Einzelne Szenen oder durchgehend linear?

  • Hallo,


    mich interessiert, wie Ihr an Romanprojekte herangeht.
    Schreibt Ihr einzelne Szenen, auch außerhalb der normalen Abfolge der Ereignisse, und verbindet die dann oder schreibt Ihr linear die Geschichte herunter, möglichst dem tatsächlichen zeitlichen Ablauf folgend?


    Gruss,


    Bernd

    "Der erfolgreiche Abschluss infamer Aktionen steigert Ihren Bekanntheitsgrad, was für Ihren Feldzug zur absoluten Weltherrschaft unglaublich wichtig ist." (aus dem Benutzerhandbuch des PC-Spiels Evil Genius)


  • Bisher habe ich ja nur einen Roman geschrieben (abgesehen von dem, den ich mit 18 geschrieben habe und den - Gott sei Dank! - niemand wollte) und da bin ich teilweise einem tatsächlichen zeitlichen Ablauf gefolgt und teilweise habe ich einzelne Szenen geschrieben. Zuerst gab es - meiner Erinnerung nach - mehr einzelne Szenen. Nee, linear habe ich eher nicht geschrieben.


    Liebe Grüße
    Kirsten :)

  • Normalerweise linear, weil ich sehr strukturiert plotte. Aber wenn ich ploetzlich eine Eingebung fuer eine Szene habe, die noch nicht dran ist, schreib ich die natuerlich trotzdem auf.


    Und ich habe ja noch diesen Sarah Text, der mir partout nicht sagt, wo er hingeht. Den kann ich nur szenisch schreiben. Und hoffen, dass sich das irgendwie sortiert. Ist fuer mich aber sehr experimentell. Kann dir noch nicht sagen, ob da je was vernuenftiges bei rauskommt.

    I'm all in favor of keeping dangerous weapons out of the hands of fools. Let's start with typewriters.

    -Frank Lloyd Wright (1868-1959)

  • Hängt vom Projekt ab. Normalerweise und wesentlich komfortabler vom Gefühl her ist es, die Dinger linear zu schreiben. Dabei passiert es aber auch, dass mir die eine oder andere Szene erst mal nicht gelingen will. Dann setze ich Platzhalter, die die Funktion beschreiben und mache da weiter, wo ich nicht mehr blockiert bin.


    Die fehlenden Szenen ergeben sich dann meist aus dem Folgeden wie von selbst.


    Beim derzeitigen Projekt ist aber alles anders. Ich habe ausnahmsweise einen funktionierenden Plot, der auch auf die Länge des Romans passt, ich habe sogar die Reihenfolge der Handlungsabläufe, aber das Ding will sich einfach nicht linear schreiben lassen. Erst habe ich einen Teil des Anfangs, dann die letzten vierzehn Kapitel geschrieben und gerade sitze ich am Mittelteil.


    Verfluchte Tat, kann ich da nur sagen. Aber ich kann mich bei dem Roman schlicht nicht gegen meine Figuren wehren und die gehen schon sehr seltsame Wege, diesmal.


    Liebe Grüße
    JJ

    Nay, thy lordship, me ain't no thief, not even a smart one - Piper Quickfingers



    Der Tokee in Die rote Kammer [buch]393991407X[/buch]


  • das ist so eine Frage, für die es glaube ich keine Antwort gibt. Das hängt so stark vom Autor und dem Projekt ab. Probier einfach beides aus. Und was bei dir funktioniert, so arbeitest du eben. Wer heilt hat recht.


    Nicht für alles gibt es Regeln.


    Hans Peteer

  • Zitat

    Original von hpr
    Nicht für alles gibt es Regeln.


    Nein, ich wollte auch keine "Regeln", sondern mich hat einfach nur aus purer Neugier interessiert, wie das andere Schreiberlinge handhaben.
    Ich selbst schreibe (fast) ausschließlich linear und bei meinem derzeitigen Projekt ist es bisher nur einmal passiert, daß ich ein Kapitel schon fertig habe, daß mehr oder weniger den Schluß markiert.


