über Gesinnungen

  • manchmal, bersonders im Gespräch mit sogenannten Ungläubigen, also mit Menschen, die behaupten, Gott sei Dank mit Religion und Kirche nichts am Hut zu haben. In meiner Kindheit und Schulzeit hat das orB gehseissen ( ohne religiöses Bekenntnis )...
    ...also, manchmal frage ich mich, wie weit eine Staatenzugehörigkeit nicht mit einer Kirchenzugehörigkeit verglichen werden kann.


    Das vorläufig.
    Wenn keine/r Lust hat, darüber zu plaudern, so habe ich wenigstens wenig darüber nach gedacht und geschrieben.

  • Zitat

    Original von Lackinger


    ...also, manchmal frage ich mich, wie weit eine Staatenzugehörigkeit nicht mit einer Kirchenzugehörigkeit verglichen werden kann.


    Da gibt es tatsächlich Gemeinsamkeiten, aber die wesentlichsten Unterschiede für mich sind:


    1.) mit einer Staatszugehörigkeit lege ich nicht zwangsweise ein Bekenntnis für eine bestimmte politische Ausrichtung ab. Ich weiß, das gilt nicht überall, deshalb grenze ich das auf die demokratischen Staatsformen ein.
    2.) die theoretischen Einflussmöglichkeiten in einem Staat sind relativ hoch und hängen im wesentlichen von der eigenen Persönlichkeit ab. Das ist ein wenig theoretisch und ebenfalls auf die demokratischen Staatsformen bezogen, aber in der Praxis gibt es mehr Beispiele für diese Aussage, als Beispiele für Veränderungen in Kirchen von unten.


    Dann weise ich noch einmal darauf hin, dass in allen Glaubensdiskussionen besser streng zwischen Kirche und Religion getrennt werden sollte. Es gibt zwar Zusammenhänge - aber die sind schwächer als immer angenommen.


    Weiterhin bestreite ich, dass es Ungläubige gibt (von einem gewissen Thomas einmal abgesehen :D). Auch sogenannte Atheisten glauben immer etwas. Kürzlich las ich noch in einem anderen Forum, das so jemand "daran glaubt, dass die Wissenschaft noch alles erklären wird." Na bitte! Ungläubig gibts nicht - ich sagte es doch.


    Grüße aus dem sonnigen Taubertal


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Angesichts der Diskussion, die Freund Stoiber gerade angestoßen hat - nebst "Glaubensgipfel", dessen Ziel die Verschärfung des Strafgesetzbuchsparagraphen 166 ist -, gelange ich, als "Ungläubiger", mehr und mehr zu der Überzeugung, daß der Status der Religionsgemeinschaften demjenigen einfacher eingetragener Vereine gleichgestellt werden sollte - und sämtliche Protektionsmaßnahmen des Staats entfallen sollten, einschließlich des Einzugs der Kirchensteuer. Eine besondere Ächtung der Beleidigung von Kirchen, ihren Symbolen und Ritualen sollte ersatzlos gestrichen werden. Und Religionsunterricht gehört abgeschafft.


    Außerdem sollte den Kirchen verboten werden, nachts die Uhrzeit per Bimmelgeräusch zu verkünden.

  • Zitat

    Original von Tom
    Hallo, Horst-Dieter.


    http://www.spiegel.de/politik/…and/0,1518,419948,00.html


    Hallo Tom,


    was willst du mir damit sagen? Das er auch mein Freund werden soll? :(


    Da kann ich gut drauf verzichten.


    Das sich Vertreter möglichst vieler Glaubensrichtungen an einen Tisch setzen und und unabhängig von den Unterschieden über Gemeinsamkeiten reden, ist keine schlechte Idee. Nur die Leute bei dieser Versammlung sind m.E. nicht die richtigen dafür. Das ist mehr Kirche, als Religion - mehr Dogmatismus, statt "Glauben" - mehr Restriktion, statt Freiheit. Genau umgekehrt müsste es sein.


