In eigener Sache: wie ich eigentlich heisse

  • Liebe Freunde,


    ahm ... ja, ich bekomme immer wieder PNs, in denen ich mit den seltsamsten Vor- und Nachnamen angeredet werde.


    Nicht dass mich das stören würde, weit gefehlt, ich will hier nur mal kurz andeuten, wie ich heiße und genantnnt werden kann bzw. könnte.


    Ich heiße mit Vornamen "Thomas", nicht "Tom" (es gibt nur einen Tom), auch nicht Tommy, Thompson, Tommarich oder Tovarich - einfach Thomas.


    "Walker" ist mein zweiter Vorname, aber mit dem wurde und werde ich nie angesprochen.
    In den USA wird dieser Name "middle name" genannt, und er wird dort auch nie gesprochen. George W. Bush heißt auch "Walker" mit Mittelnamen, na ja und ich bin natürlich sehr stolz darauf, dass er meinen Mittelnamen trägt. Der Mittelname im Englischen hat anscheind eine ähnliche Funktion wie der russische Vatersname - z.B.: Igor Iwanowitsch, was bedeutet, dass der Vater Iwan geheißen hat - , er ist oft der Vorname des Vaters. In amerikanischen Ivy-League-Familien (zu denen meine defitiniv nicht gehört) wird der selbe Mittelname stolz über Generationen vergeben, ich nehme an, um Tradition und Heritage zu signailisieren. Bei mir ist das natürlich anders, mein Vater hieß Frank, und ich habe keine Ahnung, wer auf den Mittelnamen "Walker" kam. Ich nehme an, sie haben sich, wie immer, dabei gar nichts überlegt.


    An der High School wurde ich - natürlich -"Jeffrey" genannt oder einfach "Jeff". Als ich später beruflich an der schottischen Grenze zu tun hatte, bekam ich sogar Firmenpost an einen gewissen "Geoff", was die britische Schreibweise von "Jeff" darstellt. Ich habe die Breife aufgemacht und siehe da: ich war tatsächlich der Adressat.


    Erstaunlicherweise gab es aber auch noch andere Namen in meinem Leben. Unvergeßlich der Tag, an dem Aron Goldberg sich in Modern History (High School, es war die Zeit, als Holocaust im Fernsehen lief) umdrehte und zu mir sagte "So, how many Jews did you kill, Jeff Kraut?" Ich antwortete: none. Aron: So your father did it. Ich: He was a child then. Aron: So your gradfather did it. You are all just a bunch of fucking terminators. Und dann kam sein finaler Schlag: "JADOLF".


    Und dann der Herbsttag, an dem ich Alison aus South Carolina (ihr Vater war in der Army, ihre Mutter trank) mein Herz zu Füssen legte, ihr meine unsterbliche Liebe gestand (ich war 16) und ihr gleichzeitig unsere gemeinsamen Pläne für die nächsten 30 Jahre mitteilte (... after we're getting married I'll go to law school, then I'll join a big law firm, and when the children are older ...) - worauf sie sagte: I'm not going to date you, you fucking Jeff'o Krautcinsky. Don't even come near me or I scream.


    Diese Zeiten sind vorbei, obwohl einige PNs einen gewissen "Jeffie" erreicht haben, der sie sogar beantwortet hat. Aber am besten funktioniert doch: Thomas oder Jeff. Wie ein alter PC bin ich nun auch schon zu alt, um das Betriebssystem zu wechseln oder mein Innenleben neu zu verdrahten.


    PS: Deutsche werden in den USA - pejorativ - auch "Krauts" genannt; auch bei Hemingway.

  • Du hattest also eine schwere Kindheit und schreibst deswegen Theaterstücke, die einen Sturm der Entrüstung auslösen? 8)


    Hallo, Thomas, Jeff, altes Betriebssystem, Du.


