Unvorhersehbar - Erik Tittel

  • Hallo an das Autorenforum!


    Meinen ersten Roman "Niemand ist sicher" habe ich im letzten Jahr hier vorgestellt, und "Unvorhersehbar" ist quasi die Fortsetzung dieser neuen Krimireihe. Am liebsten lese ich persönlich Krimis, Thriller, Erzählungen, Kurzgeschichten, Sachbücher und Reiseberichte.


    ASIN/ISBN: 3932069374


    Klappentext:
    Eigentlich wollte Nick Schwarz keinen neuen Fall mehr annehmen, doch als sein alter Bekannter Oliver Mertins ihn um die Mithilfe bei der Aufklärung eines Raubüberfalls bittet, der in seiner Firma geschehen war, kann er schlecht Nein sagen. Schließlich kennen beide sich schon seit ihrer Jugend und die Sache ist ziemlich heikel. Vor Schock erstarrt drückte sein Bekannter zu spät auf den Alarmknopf, so dass der Räuber mit der gesamten Beute entkommen konnte. Nick, der tagsüber als Paketfahrer arbeitet, hat bald alle Hände voll zu tun. Sein Partner Sascha Mitscherin und seine Freundin Simone unterstützen ihn nach Kräften, doch je tiefer er ermittelt, desto mehr entwickelt sich der Fall zu einer Zerreißprobe für seine Nerven.


    Leseprobe:
    Still und dämmerig lag Berlin um kurz nach zehn unter dem drückenden Nachthimmel. Die meisten der dreieinhalb Millionen Einwohner wälzten sich daheim in ihren Betten und die wenigen, die wegen der starken Hitze gar keinen Schlaf fanden, zogen noch eine Runde um die Häuser.
    Am Hackeschen Markt fuhr Nick an den grellen Schildern der Bars, Geschäfte und Restaurants vorbei. Er lehnte tief in seinem Sitz, mit dem Blick über die Straße und die blitzenden Scheinwerfer der anderen Autos wandernd, die sich durch den Verkehr schlängelten.
    Beim Fahren wippte der Escort leicht über das unebene Pflaster. Er beschleunigte auf der Stralauer Allee, dann bremste er an einer Ampel und bog in ein umzäuntes Wohnviertel ab. Leises Reifenquietschen durchdrang die einsetzende Ruhe der Nacht. In Gedanken stellte er sich verschiedene Szenarien vor, die ihn beim Treffen mit Clement Ludwig erwarten könnten. In solch einer Situation sollte man besser nichts dem Zufall überlassen.
    Jugendliche saßen auf einer Häusertreppe und warfen den Leuten finstere Blicke zu. Die Gruppe junger Burschen und Mädels kam offenbar gerade von einer Party. Ein paar johlten und pfiffen, andere rauchten Zigaretten. Eine Glühlampe aus dem Treppenflur schien auf die Straße, im Dunst kringelten sich dicke Rauchschwaden.
    Ein Stück weiter führte ein Kiesweg in den Innenhof. Nick sah den schimmernden Rasen, die hölzernen Sitzbänke und die alten Ziegelsteinbauten, die zu allen Seiten in die Höhe schossen. Er nahm den Fuß vom Gas, fuhr um den Block herum und ließ den Wagen ruhig auf den Parkplatz vorm Eingang gleiten.
    Mittlerweile war es Viertel nach Elf. Nick stieg aus und ging zum Haus. An der Tür kam ihm ein Mieter mit einem Collie entgegen, und er schlüpfte an ihm vorbei ins Treppenhaus. Er nahm den Fahrstuhl nach oben und es dauerte nicht lange, bis der Lift die dritte Etage erreichte. Clement Ludwigs Wohnung befand sich am Ende des Flurs links neben einem Lüftungsschacht.
    Nick hielt auf die Tür zu, hob die Hand und wollte gerade auf den Klingelknopf drücken. Doch hielt er inne, als er eine rauchige Stimme aus dem Innern der Wohnung hörte. Er beugte sich vor und lauschte angestrengt. Wie er feststellte, drangen die Geräusche aus einem der hinteren Räume.
    Er drückte er auf den Klingelknopf und wartete. Auf dem Flur waren schleppende Schritte zu hören, die allmählich lauter wurden. Die Tür öffnete sich, und eine schlanke Frau mit Wäscheklammern im Haar äugte durch den Türspalt.
    "Guten Tag!", grüßte Nick. "Ich würde gern mal Herrn Ludwig sprechen."
    "Der ist gerade nicht da", antwortete sie müde, die Finger am Türrahmen spreizend.
    "Wissen Sie vielleicht, wo er sich aufhält?"
    "Nein, bedaure."
    In der Hoffnung, sie würde doch noch nähere Angaben machen, schwieg er für einen Moment.
    "Herr Ludwig wohnt nur zur Untermiete hier", fuhr sie schließlich fort. "Mein Name ist Wittich. Also, um was handelt es sich? Bitte verraten Sie mir erst mal ihren Namen."
    "Oh, Entschuldigung! Nick Schwarz."
    Sie nickte bedächtig. "Ja, also wie ich schon sagte..."
    Stirnrunzelnd trat er einen Schritt zurück und betrachtete das Klingelschild näher. Dort stand in schwarzen Blockbuchstaben auf weißem Papier: Wittich c/o Ludwig.
    "Das ist ja interessant, wusste ich noch gar nicht. Demnach besitzt Herr Ludwig ein Zimmer hier, aber er ist kürzlich einfach auf und davon, ohne Ihnen ein Wörtchen zu sagen, wo er hinwollte."
    "Ganz genau."
    Nick holte tief Luft, bevor er fortfuhr. "Was ist seine Beschäftigung, ich meine im Speziellen seine Arbeit und Hobbys?"
    "Clement hat eine Stelle in einer Gaststätte. Dort arbeitet er als Küchengehilfe. Was seine Hobbys angeht, bin ich jedoch überfragt."
    "Ist auch nur Nebensache. Haben Sie seine Telefonnummer, Frau Wittich?"
    Ein leichtes Misstrauen schlich sich in ihren Blick. "Wozu brauchen Sie die denn?"
    "Das ist einfach zu erklären. Ich möchte ihn gern sprechen, weil er mir eventuell bei der Aufklärung eines Diebstahls behilflich sein kann."
    Die Ironie seiner Bemerkung wurde ihm erst hinterher bewusst.


    Zu meinem eigenen Buch kann ich natürlich selbst keine Rezension abgeben. Über Meinungen und Anregungen aus dem Forum würde ich mich hingegen freuen.


    Gruß, Erik