Huhu.
Es ist zwei Uhr morgens, was für 42er-Verhältnisse recht früh erscheint, aber es war ein anstrengender, ereignisreicher Tag. Eines dieser Ereignisse war die Lesung der 42er in der Stadtbücherei Marburg - vor exakt 42 Gästen, und aus irgendeinem metaphysischen Grund standen an der Saftbar genau 42 Gläser bereit.
Das war, meine nicht nur ich, eine der schönsten und gelungensten Lesungen der 42er bisher. Achim Friker eröffnete mit einem - für ihn stilistisch nicht ganz untypischen - friker-fröhlichen Adoleszenztext, Heike Wolff schloß mit einem Kapitel aus "Rabengeflüster" an, in dem sie die Leiden der Auftragsschreiber thematisiert.. Dann folgte, wenn ich die Reihenfolge recht zusammenbringe, Beate Paul mit ihrer wirklich widerlichen, herrlichen Geschichte "Wiedervorlage", die dem Begriff "Doppelbedeutung" eine völlig neue Nuance verleiht. Die erste Runde endete mit mir und dem Kapitel "30 Biere" aus "Idiotentest".
Die zweite Runde bestritten Michael Hoefler, der mit seiner Posie Lachanfälle auslöste, und dessen Vortrag auf vortreffliche Weise lakonisch-distanziert war. Helmut trug den Siegerbeitrag des ersten Putlitzer-Preises, "Flughunde" von Christoph Willumeit, vor, und zwar so, daß ich Tränen lachen mußte, obwohl ich diesen Text schon ein Dutzend Male gelesen und einmal live gehört habe. Dann folgte Christian Fleischhauer, der eine kurze, eigentlich belanglose Geschichte, durch literarische Variationen trieb, die kein Auge trocken ließen - im positiven Sinne.
Iris beendete die Runde und den Abend mit einem Kapitel aus ihrem kommenden Roman "Pfaffenkönig", und obwohl sie mit den geflüsterten Worten "Da muß noch ein bißchen was dran getan werden" die Bühne verließ, war sie mit dieser Einschätzung zumindest in dieser Runde in der Minderheit.
Helmut moderierte, und das hat er gut gemacht. Von seinem Vortrag war ja schon die Rede.
Wenn ich diesen Abend revuepassieren lasse und an die früheren Lesungen denke, die wir bei ähnlichen Anlässen ... abgeliefert haben, dann muß ich vor dem heutigen Abend und seinen Protagonisten den Hut ziehen. Und das Publikum würde das, obwohl sie uns natürlich früher nicht gehört haben, auch tun, denke ich. Herr Höfler von der Stadtbücherei war jedenfalls hochzufrieden und hat stantepede eine Einladung für das kommende Jahr ausgesprochen. Ich war ausgesprochen stolz auf uns.