    Gruss,


    Bernd

    "Der erfolgreiche Abschluss infamer Aktionen steigert Ihren Bekanntheitsgrad, was für Ihren Feldzug zur absoluten Weltherrschaft unglaublich wichtig ist." (aus dem Benutzerhandbuch des PC-Spiels Evil Genius)

  • Zitat

    Original von Th. Walker Jefferson


    Ich heiße mit Vornamen "Thomas", nicht "Tom" (es gibt nur einen Tom), auch nicht Tommy, Thompson, Tommarich oder Tovarich - einfach Thomas.


    Nur einen Tom?


    Mir fallen auf Anhieb «Tom Sawyer» und «Tom Bombadil» ein. Und da gibt es auch noch einen alten Schulfreund mit offiziellem Namen Thomas, der - soweit ich mich erinnern kann - immer nur Tom gerufen wurde, schon damals und nicht Zuletzt in Anlehnung an den weiter oben erstgenannten ...


    Freundliche Grüße aus dem Taubertal


    Horst-Dieter

    BLOG: Welt der Fabeln


    Die schönsten Schlösser und Burgen in Oberbayern und Bayerisch-Schwaben

    ASIN/ISBN: 3831335559


    Verengung des freien geistigen Horizontes ist eine Gefahr in Zeiten des Massenkultes.
    Emanuel von Bodmann


  • Keine Ahnung, ob sich da so viel dran geändert hat.
    Im Jahre 2 b.9/11 (dt. 1999) hatte ich via Internet Mailkontakt u.a. zu einer reizenden Frau aus Milwaukee, die mich nach einiger Zeit mit der Sentenz beglückte: »It's amazing how nice and sociable you are, given the fact that you Germans have been killing so many millions of people even long after Hitler's death.«


    8o

  • Lieber Thomas,


    Du solltest diese (deine!) Geschichte mal in Buchform bringen (falls du es noch nicht getan hast)! :D
    Das hast du wirklich ganz entzückend geschrieben!!! :strauss


    Ganz lieben Gruß,
    Doris (die immer noch über die Geschichte deiner ersten großen Liebe lacht)

  • Zitat

    Original von Iris
    »It's amazing how nice and sociable you are, given the fact that you Germans have been killing so many millions of people even long after Hitler's death.«


    8o


    Nö, näch - oder?!Aber es gibt ja auch die unbedarften Amerikaner, wie einer meiner Brieffreunde, der jüngst schrieb: "Germany must be a very cold place because its very near to Russia".

  • Hallo Th. Walker Jefferson,


    das ist natürlich für die anderen nicht immer so einfach, wie jemand genannt werden will. Aus deiner E-Mailadresse geht's nicht eindeutig hervor. Aber jetzt hast du uns ja aufgeklärt und ich/wir schreibe/n ab jetzt immer Thomas.


    Liebe Grüße
    Tasso J.M.

  • Hallo TWJ :D


    Nun ja, in den USA glauben ja auch immer noch reichlich viele Leute hier herrsche Krieg. Und ob ich also (wie ich da jetzt wieder drauf komme???) auf den Namensvetter so stolz... :kratz1


    Aber du wirst auch nicht glauben, was man aus mir schon alles machte. Vor allem Frauen. Was mich aber zum Beispiel auch vor der Bundeswehr und jedweglicher Ersatztätigkeiten bewahrt hat. :freutanz :freutanz :freutanz


    So zeigt sich wieder, jed Ding hat zwei Seiten. Am besten hält man sich einfach immer an die Bessere. :bier


    Gruss, Eike

  • Zitat

    Original von nemil olde
    Aber du wirst auch nicht glauben, was man aus mir schon alles machte. Vor allem Frauen. Was mich aber zum Beispiel auch vor der Bundeswehr und jedweglicher Ersatztätigkeiten bewahrt hat. :freutanz :freutanz :freutanz


    Mich würde ja schon interessieren, was Frauen aus dir gemacht haben, was dich vor der Bundeswehr und jedweglicher Ersatztätigkeiten bewahrt hat ... :wow Und vor allem: Womit, wodurch und wie? 8o

  • Zitat

    Mich würde ja schon interessieren, was Frauen aus dir gemacht haben, was dich vor der Bundeswehr und jedweglicher Ersatztätigkeiten bewahrt hat ... Und vor allem: Womit, wodurch und wie?


