wie viele Zeitsprünge sind zumutbar

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich möchte gerne einen Roman mit drei ziemlich kurzen Szenen beginnen (jeweils nur 1 bis 2 Normseiten). Der zeitliche Abstand beträgt 4 Jahre und zehn Jahre. Natürlich ergibt sich die Zeit aus dem Text, nur nicht sofort im ersten Satz. Eine Unterteilung in drei Kapitel erscheint mir bei der Kürze ziemlich affig. Allerdings bin ich auch nicht sicher, wie groß ein Zeitsprung (ohne Überleitungssätze) sein dürfte, den ich dem Leser zumuten kann. Zur Vollständigkeit: die Protagonisten sind immer die gleichen in den drei Szenen.


    Was meint Ihr dazu? Feedback wäre nett


    LG
    Cordula

  • Wie wärs, wenn du Hinweise zur Zeit vor den Text setzt, z.B.


    - das Datum (Januar 1957 - März 1961 - Dezember 1967)
    - oder Ort und Datum (London 1957, Paris 1961, Wolfenbüttel 1967)
    - oder vor den zweiten Text (4 Jahre später) vor dem dritten (10 Jahre später)
    - oder ein tatsächliches Ereignis, das an jenem Tag stattgefunden hat (Flugzeugabsturz, Geißelnahme, politisches Ereignis etc.) das mit Datum vor dem Text eingefügt wird (wenn möglich mit schwachem Bezug zur Handlung)


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo Cordula!


    Ich glaube schon, dass so etwas geht, hab das schon öfter gelesen.
    Entweder gelingt es dir in den jeweiligen Eröffnungssätzen den Zeitsprung anzudeuten, sodass der Leser nicht stutzt, oder zurücklesen muss (wäre meine Lieblingsvariante) oder du machst es so, wie Horst Dieter vorgeschlagen hat. Eleganter fände ich Ersteres, eindeutiger Zweiteres.


    Lieben Gruß,
    Manuela :)

  • hallo cordula,


    entscheidung ist für mich weniger, wie viele zeitsprünge und wie groß. wichtig ist, sie überzuleiten bzw. in diesem zusammenhang noch wichtiger, wie sie montiert sind. inhaltlich stimmige parallelität zwischen verschiedenen zeitebenen können sehr reizvoll sein, spannung erzeugen.


    unmotivierte zeitsprünge können dagegen sehr nerven.


    viele grüße,
    michael

  • Moin Cordula,
    die Frage ist ganz einfach: Wie viele Zeitsprünge akzeptiert der Leser? Das wiederum hängt allein davon ab, wie Du sie gestaltest. Da sie offensichtlich ganz am Anfang stattfinden, besteht schlimmstenfalls die Gefahr, daß Du einen potentiellen Leser sofort verschreckst, insofern wäre eine der Übersicht des Lesers dienende Gliederung imho ratsam (ähnlich wie von HD beschrieben; Andreas Eschbach wendet diese "Technik" über weite Strecken seines Romans "Ausgebrannt" an).
    Aber Konkreteres läßt sich erst sagen, wenn man die entsprechenden Stellen gelesen hat.

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    kaelo.de

    2 % aller Menschen besitzen einen IQ >130, die restlichen 98 % nicht. Das erklärt meine Skepsis gegenüber Mehrheitsmeinungen. (Kaelo)

  • Hallo an alle


    Vielen Dank für Eure Antworten.
    Birgit: Nein, keine Rückblenden. Normale Vergangenheitserzählform.


    Horst-Dieter: Finde Deinen Vorschlag sehr gut. Habe ihn (vorerst) mal in Abwandlung übernommen und in die Kapitelüberschrift den Zusatz 1978 bis 1988, Ort gesetzt. Vielleicht reicht das ja schon. Denn vor jedem Text könnte es zuviel werden, denn es ist jeweils ganz eindeutig der Zeitbezug enthalten, nur eben nicht am Anfang oder als Überleitung.


    Manuela. Ja, fände ich auch eleganter, wenn sich der Zeitbezug gleich in der jeweiligen Einleitung befände, gelingt mir allerdings nicht, ohne dass es aus den gerade hier erörterten Gründen gewollt aussieht. :D


    Michael. Du hast Recht, wie es gemacht ist, ist das Entscheidende. Eine stimmige Parallelität liegt denke ich vor. Die Überleitung ist ja genau das Problem. Die Texte sind nur Szenen, keine Erzählpassagen.


    Kaelo: Werde mir mal "Ausgebrannt" darauf hin anschauen. Denn das sofortige Verschrecken würd ich gerne vermeiden ;) Ich kann ja den Text mal in TAG1 einstellen.


    LG
    Cordula

  • Hallo Cordula,
    ich erinnere mich leider nicht mehr an den Titel dieser Geschichte...sie wurde von einer sehr jungen Nachwuchsautorin auf dem letzten Lesefest der Autorinnenvereinigung vorgelesen und beeindruckte mich, weil ich der Protagonistin beim Zuhören spielend in ihre Erinnerungen folgen konnte, ohne, dass sich die Zeitformen im Text geändert hätten. Alles blieb im Präsens.
    Sie nutzte dazu nur kurze Bilder (Pubertätswehen, Musikstücke, Geburtstagsparty...entweder durch Dialoge oder Gedankenzitate herbeigeführt) die Zeitsprünge waren da nur - ich glaube - ca. zwei Jahre...aber ich denke, dass man längere Zeitspannen noch deutlicher durch Bilder verdeutlichen kann...

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt