Verfilmung von "Das Parfüm" ein Mißerfolg?

  • Liebe Freunde,


    ich habe vor einigen Tagen hier geschrieben, dass ich mir die Eichinger-Tykwer-Verfilmung von Süskinds Buch nicht ansehen werde. Eichinger ist als Regisseur nicht gut und als Produzent noch viel schlechter.


    Ich habe - zum Glück - bei weitem nicht alles gesehen, was er produziert hat, aber das was ich gesehen habe: Christiane F., Geisterhaus, Name der Rose ist so schlecht, dass man über Eichinger das sagen muß, was ein man einmal über den Komponisten Meyerbeer geschrieben hat: Im großen Buch der Kunst ist sein Name bis zur Unleserlichkeit verblasst.


    Eichiger wäre nie in der Lage, einen großartigen Film wie "Breaking the Waves" (Lars von Trier), "Shortcuts" (Robert Altman) oder "In the Mood for Love" (Wong Kar-wai) zu machen, weil er von Kunst überhaupt nichts weiß. Er stürzt sich immer auf Bücher, die Bestseller waren, weil er denkt, dass er da a) nichts mehr falsch machen kann und b) schon allein die Bücher so bekannt sind, dass dann genug Leute in seine Filme kommen und die Produktionskosten schon eingespielt werden, ganz egal ob die Flme nun schlecht sind oder nicht.


    Die Filmkritiken, die ich über das Parfüm gelesen habe, sind durchweg schlecht:


    Die SZ über das Parfüm


    [URL=http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,436380,00.html]SPIEGEL online über das Parfüm[/URL]


    Bernd Eichinger

  • Zitat

    Original von Th. Walker Jefferson
    Er stürzt sich immer auf Bücher, die Bestseller waren, weil er denkt, dass er da a) nichts mehr falsch machen kann und b) schon allein die Bücher so bekannt sind, dass dann genug Leute in seine Filme kommen und die Produktionskosten schon eingespielt werden, ganz egal ob die Flme nun schlecht sind oder nicht.


    Zumindest bei b) scheint er sich ja nicht verkalkuliert zu haben


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • das parfum interessiert mich gar nicht, weil ich das buch nicht kenne. aber um eichinger mache ich spätestens einen riesenbogen, seitdem er das ende von "elementarteilchen" so vergewaltigt hat, würde ich beinahe sagen.


    bei dem punkt b) würde ich sagen, dass eichinger es sich "leisten" könnte einen guten film zu machen, wenn garantiert ist, dass viele leute ihn anschauen. außerdem dürfte er ausgesorgt haben und sollte daher umso eher bessere filme machen können. tatsächlich wird aber umgekehrt ein schuh draus: je mehr kommerzieller erfolg, umso mehr großmannssucht und umso mehr wird hollywood zum falschen vorbild.


    ciao,
    michael

  • An diesem Stoff kann man sich nur verheben. Mir behagte das Buch nicht, was auch daran liegen kann, daß sich meine Anti-Hype-Gene beharrlich weigerten, etwas gut zu finden, das alle mögen, aber es ist Süskind vortrefflich gelungen, die olfaktorische Welt seines Helden darzustellen, mit den Mitteln der Sprache, denn auch ein Buch riecht bestenfalls nach Papier und Druckfarben. Zudem haben sich - in der "Verfilmung" - Produzent und Regisseur nicht getraut, einen tatsächlich widerwärtigen Menschen zum Filmhelden zu machen, und stattdessen einen weitgehend gutaussehenen einfach ein bißchen schmutzig gemacht. Faule Kompromisse von vorne bis hinten, zudem ein Off-Erzähler, Zooms in die Nasenlöcher und solche Kniffe - sicher ist sicher, glaubte man wohl. Eichinger hat es mit seinen Kanonen bisher noch immer geschafft, genügend Spatzen abzuschießen, um die Kanonenkosten reinzuholen, aber hier wird er sich verheben. Künstlerisch hat er es jedenfalls getan. Ich will von diesem Film nicht mehr sehen, als mir beim Zappen durch verschiedene Making-Offs vor die Augen geriet, und ich schließe mich ansonsten dem an, was TWJ über Eichinger geschrieben hat.

  • Hallo zusammen, :D
    im großen und ganzen kann ich meinen vorrednern nur zustimmen was diesen B.Eichinger betrifft. Vor allem 'Resident Evil' (der so schlecht war... :kotz1 :kotz1 ), den anderen Mist habe ich nur zum Teil gesehen, weil es mich auch nicht Interessiert hat. Einzig 'Der Name der Rose' hat mir gefallen, aber ich muss dazu sagen, das Buch habe ich nicht gelesen!! Somit fehlt mir der Vergleich!
    Aber um die Sache schnell zum Ende zu bringen, er sollte es besser lassen, weiter Filme zu drehen... :uebel Danke!