    Sachich ich nich :verleg3


    Man machte natürlich vornehmlich Frauen aus mir (Eike ist auch ein weiblicher Vorname...). So auch seinerzeit Einwohnermelde- und Kreiswehresatzamt....


    :D :D :D


    Gruss, Eike


    Edit: Hast Du ja aber auch sicher verstanden...

  • Hallo Leute,


    ich bin gerade etwas schockiert.


    Mir war schon klar, dass die meisten Amis einen Knall haben und ziemlich verschobene Ansichten, aber die Sätze, die euch teilweise schon "an den Kopf geworfen" wurden, finde ich ja schon zu krass.


    Hat euch das nicht verletzt oder sowas?


    Ich meine: Sarkasmus ok - aber wie könnt ihr das alles "nur mit einem Augenzwinkern" erwähnen?


    Wir haben schon mal eine Klausur im Englisch LK geschrieben, in der wir einen Text namens "What makes Krauts on holiday louds" (schreibt man das so?) analysieren mussten... das war das erste Mal, dass ich so richtig darüber nachgedacht habe, über diese Problematik...


    Mich kotzt es voll an, dass viele Deutsche bei den Amis automatisch kleine Adolfs sind.. ist doch so, oder? Aber: Sind die eigentlich besser? Schusswaffen sind legal, es werden dort wesentlich mehr Menschen auf offener Straße getötet als sonst irgendwo auf der Welt - und die merken das nicht. Ja wie blöd muss man eigentlich sein?


    Liebe Grüße
    Katharina


    @Thomas
    Registriert :evil

  • Zitat

    Original von Bernd
    Du hattest also eine schwere Kindheit und schreibst deswegen Theaterstücke, die einen Sturm der Entrüstung auslösen? 8)
    Hallo, Thomas, Jeff, altes Betriebssystem, Du.
    Gruss,
    Bernd


    Ich hatte auch keine schwerere Kindheit als andere, denke ich. Es ist ja auch schon lange her.


    Man darf nicht vergessen, Aron Goldberg war (oder ist) Jude und die Miniseries Holocaust war natürlich schon ein Hammer - für mich auch. Wegen dem Ausdruck "Terminator" war ich aber sauer auf ihn. Ich habe ihn einige Tage später angerufen, sein - sehr netter - Vater nahm ab, ich klagte mein Leid, wurde angehört, verstanden und (vom Vater) zu Arons Geburtstag eingeladen. Aron bekam einen Toyota Corolla (in den USA darf man mit 16 den Führerschein machen), an den Wänden der Goldsteins hingen Bilder für 10.000 US$. Ich nahm etwas von dem ausgezeichneten Eis und verabschiedete mich dann bald wieder, weil ich mit den anderen Jugendlichen weder in Punkto Klamotten noch in Bezug auf Weltläufigkeit, Konversationsthemen oder sexuelle Erfahrungen auch nur entfernt mithalten konnte.


    Das Witzige an der Geschichte mit Alison ist, dass ich mir den ganzen Sommer lang ungeheure Mühe gegeben hatte, sie zu beeindrucken. Ich schloss mich dem Debating Team an, spielte abends Baskeltball, obwohl ich nichts so sehr hasse wie Basketball, machte mich mit Baseball und den Football-Regeln vertraut (obwohl ich nichts so sehr ...), weil ich mir dachte, dass Alison auf Typen, die darüber was wissen, steht. Am Schluss meiner Vorbereitung war ich davon überzeugt, dass ich nur die bekannten drei Worte sagen müsste, und sie könnte gar nicht anders, als mir da und dann lebenslange Liebe zu schwören. Aus heutiger Sicht würde ich sagen: ich hatte die Kundenwünsche komplett ignoriert. Ich hatte mein Produkt völlig am Kunden bzw. der potenziellen Kundin vorbei entwickelt. Da ich aber damals noch nicht die Marketing-Bibel von Kotler gelesen hatte, wußt ich das nicht.


