Maxim Biller: Die Tochter

  • Dies ist das einzige Buch eines respektablen Autors, das ich kenne, in dem Gewalt gegen ein Kind und sein sexueller Mißbrauch positiv dargestellt werden. Allein diese Tatsache ist so ungewöhnlich und schockierend, dass dies mit einigen Stellen belegt werden soll.


    Auf S. 154/55 lesen wir zum ersten Mal davon, wie Mordecai Wind, genannt Motti, der Protagonist des Buches, seine kaum fünfjährige Tochter Nurit erst schlägt und dann sexuell mißbraucht:


    "Sie (Mottis Tochter Nurit) hatte sich nicht gewehrt, sie hatte tapfer seine Schläge erduldet, und als er hinterher weinen mußte, war sie, obwohl sie Schmerzen hatte, im Bett zu ihm gekrochen ... sie hatte sich wie eine Frau über ihn gebeugt, sie hatte versucht, mit ihren kleinen, warmen ungeschickten Fingern seine Tränen wegzuwiscchen, und dabei hatte sie ihn mit ihrer brüchigen, kranken Stimme fast unhörbar getröstet, so schön und so lange, bis er ihrem Werben einfach nicht mehr widerstehen konnte".


    Wer denkt, dass diese Szene nicht mehr zu steigern sei, der wird von Biller auf den S. 324/36 eines Besseren belehrt:


    "'Nicht schlagen, Vati', sagte Nurit'.
    "' Doch ..."'
    "'Bitte nicht"'
    (...)
    Der erste Schlag traf sie auf der Schulter, der zweite bereits auf dem Kopf. Nurit wankte leicht, trotzdem gab ihr nackter Körper nicht nach ... Motti schlug sie mit beiden Händen, aber nicht sehr stark, er schlug sie wie ein wütender Jungem, der auf einen viel größeren losgeht. Zwischendrein hörte er immer wieder kurz auf, er starrte sie keuchend an, doch sie wirkte weiterhin völlig ungerührt, nur ihre aufgesprungene blutige Lippe und der große dunkle Blutstropfen in ihrem rechten Nasenloch zeugten davon, was gerade mit ihr geschah.
    (...)
    Motti gab ihr links und rechts eine Ohrfeige. ..., sie machte ein paarmal den Mund auf, doch es kam kein einziges Wort mehr heraus, sondern nur ein hohles, leises, langgezogenes Wimmern, und während Motti, nun schon ganz kraftlos, ihr zur Sicherheit ein paar letzte Ohrfeigen gab, sah sie an ihm vorbei zu ihrer Mutter und zu ihrem Großvater."


    Nun ist es ja so, dass Gewalt in guter Literatur die poetische Funktion haben sollte, Einsichten und Erkentnisse über Menschen zu vermitteln. Da Biller zu solch extremen Mitteln greift, müßte er eigentlich einen sehr guten Grund dafür haben; der ist jedoch nicht zu erkennen.


    Worum geht es eigentlich in diesem Buch? Es ist die Geschichte von Motti Wind, einem jungen Israeli, der im Flugzeug Sofie, eine junge Deutsche, kennen lernt. Motti geht mit Sofie nach München, wo sie heiraten. Motti macht einen Jeans-Laden auf, Sofie studiert Germanistik.


    Motti ist ein zierlicher, schwarzhaariger, dunkelhäutiger Israeli, der einen Kopf kleiner ist als seine walkürenhafte Frau, die jedoch dem Leben genauso wenig gewachsen ist wie er. Während Motti bald mit seinem Laden Pleite macht (die Schulden übernimmt der ungeliebet Schwiegerpapa), kommt Sofie aus den Problemen gar nicht mehr heraus. Erst wird sie vom ihrem Professor hereingelegt, dann wird ihre Dissertation abgelehnt, schließlich kommt sie bei einem Verlag unter, wo sie bald ins Abseits bugsiert wird.


    Sofie ist die Rabenmutter par excellence. Erst will kein Kind, als es da ist, kümmert sie sich nie darum, und als das Jugendamt gegen Mottis sexuellen Mißbrauch nichts unternimmt, billigt Sofie das stillschweigend.