    Gruss,


    Bernd

    "Der erfolgreiche Abschluss infamer Aktionen steigert Ihren Bekanntheitsgrad, was für Ihren Feldzug zur absoluten Weltherrschaft unglaublich wichtig ist." (aus dem Benutzerhandbuch des PC-Spiels Evil Genius)

  • ich hab ja noch nix längeres fertig. früher hab ich immer das geschrieben, was mir gerade einfiel, was zu einer ansammlung von fragmenten führte, und ich fand heraus, dass es sehr schwierig ist, die dann so zusammen zu fügen, dass es sich stimmig liest. aber ich glaube, ich *kann* einfach nicht konsequent "linear" schreiben. am liebsten hätte ich es so: plot, kapitelplanung etc. relativ detailliert ausarbeiten und dann anfangen zu schreiben, im großen und ganzen schon vom anfang an, aber auch gleichzeitig flickwerkartig. und durch das, was da entsteht, auch die möglichkeit zulassen, dass die planerische vorarbeit wieder zunichte gemacht wird. ;)

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)

  • Hallo Berit,


    Zitat

    Original von Berit
    am liebsten hätte ich es so: plot, kapitelplanung etc. relativ detailliert ausarbeiten und dann anfangen zu schreiben, im großen und ganzen schon vom anfang an, aber auch gleichzeitig flickwerkartig. und durch das, was da entsteht, auch die möglichkeit zulassen, dass die planerische vorarbeit wieder zunichte gemacht wird. ;)


    So ein Entwurf sollte IMHO auch nicht in Beton gegossen werden, sondern ein erster Ansatz sein, der sich mit dem Schreiben auch immer wieder verändern können muss.


    Liebe Grüße
    JJ

    Nay, thy lordship, me ain't no thief, not even a smart one - Piper Quickfingers



    Der Tokee in Die rote Kammer [buch]393991407X[/buch]

  • huhu judith,


    seh ich genau so. gibt es das eigentlich: autorInnen, die wirklich strikt von A bis Z schreiben und sich dabei auch noch 100%ig an ihren vorher erarbeiteten plan halten? (das ist ne ernst gemeinte frage. *g*)


    liebgruß, berit

    Frau: "Warum müssen Frauen immer still sein?"
    Mann: "Weil sie dann länger schön bleiben."
    (Der Hexer, 1964)

  • Hallo Berit,


    ich kenne niemanden, vermute aber, dass es bei den Format-Romanen wohl vorkommt. Wenn man so auf den Punkt schreiben muss und es eine Weile getan hat, wird es wohl halbwegs automatisiert. Aber sonst, kann ich mir erst mal nur schwer vorstellen.


    Liebe Grüße
    JJ

    Nay, thy lordship, me ain't no thief, not even a smart one - Piper Quickfingers



    Der Tokee in Die rote Kammer [buch]393991407X[/buch]

  • Zitat

    Original von Berit
    huhu judith,


    seh ich genau so. gibt es das eigentlich: autorInnen, die wirklich strikt von A bis Z schreiben und sich dabei auch noch 100%ig an ihren vorher erarbeiteten plan halten? (das ist ne ernst gemeinte frage. *g*)


    liebgruß, berit


    Angeblich ja. Thomas Mann soll eine feste Zahl von Worten täglich geschrieben haben. Ein anderer Autor (weiß nicht mehr den Namen) hat nicht nur Szenenfolge, sondern auch Seitenzahl im voraus festgelegt - und angeblich beachtet.


    Gibt auch das andere Extrem. Juli Zeh berichtet von einer Unzahl von Seiten, die sie geschrieben habe, ohne zu wissen, worum es überhaupt ging. Und dass sie das wie ein Puzzle zusammengebaut, gestrichen, mit einem Plot versehn hätte. Nicht ganz so extrem ist Tony Hillerman.


    Und dann gibt es die vielen, vielen, die irgendwo dazwischen liegen.


    Hans Peter