zu bewegen. Das kann nicht sein. Oder genauer: Das darf nicht sein. Wer aus welchen Gründen oder Motiven heraus sich einer bestimmten Weltanschauung anschließt, der kann daraus ruhig für sich Verhaltensregeln ableiten. Keinesfalls kann er aber verlangen, dass alle anderen sich diesen Verhaltensregeln ebenfalls unterwerfen.


    Da stimme ich doch glatt mal zu. :]

  • Zitat

    Wenn Muslime empfindlich sind was Karikaturen angeht, Schreibe ich doch lieber anstatt zu malen.


    "Empfindlich" ist ein schöner Euphemismus für das, was passiert ist. Ist Dir der Vorgang eigentlich bekannt? Es hat Tote und Verletzte, internationale Krisen und erhebliche Sachschäden gegeben:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Mohammed-Karikaturen


    Verblüffend an diesem Vorgang ist vieles - nicht zuletzt die Tatsache, dass die veröffentlichten Karikaturen nicht diejenigen waren, die letztlich in der islamischen Welt für "Aufsehen" sorgten. Auch das ist ein Diminutiv für das, was tatsächlich geschehen ist.


    Henryk M. Broder hat diesen und ähnliche Vorfälle in seinem nicht nur schlechten Buch "Hurra, wir kapitulieren" anschaulich dokumentiert und kommentiert: Hurra, wir kapitulieren von Henryk M. Broder


    Wenige wissen, dass es in Deutschland immer noch einen "Gotteslästungsparagraphen" gibt - den Paragraphen 166 des Strafgesetzbuches. Der Paragraph wird schon seit Jahren und Jahrzehnten heiß diskutiert, weil er die Meinungsfreiheit zugunsten einer Mehrheitsmeinung beschneidet, während es keinen "umgekehrten" Schutz gibt - naturalistische Weltsichten dürften demnach straflos "beschimpft" werden; Gottlosigkeit ist nicht schützenswert. Er wurde allerdings mehrfach reformiert und Verurteilungen nach § 166 sind mithin selten geworden. Einen spektakulären Fall gab es noch im Jahr 2006, als ein Frührentner Klopapier mit antiislamischen Sprüchen bedruckte, an Medien schickte und zum Verkauf anbot. Er wurde zu 12 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Der Paragraph rügt übrigens keineswegs die "beschimpfende" Äußerung an und für sich, sondern deren Wirkung ("Störung des öffentlichen Friedens"). Damit hat die vermeintliche Gotteslästerung eine Sonderstellung im deutschen Rechtssystem - demjenigen eines (eigentlich) säkularen Staates.


    Es mag sein, dass es nicht wirklich notwendig ist, Mohammed zu karikieren. Dein Beispiel mit dem Steak und dem Vegetarier zeigt aber auf, welches Missverständnis besteht. Selbstverständlich ist es respektlos und beleidigend, einem Menschen, von dem man weiß, dass er Vegetarier ist, im Rahmen einer Essenseinladung ein blutiges Steak vorzulegen. Fraglos dürfte das die Gefühle des Gastes verletzen. Besonders kritisch wird es, wenn man ihn auch noch unter Gewaltandrohung zwingt, das Fleisch zu verspeisen. Dieser Vorgang ist einer, der direkt auf eine Person gerichtet ist. Es geht in diesem Beispiel nicht um Kritik an fleischloser Ernährung, sondern um die Nutzung einer persönlichen Auffassung als Vehikel für eine direkte Diskreditierung. Es könnte auch umgekehrt sein - einem überzeugten, ausschließlichen Fleischesser wird Salat hingestellt.


    Kritik am Islam oder an anderen Glaubensrichtungen (vor allem aber tatsächlich am Islam), ob auf satirische oder sachliche Art und Weise, wird von den Exponenten der Glaubensrichtungen so gut wie immer als ein persönlicher Vorgang wie in Deinem Steakbeispiel verstanden. Sie empfinden sich ausschließlich als die Vegetarier, die mit blutigen Fleischfetzen, die man ihnen als Essen aufdrängt, beleidigt werden. Kritik löst dieserart automatisch emotionale Reflexe aus, oder eine daherbehauptete Form davon. Verletzte Befindlichkeiten suggerieren, dass die Kritik eine persönliche Beleidigung wäre, und das ist natürlich unschön.