    Nach Jahren der Schläge und des Mißbrauchs wird Nurit von ihren Eltern (der Roman sagt nicht von wem genau) aus aus dem Fenster ihrer Schwabinger Wohung geworfen, wo sie im Vorgarten stirbt.


    Das ist der Plot des Romans, aber so wird der Roman nicht erzählt.


    Erzählstruktur: Der Roman besteht aus 30 Kapiteln (ohne Nummerierung, Zählung von mir), die von einem internen Erzähler in der dritten Person erzählt werden. Es gibt eine Rahmenhandlung und dazwischen diverse Rückblenden. Die Rahmenhandlung spielt in München an einem Sonntag im Februar, vermutlich im Jahr 1998, als Nurit bereits zehn Jahre tot ist.


    Rahmenhandlung: Motti schaut sich ein Pornovideo an und ist überzeugt, dass die onanierende Aktrice seine Tochter Nurit ist. Dann verlässt er seine Wohnung, um Nurit, die er seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hat (weil sie tot ist, der Leser weiß dies aber noch nicht) für immer zu sich zu holen. Mit Bus, Taxi, Tram und S-Bahn fährt er quer durch Groß-München, in der Manteltasche das Cover des Pornovideos, das angeblich Nurit zeigt. Er hört Stimmen, die es nur in seinem Kopf gibt, und verliert zunehmend die Kontrolle über sich. Am Hauptbahnhof bricht er in einem Lokal zusammen, schmeißt den Tisch um, wird von einem sadistischen Kellner zum Aufräumen gezwungen (Motti ist, obwohl in Israel Panzerfahrer und Soldat, klein und schwach), kriecht auf allen Vieren durch die Fußgängerzone, schafft es in eine Tram, die ihn nach Schwabing bringt, wo er bei Sofie (die jetzt Sarah heißt und einen anderen Israeli geheiratet hat) läutet, Nurit verlangt, sie nicht bekommt (da sie ja tot ist), ein Bad nimmt und dann irgendwie wieder nach Hause kommt.


    Rückblenden und Parallelhandlung: Zwischen den Kapiteln der Rahmenhandlung wird die Geschichte von Mottis Ehe und die seiner Eltern (der Vater ist - bedeutungsschwer - KZ-Überlebender) erzählt. Immer wieder taucht in einem wilden Bruch der Erzählperspektive ein Ich-Erzähler auf, der Mottis Gedanken kennt, was ihn zu einem allwissenden Erzähler macht, der im Roman eigentlich nichts zu suchen hat. Dieser Ich-Erzähler ist auch mit einer zum Judentum konvertierten Deutschen verheiratet (Marie) und hasst genau wie Motti Deutschland und die Frauen. Durch diesen namenlosen Ich-Erzähler wird in der zweiten Hälfte des Buches eine Parallelhandlung begonnen, die viel zur Verwirrung des Lesers beiträgt. So ganz nebenbei erfährt der Leser auch noch, dass der unansehnliche Versager Motti, der Privatstunden in Thora- und Talmudlektüre gibt, auf Frauen unwiderstehlich wirkt und mit seinen ältlichen Schülerinnen (eine davon wieder bedeutungsschwer die Tochter eines Lebensborn-Nazis) reihenweise ins Bett geht.


    Sprache und Stil: Biller bemüht sich um ein exaktes Deutsch, insbesondere seine Beschreibungen von Gegenstädnen sind so exakt wie die von Adalbert Stifter, was etwas heißen will. Der Stil ist schwer, bedeutungsvoll und von Adjektiven gesättigt. Die Figuren des Romans sind durch die Bank unangenehme Charaktere, denen man im realen Leben lieber nicht begegenen möchte. Motti wird von Biller als der grundsätzliche anständige junge Mensch gezeichnet, der aber an den Umständen, den Mitmenschen (Sofie) und insbesondere an Deutschland verzweifelt, ja darüber verrückt wird. Der Roman unterstellt ganz klar, dass Motti sein Kind schlägt, mißbraucht und wahrscheinlich auch ermordet, weil das Leben in Deutschland ihn dazu getrieben hat.


    Biller hat versucht, einen Großstadtroman nach bekannten Vorbildern mit einem psychologischen Entwicklungsroman zu verbinden. Auch hier ist die äußere Reise durch München die innere Reise. Die Verwandten Motti Winds in dieser Hinsicht sind Leopold Bloom, Holden Caulfield, Franz Biberkopf und Leutnant Gustl.


