Zum Veröffentlichen

  • So, gleich noch ein paar Fragen:


    Manche von euch wissen ja, durch zwei BTs in den letzten Jahren, dass ich (leider immernoch) an meinem Rosco und Simpson arbeite. Und wie so ziemlich alle 42er plane ich zu veröffentlichen.


    Ich schätze, gegen Dezember mit dem Ding fertig zu sein. Und frage mich schon seit geraumer Zeit: Wie gehe ich vor, um meine Chancen zur Veröffentlichung ein bisschen zu erhöhen.


    Grundsätzlich: Ich hab von Verträgen wenig Ahnung, wäre da eine Agentur (eine seriöse natürlich) ratsamer als die direkte Verlagssuche?


    Aber auch weiter: Man soll ja - egal, wer nun Ansprechpartner ist - zunächst anrufen, eine Lektor an die Strippe kriegen. Und sich ein bissle präsentieren. Ich hab gelesen, es wäre gut, seinen Roman in zwei Sätzen zusammen fassen zu können (meinte Andreas Eschbach), habt "ihr Veröffentlichten" ;-) das so gemacht? Dann las ich, mehr als 300 Normseiten wären für einen Erstling nicht gut (was mir ziemliche Probleme bereitet). Ich erfuhr, das Expo sollte so etwa 5 Seiten umfassen - wie lange sollte die Leseprobe sein? Und: Der Anfang der Story als Leseprobe ist klar, aber was sollte ich noch einschicken?


    Stimmen meine Informationen etwa?


    Vielen Dank und Grüße ...


    Jo

  • Hallo, Jo.


    Ich kann Dir nur dringlicht empfehlen, als ersten Kontakt einen Literaturagenten zu suchen - aber Vorsicht, auch da gibt es graue/schwarze Schafe. Eine Agentur, die auf Erfolgsbasis arbeitet und dann ein Honorar in Höhe von 10 - 20% der Vertragswerte verlangt, sollte es schon sein. Listen findest Du auf der Site des 42er (also oben bei "Gehe zu" auf "Website" klicken).


    Die "Bewerbung" besteht aus drei Komponenten, und die erste Komponente unterschätzen viele, obwohl sie häufig zur Ablehnung führt: Das Begleitschreiben. Am besten Agenten/Lektor direkt ansprechen (vorher Namen erfragen), das Projekt in zwei, drei Sätzen vorstellen, die Zielgruppe skizzieren, eigene Vita folgen lassen, sofern valide Veröffentlichungen vorliegen (kein BoD o.ä.). Keine Späßken, kein Geplänkel, aber auch nicht zu zaghaft ("Ich weiß, daß das Buch noch überarbeitet werden muß ...").


    Ein Expo sollte m.E. maximal drei Seiten haben. Es sollte das Projekt umreißen, seinen Ablauf darstellen und abermals auf die Zielgruppe eingehen. Die Leseprobe muß nicht vom Anfang, aber verstehbar sein. Meistens genügen 30 bis 40 Seiten. Sie sollten halbwegs repräsentativ sein.


    Wichtig ist, daß derjenigen, den man kontaktiert, damit auch was anfangen kann - es macht also keinen Sinn, mit einem SF-Roman zu Suhrkamp zu marschieren. Auch hier hilft das Gespräch vorher.


    HTH, möglicherweise folgt noch was (bin in Eile).

  • Danke Tom.


    Zum Expo: Sollten da auch die Hauptfiguren rein? Ich hab mal eines von einer bekannten Phönixlerin ;-) lesen dürfen, sie hatte die Hauptfiguren drin.


    Die Textproben sollte ich vielleicht eher mischen. Also Dialog und Action. Hast du deinen Anfang geschickt? Ich dachte immer, der sei wichtig.


    Und dein Beispiel "ich weiß, dass das Buch noch überarbeitet werden muss ..." sollte ich eher nicht bringen, oder (Habs nicht so ganz vestanden)? Davon würde ich eher stillschweigend ausgehen, und der Lektor sicher auch.


