Psychokrimi PUPPENMANN ist da

  • Hallo Monika,
    habe gerade das Buch aus der Hand gelegt.
    Fertig.
    Ich bin beeindruckt.
    Wirklich gut geschrieben!
    Am Anfang habe ich mich mit deinem Stil etwas schwer getan, aber dann ging es.


    Einer der Sätze, bei denen ich doch etwas länger brauchte:
    "Timothius rannte bis zur Kreuzung, humpelte schwer atmend über süß duftende Lindenblüten und tote Hummeln nach Hause."
    Aber dann dachte ich, sie, die Blüten, könnten auch genauso gut vom Baum gefallen sein.


    Die Geschichte ist raffiniert angelegt. Obwohl schon im ersten Kapitel ganz klar gesagt wird, was später auch eintrifft, streust du so geschickt Zweifel, dass der Leser das Eindeutige in Frage stellt.
    Ab Seite 143 habe ich die Zusammenhänge richtig erraten. Und doch war der Schluss - obwohl folgerichtig - überraschend.
    Du hast den Charakter des Timothius voll im Griff. Beschreibung und Verhalten passen. Die Figur stellt sich sympathisch unsympathisch dar.
    Auch die Schranken, in denen sich die Polizei bewegt, gefällt mir. Das hebt sich angenehm von anderen Darstellungen deutscher Ermittler ab.


    Hab das Buch sehr gerne gelesen.

  • :D Ja Charly,


    die Lindenblüten waren von den Bäumen gefallen -aber dies hattest du dir schon so gedacht...


    Dass dir Timmi, der Puppenmann richtig gut gefallen hat, freut mich sehr- und du hast dich sogar den Zweifeln, die da kamen, ergeben.
    Find ich fein.
    Ich hatte etliche Plots durchgespielt, geschrieben, bis mir dieser für alle agierenden Figuren der passendste, glaubhafteste und verwickelste schien.


    Generell bleibt die Polizeiarbeit bei meinen Krimis im Hintergrund- Meinungen wie deine sind für mein aktuelles Projekt hilfreich.


    Vielen Dank für dein Posting.
    Sommergrüße von Monika :evil

  • mein erster Detering:


    Eva-Maria Sauer verlässt das Haus in der ostwestfälischen Provinz, das sie zusammen mit ihrem Sohn Timotheus bewohnt. Sie will eine Freundin besuchen, doch sie verschwindet spurlos. Der Leser bleibt zurück in der Welt des 45-jährigen Timotheus, einem Puppenmacher mit schwersten Ödipus-Symptomen. Ohne Mutter bleibt nur ein Vakuum: Außer ein paar tuschelnden Nachbarn, einem kleinen Mädchen, das ihn besucht, und Kunden, die Puppen anfertigen lassen, hat Timotheus keinerlei soziale Kontakte. Frauen aus der Umgebung werden nachts gewürgt, ohne dass mehr passieren oder der Täter erkannt würde. Man verdächtigt Tomotheus -- vor allem auch seine Mutter getötet zu haben; doch die Ermittlungen bleiben behäbig, bis sich Kommissar Weinbrenner aus seinem Sabbat-Jahr einschaltet. Da wäre noch Timotheus' Kindheitstrauma: der verleugnete Vater und ein Priester, der ein Verhältnis mit seiner Mutter hatte und ihm das Leben zur Hölle machte. Eines Tages sucht ihn ein älterer Herr namens Jürgen Schönlein auf und freundet sich mit ihm an. Und es scheint, als würde Tomotheus lernen, auf Frauen zuzugehen.


    Stilistisch hat mich das Buch schnell gepackt: Detering hat einen äußerst kompakten und präzisen Stil mit einem auktorialen Erzähler, der immer die richtige Dosis von Innen- und Außenansicht erwischt. Die Szenen sind aus einem Guss, handwerklich ist der Roman genauso ausgereift wie Timotheus' Puppen. Es gelingt Detering äußerst gut, in die Welt einer alternden männlichen Jungfrau mit ihrer verqueren Frauen-Wahrnehmung einzutauchen. Allein in der Mitte des Buches hat es mich ein paarmal aus der Handlung rausgehauen und der Spannungsbogen drehte für mich ein paar unnötige Ehrenrunden. Dafür finden im furiosen Finale alle Handlungsfäden wieder wunderbar zusammen.

  • [quote]Original von Michael Höfler
    mein erster Detering:



    Lieber Michael- so eine Überraschung !
    Ich freue mich sehr über deine Rückmeldung und besonders, da du - so meine ich zu wissen- kein Krimileser bist. Das ist ein schönes Geschenk, da ich mich gerade in einer anstrengenden ÜA-Phase eines Projekts befinde, das Ende der Woche stehen soll.


    Danke! :pcwink und viele Grüße, Monika

  • Zitat

    Original von Michael Höfler
    keine ursache. ich lese sonst nur brenner-krimis. ist der name weinbrenner eigentlich eine reminiszenz?
    viele grüße,michael



    Nein- gar nicht. Bei meiner Suche nach dem Namen für die Figur war dieser einfach passend- und weil er u.a. nicht nach Ostwestfalen schmeckt und dahin gehört.


    viele Grüße, Monika