    Biller ist gewiß ein überaus intelligenter Schriftsteller, der jedoch mit viel zu viel Bedeutung hausieren geht, viel zu viel Hass in so eine - eigentlich dürftige - Geschichte gepackt hat und dem Leser eine Achterbahnfahrt der Erzählperspektiven zumutet, die die Lektüre erschwert. Die einzigartig abstoßende Darstellung der Vater-Kind-Beziehung und die durchweg konstruierten Charaktere (Menschen sind nicht so) hinterlassen Trostlosigkeit und Abstumpfung.

    ASIN/ISBN: 3423129336


    Wikipedia über Maxim Biller

  • Zitat

    Original von Th. Walker Jefferson
    Biller ist gewiß ein überaus intelligenter Schriftsteller, der jedoch mit viel zu viel Bedeutung hausieren geht, viel zu viel Hass in so eine - eigentlich dürftige - Geschichte gepackt hat und dem Leser eine Achterbahnfahrt der Erzählperspektiven zumutet, die Geduld und Ausdauer von ihm verlangen. Ohne Papier und Bleistift, diverse Exzerpte und zweimaliges Lesen hätte ich das Buch nicht verstanden.


    Hallo Thomas Walker,


    nur mal so ne Frage aus persönlicher Neugier: Warum hast du dir dieses Buch überhaupt ein zweites Mal angetan?


    Interessierte Grüße
    Broxi

  • Zitat

    Original von Broxi
    Hallo Thomas Walker,
    nur mal so ne Frage aus persönlicher Neugier: Warum hast du dir dieses Buch überhaupt ein zweites Mal angetan?
    Interessierte Grüße
    Broxi


    Weil ich alles, was ich mache, richtig mache.


    Wenn Du dir die Rezensionen durchliest, gereade auch die profesioneller Kritiker, die bei Amazon alle abgedruckt sind, dann wirst Du feststellen, dass viele der Kritiker Billers Buch entweder nicht zuende gelesen oder nicht verstanden haben. Der Grund dafür liegt wirklich in der Komplexität des Buchs, den dauernd wechselnden Erzählern und - Biller ist ein schlauer Fuchs - in den falschen Spuren, die der Autor immer wieder legt.


    Schließlich ist es so, dass ich Büchern, die ich rezensiere, auch gerecht werden will. Hätte ich das Buch nur einmal gelesen, dann hätte ich das Gefühl gehabt, ich hätte Biller keine Gerechtigkeit widerfahren lassen.


    Nun ragen also oben aus meinem Exemplar 50 gelbe Zettel heraus, jede Seite ist mit kryptischen Bleistift-Notizen versehen und den Handlungsstrang habe ich über mehrere Blätter hinweg auf einem Flow-Chart dargestellt. Ich hätte Protoktologe werden sollen.

  • Warum diese Buchempfehlung, warum diese Zitate? Die Fixierung auf das Thema Sex/Gewalt/Kind hier geht mir allmählich auf die Nerven, und nicht nur mir, wie ich aus PNs weiß. Das Forum wird abstoßend, viele haben wohl schon resigniert und schreiben gar nichts mehr.


    Außerdem dürfte bekannt sein, dass einige Autorinnen sich hier in sehr schmerzhafter Weise mit dem Thema auseinandergesetzt haben.


    Ich wäre dankbar, wenn Herr Jefferson sich zurückhalten würde.


    So, und nun wird das Geschrei anheben, mir egal, ich hab schon in anderen Foren erlebt, wie sie sich aus solchen Gründen leeren.
    Bitte keine persönlichen Beleidigungen, bitte keine Frauen titulieren als prä- oder postklimakterische Mösen (Zitat), wir finanzieren mit unseren Vereinsbeiträgen dieses Forum und können erwarten, dass sich Gäste entsprechend benehmen.
    Meine Mail an den Vorstand schon vor einiger Zeit blieb unbeantwortet.


    P.S. Maxim Biller ist mir durchaus bekannt, u.a. aus der FAZ, wo er eine Art Narrenfreiheit zu genießen scheint. Imho.

