Genregrenzen überschreiten

  • Zitat

    Original von Tom
    Als ich meinem Agenten irgendwann im Verlauf des nunmehr vergehenden Jahres avisierte, mich durchaus mal mit Science-Fiction befassen zu wollen, sah er mich an, lächelte und sagte sinngemäß: [I]Wenn's denn sein muß. Aber erwarten Sie nicht, daß das jemand lesen will...


    Hallo Tom,


    eine sehr merkwürdige Aussage. SF ist als reines Genre zwar beim deutschen Lesepublikum ein Nebenschauplatz, es gelangen aber immer wieder und regelmäßig Bücher aus diesem Genre aus dem begrenzten Publikumskreis heraus. Andreas Eschbach ist ein Beispiel dafür, wie man mit SF überhaupt bekannt werden kann (auch über deutsche Landesgrenzen hinaus) und Anteil haben daran sicher nicht zuletzt seine Agenten. Inzwischen hat A.E. selbst die Grenzen des Genres verlassen. Sowohl "1 Billionen Dollar" als auch "Der Nobelpreis" sind keine SF Titel mehr.


    Und es würde der deutschen SF Literatur gut tun, wenn Autoren aus anderen «Ecken» hin und wieder mal etwas beisteuern würden.


    Dein Agent sollte vielleicht doch noch einmal darüber nachdenken.


    Grüße aus Lauda


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Hallo Horst Dieter,
    ist es nicht eher umgekehrt? Eschbach hat den Erfolg, weil er raus ist aus der SF-Ecke? Ich kann nur von mir als Leserin reden, ich lese seit Jahren kein SF mehr und griff zu Eschbachs Jesus-Video, weil mir das als Mystic-Thriller angepriesen worden war. Ich habe es verschlungen, würde aber seine reinen SF-Bücher deshalb nicht kaufen.
    Also: Werden die Mischungen nicht deshalb gesucht, weil SF an sich Nischenthema ist? Oder werden sie wirklich gesucht, um SF zu einem breiteren Genre aufzupeppen?
    Schöne Grüße,
    Petra

  • Hallo, Horst Dieter.


    Zitat

    eine sehr merkwürdige Aussage.


    Was er damit sagen wollte, war nicht, daß er mir nicht zutrauen würde, SF zu schreiben. Er wollte damit m.E. zum Ausdruck bringen, daß ich die Art Romane, die ich schreibe, ganz gut hinkriege, wohingegen es sehr wahrscheinlich viele Autoren gibt, die Science Fiction besser schreiben als ich das bezogen auf mein Metier tue. Allerdings sagte er auch, daß es sehr schwer wäre, richtig gute SF zu schreiben. Und er vertritt einige Autoren, die sich in diesem Genre umtun.

  • Zitat

    Original von Tom
    schwer wäre, richtig gute SF zu schreiben. Und er vertritt einige Autoren, die sich in diesem Genre umtun.


    Ja, so verstehe ich das besser und so hat er auch recht.


    Meine Sorge ist, dass dieses Thema in der deutschen Literatur untergeht. Es gibt nämlich nicht viele, die wirklich gute SF in Deutschland schreiben. Es kommt nämlich zu viel aus der Serien und Fan-Ecke - leider.


    Gruß


    Horst-Dieter

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    Emanuel von Bodmann


  • Zitat

    Original von viola
    Hallo Horst Dieter,
    ist es nicht eher umgekehrt? Eschbach hat den Erfolg, weil er raus ist aus der SF-Ecke? Ich kann nur von mir als Leserin reden, ich lese seit Jahren kein SF mehr und griff zu Eschbachs Jesus-Video, weil mir das als Mystic-Thriller angepriesen worden war. Ich habe es verschlungen, würde aber seine reinen SF-Bücher deshalb nicht kaufen.
    Also: Werden die Mischungen nicht deshalb gesucht, weil SF an sich Nischenthema ist? Oder werden sie wirklich gesucht, um SF zu einem breiteren Genre aufzupeppen?
    Schöne Grüße,
    Petra


    Na ja, eigentlich lässt sich fast alles von Eschbach in die "SF-Ecke" stellen (auch Jesus-Video) außer die Billionen-Dollar und den Nobel-Preis. Und bekannt geworden ist er mit seinem Erstlingswerk «Haarteppichknüpfer» (eindeutig SF), das eindeutig auch außerhalb der übichen SF-Kreise hinaus gekauft und gelesen wurde. Zu recht!


    Das Jesus-Video in die Mysterie-Ecke gestellt wird, ist mir schleierhaft (und wahrscheinlich nur ein Marketing-Trick), denn "Zeitreise" ist eigentlich ein klassisches SF-Thema. Jesus-Video finde ich nicht so gelungen. Es ist gut geschrieben, gut recherchiert (mal endlich jemand, der Ärchäologen nicht in Indiana Jones Manier beschreibt!) hat aber einen schwachen und überaus dürftigen Plott, der zumindest mich sehr enttäuscht hat.


    Ich glaube, dass Autorinnen und Autoren nur gewinnen, wenn Sie die Grenzen einzelner Genres überschreiten. Und dass das funktioniert, kann man ja durchaus auch beobachten. Hier nur zwei Beispiele: Rebecca Gable hat Krimis geschrieben, bevor sie sich dem historischen Roman zuwandte. Frank Schätzing schrieb Krimis, einen historischen Roman und dann mit "Der Schwarm" einen waschechten SF-Roman.


    Grüße aus Lauda


    Horst-Dieter

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