    Dieses Denkmodell beherrscht neuerdings die Diskussion und den Umgang generell. Dieser blöde Schalke-Song ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Es geht nicht mehr darum, wie die Glaubensrichtung erwähnt wird, sondern dass. Dahinter steht der Versuch, jedwede Art von (kritischer) Auseinandersetzung vollständig zu unterbinden, ob in Form eines Liedes, in Form von Karikaturen oder in Textform. Der Islam soll für die westliche Welt genauso zum unantastbaren Heiligtum werden wie für die Regionen, in denen er brutal-beherrschende Staatsreligion ist. Da jede Äußerung als verletzende Beleidigung verstanden wird, ist auch jede Art der Reaktion zulässig - bis hin zur Gewalt. Die von Dir formulierten, hierfür um Verständnis werbenden Ansätze geben relativ genau wieder, wie die westliche Welt wiederum damit umgeht. Man nennt das "Appeasement". Einseitiger, bestimmender Aggressivität wird mit Rückzug, Beschwichtigung und Rücknahme begegnet. Dabei stehen auch Regelungen zur Disposition, die für Solidargemeinschaften essentiell sind, wie etwa das Recht zur freien Meinungsäußerung. Man sollte lieber nichts sagen als zu riskieren, dass die andere Seite (wieder mal) zornig, gar brutal reagiert. Statt darauf zu beharren, dass in säkularen Staaten alle Meinungen gleichberechtigt und in gleicher Weise kritikfähig sind, akzeptiert man den oktroyierten Kritikverzicht und damit den energischen Weltbeherrschungsdrang und die immanente Gewalttätigkeit der anderen Seite. Im Rahmen des Karikaturenstreits, der an und für sich ein extrem lächerlicher Vorgang war, wurden reihenweise Zugeständnisse gemacht. Köpfe rollten. Firmen wie Nestlé ließen verlautbaren, dass sie keine Produkte aus Dänemark mehr verkaufen würden.


    Respekt ist im persönlichen Umgang miteinander hilfreich und erforderlich. Meinungen als Paradigma verdienen keinen Respekt, weil sonst der Widerstreit der Meinungen hinfällig wird. Religion ist Meinung.

  • Tom


    Zitat

    Eine Figur, die in die Wüste ging und angeblich einen Erzengel im Schlaf getroffen hat? An den nun ein paar hundert Millionen Leute glauben?


    Mittlerweile sind es über eine Milliarde. Bereits Anfang des vorigen Jahres hat der Islam das Christentum betreffend seiner weltweiten Mitgliederzahl überholt. Alleine in Europa leben mittlerweile knapp 20 Millionen Muslime. Tendenz steigend.


    Auch schwer vorstellbar, diese Geschichte mit dem Erzengel.
    Mohammed, Friede sei mit ihm, konnte zeitlebens weder schreiben noch lesen. Er müsste schon ein phänomenales Gedächtnis gehabt haben, um sich den "Edlen Koran" auswendig zu merken. Aber mit Allahs Hilfe ...


    Zitat

    Respekt ist im persönlichen Umgang miteinander hilfreich und erforderlich. Meinungen als Paradigma verdienen keinen Respekt, weil sonst der Widerstreit der Meinungen hinfällig wird. Religion ist Meinung.


    Eine Aussage, der ich mich vollinhaltlich anschließe.


    Manuela :),
    die sich über einen schönen Garten auch freuen kann, ohne gleich einen allmächtigen Gott dahinter vermuten zu müssen.

  • Zitat

    Original von Manuela K.

    Mohammed, Friede sei mit ihm, konnte zeitlebens weder schreiben noch lesen. Er müsste schon ein phänomenales Gedächtnis gehabt haben, um sich den "Edlen Koran" auswendig zu merken. Aber mit Allahs Hilfe ...
    ….


    Obwohl ich in Sachen Koran und das wortgenau niedergeschrieben wurde was der Prophet gesagt haben soll nicht sehr gläubig bin :D weise ich darauf hin, dass die Möglichkeit des wortgenauen tradierens von langen Texten nicht unmöglich ist. Ich verweise auf Homers Illias und Odyssee, die vor der schriftlichen Fassung durch Sänger - die ebenfalls nicht schreiben und lesen konnten - über Jahrhunderte mündlich weitergegeben wurden. Ich verweise auch auf unsere Schauspieler (die von den »Brettern«, weniger die vom »Zelluloid«), die sich umfangreiche Texte merken können. Vor einigen Jahren habe ich hier in Tauberbischofsheim einen Schauspieler erlebt, der hat die nur leicht gekürzte Fassung von Hesses Siddharta rezitiert (ohne abzulesen), einen Tag später in Bad Mergentheim dann den Steppenwolf. Was die menschliche Gedächtnisleistung anbelangt, so wäre es ein Fehler, die zu unterschätzen.