  • Zitat

    Original von bogart
    ich glaube nicht, dass die rezension von twj wirklich eine empfehlung war, oder?


    bo


    Das ist nun Wortklauberei, bogart. Eine Buchvorstellung hat selten den Zweck, das Buch unbeachtet und ungelesen zu lassen. (Was dieses sonst bliebe, denn es ist, s. Anfang, das "einzige ... das ... positiv" usw.
    Es ist doch augenscheinlich, dass hier "bei uns" - sag ich mal, sag ich NOCH - ein anderer Ton angeschlagen worden ist, der mindestens mir aufstößt. Wie man sieht, habe ich meine Beiträge ja auch weitgehend entfernt, auch wenn dabei viele Threads zerstört worden sind, aber ich mache ja auch nicht bei jeder Anthologie mit. Und ziehe nicht in jede Wohngegend, um es metaphorisch auszudrücken.Suum cuique.

  • Hallo,


    normalerweise vermeide ich es tunlichst, mich in solche Debatten einzumischen. Hier möchte ich ausnahmsweise zu zwei Punkten Anmerkungen machen:


    1. Zur Rezi


    TWJ schreibt: " Motti ist der grundsätzliche anständige junge Mensch, der aber an den Umständen, den Mitmenschen (Sofie) und insbesondere an Deutschland verzweifelt."


    Sorry, nach der vorherigen Beschreibung hatte ich eher das Gefühl ein grauenvolles Monster vor mir zu haben, dessen handlungen durch nichts, aber auch gar nichts zu erklären oder gar zu rechtfertigen sind.



    2. Zur Diskussion:


    TWJ schreibt eine Rezi zu einem in einem namhaften und respektablen Verlag erschienen Buch. Ein für ein Autorenforum angemessenes Verhalten.


    Trotzdem kann es natürlich sein, dass jemand von der Rezi - oder vielleicht eher vom Thema das Buches - unangenehm berührt ist. Aber solche - wie ich annehme - unbeabsichtigten Verletzungen sind bei sehr vielen Themen möglich. Ich für meinen Teil weiß nicht, wie das zu vermeiden wäre.


    Gerade künstlerisch aktive Menschen sollten tunlichst nicht ständig mit der selbstzensierenden Schere im Kopf herum laufen.


    Liebe Pearl,


    eine Email von dir ist hier beim Vorstand leider nicht angekommen. Ansonsten wäre sie sicher beantwortet worden.


    Auch sonst gibt es keinerlei Äußerungen zu dem Thema, die uns erreicht hätten.


    Liebe Grüße


    Helmut

  • ... die Leute wollten und wollen auf den Mond, Pearl, und sonst/wo/hin, weil er da ist, - wie vieles da ist ...


    Nicht mehr da sind allerdings deine 'lustigen' Postings, - zum Beispiel fehlt eines bezogen auf einen Text von mir ...
    Es ist von dir entfernt worden, weil du es für richtig hälst.
    Leider hast du vergessen die nun im leeren stehenden Antworten auf dein Posting gleich mit/zu/entfernen.
    Und nächsten wirst du zu einer Bücherverbrennung aufrufen?, weil nicht sein darf, was du nicht willst ... :bonk


    Lass dich nicht entmutigen. Du wirst den Laden hier schon klein kriegen, wie die anderen von dir erwähnten auch. :rofl



    L.Gr.
    Michael K.

  • Keine Ahnung was das jetzt soll. TWJ hat doch den Autor Biller hart dafür kritisert, wie er mit dem Thema umgeht. Jedenfalls verstehe ich ihn so. Seid doch froh TWJ im Forum zu haben. Der bringt Leben in Bude.


    Biller selbst habe ich ein paar Mal gelesen. Langweilig.


    alle Gute


    Andreas


  • Ich antworte dir mit deinen eigenen Worten:

    Wenn man schreibt, trifft man die Idioten von gestern - die die Idioten von heute sind - die von morgen.