    Auf dem Nachhauseweg stieg ich drei oder vier S-Bahnstationen zu früh aus und ging dann sehr weit zu Fuß nach Hause. Während des Gehens tat ich mich sehr leid, zitierte laut Hoffmansthal und W.H. Auden (fühlte mich dadurch Alison überlegen), summte die ersten Takte aus der 5. Beethoven-Symphonie, verfluchte die Welt im allgemeinen, Frauen im besonderen und Frauen aus South Carolina noch viel mehr und rief zwischendruch aus drei Telefonzellen bei Alison zuhause an, wo ich immer ihre betrunkene Mutter am Apparat hatte ("Who is this? Is this a crank call? Don't call again").

  • hallo,


    man kennt mich zwar i.a. nicht als amerikafreund, aber ich muss in diesem fall mal losweerden, dass es kaum ein volk gibt, das sich weniger zum pauschalisieren eignet. das land ist tief gespalten zwischen bush-anhängern und bush-hassern, zwischen armen und reichen, zwischen sehr dummen und sehr gescheiten leuten. in den usa gibt es vielleicht gleichermaßen die schlechtesten geschichtskenntnisse (im durchschnitt) und die besten historiker.


    ciao,
    michael

  • Lieber Thomas,


    Deine Geschichte - köstlich. Auch wenn Du das damals sicher anders empfunden hast.


    Aber: Darf ich jetzt gar nicht mehr Johnny Walker zu Dir sagen? :(

  • Zitat

    Original von Batcat
    Lieber Thomas,
    Deine Geschichte - köstlich. Auch wenn Du das damals sicher anders empfunden hast.
    Aber: Darf ich jetzt gar nicht mehr Johnny Walker zu Dir sagen? :(


    Liiiiiebe Batcat,


    ahm ..., ich habe diesen ganzen Thread wegen Dir gestartet.


    Schön, dass Du ihn a) liest und b) die richtige Frage stellst: ich würde es tatsächlich bevorzugen, wenn es Dir nicht wirklich sehr viel ausmacht, ja also ... wenn Du könnntest ... ja also, wo war ich? .... dann würde ich mich wirklich sehr freuen, wenn du "Thomas" zu mir sagen könntest.

  • Zitat

    Original von Batcat
    Wie? Nur wegen mir?


    Na ja, es waren vielleicht doch noch einige andere ... nun .... ahm ... VerehrerInnen ... wie man in Frauenbuchläden scheiben würde.


    Verkleidet als "Gerlinde", mit falschen Tattoos, einer Schnurrbartabdeckung und falschen Piercings patroulliere ich (aus einem alten Golf heraus) regelmäßig in Frauenbuchläden, immer auf der Suche nach Literatur, die dem Patriarchat lieber heute als Morgen den letzten Schlag versetzt. Ich weiß also, wovon ich schreibe.

  • Zitat

    Original von Th. Walker Jefferson
    Ich weiß also, wovon ich schreibe.


    Jetzt zerstör doch nicht das tolle Bild, das Du in den ganzen Postings weiter oben von Dir gezeichnet hast, mit so einem Statement. :D


    Gruss,


    Bernd, der immer noch auf Foren-Groupies wartet

    "Der erfolgreiche Abschluss infamer Aktionen steigert Ihren Bekanntheitsgrad, was für Ihren Feldzug zur absoluten Weltherrschaft unglaublich wichtig ist." (aus dem Benutzerhandbuch des PC-Spiels Evil Genius)