    Bei religiösen Texten bin ich sehr skeptisch, wenn man sich auf die wortwörtliche Bedeutung derselben beruft und das nicht nur beim Koran sondern bei ALLEN. Bibelforscher wie zum Beispiel die Zeugen Jehovas, die alles aus dem Bibeltext herausholen wollen, finden doch nur zu Deutungen, die immer anzuzweifeln sind. Schaut man sich diese religiösen Texte (von den Veden bis zum Koran) genauer an, dann findet man dort neben dem offensichtlich religiösen vieles, was die Gemeinschaft regelt, also das, was wir heute in den Gesetzen haben. Und das auf einem Stand des Wissens und der Erkenntnis (jetzt mal materiell betrachtet), den wir heute längst hinter uns gelassen haben. Wenn man dann aber Wort für Wort dieser Texte genau auslegt, dann kommt so etwas heraus wie das Verbot der Bluttransfusionen bei den Zeugen Jehovas. Hinweise wie "das ist wörtlich so niedergeschrieben wie der Prophet das gesagt hat und dem hat das Gott gesagt" ist eher als Bekräftigung zu verstehen, sich unbedingt an diese Gemeinschaftsregeln zu halten. Will man in diesen religiösen Texten überhaupt zu so etwas wie "göttliche Offenbarung" vordringen, so muss man sich meiner Meinung nach davon lösen, sich an wortwörtliche Bedeutungen zu klammern. (Und weitergehend, sich überhaupt an eine einzige Schriftüberlieferung zu klammern, und noch weitergehend: braucht man die dazu überhaupt?).


    Thomas Mann hat übrigens das Zustandekommen solcher Gesetze über die Religion in seiner Novelle "Das Gesetz" hervorragend literarisch behandelt. Es geht um Mose und die zehn Gebote und für mich gehört es zu den besten Arbeiten, die der Meister der langen Sätze geschrieben hat. Sie müsste in jeder besseren Sammlung seiner Erzählungen enthalten sein.


    Horst-Dieter

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    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • In der "WELT" gibt es heute eine recht vergnügliche Kolumne zu diesem "Vorfall" um die Hymne des Bundesligisten:


    http://www.welt.de/satire/arti…Schalke-04-beleidigt.html


    Und das hier war der Auslöser dieses kleinen "Skandals":


    http://www.muslim-markt.de/forum/messages/994.htm

  • Zitat

    Original von Horst Dieter
    (...) Wer aus welchen Gründen oder Motiven heraus sich einer bestimmten Weltanschauung anschließt, der kann daraus ruhig für sich Verhaltensregeln ableiten. Keinesfalls kann er aber verlangen, dass alle anderen sich diesen Verhaltensregeln ebenfalls unterwerfen.


    Horst-Dieter


    Hallo Heftiger Deuter Horst-Dieter,


    bitte hilf einer alten Frau über den Datenhighway. Bedeutet das oben Zitierte nun, dass ich also lediglich keinen Eid auf die FDGO abgeleht haben muss, um sie ungestört verulken, verhöhnen oder sonstwas zu tun? Oder gilt das lediglich für irgendwie geartete religiös gemeinte Ansichten und/oder Gefühle?


    :achsel


    Grüessli, Inge

  • Hallo, Manuela.


    Dieses "phänomenale Gedächtnis", das dafür nötig scheint, den Koran auswendig zu können, gehört in vielen islamischen Ländern quasi zum Alltag. Jemand, der das beherrscht, wird "Hafiz" genannt (üblicherweise die Vorstufe zum Imam). In Koranschulen wird das "geübt", bis es sitzt. Siehe auch hier:


    Korankinder


    Der Koran ist aufgrund seiner Struktur und seines Rhythmus' vergleichsweise leicht auswendig zu lernen. Der jüngste bekannte Hafiz soll das mit sieben Jahren geschafft haben. Insofern ist dieser Teil des Mythos noch relativ glaubhaft, weil möglich.