    Georg! Darüber schreibe ich.
    Und über Ziegen ficken - mit 2 Fingern - und jenseits aller Regeln.
    In eigener Sache: wie ich wirklich schreibe


  • Komisch, die Mail wurde hier im Forum abgeschickt, nicht nur ich warte auf die Antwort. Als Vereini, der so lange auf solch ein Forum gewartet hat, macht man sich natürlich Gedanken und Sorgen, wenn es eine bestimmte Tendenz annimmt und einige es dominieren wollen, quantitativ und im Ton. Ich erinnere daran, wie Sarah runtergeputzt wurde und an Ingrids empörtes Posting:


    RE: Spiegel und Fernsehen geben Heine den Rest


    Zitat:
    Original von Th. Walker Jefferson
    Also müssen die postmenopausalen Kultur-Mösen, die in Punkto Bildung schon lange staubtrocken liegen, nochmal kurz anmenstruieren und so tun, als würden sie den geistigen Eisprung nur einmal noch versuchen wollen.
    ------------
    So rum liest sich's doch noch netter:
    Also müssen die postpotenten Kultur-Schwänze, die in Punkto Bildung schon lange keinen mehr hoch kriegen, erst Viagra schlucken, dann kurz anwichsen und so tun, als würden sie den geistigen Samenerguss nur einmal noch versuchen

    (Ende von Ingrids Posting, in dem sie das Zitat parodierte.)


    In der Mailingliste herrschte ein anderer Stil vor, gell? Da wurde moderiert.
    Aber nun geh wieder Geburtstag feiern, ihr Alten wisst ja, dass ich beiGöttin nicht aus Prüderie kritisiere, sondern aus anderen Gründen. Es ist so schade, wenn manches den Bach runtergeht, in den Dreck gezogen wird etc.pp. Aber ich kann mich ja noch unsichtbarer machen.


    (Ich hab nur Tippfehler editiert, damit die Herren schöne Vollquotes machen können.)

  • Oh je, oh je!


    Das weitet sich ja zu einer blutigen Schlacht aus!


    Ich möchte alle, die an dem Wortgemetzel beteiligt sind ganz höflich bitten, sich etwas zurückzuhalten bzgl. Wortwahl und mal zu bedenken, dass man sich auch in einem Forum nur so viel um die Ohren hauen sollte, wie man es auch von Angesicht zu Angesicht schaffen würde.


    Also: Runter mit den Waffen! 8)


    Grüße


    Helmut

  • Liebe Pearl,


    deine Postings in diesem Thread verlangen nach Klarstellung.


    1. P: Warum diese Buchempfehlung, warum diese Zitate?


    Das ist keine Buchempfehlung, das ist eine Buchbesprechung - ganz einfach. Es steht nirgendwo, dass ich dieses Buch empfehle.


    Ja, warum zitiert man denn? Bedarf das der Erläuterung? Ich habe gelernt: Zitate dienen der Argumentation, Fußnoten der Dokumentation. Und genau so ist es. Ich zitiere, um meine Argumentation zu untermauern. Ich argumentiere nämlich schon eingangs, dass ich die, offensichtlich beifällige, Darstellung von Kindesmißbrauch ablehne und schockierend finde. Das kann ich aber nicht einfach so behaupten, das muß und will ich dem Leser zeigen.


    2. P: Außerdem dürfte bekannt sein, dass einige Autorinnen sich hier in sehr schmerzhafter Weise mit dem Thema auseinandergesetzt haben.


    Woher sollte mir das bekannt sein? Wer hat sich wie mit diesem Theme (welchem Thema eigentlich genau?) auseinandergesetzt? Ich bitte um Belege. Leg doch die Karten auf den Tisch!


    Ja und wenn? Autorinnen, die in diesem Forum aktiv sind, haben sich mit dem Thema (ich nehme an, Du spricht von Kindesmißbrauch) auseinandergesetzt - ist das gemeint? Also gut! Und jetzt? Bedeutet dass, weil sich Autorinnen in mir bislang unbekannten Werken mit diesem Thema auseinandergesetzt haben, dass dann niemand mehr eine Rezension über ein Buch schreiben darf, das sich - wie verfehlt auch immer - ebenfalls mit diesem Thema beschäftigt?


    Du verzeihst mir bitte, wenn ich jetzt sage, dass mir solch ein Gedanke nicht einleuchtet. Ich verstehe vollkommen, dass für die Betroffenen die Auseinandersetzung mit so einem Thema schmerzhaft ist, aber das kann doch nicht bedeuten, dass ab jetzt nie wieder jemand sich mit dem Thema Kindesmißbrauch befassen darf - niemand hat ein Monopol auf Themen. Oder doch?