    Meine Vita, die Zusammenfassung in ein paar Sätzen, Zielgruppe - wie viel davon sollte ich schon am Telefon anbringen? Kann ich auch, für die Richtung, bekannte Storys als Beispiel nennen, ohne zu sehr als Poser dazustehen? (Etwa: Pratchett, Adams, oder Filme wie Pulp Fiction - alles in meinem Fall jetzt.)


    Danke und Grüße ...


    Jo

  • Hallo,


    auch ich bin der festen Überzeugung, dass du dir erst einen Agenten suchen solltest (damit musst du nicht warten, bis du ganz fertig geschrieben hast!).


    Der Grund ist einfach der, dass du bei den namhaften Verlagen ansonsten so gut wie kein Chance hast, dass je ein Lektor deinen Text in die Finger kriegt. Die Verlage werden mit unaufgefordert zugeschickten Texten zugeschüttet und haben ein relativ rigoroses Auswahlverfahren, meist mittels Praktikanten, die eine radikale Vorauswahl treffen.


    Ich kann es auch mit ein paar Zahlen erläutern. Mein Agent sagte mal, dass er etwa jedes 50. Projekt, das an ihn herangetragen wird auch gegenüber Verlagen präsentiert. Von diesen wiederum wird etwa jedes zweite auch von einem Verlag genommen. Das heißt einer von hundert (!) kommt durch.


    Daran lassen sich auch die unterschiedlichen Chancen bei den unterschiedlichen Wegen ersehen: Kommt ein Waschkorb voller Manusskripte beim Verlag an, dann mag da ein Guter unter hundert dabei sein. Kein Lektor kann 100 Texte lesen in der Hoffnung, dass einer was taugt.


    Bringt ihm aber ein guter (!) Agent einen Text, dann weiß er, dass es zu 50 % ein druckbarer Stoff ist. Damit beschäftigt sich der Lektor in jedem Fall.

  • Aus meiner Erfahrung heraus, habe ich Toms und Helmuts Ausführungen nichts hinzuzufügen. :)


    Übrigens: Je dicker das Paket, das den Verlag erreicht, umso größer die Wahrscheinlichkeit, daß kein Lektor es je zu Gesicht bekommt. Diese ausführlichen Dinger sind für den Autor vielleicht nützlich, für die Vermittlung des Manuskriptes sind sie eher hinderlich. Sag selbst: Wer soll sich die Mühe machen, tagtäglich hunderte dieser Dinger zu lesen, um das Goldkörnchen im Sandhaufen zu finden. :zwinker


    Ein Exposé sollte drei DIN-A4-Seiten wirklich nicht überschreiten, es sollte klar erkennbar sein, daß der Autor weiß, was er tut und eine runde Geschichte erzählen kann (z:b. durch eine Zusammenfassung der Kernhandlung in ein, zwei Sätzen!). Und die Leseprobe darf auch ruhig ein Potpurrie sein. Hauptsache, man kann daraus erkennen, wo deine Stärken liegen! Und ganz wichtig: Zuviel Information schadet!


    Liebe Grüße,
    Iris :sonne

  • Danke Helmut.


    Ich warte, bis ich fertig bin, weil ich den Roman vorher für mich fertig kriegen muss. Ich hab zwar davor mal einen geschrieben, um das auszutesten, aber der war leichter, viel leichter.


    Würdest du der 300-Seiten-Sache zustimmen? Sollte ein Erstling nicht mehr haben? Also so ungefähr, meine ich.


    Gruß ...


    Jo


    edit: Iris, wann ist ein Paket zu ausführlich? Hast du dich direkt an den Verlag gewandt oder auf einen Agenten zurückgegriffen?

