Unendliche Geschichte?

  • Ich habe ein Thema. Ich schreibe, bin guten Mutes. Während des Schreibens kommen mir neue Ideen. Ich schreibe um. Wieder und wieder und wieder. Wo ist der Schlusspunkt? Wo kann ich sicher sein, jetzt kommt nichts mehr, so muss der Roman aussehen? Muss ich mit Gewalt diesen Schlussstrich ziehen oder warten bis zu dem bewussten Punkt? Und wie merke ich das, wenn es ihn gibt?


    Viele Fragen, vielleicht auch die eine oder andere dumme, aber hier ist gleich noch eine: Kann mir jemand helfen? :achsel :achsel :achsel


    Liebe Grüße


    Manfred

  • Überlege Dir vorher den Plot!
    Schreibe einen Grobentwurf auf, der von Anfang bis Ende die Eckpunkte der Story beschreibt. Und an diesen "roten Faden" schreibst Du Dich entlang. Klar, die Figuren entwickeln sich während des Schreibens, auch der Plot. Nur willst Du ja diese eine Geschichte erzählen. Und bei aller Liebe zum Eigenleben der Figuren, sie sollten sich letztlich der Geschichte unterordnen.
    Wenn die neu hinzugekommenen Ideen die Geschichte (den roten Faden) oder die Charakterentwicklung weiterbringen, rein damit. Wenn nicht, draußen lassen und sammeln. Der Rest ist Disziplin. ;)


    Gruss,


    Bernd

    "Der erfolgreiche Abschluss infamer Aktionen steigert Ihren Bekanntheitsgrad, was für Ihren Feldzug zur absoluten Weltherrschaft unglaublich wichtig ist." (aus dem Benutzerhandbuch des PC-Spiels Evil Genius)

  • Hallo Manfred,


    meine Frage geht in die gleiche Richtung wie Bernds. Hat Dein Roman schon ein Ende? Normalerweise braucht man das als inhaltliches Ziel, auf dieses Ende hin entwickelt sich - über Umwege und mit Höhen und Tiefen - die Geschichte. Das ist meine Erfahrung. Dazwischen kann man allerdings tatsächlich bis ins Endlose umschreiben und korrigieren. Gut genug ist so ein Text wohl nie :)


    Ich könnte mir vorstellen, dass Dir mit Probelesern geholfen wäre. Sicher wird jeder immer etwas finden können, wenn er will. Aber sie können Dir immerhin sagen, ob die Geschichte nach ihrem Dafürhalten in sich abgeschlossen ist.


    Liebe Grüße
    Anja

  • Hallo Manfred,


    der Vorschlag von Bernd ist gut. Ich gehe aber mal willkürlich davon aus, dass du diese Chance (genauer Plan etc.) schon verpasst hast. Rückwirkend das alles noch zu strukturieren geht zwar, ist aber sehr aufwendig.


    Eine Alternative: Entscheide "willkürlich", wann dein Werk einen "Zwischenstand" erreicht hat, an dem du es "aus der Hand" geben kannst (an Probeleser, Agenten, Lektoren). Das hat sogar den Vorteil, dass du latent bereit bist, an dem Werk weiterzuarbeiten und es nicht (vielleicht auch unbewusst) gegen Einflüsse von Außen verteidigen musst und so wichtigen Änderungen entgegenstehst.


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo Bernd, Anja, Horst Dieter,


    vielen Dank für eure Tips, die ich wirklich gut gebrauchen kann. Ich fürchte, ich bin einer der Korinthenkacker, die jede Szene immer gleich 150%ig fertigschreiben müssen (oder meinen, sie müssten das tun) und deswegen nie zu Potte kommen. :bonk


    Bernd: Ja ich habe einen Plot, die Eckpunkte stehen, und ich sehe auch den roten Faden. Es ist eigentlich alles da. Und wie du sagst: der Rest ist Disziplin. ;(


    Anja: Das mit dem Schluss als Fernziel ist ein guter Tip. Aber jetzt frage ich mich, wie kann das funktionieren, wenn der Schluss offenbleibt, wenn ein Fragezeichen dasteht und dann nichts mehr (außer einem - hoffentlich - nachdenklichen, betroffenen Leser)?


    Horst Dieter: Eben mit dieser Willkür stehe ich auf Kriegsfuß. Vielleicht muss ich ihr einfach mal zeigen, wer hier der Herr ist.


    Liebe Grüße


    Manfred :bye

  • Hallo Manfred,


    das finde ich gar nicht so schwierig. Ein offenes Ende ist auch eines. Und (ohne Deinen Roman zu kennen) glaube ich, dass man auch darauf hin arbeiten kann. So aus der Theorie ist das nicht so leicht, Dir einen konkreten Tip zu geben. Aber ich denke, das offene Ende erfordert einen ganz bestimmten dramaturgischen Entwicklungsbogen und bestimmte Charaktere.


    Ich weiß ja nicht, wie weit Du schon bist. Aber ich würde sagen, schreib mal einen kompletten Durchgang. Dann lass Dein Buch eine Weile liegen und lies es noch mal, als wäre es nicht von Dir, sondern das Buch eines anderen. Wenn Dir das gelingt, wirst Du wahrscheinlich schnell merken, welche Szenen abgeschlossen sind und welche noch hängen.


    Liebe Grüße
    Anja

  • ... letztendlich ist auch die geschichte, in der wir uns gerade befinden, nicht abgeschlossen. und auch die scheinbar abgeschlossene periode findet unbemerkt ihre fortsetzung in einer anderen ...

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    Emanuel von Bodmann


  • Hallo,


    ich glaube, ihr habt mir jetzt den Tritt gegeben, den ich gebraucht habe. Habt Dank dafür. Den Plot habe ich, den roten Faden auch, sogar ein Ziel kann ich erkennen, woran es aber gewaltig hapert, ist die Disziplin. Ich weiß das wohl, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.


    Liebe Güße


    Manfred :bye

  • Lieber @Manfred Ulrich,


    klingt sehr nach ungeplanter Vorgehensweise. Naja, Rezepte gibt's deren viele:
    "Am Anfang machen wir einen Plan, dann noch einen Plan und noch einen,...".
    - Exposee, Step-Out-Line, usw. -


    Andererseits. Es kann auch interessant sein, wohin eine Geschichte einen treibt.


    Fazit. Es gibt kein Patentrezept! Nur eines: Disziplin!


    LG
    Tasso J.M.

  • Hallo, Manfred.


    Ergänzend zu dem, was - richtig - gesagt wurde: Dranbleiben. Will sagen: Keine Brüche zulassen. Nicht pausieren, es nicht hängenlassen, sondern durchziehen. Man merkt jedem Manuskript an, wenn der Autor eine Zeitlang ausgesetzt hat, je mehr natürlich, umso persönlicher (nicht im Sinne von "autobiographisch") ein Roman ist bzw. werden soll. Da ist diese Stimmung, die immer vereinnahmender wird, während die Figuren ihr Leben leben. Das ist die Stimmung, die man auch transportieren will, und sie geht verloren, wenn man sich zeitweise trennt. Lieber etwas mehr nach- und überarbeiten, dafür aber während der Entwicklung dabeibleiben.

  • Hallo ihr alle,


    vielen Dank für die guten Tips. Es ist schön, wenn man merkt, dass andere dieses Problem mit der Disziplin und den qualmenden Schreibfingern auch kennen. ?( ?( ?(