Die Bücherdiebin

  • ASIN/ISBN: 9783764502843


    Die Bücherdiebin
    Markus Zusak
    Verlag Blanvalet


    Liesel und der Tod sind die Hauptfiguren in diesem Roman.
    Liesel ist ein neunjähriges Mädchen und kommt am Anfang des Buches zur Pflegefamilie Hubermann.
    Diese wohnen in ärmlichen Verhältnissen in einer Vorstadt von München, in der Himmelstrasse.
    Ganz und garnicht himmlisch geht es im Leben von Liesel zu.
    Das ständige fluchen der Pflegemutter, die Beschimpfung des Pflegevaters mit dem Wort "Saumensch" sind alltägliche Gegebenheiten im Hause Hubermann.
    Bis ein Jude versteckt wird.
    Aus der Sicht einer Neunjährigen wird das Hitlerdeutschland gezeichnet.
    Der Ich-Autor im Buch ist kein anderer als der Tod persönlich.
    Er erzählt über seinen Arbeitstag z.B. in Köln nach einem Bombenangriff, erzählt wie es ihn schmerzt die Toten einzusammeln und es ihm Freude bereitet, wenn er den ein oder anderen noch nicht einsammeln musste.
    Bücher kommen in dem Buch als Objekt der Begierde von Liesel vor. Das erste Buch findet sie, alle weiteren kommen auf ungewöhnliche Art zu ihr.
    Hitlerfaschismus, das Leben der Ärmsten in dieser Zeit, Kriegsgeschehen und die Liebe zu Büchern, das alles ist faszinieren geschrieben.

  • Ein beachtliches Buch. Vermutlich wäre ich daran vorbeigegangen, wenn nicht unsere jüngste Tochter mir die Lektüre nahegelegt und mir dazu auch gleich ihr Exemplar überlassen hätte. Beachtlich auch deshalb, weil es eigentlich ein sperriges Buch ist. Es bricht mit den meisten Regeln, die in diversen Schreibratgebern gehandelt werden. Trotzdem ist das Buch ein weltweiter Erfolg geworden, denn der Autor erzählt »auf seine Weise« eine (w)(r)ichtige Geschichte. Er erzählt sie so, wie er es für angemessen hält und weil er sie aus der Sicht des Todes erzählt, einer Perspektive die nicht alltäglich ist, glaubt man im Prinzip schon zu wissen, worauf das alles hinausläuft. Zunächst dachte ich: Nicht schon wieder eine Geschichte aus dem Dritten Reich. Judenverfolgung, Holocaust - alles schon zigmal erzählt und besser wird es einfach nicht mehr. Aber die Bücherdiebin ist mehr als nur eine neue Geschichte aus dieser schrecklichen Zeit. Die Perspektive des Todes ist angemessen. Die Helden der Geschichte sind alles andere als gradlinige Heroen. Aber sie sind lebensnah, so lebensnah wie die Bedrohung und das Unheil dieser Zeit. Und der Tod ist der Einzige, der durchgängig Mitleid hat. Was immer nachvollziehbarer wird, je weiter die Geschichte vorantreibt. Trotz aller Sperrigkeit in der Erzählweise - oder vielleicht gerade deswegen? - nach 30/40 Seiten konnte ich mich der Erzählung nicht mehr entziehen. Ein beeindruckendes Buch.

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    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Ich kann mich nur anschließen. Die Erzählweise des Buchs fand ich nicht nur sperrig, sondern stellenweise auch etwas ungelenk - die Selbstdarstellung des Todes als Einführung der Figur beispielsweise hakt ein wenig. Aber nach wenigen Seiten traten Stilfragen in den Hintergrund vor dem Sog der Geschichte. Die Überlagerung einer distanzierten Beschreibung einerseits - schließlich hat der Tod mit den Geschäften der Menschen nur an definierten Punkten etwas zu tun - und des (durch den Tod) erzählten Blicks aus den Augen der Protagonistin andererseits hat mir die Geschichte sehr nahe gebracht. Unbedingt empfehlenswert.