  • Ich habe mir einen Agenten gesucht -- und zwar mit einem Exposé von 1 1/2 DIN-A4-Seiten. Ich habe sechs Agenturen angeschrieben, zwei wollten mehr wissen, bekamen erst eine 50seitige Leseprobe (Potpourrie) und eine 3seitige Zusammenfassung. Am Ende konnte ich mich dann sogar zwischen beiden entscheiden.
    Ich bin dabei nach der "Nase" gegangen -- Vertrauen ist alles in diesem Geschäft. Und ich fahre sehr, sehr gut damit. :)

  • Zitat

    Original von Helmut

    Ich kann es auch mit ein paar Zahlen erläutern. Mein Agent sagte mal, dass er etwa jedes 50. Projekt, das an ihn herangetragen wird auch gegenüber Verlagen präsentiert. Von diesen wiederum wird etwa jedes zweite auch von einem Verlag genommen. Das heißt einer von hundert (!) kommt durch.
    ...
    Bringt ihm aber ein guter (!) Agent einen Text, dann weiß er, dass es zu 50 % ein druckbarer Stoff ist. Damit beschäftigt sich der Lektor in jedem Fall.


    Lieber Helmut,
    die Quote der angenommenen Romane (Newcomer/Jahr) sieht noch schlechter aus, wahrscheinlich, weil die meisten Autoren ihr Manuskript direkt zu den Verlagen schicken:


    Es werden ca. 80.000 Manuskripte von bisher unveröffentlichten Autoren eingereicht und von denen nur etwa 1/1000 = 80 angenommen. Da die Publikumsverlage mehr deutsche Autoren nehmen statt Übersetzungen, könnte die absolute Zahl etwas größer sein.


    @alle
    Ohne Agent ist man als Autor im Grunde aufgeschmisssen, selbst wenn man einen Verlag findet. Der Agent tut viel mehr, als nur das Manuskript an einen Verlag bringen. Da jede Lizenz und jede Sonderauflage auch dem Agenten Honorar bringt, wird er darauf achten, dass das Buch so gut wie möglich verwertet wird - und er kontrolliert die Abrechnungen.


    Ich habe mit Gherons und meiner Agentin einen Haupttreffer gezogen - aber es war schon der neunte Versuch.


    Veröffentlichen ist ein Abenteuer für sich, nicht nur für Unveröffentlichte


    Gruß Sysai

  • Zitat

    Original von Sysai
    [quote]Original von Helmut

    Ohne Agent ist man als Autor im Grunde aufgeschmisssen, selbst wenn man einen Verlag findet.


    Hallo Sysai,
    du auch hier?! :D


    Den Satz würde ich persönlich nicht unterschreiben. Ich habe erst seit dem dritten Buch einen Agenten und kam zuerst ganz alleine an meine Verlage. Es kommt drauf an, worauf man Wert legt.
    Und insofern gebe ich dir Recht - ich möchte meinen Agenten nicht mehr missen. Er handelt einfach die besseren Konditionen und Honorare aus (als Autor ist man immer in einer empfindlichen Verhandlungsposition), kennt den Markt besser als ich, kann bei Problemen seinen Rücken hinhalten, ist an Umsatz und Erfolg interessiert.


    Aber! Ein Agent lehnt deshalb eben auch ab, wenn das MS trotzdem bei kleineren und Nischenverlagen laufen würde. Wer *nicht* für große Verlage schreiben will und wie die Maschine liefern, wer sich zutraut, selbst Verträge und Honorar auszuhandeln, kann ohne Agent besser dran sein.
    Bei den ganz großen Verlagen geht ohne Agent fast nichts mehr (Ausnahmen gibt es).


    Schöne Grüße,
    Petra

  • Hallo Leute,


    schließen die Tätigkeit als Autor und die Tätigkeit als Literaturagent eigentlich einander aus?
    Ich meine: Ich möchte später mal Literaturagentin werden, aber auch selbst schreiben... das wäre mein Taum!


    LG
    Katharina

  • Hallo, Katarina.


    Zitat

    schließen die Tätigkeit als Autor und die Tätigkeit als Literaturagent eigentlich einander aus?


    Klar kann es Interessenkonflikte geben (wenn die eigenen Werke und diejenigen zu vertretender Autoren ähnliche Zielgruppen haben und man sich der Versuchung ausgesetzt sieht, die eigenen Traktate vorrangig zu bewerben), aber das ist in vielen Branchen der Fall. Damit müßte man in einer solchen Konstellation sensibel umgehen, sonst verlöre man Klienten. Aber einen generellen Ausschluß sehe ich eigentlich nicht. Es gibt auch Verleger, die selbst schreiben.