    Gruß aus dem abgedunkelten Taubertal


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Ich glaube natürlich auch, zum Beispiel, dass wir* heute abend Costa Rica wegpusten. Daran, dass Stuttgart dieses Jahr wieder auf die Feinstaubverordnung der EU, äh, hustet. An Navigationssysteme. An die Krebsheilung. Kernfusion. Gerechtigkeit.


    Ob ich dafür wohl auch irgendwann einen Ort und Glaubensbrüder brauche, um ne weihevolle Angelegenheit draus zu machen? Wenn der Tod näher rückt, möglicherweise?


    Religionsunterricht, ja, der gehört abgeschafft. Den Kindern wird von den kirchlichen Taliban , die da unterrichten, einfach zu viel Scheiß erzählt. Wenn ich mich zurückerinnere, war mir das alles immer unangenehm, die Kirchen vor allem, die Pfaffen, aber auch die Religionslehrer. Weg damit, statt dessen eine Geschichts- bzw. Märchenstunde, das regt die Phantasie an und niemand behauptet, dass dies alles mal so passiert sei.


    Den Rest aber würde ich lassen, weil die Kirche schon eine recht große soziale Rolle spielt.


    Gruß ...


    Jo


    *soviel zur Staatszugehörigkeit :braue

  • Zitat

    Und Religionsunterricht gehört abgeschafft.


    Das sehe ich nicht so. Er gehört nur verändert und zwar von Grund auf. Es sollte ein Unterricht sein, in dem Werte wie Respekt, Toleranz, HIlfsbereitschaft,.... Thema sein sollten. Das möglichst noch spielerisch, also mit Rollenspielen, Fallbeispielen, Projekten, (Hilfs-) Aktionen in der Gemeinde (die Viertklässler unserer Schule sind zum Beispiel einen Nachmittag in der Adventszeit von Haus zu Haus gezogen, und haben den älteren Einwohnern unserer Gemeinde Weihnachtslieder vorgesungen). Die Vorbereitung solcher Aktionen gehört meines Erachtens in den "Religionsunterricht". Natürlich, finde ich, dürfen darin auch Geschichten aus der Bibel vorkommen. Denn oft spiegeln sie die Werte, die ich in unserer Gesellschaft leiderhin und wieder vermisse, wider. Zudem ist die christliche Religion mit all ihren Facetten ein wichtiges Stück unserer Geschichte. Im Geschichtsunterricht haben wir nichts darüber gelernt. Wir haben nicht einmal die Kreuzzüge durchgenommen. Also müsste man auch darüber ncoh mal nachdenken.
    Soweit meine Gedanken dazu. Übrigens, ich unterrichte kein Religion (auch wenn der Verdacht nach meinen Aussagen hier nahe liegt. :D )

  • Zitat

    Original von Tom
    Angesichts der Diskussion, die Freund Stoiber gerade angestoßen hat - nebst "Glaubensgipfel", dessen Ziel die Verschärfung des Strafgesetzbuchsparagraphen 166 ist -, gelange ich, als "Ungläubiger", mehr und mehr zu der Überzeugung, daß der Status der Religionsgemeinschaften demjenigen einfacher eingetragener Vereine gleichgestellt werden sollte - und sämtliche Protektionsmaßnahmen des Staats entfallen sollten, einschließlich des Einzugs der Kirchensteuer. Eine besondere Ächtung der Beleidigung von Kirchen, ihren Symbolen und Ritualen sollte ersatzlos gestrichen werden. Und Religionsunterricht gehört abgeschafft.


    Da spricht mir mal einer aus der Seele - ob nun angesichts irgendeiner Diskussion oder nicht.
    Das Bimmeln selbst finde ich nicht schlimm. Bei mir tickt der Wecker ohnehin lauter :D.