    3. P: Maxim Biller ist mir durchaus bekannt


    Ich habe in meiner Rezension nirgendwo geschrieben: Pearl kennt Maxim Biller nicht. Aber ich nehme an, das sind jetzt die Cervanteschen Windmühlenflügel, oder? :blume


    4. P: Die Fixierung auf das Thema Sex/Gewalt/Kind hier geht mir allmählich auf die Nerven, und nicht nur mir, wie ich aus PNs weiß.


    Diese Fixierung gibt es nicht, und selbst wenn es sie gäbe, könntest Du nicht wunderbar mit deinen eigenen Beiträgen dagegen halten? Warum rezensierst Du nicht die Bücher, die Du willst, Bücher, die sich so mit den Themen befassen, die Du magst? Das steht Dir doch frei. Aber bislang es ist keine einizge Rezension von Dir eingestellt.


    Was weißt Du aus PNs? Und sollten diese PNs nicht zuerst bei mir ankommen? Ich erhalte nämlich keine solchen PNs.


    Weißt Du, ein solches Forum lebt von der Vielfalt der Ansichten, von der Vielfalt der Beiträge und von der Pluralität der Meinungen. Leute verabschieden sich aus Foren, weil sie ein langweiliger Streichelzoo sind - und nicht weil sie aufregend, wild und ungewöhnlich sind.


    5. Und nun hier mein Vorschlag zum Schluß: Wenn Du alle deine Beiträge in diesem Forum liest (bzw. dich an die erinnerst, die Du wieder gelöscht hast), dann wird dir auffallen, dass ich dir nicht einmal in die Parade gefahren bin. Ich habe nie gesagt, noch dazu unter Berufung auf ein imaginäres Hausrecht: Du sollst hier weg. Ich habe nie Deine Beiträge abqualifiziert, für sittenwidrig, schwachsinnig, geschmacklos oder was weiß ich auch immer erklärt. Du schon. Bevor Du noch eine Seite von "Zicke ist tot" gelesen hattest, hast Du bereits geschrieben: Was 60 Seiten? Wer soll denn das lesen?


    Du mußt doch nicht! Was geht es dich an? Lass es vorüberziehen! Denk an Wittgenstein: Wovon man nicht reden kann, muß man schweigen. So ist es! Und das ist eigentlich das einzige, worum ich Dich sogar bitte: let it be! Ich tue es bei dir doch auch! Dieses Forum ist groß genug, um sich komfortabel aus dem Weg zu gehen! Kann man weniger verlangen? :blume

  • Hallo alle -


    erstmal zum Buch: Thomas, danke - die Rezension macht mir klar, dass ich das nicht lesen werde. Außerdem verwirrt sie mich ein bisschen. Im Grunde habe ich nicht verstanden, warum die Gewalt, die dem Kind angetan wird, so dargestellt wird, wie sie eben dargestellt wird. Begreife ich nicht. Mir ist so eine Art von Gewaltexzess in "Literatur" sehr, sehr fern.


    Zitat

    Original von Helmut
    TWJ schreibt: " Motti ist der grundsätzliche anständige junge Mensch, der aber an den Umständen, den Mitmenschen (Sofie) und insbesondere an Deutschland verzweifelt."


    Sorry, nach der vorherigen Beschreibung hatte ich eher das Gefühl ein grauenvolles Monster vor mir zu haben, dessen handlungen durch nichts, aber auch gar nichts zu erklären oder gar zu rechtfertigen sind.


    Über genau diese Stelle bin ich ebenso gestolpert ...


    Jetzt zum anderen Thema ...


    Zitat

    Original von Helmut
    solche - wie ich annehme - unbeabsichtigten Verletzungen sind bei sehr vielen Themen möglich. Ich für meinen Teil weiß nicht, wie das zu vermeiden wäre.


    Ja, das denke ich auch. Andererseits wäre es schon erfreulich, wenn die Menschen an sensible Themen entsprechend herangingen - mit der angemessenen Sensibilität eben. Ich schrieb es schon andernorts - provokante Themen/Provokationen mögen insb. im Kunstbetrieb größtenteils erlaubt und auch zT gern gesehen sein, man muss sich aber doch dann nicht wundern, wenn es Verletzungen und entsprechende Reaktionen gibt. Mich wundert das jedenfalls nicht.


    Wochenendnahe Grüße,
    Berit

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)