  • Ich habe Das Parfüm viel zu gerne GELESEN, um es nun in einem Film zu SEHEN. Wir mussten das Buch im Literatur-Kurs lesen, sonst hätte ich das gesagt wie Tom: Was alle mögen...ich nicht. Nichtsdestodennoch war es für mich einer der größten Lese-Genüsse jener Zeit. Da muss ich jetzt nicht irgendwelchen Schauspielern an den Nasenhaaren vorbei ins Hirn schauen.

  • Zitat

    Original von Silke Porath
    Da muss ich jetzt nicht irgendwelchen Schauspielern an den Nasenhaaren vorbei ins Hirn schauen.


    Obwohl ja gerade das eine reizvolle Perspektive ist. Da sehen wir endlich, ob auch wirklich Hirn drin ist :rofl
    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Tja, ich werde ungeachtet meiner Befürchtungen den Film sehen, weil ich das Buch wundervoll fand (meine Anti-Hype-Gene habe ich mir einst herausoperieren lassen, weil sie störten :D ) und weil ich viele Filme von Tom Tykwer liebe. Und dann werde ich euch Bericht erstatten, ob ihr's wollt oder nicht. :P

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)

  • Seit den 20er jahren können die Deutschen einfach keine guten Kinofilme mehr drehen! Die wenigen Ausnahmen bestätigen die Regel ... :( :( :(

    Non quia difficilia sunt, multa non audemus, sed quia non audemus, multa difficilia sunt. Seneca
    [Nicht weil es schwierig ist, wagen wir vieles nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist vieles schwierig.]

  • Zitat

    Original von alexander
    Seit den 20er jahren können die Deutschen einfach keine guten Kinofilme mehr drehen! Die wenigen Ausnahmen bestätigen die Regel ... :( :( :(


    Respekt.
    Über 80 Jahre Kinogeschichte mal eben so in die Tonne gekloppt.
    Na, wenn das nicht Größe zeigt.
    :evil
    Und dann noch schnell der Nachsatz mit den Ausnahmen, damit auch ja niemand niemals nicht auf die Idee kommt, die lange Liste der "aber was ist mit ..." zu eröffnen.
    Wie gesagt: Respekt.
    :aetsch


    Schöne Grüße von blaustrumpf

  • Zitat

    Original von Th. Walker Jefferson
    ... dass man über Eichinger das sagen muß, was ein man einmal über den Komponisten Meyerbeer geschrieben hat: Im großen Buch der Kunst ist sein Name bis zur Unleserlichkeit verblasst.


    Eichinger stümpert. Aber er macht eigentlich nur das, was auch unzählige Autoren, veröffentlicht und unveröffentlicht tun. Ich bin mir nicht sicher, ob man ihm den Wunsch Geld zu verdienen vorwerfen kann?


    Gruss,


    Bernd

    "Der erfolgreiche Abschluss infamer Aktionen steigert Ihren Bekanntheitsgrad, was für Ihren Feldzug zur absoluten Weltherrschaft unglaublich wichtig ist." (aus dem Benutzerhandbuch des PC-Spiels Evil Genius)

  • Hallo Bernd,


    nein, ich werfe Eichinger nicht vor, dass er Geld verdienen will und es offenbar auch tut. Er hat schönere Häuser, schnellere Autos und rassigere Frauen als ich und auch noch das jus primae noctis mit allen deutschen Nachwuchsschaupielerinnen. Es hat Jahrzehnte gedauert, aber nun habe ich mich damit abgefunden. Neid ist mir nämlich fremd!


    Ich werfe ihm lediglich vor, dass er trotz Macht und Geld und Einfluss nie in der Lage war, auch nur einen guten Film zu machen - was sogar Spielberg (Schindlers Liste) geschafft hat.


    Ich werfe ihm weiter vor, dass er jedes gute Buch, das er anfasst und in einen Film verwandelt, verhunzt. Mehr nicht!


    Der Name der Rose ist ein tolles Buch - und was für einen widerlichen Film mit drittklassigen Schauspielern (Ausnahme: Sean Connery) hat Eichinger draus gemacht. Aus einem Meisterwerk wurde ein Freakshow!


    Sonst ist Eichinger absolut OK: ein charmanter Causeur, ein lässiger Beau, ein begnadeter Filmkenner, ein begabter Manager, ein liebevoller Vater, ein zärtlicher Gatte; und jeden Morgen wacht er mit einer Erektion auf, um die ihn David Beckham beneidet.

  • Zitat

    Original von Th. Walker Jefferson
    und jeden Morgen wacht er mit einer Erektion auf, um die ihn David Beckham beneidet.


    Wow, wann war denn diese Sache mit Posh Spice, TWJ? 8o








    [SIZE=7]Tut mir leid, aber der war unwiderstehlich![/SIZE] :rofl

  • Zitat

    Original von Iris Kammerer
    Wow, wann war denn diese Sache mit Posh Spice, TWJ?