    Grüße,
    Karen

  • Hallo,


    Religiöse Organisationen halte ich für menschliche Relikte aus grauer Vorzeit.
    Ist schon interessant, dass sich Religionen nicht aus der Geschichte wegdenken oder wegargumentieren lassen – ich denke, dass Religion mehrere Funktionen auf mehreren Bewusstseinsebenen erfüllt, z.B. als erklärende Funktion natürlicher Umstände, die mit dem Fortschritt durch die Wissenschaft erklärt werden ( Wissenschaft und Religion trifft sich am Punkt der Entstehung des Universums wieder ) oder als Erklärung in Gewissensfragen ( „Du darfst nicht (Menschen) töten“ als dogmatische Erklärung des natürlichen Prinzips der Arterhaltung ),
    als Erklärung der Unfassbarkeit der menschlichen Natur ( das göttliche Prinzip, der Gottesplan ), als psychologische Erklärung von Verhaltensweise ( Inkubus, Sukkubus, Fluch, Segnung ); all die verschiedenen Wissenschaften an die wir heute glauben und lehren ( Psychologie ist, überspitzt formuliert, nur ein Versuch und keine empirische Wissenschaft ) ersetzen sukzessive religiöse Muster, doch das endgültige aus für Christen, Moslems, Juden, Hindus ist leider noch lange nicht in Sicht, mitunter deshalb, um auch mal kritisch sein zu dürfen, weil es den Gruppen unmöglich scheint, in Dialog miteinander zu treten. Die Religion leidet an ihrer tiefen Verwurzelung im Menschen, denn die erklärenden Elemente gehen zunehmend aus.
    Religion als Grund und Rechtfertigung zur Machtausübung und –Missbrauch.
    Religion als Grund und Erklärung, dass der Mensch besser (göttlich) ist, als er ist - ja wie wohl fühlt man sich doch dabei…
    Aber in den grausamsten der Tage der Geschichte bot sie auch Halt, kann ich mir vorstellen, sich nicht selbst von der grausamen Welt zu befreien.
    Den großen Nachteil der Religionen sehe ich darin, jegliche Verantwortung für das Dasein einer imaginären Person zu übertragen, was ebenso hilft Schmerz zu bewältigen, wie Schmerz zuzufügen.
    Die kindliche Erkenntnis, dass der Weihnachtsmann in Wirklichkeit Onkel Egon ist, geht der Erkenntnis voraus, dass der religiöse Vertreter in Wirklichkeit der nette Nachbar ist oder der
    gehässige Despot aus dem Pfarrhaus oder ein Schwätzer, Lügner, pädophiler, kluger, weiser,
    ratgebender, helfender…Mensch ist.
    Kirche und Religion ist für mich das, was ihre Vertreter sind, das Bedürfnis danach ein menschlicher Makel, der nicht akzeptiert werden will. Ich glaube auch nicht an das Böse, doch wisset, jeder der den Satan leugnet ist ein Ketzer und wird verbrannt.

  • Andromeda - der Sportunterricht bietet sich sehr für die Wertevermittlung an. Den Rest müssen wohl oder übel die Eltern leisten. Aber ich geb zu - ich halte auch ganz allgemein die Vermittlung von Werten in dieser direkten Form für ziemlich unerheblich.


    Gruß ...


    Jo

  • Eigentlich fast schon verwunderlich, dass die Atheisten, Agnostiker, etc. sich nicht schon längst zu einer eigenen Kirche zusammengefunden haben. Augenscheinlich wimmelt es unter ihnen genauso von Dogmen, wie bei den christlichen Kirchen. Gell?


    Gruss,


    Bernd :bier

    "Der erfolgreiche Abschluss infamer Aktionen steigert Ihren Bekanntheitsgrad, was für Ihren Feldzug zur absoluten Weltherrschaft unglaublich wichtig ist." (aus dem Benutzerhandbuch des PC-Spiels Evil Genius)

  • Huhu, Bernd.


    Tja, das alte Totschlagargument, die Grundsätze der Nichtgläubigen wären ebenso dogmatisch und letztlich haltlos wie etwa die Annahme, irgendwann wäre ein Typ namens Jesus von den Toten auferstanden und gen Himmel gedingst. 8)


    Dringende Buchempfehlung in diesem Zusammenhang:


    ASIN/ISBN: 3406511244

  • ich persönlich würde für die Beibehaltung des Religionsunterrichtes stimmen.
    Aber nicht nur in den Volksschulen, sondern auch in den höheren Stufen.
    Wichtig scheint mir, nicht nur vom von Hause aus mitgebrachten Glauben zu lernen, den Kathechismus zu trillen, sondern von anderen, von fremden Religionen zu erfahren.