    Gruß Michel

  • Dieses Buch haben meine Tochter und ich letztes Jahr gelesen und inzwischen dreimal verschenkt.
    Wunderbar einfühlsam erzählte Geschichte über das dunkle und das helle Nazideutschland, über Gut und Böse, über die Kraft zum Durchhalten und über den Tod, der so viele Gesichter hat.
    Genialer Kunstgriff: du machst das Buch zu, und denkst er ist dein Freund, der Tod...unheimlich...unheimlich gut gemacht.
    Selten haben meine Tochter und ich wegen eines Buchs so viel geredet...gelacht und auch geschluchzt.
    Ganz viel daraus mitgenommen...



    Dir Amos, liebe Grüße. Schön, von dir zu lesen...Fliegen deine Worte wieder?

    [buch]3866855109[/buch]


    "Sinn mag die äußerste menschliche Verführung sein." - Siri Hustvedt

  • Ich muss zugeben, dass ich das Buch abgebrochen habe. Mir war es in der Tat zu "sperrig"; ich habe keinen Zugang gefunden. Aber vielleicht lag es nicht an der Sprache des Autors und seinem Schreibstil, sondern daran, dass ich einfach nicht die richtige Stimmung hatte. Und mit zu großen Erwartungen rangegangen bin. Nach Euren Postings werde ich der Bücherdiebin nochmal eine Chance geben.

  • Zitat

    Original von Silke Porath
    Ich muss zugeben, dass ich das Buch abgebrochen habe. Mir war es in der Tat zu "sperrig"; ich habe keinen Zugang gefunden. Aber vielleicht lag es nicht an der Sprache des Autors und seinem Schreibstil, sondern daran, dass ich einfach nicht die richtige Stimmung hatte. Und mit zu großen Erwartungen rangegangen bin. Nach Euren Postings werde ich der Bücherdiebin nochmal eine Chance geben.


    Sie hat's verdient.

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    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Den Anfang fand ich gewöhnungsbedürftig. Und da ich kein geduldiger Leser bin, wollte ich es schon auf den Stapel der angelesenen Bücher legen. Doch dann hat's mir immer besser gefallen und ich hab's in kurzer Zeit durchgelesen. Aber die "grosse Klappe" des Erzählers/Tod ging mir zum Teil richtig auf den Senkel.


    Manche mögen vielleicht Sätze wie: Dass er die nächste Woche nicht mehr erleben würde, wusste er zu dem Zeitpunkt noch nicht ... ich finde Solches extrem abtörnend.

  • Also, ich hab das Buch auch abgebrochen. Ich weiß aber nicht mehr genau warum. Am Anfang fand ich es richtig gut, aber irgendwann kam ich nicht mehr weiter. Ich wollte es schon dauernd nochmal angehen, aber ich konnte mich noch nicht dazu aufraffen.

  • Zitat

    Original von Margot

    Manche mögen vielleicht Sätze wie: Dass er die nächste Woche nicht mehr erleben würde, wusste er zu dem Zeitpunkt noch nicht ... ich finde Solches extrem abtörnend.


    Ich kann nicht sagen, dass ich grundsätzlich solche Sätze mag. Ich schrieb ja auch weiter oben, dass ich das ganze Buch »quer gegen die üblichen Schreibregeln geschrieben« empfand. Ich habe mich aber auf das Buch, so wie es ist, eingelassen und dann hat es mir recht gut gefallen und solche, wie die zitierten Sätze, die ja eigentlich eine Vorwegnahme der Handlung sind, waren dann stimmig. Die Spannung lag nicht auf dieser Ebene und wenn man die andere Ebene erreicht hat - dass, was der Erzähler, der Tod, eigentlich vermitteln wollte - dann war nichts mehr störend an dieser Erzählweise.


    Ein schönes Beispiel für mich, dass man sich alles erlauben kann, wenn man eine gute Geschichte hat und mit dem Handwerk umgehen kann. Das ist bei diesem Autor der Fall. Er hat das Buch nicht aus Unfähigkeit so geschrieben sondern weil es ihm als die angemessene Form erschien.


