Alice oder die Sintflut

  • ASIN/ISBN: 3938275200


    Ein Dorfroman. Das alles spielt an der Nordsee, zumindest in der Nähe und in einem Dorf.
    Wenn ich heute die Zeitung lese und das Abschneiden der NPD bei den kommunalen Wahlen in Sachsen ansehe, da gibt es ein Dorf, da haben über 25% NPD gewählt, so könnte der Roman von Jutta Mülich gut in Sachsen spielen.
    Alice kommt in dieses Dorf auf der Suche nach ihre Verwandtschaft.
    Ausländerfeindlichkeit ist in diesem Dorf nicht nur auf Ausländer beschränkt, sondern wird eher im Sinne von, wer nicht aus diesem Dorf kommt , ist ein Ausländer, verstanden. Alice also auch.
    Jutta Mülich muss schon mal in einem solchem Dorf gewesen sein. Nachvollziehbar beschreibt sie die Atmossphäre, immer kommt trotz der schwierigen Szenerie der Humor nicht zu kurz.
    Familen, die sich nicht leiden können, rechtsradikales Getue, Machtpoker, das alles in einem kleinem Dorf.
    Sehr realistisch.
    Und dann wird der Roman schlagartig zum Krimi.
    Alice v erschwindet.
    Dann kann der Leser Alice beim denken zuhören, nichts für schwache Nerven.
    Das Mitfühlen, das Mitdenken ist so einfach, das es mir beim lesen fast weh tat.
    Ende gut alles gut.
    Eine gelungen Mischung aus Einblick in ein vermeintliches Dorfidyll und spannender Krimi.


  • Hallo Amos- gerade für dieses Thema ist der Begriff "Dorfroman" passend gewählt. Ein Roman, der mir nachhaltig in Erinnerung geblieben ist.



    Grüße von Monika

  • … was mir bei diesem lesenswerten Dorfroman (komische Bezeichnung) in Erinnerung geblieben ist, sind die vielen starken Frauen: schon wenige Seiten nach dem ersten Auftreten sind sie bildhaft und deutlich geworden. Dagegen gibt es keinen einzigen wirklich starken Mann. Schablonenhaft gut oder Böse (oder einfach nur schön - wie der junge Apotheker) gezeichnet. Da fühlt »Mann« sich schon verkannt :(


    Das ist aber nur eine marginale Anmerkung (und Erkenntnis). Es nimmt nicht die Spannung (auch nicht die Wut an manchen Stellen) und verhindert nicht, es weiterzuempfehlen.


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Der Roman heißt nun mal Alice und nicht Karl- Heinz und die Sintflut.
    Möglicherweise wären dann Männer in der poleposition.
    Die Männer in Alice und die Sintflut finde ich ganz gut vertreten, in der Anzahl und auch im Plot.
    Sie sind zwar nicht die Hauptfiguren, aber bringen doch entscheidene Momente ins Geschehen, z.b. mit dem juristischem Rat, der eine ganze Beerdigungsfeier umbiegt. Das hat doch was.
    So haben alle Männer ihre Position in diesem Roman gut ausgefüllt, ich kann da nicht meckern.

  • Dagegen gibt es keinen einzigen wirklich starken Mann. Schablonenhaft gut oder Böse (oder einfach nur schön - wie der junge Apotheker) gezeichnet. Da fühlt »Mann« sich schon verkannt


    Die "richtigen" Männer sind eben einfach mitgemeint. Das ist sicher nicht persönlich gemeint, das dient nur dem größeren Ganzen.
    *verkneift sich das freundliche lächeln in sachen "so fühlt sich das eben an, wenn ausnahmsweise mal "man" und nicht "frau" marginalisiert wird*