    Als ich ein Kind war... vor etwa 50 Jahren, gab es zweierlei Religionsunterricht. katholisch und evangelisch... zwei oder drei pro Klasse durften früher nach Hause gehen, weil sie orB waren.
    Heute dürfte es in Mitteleuropa ja nur so wimmeln von Islamiten, Buddhisten, Animisten usw.


    Religionsuntericht soll sein, was er dem Wort nach sein müßte.
    Er soll die Menschen in punkto Religion unterrichten... nicht zu Heiligen und Frömmlern ausbilden wollen!!!


    Mich stank immer das unangenehme Beten zu Beginn der Religionsstunde an.


    Mit anderen Worten: es würde uns allen nicht schaden, wüßten wir mehr von den Religionen unserer Mitmenschen.
    Religion oder Glaube oder sonstige Gesinnungen sind wichtige Bestandteile kollektiven Bewußtseins, Bausteine unserer Gesellschaften... ob wir das wahrhaben wollen, oder nicht!


    Außerdem schadet es nicht, auf den anderen näher einzugehen, mehr von ihm wissen zu wollen als Marke, Modell, Farbe und Jahrgang seines Automobils.

  • Zitat

    Als ich ein Kind war... vor etwa 50 Jahren, gab es zweierlei Religionsunterricht. katholisch und evangelisch...


    Den gibt es immer noch so :achsel Allerdings ist zum Beispiel an meiner Schule so, dass evangelisch und katholisch zusammengelegt wurden, weil es hier in der Gegend nur sehr wenige katholische Kinder gibt.
    Ich bin auch dafür, dass andere Religionen in diesen Unterricht miteinbezogen werden sollten. Nur, wer soll diesen Unterricht dann erteilen? Wie viele Lehrer gibt es, die wirklich Ahnung von all den unterschiedlichen Religionen haben? Das wäre ein organisatorisches Problem.
    Was die Vermittlung von Werten angeht, halte ich das für unerlässlich. Ich finde das kommt einfach viel zu kurz, auch im Sportunterricht, wo es wirklich sehr gut machbar wäre. Aber es drücken sich doch auch hier zum Beispiel immer die gleichen Schüler um das Aufräumen. Und das ist wirklich eine Kleinigkeit. Wenn ich sehe, wie Schüler zum Teil miteinander umgehen und wie sie auch mit fremdem Eigentum umgehen, dann stehen mir die Haare zu Berge. Das sind Dinge, die kann man einfach nicht so am Rand abhandeln. Dazu braucht man immer wieder Gelegenheiten, Zeit, um mit den Kindern über solche Dinge zu sprechen.

  • Zitat

    Original von Tom
    Huhu, Bernd.


    Tja, das alte Totschlagargument, die Grundsätze der Nichtgläubigen wären ebenso dogmatisch und letztlich haltlos wie etwa die Annahme, irgendwann wäre ein Typ namens Jesus von den Toten auferstanden und gen Himmel gedingst. 8)


    Hallo Tom,


    Toschlagargument hier und Totschlagargument da. Es ist müßig, das hin- und herzugeben. Eine gute Übung ist es, eine Weile den Standpunkt des anderen einzunehmen, so als wenn es der eigene wäre. Das ist nicht einfach. Einmal muss man sich überwenden, für eine Zeitlang eine gegenteilige Meinung zu übernehmen und zweitens muss man das auch ernst meinen. Aber es schafft eine differenziertere Wahrnehmung.