    Hallo Iris,


    ja, es muß eine denkwürdige Nacht gewesen sein, natürlich auf eine Jacht in Portofino. Das Meer und die Liebe haben Wellen geschlagen bis zum Hellespont. Fischer, Meeresbiologen und Tsunami-Forscher reden heute noch davon.


    Aber Eichinger, so hört man, besteht auch heute noch den Handtuch-Test - und nur der ist wirklich eindeutig! Und wer den Handtuch-Test kennt oder vielleicht sogar den Badetuch-Test, am besten mit einem nassen Badetuch, der ... ja der weiß, was das heißt!

  • Nur mal so am Rande:


    Besagter Herr ist persönlich ein eher farbloser Typ. Er formuliert nicht eben brillinat, verliert oft den Faden und macht nicht gerade den Eindruck des arroganten Machers, für den er ja anscheinend gehalten wird. Eher wirkt er manchmal schüchtern.


    Daran können auch seine Vorliebe für kubanische Zigarren und blonde Frauen- die natürlich immer jünger und immer blonder werden, - nichts ändern. Kurzum: Uninteressant!


    Ach so, die Filme:


    potentielle Kassenschlager mit Staraufgebot. Nicht mehr. Aber eben auch nicht weniger. Jeremy Irons und Antonio Banderas sahen auf der Leinwand noch nie so gut aus wie im Geisterhaus. Einfach göttlich.

  • Zitat

    Original von claudia
    Besagter Herr ist persönlich ein eher farbloser Typ. Er formuliert nicht eben brillinat, verliert oft den Faden und macht nicht gerade den Eindruck des arroganten Machers, für den er ja anscheinend gehalten wird. Eher wirkt er manchmal schüchtern.


    Ahm ... Claudia ... läßt sich das mit den Erektionen ebenfalls bestätigen?

  • Komisch, ich hab mich nie um den Eichinger gekümmert. "Der Untergang" war ja nicht so furchtbar schlecht, auch wenn die Hauptdarstellerin ständig ihre großen Frodo-Augen in die Kamera gehalten hat. Der Film "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" hat mir allerdings ziemlich gefallen.


    Zu den deutschen Filmen, die alexander so runterreißt: Also "das Boot" war ja wohl klasse. Lola rennt auch. Vielleicht sind das die Ausnahmen? Ich schließe mich blaustrumpfs Respektbekundung an :braue


    Hm, reizen würd mich der Film ja irgendwie doch. Obwohl ich die Ausschnitte mit der Flugkamera von der Idee her wirklich flach fand. Und das was Tom sagt, wegen schmutzigem Schönling, stimmt imo. Der Schauspieler ist mir auch irgendwie zu jung, alles sehr auf Sympathie ausgelegt. Und das schöne an dem Buch ist ja, dass einem der Held nicht sympathisch ist, nicht mal als trotteliger Antiheld.


    Reizen würd er mich trotzdem, ich lausche Berits Urteil ...


    Gruß ...


    Jo

  • Hallo, jessiter


    Mit den Ausnahmefilmen wollte ich lieber gar nicht erst anfangen, wo der Kollege sie doch gleich kategorisch zu eben solchen erklärt hat. Mal so rein statistisch gesehen: Wieviele Filme werden pro Jahr in Deutschland produziert? Und da soll kein einziger brauchbarer bei (gewesen) sein? Seit 80 Jahren nimmer? Tut mir leid, aber für mich hat so eine Behauptung einen Albernheitsfaktor, gegen den der IQ diverser US-amerikanischer Präsidenten sich eher bescheiden ausnähme. Und auch das ist eine kategorische Behauptung. Ja.


    Schöne Grüße von blaustrumpf

  • Hi blaustrumpf ...


    ... interessant wäre zu lesen, welcher Film in den 20ern denn die Grenze markiert.


    Okay, mit IQs spekuliere ich nicht, ich halte mich knapp bei 60 und mach all draus, wo geht.


    Denke ich aber an Franz Kafkas "Red Scorpion" oder an Thomas Manns "Rambo III", die ja in den USA verfilmt wurden, dann sehe ich schwarz für das deutsche Kino :braue


    Gruß ...


    Jo

  • Zitat

    Original von jessiter
    ... interessant wäre zu lesen, welcher Film in den 20ern denn die Grenze markiert.


    Hallo, jessiter


    Im Zweifelsfall Metropolis. Allerdings wäre so ein richtig schöner Überbau supieinfach zu basteln, so Kracauers Schritt von Caligari zu Hitler (als argumentative Prosa mit – notabene! – eigenständigen Argumenten unterfüttert) nachgegangen würde.


    Schöne Grüße von blaustrumpf