    Das er nicht jeden Leser damit erreichen kann liegt eigentlich in der Natur der Sache. Das er aber bislang schon viele Leser damit erreichen konnte, zeigt der Erfolg des Buches.


    Horst-Dieter

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    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


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    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von Horst Dieter
    Er hat das Buch nicht aus Unfähigkeit so geschrieben sondern weil es ihm als die angemessene Form erschien.


    Also entschuldige mal Horst-Dieter, aber woher willst du denn wissen, warum der Autor das Buch so geschrieben hat, wie er es tat? Das ist doch auch völlig irrelevant. Das Einzige was zählt ist das Ergebnis. Ob der Autor das ganz bewusst so geschrieben hat oder im Vollsuff spielt doch überhaupt keine Rolle und das kann auch nur er selbst beantworten.

  • Lach, ja, genau ... vielleicht fand er das einfach besonders cool und originell. Und ich find's eben besonders Scheisse. Huhuuu, böses Wort.


    Nachtrag:
    Jetzt weiss ich auch wieder, was mich auch (noch) so gestört hat. Die Kapitelüberschriften. Die haben immer viel zu viel verraten. Da musste man im Grunde das Kapitel gar nicht mehr lesen, weil's schon zusammengefasst war.

  • Zitat

    Original von Sim


    Also entschuldige mal Horst-Dieter, aber woher willst du denn wissen, warum der Autor das Buch so geschrieben hat, wie er es tat? Das ist doch auch völlig irrelevant. Das Einzige was zählt ist das Ergebnis. Ob der Autor das ganz bewusst so geschrieben hat oder im Vollsuff spielt doch überhaupt keine Rolle und das kann auch nur er selbst beantworten.


    Völlig falscher Ansatz! Ich meine aus dem Buch und wie es angelegt ist zu erkennen, dass diese Art zu schreiben »Technik« ist. Das ist selbstverständlich meine subjektive Einschätzung, aber das muss ich ja nicht immer dazu schreiben. Das ist ja sowieso selbstverständlich. Bei den Krimis von Asa Larsson zum Beispiel bin ich mir nicht so sicher, ob ihr Springen in den Perspektiven etwa Technik entspricht oder unbedarftes Losschreiben. Zumindest habe ich da (subjektiv) den Verdacht, dass es letzteres ist.


    Aber wenn ich zwei zum Lachen gebracht habe, ist das auch schön :D

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    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von Margot

    Jetzt weiss ich auch wieder, was mich auch (noch) so gestört hat. Die Kapitelüberschriften. Die haben immer viel zu viel verraten. Da musste man im Grunde das Kapitel gar nicht mehr lesen, weil's schon zusammengefasst war.


    Ja, wenn's darum ging. Aber genau darum ging es dem Autor ja nicht. Er konnte die Geschichte guten Wissens stückchenweise verraten, weil ihm mehr an den Personen selbst lag.


    Meiner Einschätzung nach 8-)


    Aber ein Autor, der sich solche Techniken jenseits der gängigen Kost gönnt, läuft natürlich immer Gefahr, Reihenweise Leser auch zu enttäuschen. Und es ist legitim, als Leser zu sagen: das gefällt mir nicht.

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    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Es ist schon einige Zeit her, dass ich das Buch gelesen habe. Die Kapitelüberschriften und auch ein Teil des sperrigen Stils erinnerten mich an Charles Dickens. Die Perspektive des Todes verschaffte mir beim Lesen den nötigen Abstand, gerade durch solch ungelenk anmutende Wendungen in der Sprache. Ob das die Absicht des Autors war, weiß ich natürlich nicht, aber mir war es hilfreich, um die Geschichte bis zum Ende lesen zu können, ohne emotional zu tief hinein gezogen zu werden.


    Am Ende war ich mir nicht sicher, ob die Geschichte nicht zu märchenhaft erzählt war, aber lesenswert fand ich sie auf jeden Fall.