    Im Übrigen ist die Haltung, das alles nicht erklärbare nicht zu glauben ist und irgendwann alles wissenschaftlich erklärt werden kann keine neue Geschichte. Nicht fortschrittliche, gebildete Persönlichkeiten argumentieren so. Bereits im alten Indien gab es das:


    Zitat

    Dass es selbst zur Zeit der Upanischaden Skeptiker gab, geht aus den Upanischaden selbst hervor. Zuweilen verspotteten die Weisen die Priester, wie etwa die Chandogya Upanischad, die die strenggläubige Geistlichkeit ihrer Zeit mit einer Prozession von Hunden vergleicht, von denen jeder den Schwanz seines Vorgngers hält und fromm spricht: "Om, lasset uns essen, Om, lasset uns trinken." Die Svasamveda Upanischad verkündet, es gebe keinen Gott, keinen Himmel, keine Hölle, keine Wiedergeburt, keine Welt; die Veden und die Upanischaden seien das Werk eingebildeter Narren; Gedanken seien bloß Illusionen und alle Worte unwahr; das von blumigen Reden verführte Volk klammere sich an Götter, Tempel und heilige Männer, obgleich zwischen Wischnu und einem Hunde gar kein Unterschied sei. Und die Geschichte von VIrocana wird erzählt, der zweiunddreißig Jahre lang bei dem großen Gotte Prajapati pesönlich als Schüler weilte, reiche Belehrung über das Selbst empfing, das "frei ist von allem Bösen, von Alter, Tod, Trauer, Hunger und Durst, das nach dem Wirklichen strebt" und der dann plötzlich zur Erde zurückkehrte und die höchst anstößige Lehre predigte: "Das eigene Selbst soll hier auf Erden glücklich gemacht werden. Das eigene Selbst muß gepflegt werden. Wer sich auf Erden glücklich macht, wer sich pflegt, erlangt beide Welten, diese und die nächste." Vielleicht haben die guten Brahmanen, die die beide Welten, diese und die nächste." vielleicht haben die guten Brahmanen, die die Geschichte ihres Landes überlieferten, uns ein wenig über die Einmütigkeit der indischen Mystik und Frömmigkeit getäuscht.
    [RIGHT]Will Durant: Der alte Orient und Indien, 1935[/RIGHT]


    Das Argument, man könne als zeitgemäßer, aufgeklärter, wissender Mensch Dinge wie Weihnachtsmann, Christkind, Osterhase, unbefleckte Empfängnis, Auferstehung und Himmelfahrt von Christus (um nur einige Beispiele zu nennen) nicht akzeptieren, ist eigentlich ein Hinweis, wie kleingeistig gedacht wird.


    Die ersten drei Dinge haben sowieso nichts mit Religion zu tun, zumindest nicht mittelbar. Es sind konsumorientierte Mechanismen, die lediglich für wirtschaftlichen Aufschwung zu bestimmten Zeiten sorgen. Die anderen Dinge sind als Dogma, dem nicht wiedersprochen werden darf, sowieso erst sehr spät in die kirchlichen Lehrsätze eingeflossen. Die Festschreibung solcher Sachen ist etwa so, als wenn Altertumswissenschaftler es als bewiesen ansehen, das auf Grund der Aufzeichnungen bei Homer früher einäugige Riesen gelebt hätten. Sämtliche Texte, die Religionen zu Grunde liegen, sind nicht unbesehen als geschichtliche Tatsachen zu werten (auch wenn in diesen Texte historisches isoliert werden kann). Vieles sind bildhafte Darstellungen, die interpretiert - und nicht einfach - geglaubt werden müssen.


    Ganz schwierig wird es, wenn das Bild eines weißharigen und langbärtigen bevorzugt älteren Mannes, dem eine Taube auf der Schulter sitzt und einen jungen, langhaarigen Mann im wallenden Kleid neben sich hat als "Gott-Vater" gebracht wird. In so einem Fall diskutiere ich gar nicht mehr. Wer sich "für" solch ein Bild begeistert, steht für mich auf der gleichen Stufe, wie jemand, der sich gegen die christliche (oder sonstige) Religion wendet, weil er ein solches Bild nicht akzeptieren kann.


    :attn Hier wird es gefährlich :attn


    Der Sprung in fanatische Lehrmeinungen, egal welcher Art (auf die Bernd, so glaube ich, hinweisen wollte) ist nämlich nicht so groß.


    Statt Kinder in der Erziehung zu dogmatisieren (ganz gleich in welcher Richtung) sollten wir lieber versuchen, sie zu eigenständigem, freien und kritischem Denken zu erziehen. Das kann auch MIT Religionsunterricht erfolgen, wenn dieser frei von Dogmatismen irgendwelcher Art ist. Das Unterdrücken all dessen, was an Religion in der Welt ist, kann ja nicht wirklich hilfreich sein. Das Verständnis schon eher.


    Und da sind wir bei meinem Lieblingsthema: Schränkt die Einflußnahme der Kirchen ein oder besser noch, zwingt sie zu demokratischen Strukturen. Der Zwang würde sich ja weniger auf die Gläubigen auswirken, sondern auf die in den "oberen Sphären", die glauben, dem Fußvolk alles vorkauen und vor-regeln zu müssen. Die Gottes-Stellvertreterschaft sollte erst dann öffentlich anerkannt sein, wenn diese durch schriftliche und notariell beglaubigte Urkunden nachgewiesen ist 8)


    gläubige Grüße


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Ich fände es falsch, den Religionsunterricht abzuschaffen, genauso wie ich die derzeitige Auffassung von Religionsunterricht falsch finde. Es sollte nicht eine Religion, sondern es sollten Religionen unterrichtet werden. Daran könnten dann auch alle Kinder teilnehmen.
    Wir haben in unserer Stadt neben verschiedenen christlichen und moslimischen Gemeinschaften sogar eine Synagoge, was läge da näher, als Kontakte zu pflegen und mit der Schule eine Exkursion dorthin zu machen. Wer von denen, die nicht jüdisch sind, hatte je Gelegenheit, eine Synagoge von innen zu sehen? Mein eigener RU war so mager, ich könnte nicht mal sicher sagen, ob ich eine Synagoge besichtigen dürfte.


    Für meine Kinder (und wahrscheinlich für alle anderen ihres Alters auch) ist der Begriff Tod etwas Unfassbares, Unheimliches - darin unterscheiden sie sich nicht sehr von Erwachsenen. Kindern ebenso wie Erwachsenen etwas Tröstliches und Beruhigendes in Form von Religion anzubieten, ist meiner Meinung nach nicht falsch. Es kommt immer darauf an, was man daraus macht, sowohl als Glaubensvermittelnder, als auch als heranwachsender und schließlich erwachsener Empfänger.


    Die Frage, ob und wieviele Götter es gibt, welches Geschlecht sie haben, und welche Religion recht hat, ist für mich persönlich genauso belanglos wie unergründlich. Wer kann im Ernst annehmen, dass eine Entität, sollte sie das alles hier geschaffen haben, durch einen Menschen erkennbar und in Begriffe zu formen ist?
    Der Religionsunterricht gibt Strickanleitungen. Oder zumindest sollte er das tun. Jeder muss sich letztendlich sein eigenes Konzept so zusammenstricken, dass er sich daran festhalten kann, wenn das Leben am seidenen Faden hängt.


    Man muss natürlich dazu sagen, dass die Konfrontation mit mehreren Religionen die Kinder verwirrt. Sie wollen eine simple Wahrheit haben. Aber warum das auch bei manchen Erwachsenen noch so sein muss, ist mir nicht klar...

  • Hallo Xará,
    hallo liebe Freunde,


    vielleicht verwundert jetzt meine Meinung zum Thema Religion und Schulen, zumal mich der eine oder andere als Anhänger des atheistischen Existentialismus kennt. Die Erklärung ist ganz einfach. Da es lediglich das Nichts gibt, stellt sich im a. Existentialismus garnicht die Frage nach der Existenz eines göttlichen Wesens. Zurück zum Thema: Ich bin trotzdem geneigt, wer einer Religionsgemeinschaft angehört, sollte den entsprechenden Religionsunterricht besuchen müssen. Mein Überlegungen dazu sind folgende.


    Welches Welt-Unglück der Islam heraufbeschwören könnte - der nächste Weltkrieg könnte ein Religionskrieg sein - erleben wir gerade. Hintergrund ist, dass in den letzten Jahrzehnten die schulische und wissenschaftliche Aufarbeitung des Islam in einem geregelten Religionsunterricht in den islamischen Ländern unterblieben ist. Kurz gesagt: "die wissenschaftliche Islamlehre ist am Hund - die entsprechenden Wissenschaftler fehlen". An die Stelle sind hinterwäldlerische Koranschulen mit ihrer Hetze und Indoktrination getreten. Dies alles entstand bzw. entsteht vor dem Hintergrund, dass sich die islamische Welt im Grunde als Verlierer gegenüber dem Westen fühlt.


    Religion und Theologie versus Philosophie (ich weiß, ein alter Streit) sind ein wichtiger Bestandteil jeder Kultur, auch wenn man dem einen oder dem anderen Wissensgebiet den Vorzug gibt. Die Menschheit wird die Herausforderungen des 21. Jahrhunderst (u.a. auf dem Gebiet des technischen Fortschritts) geistig bzw. gedanklich nur dann meistern, wenn sie auch emotional dafür gerüstet ist. (Ich hoffe, mich einigermaßen verständlich ausgedrückt zu haben). Beispiel: Wie wird es einem Menschen ergehen, der für Jahre eine Weltraumreinse unternimmt? Oder: Wäre die Menschheit geistig/emotional für den großen Exodus gerüstet? Das sind Fragen, die nur die Theologie und Philosopie beantworten können.


    Zudem: wer sich mit anderen Religionen, Weltanschauungen und Kulturen beschäftigt, der greift - bildlich gesprochen - nicht zur Waffe, da er Gemeinsamkeiten erkennen, das Andersartige vielleicht nicht verstehen, zumindest aber erahnen und achten wird.


    In diesem Sinne wünsche ich Allen ein schönes Wochenende.
    Tasso J.M.

  • Zitat

    Original von Tasso9x...zumal mich der eine oder andere als Anhänger des atheistischen Existentialismus kennt. Die Erklärung ist ganz einfach. Da es lediglich das Nichts gibt, stellt sich im a. Existentialismus garnicht die Frage nach der Existenz eines göttlichen Wesens.


    Das habe ich schon immer bewundert, wie man sich mit diesem Glauben zufrieden geben kann. Und damit man mich nicht falsch versteht: ich habe eine Hochachtung davor, wie es manche Menschen mit dieser Weltanschauung schaffen, geistig stabil zu bleiben und sogar noch Großartiges zu leisten :anbet


    Zitat

    Dies alles entstand bzw. entsteht vor dem Hintergrund, dass sich die islamische Welt im Grunde als Verlierer gegenüber dem Westen fühlt.


    Das ist nicht nur ein Gefühl. Das kann objektiv nachgewiesen werden. Man muss nur die Geschichte des nahen und fernen Ostens der letzten 250 Jahre untersuchen, dann wird man feststellen, das dieses Gefühl nicht unbegründet ist.


    Zitat


    Religion und Theologie versus Philosophie (ich weiß, ein alter Streit) sind ein wichtiger Bestandteil jeder Kultur, auch wenn man dem einen oder dem anderen Wissensgebiet den Vorzug gibt.


    Ich schrieb ja schon an anderer Stelle, das manche merkwürdige, aus religiösem Bewußtsein entstandenen Handlungen, echte Kulturleistungen waren.


    Zitat


    Die Menschheit wird die Herausforderungen des 21. Jahrhunderst (u.a. auf dem Gebiet des technischen Fortschritts) geistig bzw. gedanklich nur dann meistern, wenn sie auch emotional dafür gerüstet ist. ...


    Zudem: wer sich mit anderen Religionen, Weltanschauungen und Kulturen beschäftigt, der greift - bildlich gesprochen - nicht zur Waffe, da er Gemeinsamkeiten erkennen, das Andersartige vielleicht nicht verstehen, zumindest aber erahnen und achten wird.


    Ja prima! Da verstehen wir uns. Da habe ich keinen Einwand, sondern nur Zustimmung.


    Erfreute Grüße


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann